Читать книгу Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie - W. W. Shols - Страница 24
ОглавлениеDie Sonne greift ein
Die beiden Männer zerrten an Marks Händen. Aplic keifte unverständliche Worte. Kermic keuchte. Der Heulton ging den beiden auf die Nerven.
»Lassen Sie uns doch los!«, drängte Kermic. »Das bedeutet Gefahr, höchste Gefahr! Wir müssen mit dem Kommandanten sprechen.«
Mark Tolins hielt sie fest, aber er wusste, dass er sich jetzt selbst in der Klemme befand. Der Heulton bedeutete sicher irgendwelchen Alarm, vielleicht sogar ernste Gefahr. Wenn er aber jetzt die beiden an den Tisch ließ, konnten sie nicht nur unbekannte Mittel gegen ihn gebrauchen, sondern auch die Besatzung des Raumschiffs alarmieren. Er verstand nun einmal ihre Sprache nicht. Der ganze Aufwand war vertan. Er begab sich bedingungslos in ihre Hände zurück, wenn er sie frei ließ. Und es sprach wenig dafür, dass sie ihm dafür dankbar sein würden. Andererseits traf die Gefahr, die der Heulton meldete, auch ihn, Biggy und die anderen.
Das dritte Aufheulen versank. Der Raum wurde wieder still.
»Lassen Sie los!«, zeterte Kermic, während Aplic gehässige Worte zischte, in denen Angst lag.
Mark Tolins fixierte den Dolmetscher.
»Ich werde Sie an den Tisch herananlassen, damit Sie sich unterrichten können. Aplic bleibt in meiner Gewalt. Ich kann nichts dagegen tun, wenn Sie die Besatzung verständigen, aber beim geringsten Verdacht, dass etwas gegen mich unternommen wird, wird es Aplic büßen müssen. Haben Sie das begriffen?«
»Ja, ja«, versicherte Kermic hastig. »Ich werde nur fragen, was vorliegt.«
Mark Tolins gab ihn frei. Kermic stürzte zum Tisch, drückte einen Knopf und stellte hastig Fragen. Aus einem Lautsprecher kamen Antworten. Sie klangen gehetzt.
Der knochige Greis in den Händen Mark Tolins versteifte sich.
Kermic drehte sich um. Sein fahles Gesicht war einen Schein violetter als bisher Seine Stimme klang unsicher und hatte etwas von ihrer Feindseligkeit verloren.
»Sie hatten Recht. Wir sind im Augenblick einer sehr starken Strahlung ausgesetzt, deren Intensität schnell zunimmt. Sie hat unsere Gefahrengrenze bereits überschritten. Es handelt sich um eine Korpusokularstrahlung, die vom Zentralgestirn dieses Planetensystem kommt, also von Ihrer Sonne.«
Er wechselte die Sprache und Verständigte Aplic. Damit bekam Mark Tolins Spielraum zu einer schnellen Überlegung. Er brauchte ihn. Die Strahlung kam wie nach dem Fahrplan. Er hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, sondern nur bluffen wollen. Man hatte ihn zwar kurz vor dem Start von der neuen Sonnenfleckentätigkeit unterrichtet, aber solche Ausbrüche konnten auch harmlos verlaufen. Offenbar hatte ihnen der Zufall einen besonders heftigen Ausbruch mit hohen Intensitäten beschert.
Was ließ sich damit anfangen? Wenn die Strahlung durchschlug, zerstörte und verseuchte sie alles Lebende an Bord, ganz gleich, ob es von der Erde oder von einem fremden Stern kam. Für die Erde und ihre Menschen konnte es nichts Besseres geben, denn es befreite sie von den Angreifern.
Kermic wechselte wieder die Sprache.
»Geben Sie Aplic frei. Der Kommandant befiehlt, die Raumanzüge anzulegen. Wir müssen uns beeilen.«
»Und was wird aus mir und meinen Kameraden?«
»Wir werden allen Schutzanzüge geben«, versicherte Kermic hastig, aber seine Lider zuckten dabei, als wollten sie sich schließen und etwas verbergen. »Gut, lassen Sie die Schutzanzüge und meine Kameraden hierher bringen.«
»Das - das geht nicht. Die Strahlung dringt bereits ein, und Aplic muss schnellstens ...«
Er brach ab und drehte sich wieder zum Tisch herum. Irgendetwas hatte ihn alarmiert.
Worte hasteten durch den Raum. Aplic antwortete selbst. Mark Tolins wollte ihn nicht daran hindern. Die Stimmen verrieten die Bestürzung und Unruhe der Männer. Ein größeres Ereignis war über sie hereingebrochen. Sie wurden nicht fertig damit. Wieder Stille.
»Sie können ihn loslassen«, sagte Kermic, als ob er plötzlich heiser geworden wäre. »Wir werden nichts gegen Sie unternehmen. Die Gefahr trifft uns alle. Die Strahlung beträgt bereits fünfzig Einheiten nach Ihrer Rechnung und verstärkt sich immer noch.«
Mark Tolins straffte sich. »Sie wissen, was das bedeutet?«
»Ja Das Ende!«
»Nicht, wenn Sie sofort auf die Erde heruntergehen. Der Strahlengürtel schützt die Erde.«
»Der Kommandant weigert sich.«
»Warum?«
»Die Strahlung ist erdwärts noch höher und verschärft sich durch eine starke Ionisation. Er fürchtet, dass unsere Außenhaut den Belastungen nicht gewachsen ist.«
»Staustrahlung!«, erklärte Mark Tolins knapp. »Die Korpusokularstrahlung staut sich natürlich an der Ionosphäre und macht sie turbulenter. Das spürt man sogar noch an der Oberfläche der Erde mit magnetischen Gewittern, Funkstörungen und Nordlichtern. Insofern hat Ihr Kommandant Recht. Wir müssen den Weg durch das Auge nehmen.«
»Das Auge?«
»Das Wirbelzentrum.«
Kermic blickte hilflos. »Ich verstehe Sie nicht.«
»Das sieht Ihnen ähnlich!«, erwiderte Mark Tolins erbost. »Sie experimentieren in einem fremden Sonnensystem und an einem fremden Planeten, aber Sie haben sich nicht einmal über die lokalen Besonderheiten unterrichtet. Die Strahlenhülle der Erde ist ein kugelförmiges Wirbelfeld, dessen Achse im Norden wie im Süden ein verhältnismäßig ruhiges und nur schwach aufgeladenes Zentrum bildet, ganz ähnlich wie das Auge eines Wirbelsturms. Dort kommen wir durch.«
»Sie können uns die Daten geben?« Mark Tolins lachte kurz auf. Das war die ersehnte Chance.
»Nein, das kann ich nicht, schon deshalb nicht, weil das Drehzentrum nicht stationär ist. Ich bin aber bereit, das Kommando zu übernehmen und das Raumschiff hinunterzubringen.«
»Ich werde Sie zum Kommandanten bringen«, sagte Kermic. »Sie können ihm dann Ihre Anweisungen geben. Wir warnen Sie jedoch. Wir wissen genau, dass es ein Risiko für uns ist, das Raumschiff bis auf die Erde hinunterzubringen, ja, dass wir vielleicht sogar unbekannten Gefahren begegnen können. Wenn wir merken, dass Sie ein falsches Spiel mit uns treiben, werden wir Sie töten.«
Mark Tolins trat von den beiden zurück, ging zu seinem Sessel und setzte sich hinein. Jetzt kam es darauf an, wer die besseren Nerven besaß.
»Sie sollten nicht Raumschifffahrt betreiben, sondern ein Schlachthaus. Töten? Nun, ich stehe zur Verfügung. Töten Sie mich. Aber Sie brauchen sich nicht einmal persönlich anzustrengen. In einer Stunde oder früher sind wir alle zusammen erledigt.« Kermic glotzte.
»Sie wollten uns zur Erde hinunterbringen.«
»Vor Ihrer Drohung.«
»Aber ich meinte doch nur - ich wollte sagen ...«
Mark Tolins stand wieder auf und ging auf ihn zu Seine Stimme war tödlich kalt.
»Wir verstehen uns sehr gut. Ich soll Sie retten, und zum Dank dafür möchten Sie weiterhin mit mir anstellen, was Ihnen passt. Ich verzichte. Sie haben mit ihren Experimenten Zehntausende Menschen umgebracht, ohne an deren Schicksal zu denken. Ich habe mich trotzdem erboten, Sie in Sicherheit zu bringen. Wir Menschen sind nun einmal so merkwürdig veranlagt. Wir bringen einerseits andere in Not, springen aber auch manchmal ohne Rücksicht auf uns selbst ein, wenn andere in Not sind. Das ist für Ihren Verstand zu hoch, nicht wahr, und das ist Ihr Pech. Viel Vergnügen, wenn die Strahlung durchschlägt.«
»Aber - aber ...?«, setzte Kermic an, brach ab, um auf Aplic zu lauschen, der jetzt mit jemand außerhalb des Raums sprach. Er gab es an Kermic weiter. Die beiden hetzten sich gegenseitig die Worte aus dem Mund, dann wandte sich Kermic wieder an Mark Tolins.
»Die Strahlung nimmt weiter zu. Der Kommandant rät, unsere Beobachter auf der Erde aufzugeben und sofort in den Raum zu starten.«
»Viel Vergnügen! Vermutlich haben Sie niemand an Bord, der Ihnen vorrechnen kann, wie viel schneller ein Strahlungsausbruch als ein Raumschiff ist.«
»Wir wissen es«, antwortete Kermic gepresst, »aber es ist wenigstens eine kleine Chance.«
»Auf der Erde sind Sie sicher.«
»Wenn Sie uns nicht führen wollen?«
»Ich habe es Ihnen angeboten, aber ich muss volle Lotsenfreiheit haben. Außerdem müssen Sie meine Kameraden freilassen, damit sie mir behilflich sein können.«
»Das ist unmöglich!«, wehrte Kermic erschreckt ab.
»Warum?«
»Der Kommandant wird sich weigern.«
»Das ist Ihre Angelegenheit.«
»Und Ihre Kameraden sind nicht mit unseren Einrichtungen vertraut.«
»Sie sind alle Raumpiloten, und so ungewöhnlich werden Ihre Konstruktionen nicht sein. Aber wie Sie wollen.«
Kermic redete auf Aplic ein. Dann war die Entscheidung gefallen.
»Kommen Sie«, sagte Kermic mit einer gewissen Nervosität. »Ich bringe Sie zum Kommandanten. Ihre Freunde werden bereits freigelassen. Sie werden sie im Steuerraum treffen.«