Читать книгу Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie - W. W. Shols - Страница 30

Das letzte Wagnis

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»Ich möchte Aplic sprechen«, sagte Tolins.

Kermic stutzte.

»Das ist nicht nötig.«

»Für mich ist es nötig. Holway, los, lösen Sie Biggy ab.«

Während Holway und Biggy die Plätze wechselten, wandte sich Mark Tolins wieder an Kermic. Er hatte innerlich die Grenze überschritten. Der Tod war einkalkuliert.

»Führen Sie mich zu Aplic, oder ich muss meinen Leuten befehlen, alles zu zerschlagen. Dann bringen Sie das Raumschiff nie wieder von diesem Platz hoch.«

»Ich verstehe nicht«, wurde Kermic unruhig. »Sie wollten doch aussteigen, sobald wir gelandet sind.«

»Was ist denn eigentlich los?«, rief Carring herüber und drückte damit die Unruhe der anderen Männer aus.

»Er hat doch recht. Nichts wie raus hier.«

»Meine Meinung!«, sekundierte Lubow.

»Sie müssen sich noch etwas gedulden«, beschwichtigte Mark Tolins. »Ich muss erst noch den Leiter der Expedition sprechen. Ich werde mit Kermic und Biggy zusammen für eine Weile hinausgehen. Unser Leben und Ihr Leben hängt davon ab, dass Sie auf dem Posten bleiben und beim geringsten Gefahrenzeichen zerstören, was Sie können. Das ist das einzige, was diese Leute fürchten, denn größere Schäden in der Elektronik machen sie unweigerlich schiffbrüchig. Ich verlasse mich auf Sie.«

»Die Frage ist, ob wir uns auch auf sie verlassen können!«, rief Lubow misstrauisch. »Sie wären nicht der erste, der seine Haut in Sicherheit bringt und die anderen im Dreck lässt.«

»Darüber können wir uns später einmal unterhalten«, erwiderte Mark Tolins kalt. Mehr konnte er nicht tun, denn es war unmöglich, in Gegenwart Kermics seine Absichten zu enthüllen.

»Und du bist nicht der erste, dem ich aufs Maul schlage!«, fuhr Woruschin seinen Landsmann wie ein gereizter Bär an. »Bis jetzt hast du nichts zusammengebracht als volle Hosen, und zu mehr wird es auch zukünftig nicht reichen.«

Lubow schwieg. Die anderen auch.

Kermic hatte sich inzwischen Anweisungen eingeholt. Er kehrte wieder stärker den Privatsekretär hervor.

»Aplic will Sie sprechen. Kommen Sie.«

Sie folgten ihm durch die Tür. Draußen warteten vier Mitglieder der Besatzung neben dem Gleitband. Sie konnten die gleichen Männer sein, mit denen sie sich schon einmal herumgeschlagen hatten. Mit Sicherheit ließ es sich freilich nicht sagen. Ihre Hände waren leer, ihre Gesichter jedoch wachsam. Sie schlossen sich stumm an.

Für Mark Tolins bedeutete ihr Anblick fast eine Erleichterung. So ganz lückenlos sicher fühlten sich diese Leute also doch nicht, wie er befürchtet hatte, nachdem die Überrumpelung der Zentrale ohne Aufruhr hingenommen worden war. Vermutlich herrschte hier nur die gleiche strenge Ordnung wie in einem irdischen Schiff, die es auch nicht erlaubte, dass die Heizer oder die Funker von ihren Posten wegliefen, wenn der Kapitän einige Schwierigkeiten hatte. Vielleicht war hier die Ordnung noch viel strenger. Das konnte die Passivität der vermummten Männer in der Zentrale erklären.

Er benutzte die Gelegenheit, um Biggy einzuweihen. Sie sprachen beide fließend spanisch. Kermic schielte misstrauisch, als er sie in einer fremden Sprache reden hörte, verzichtete aber auf Bemerkungen.

Biggy sah um die Augen herum bedenklich aus, aber nach seiner unteren Gesichtspartie musste er wieder einmal Honig geschleckt haben.

»Die alten Helden, Mark!«, murmelte er, nachdem er das Notwendigste gehört hatte. »Sie wollten auch nicht in den Betten sterben. Ich hoffe, dass uns wenigstens irgendwann irgendwer bewundern und uns einen besseren Grabstein setzen wird. Sie werden uns ausschalten, wenn sie merken, was losgeht.«

»Möglich«, gab Mark Tolins zu. »Die Hauptsache ist, dass wir vorher unsere Gelegenheit wahrnehmen.«

»Optimismus, Mark!«, seufzte Biggy. »Er besteht immer zum größten Teil aus einem gewissen Talent, die Augen zuzukneifen und nichts zu sehen. Wir müssten erst einmal diese vier Jünglinge hinter uns loswerden!«

»Ich hab dir gesagt, was zu tun ist«, sagte Mark Tolins. »Diese Leute sind meine geringste Sorge. Falls du noch immer nicht verstanden hast, was ...«

»Kein Wort«, behauptete Biggy. »Wäre es aber nicht besser, wenn ich den Boss in die Tasche stecke und ...«

»Nein.«

Der Leiter der Expedition erwartete sie. Die vier Männer der Besatzung blieben draußen vor der Tür.

Was Aplic sich auch immer vorgenommen hatte - Mark Tolins überrumpelte ihn. Er ging ohne Zögern direkt auf ihn zu, wenn auch locker genug, um nicht gleich Verdacht zu erregen, und bevor Aplic noch die Situation erfassen konnte, riss er ihn aus seinem Sessel heraus und presste ihm eine Hand auf den Mund. Aplic zappelte, kam aber gegen die stählernen Arme nicht auf. Es gelang ihm erst recht nicht, an den Tisch und seine Apparate heranzukommen.

Biggy griff in der gleichen Sekunde zu. Er nahm Kermic in seine Arme und schloss ihm ebenfalls den Mund.

Aplic brauchte sich nicht lange Sorgen zu machen. Mark Tolins gab ihm flüchtig Luft und schickte ihn mit einem wohldosierten Schlag ins Traumland. Aplic ruckte ächzend und brach zusammen. Jetzt konnte ihn Mark Tolins durchsuchen. Er fand, was er suchte - einen Gegenstand wie ein Füllhalter, der Mikrophon und Liliputsender zugleich war.

Eine Kleinigkeit später konnte auch Kermic keine Hilferufe aus dem Raum herausgeben.

Die beiden Führer, Aplic und Kermic, sahen, dass sie unterlegen waren. Sie gaben auf. Nach einer heftigen Unterhaltung wandte Kermic sich an Mark Tolins.

»Ich bin angewiesen, Ihre Wünsche zu erfüllen. Kommen Sie!«

»Er wird uns begleiten. Und sagen Sie ihm, dass meine Kameraden das Raumschiff betriebsunfähig machen werden, falls gegen uns etwas unternommen wird.«

»Er weiß es«, erwiderte Kermic und sprach dann mit Aplic. Dieser verriet Einverständnis, und Kermic fasste es wenig später in Worte.

Kermic ging voraus. Mark Tolins blieb auf Tuchfühlung mit ihm. Aplic folgte, scharf überwacht von Biggy. Die vier Männer, die vor der Tür gewartet hatten, schlossen sich wortlos an.

Eine Promenade zwischen brennenden Zündschnüren in einem Sprengstofflager wäre gemütlicher gewesen. In jeder Sekunde konnten die vier Männer im Rücken aktiv werden, ganz zu schweigen davon, dass aus jeder Tür und aus jedem Gang Feinde herausstürmen konnten, die nicht auf ihre bloßen Hände angewiesen waren. Es gab Gegner, Waffen und Tricks genug. Mark Tolins und Biggy wussten es. Ihre Stärke lag wohl allein darin, dass man es ihnen nicht ansah. Sie hatten keinen weiten Weg. Sie kamen bald an eine schmale Wendeltreppe, erreichten das tief erliegende Geschoss und gingen gleich darauf durch eine Tür. Die vier Leute der Besatzung blieben wieder im Gang zurück. Der Raum hinter der Tür besaß ungefähr die gleiche Größe wie die Zentrale. Er enthielt ebenfalls Schaltbänke, Instrumententafeln, Batterien von Messgeräten und Elektronenrechner. Trotz aller Abweichungen glich er in vieler Hinsicht einem Raum, wie man ihn auch auf der Erde finden konnte.

Einige der Drehsessel an den Bänken und Schalttafeln waren besetzt, aber die knochigen, spitzbäuchigen Männer in ihnen befanden sich in seltsamen Stellungen. Der eine war halb herausgerutscht, der andere lag mit dem Oberkörper auf dem Schaltpult, der dritte drohte herauszukippen.

Mindestens ein Dutzend Sessel waren leer. Die zugehörigen Männer lagen reglos, verkrümmt und zusammengezogen am Boden, überwiegend unmittelbar neben den Sesseln, einige aber auch mitten im Raum, als wären sie gestolpert und gefallen:

Die Lämpchen an den Instrumententafeln glühten nicht mehr. Der ganze Raum war unheimlich still und tot.

Kermics Worte rieben sich wie Eisstücke aneinander.

»Das ist es, was Sie sehen wollten, nicht wahr?«

Mark Tolins fasste ihn und Aplic ins Auge.

»Was bedeutet das?«

Aplic antwortete, als ob er die Frage verstanden hätte, und zog damit das Gespräch an sich, während Kermic auf die Rolle des Dolmetschers zurückfiel. Die körperliche Hinfälligkeit Aplics war jetzt deutlicher als zuvor, aber die persönliche Kraft in ihm kam eher stärker zum Ausdruck.

»Das ist unser Forschungsraum, von dem aus wir unsere Experimente durchführten. Die Toten sind unsere Wissenschaftler und ihre Assistenten. Das bedeutet, dass wir unsere Arbeiten nicht fortsetzen können.«

Sie hatten ihn durchschaut. Sie hatten begriffen, warum er Wert auf einen Rundgang gelegt hatte. Es war unwichtig. Tausendmal schwerer wog, dass dieser Raum mit seinen Insassen tot war. Es wog soviel wie Millionen Menschen und vielleicht die ganze Erde.

»Wie ist es geschehen?«, fragte Mark Tolins ohne Ausdruck.

»Die Strahlung«, antwortete Aplic fast im gleichen Tonfall. »Dieser Raum hat keinen besonderen Strahlenschutz. Er liegt außen und ist nur auf die Außenhaut angewiesen. Die Strahlung ist eingedrungen. Wir dachten, die Gefahr käme nur von oben.«

Mark Tolins nickte. Er hätte die Leute warnen können. Die Staustrahlung von unten her galt als fast noch gefährlicher als die direkte Strahlung, vor allem in den Schwellenzonen um das Wirbelauge herum. Dem Einbruch von einigen hundert Röntgeneinheiten war kein lebender Organismus gewachsen.

Ein vernichtender Schlag für diese Expedition!

»Sie sind zufrieden?«, fragte Aplic.

»In gewisser Weise, ja«, bestätigte Mark Tolins. »Ich verstehe, dass es für Sie ein Verlust ist, aber ich denke mehr an die Menschen, denen Ihre Experimente und deren Folgen erspart bleiben.«

»Sie wollten diese Einrichtungen zerstören?«

»Ja.«

»Die Erdbewohner sind wirklich sonderbare Geschöpfe«, wunderte sich Aplic. »In meiner Heimat sind die Menschen glücklich, für die Wissenschaft sterben zu dürfen.«

»Bei uns gibt es einstweilen für das Sterben noch genug andere Glücksgründe.«

»Ja, ich kann es mir denken. Das ist wohl bei allen Primitiven so. Abergläubische Vorstellungen! Sie wissen, dass wir wiederkommen werden.«

»Wann?«

»Irgendwann. Vielleicht in zwanzig Jahren, vielleicht in fünfzig. Es werden andere Männer sein als wir, aber sie werden diese Arbeiten fortsetzen, als wären wir es selbst. Die Wissenschaft ist nicht an Zeit oder Personen gebunden.«

»Die Pest auch nicht«, murmelte Biggy, aber niemand nahm Notiz von ihm.

»Das Leben auch nicht«, parierte Mark Tolins kalt. »Die Erde wird sich wehren. In fünfzig Jahren werden es andere Männer sein, aber es werden Männer da sein, die sich gegen Sie stellen - und dann vielleicht schon mit besseren Mitteln.«

»Wir rechnen damit«, nickte Aplic gleichgültig. »Legen Sie jetzt noch Wert auf einen Rundgang?«

»Nein. Ich möchte jetzt mit meinen Kameraden das Raumschiff verlassen.«

Aplic bekam einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. Er sah fast nach Belustigung aus.

»Wir haben nichts dagegen.«

»Das genügt nicht. Wir müssen uns sichern.«

Jetzt verzog Aplic sogar spöttisch die Lippen.

»Und wie wollen Sie das erreichen? Wenn Ihre Freunde die Zentrale verlassen, werden wir aufsteigen, bevor Sie aussteigen können. Und wenn Sie aussteigen, besitzen wir viele Möglichkeiten, um Sie zu töten, auch wenn Sie mich als Geisel mitnehmen.«

Ein kluges Kind, aber wem sagte er das? Mark Tolins besaß selbst Finger genug, um sich die Möglichkeiten abzählen zu können. Er musste damit zufrieden sein, dass der Erde weitere Experimente dieser Eindringlinge erspart blieben.

»Nun, vielleicht können Sie mir einen guten Rat geben«, schlug er gelassen vor. »Ich bin schließlich nur ein ›Primitiver‹ und will gern von Ihnen lernen.«

Aplic war jetzt zweifellos belustigt. Einige Reste von Humor mussten in ihm lebendig geblieben sein.

»Sie scheinen wirklich begabt zu sein. Sie sollten sich entschließen, mit uns zu kommen. Wir werden für Sie sorgen und Ihre Talente entwickeln. Ich halte Sie für ein interessantes Studienobjekt.«

»Besten Dank«, quittierte Mark Tolins trocken. »Bei uns gibt es auch Affen im Käfig, deren Intelligenz man dressiert, bis sie versteckte Bananen finden können. Ich bin zufrieden, wenn Sie mir einen guten Rat geben.«

Aplic hatte seinen Humor schon wieder verbraucht. Er wurde wieder zum kalten Stockfisch, verzichtete jedoch auf Feindseligkeit.

»Wenn Sie nicht mit uns fahren wollen, sind wir weder an Ihnen noch an Ihren Freunden interessiert. Wir werden Sie nicht behelligen, wenn Sie das Raumschiff verlassen. Sie haben uns davor bewahrt, in diesem Strahlensturm unterzugehen. Wir anerkennen das. Wir sehen keinen Anlass, Ihnen einen Schaden zuzufügen, der uns nichts nützt. Wir sind Wissenschaftler, und der Verstand verbietet solche Sinnlosigkeiten.«

Mark Tolins versuchte, in den leeren Augen noch einen Kommentar zu finden, aber es gelang ihm nicht. Er konnte annehmen oder ablehnen. Aplic konnte eben die dickste Lüge des Jahrhunderts ausgesprochen haben, aber auch eine schlichte Selbstverständlichkeit. Wissenschaftler fanden nichts dabei, über Leichen zu gehen, verzichteten aber auch leicht auf Gefühle, wenn sie sich keine Erkenntnis davon versprachen. Das war ihre Stärke und ihre Schwäche. Aplic konnte es durchaus ernst meinen, wenn er den ungestörten Abzug versprach. Vermutlich waren für ihn diese Erdbewohner, die sich im Raumschiff herumtrieben und ihn mit Nebensächlichkeiten belästigten, nur noch Störenfriede wie Fliegen oder Wespen, die man am liebsten zum Fenster hinauswedelte. Ja, das konnte es sein, aber es fiel nicht leicht, sich bedingungslos darauf zu verlassen. Andererseits gab es freilich auch keinen ernsthaften Schutz gegen irgendwelche Niedertrachten.

»Also gut«, entschloss er sich. »Ich vertraue Ihrem Verstand. Ich muss Sie nur noch bitten, uns zur Zentrale zu begleiten, um meine Kameraden herauszuholen.«

»Das wird Kermic erledigen«, sagte Aplic und wandte sich zur Tür, ohne die Übersetzung abzuwarten. Biggy wollte ihn aufhalten, aber Mark Tolins winkte ab. Aplic ging über die Schwelle wie ein König, der seine Audienz beendet hat. Der Rest war so ereignislos und so spannend wie ein Marsch zum elektrischen Stuhl. Kermic spielte den zurückhaltenden Sekretär. Die vier Männer im Gang waren verschwunden. Sie sahen niemand, während sie Kermic folgten.

Trotzdem gehörte nicht mehr viel dazu, um weiße Haare zu bekommen.

Sie erreichten unbehelligt die Zentrale. Dort hatte sich nichts geändert. Die vermummten Gestalten hockten noch immer teilnahmslos in ihren Sesseln an den Instrumenten. Der Kommandant und seine beiden Offiziere befanden sich noch immer am Leitstand und zogen Gesichter wie angepflockte Kettenhunde. Die drei Amerikaner und die beiden Russen hielten sich noch immer bereit, zuzuschlagen. Ihre Mienen verrieten allerdings, dass ihre Nerven stark strapaziert worden waren.

Mark Tolins erklärte ihnen die Lage. Sie atmeten auf und wurden zugleich noch nervöser. Sie schwiegen jedoch. Selbst Lubow verzichtete auf Bemerkungen. Immerhin waren diese Männer Raumpiloten. Andere hätten geschrien.

Kermic ging wieder durch die Tür. Der ganze Trupp schloss sich an. Jetzt hatte der Kommandant mit seinen Leuten wieder die Gewalt. Vielleicht gab er in der nächsten Sekunde schon den Befehl zum Aufstieg. Sie wussten es nicht. Nicht einmal eine Erschütterung würde es ihnen mitteilen.

Stumm marschierten sie hinter Kermic her. Das Ende konnte der Tod oder die Freiheit sein. Keiner konnte mehr tun, als die Zähne zusammenzubeißen.

Drei Geschosse tiefer endete der Gang vor einer Tür. Sie sah wie die Stahltür eines Bankgewölbes aus. Neben ihr warteten zwei Mitglieder der Besatzung. Einer von ihnen sprach mit Kermic. Kermic wandte sich an Mark Tolins.

»Hier beginnt die Schleuse. Sie müssen durch sie hindurch. Diese beiden Leute werden Ihnen behilflich sein. Aplic ersucht Sie jedoch, zunächst alles abzuliefern, was Sie an sich genommen haben. Es ist unser Eigentum.«

Dagegen ließ sich nichts sagen. Mark Tolins wusste nicht einmal, was er alles in seine Taschen gesteckt hatte, und er war noch weniger dazu gekommen, es zu untersuchen. Die Rückforderung war jedoch berechtigt.

Er leerte seine Taschen aus. Biggy blinzelte Signale, lieferte dann aber doch ab. Er meuterte nicht einmal, als ihn die beiden Spitzbäuche abklopften.

»Die anderen auch«, forderte Kermic.

Wahrscheinlich hatte ihm der Kommandant etwas geflüstert. Die anderen trugen auch dies und jenes in der Tasche herum, was den Offizieren oder den Vermummten gehört hatte. Sie gaben es heraus. Nur Lubow meuterte.

»Sie können uns wenigstens ein Andenken lassen. Wenn wir mit leeren Händen zurückkommen ...«

»Abliefern!«, befahl Mark Tolins. »Sie gefährden uns alle. Seien Sie froh, wenn Sie überhaupt zurückkommen.«

»Du kannst ja hier bleiben«, schlug Woruschin grollend vor. »Hinter Käfiggittern machst du dich großartig.«

»Solidarität!«, murrte Lubow und kehrte seine Taschen um.

Die schwere Tür öffnete sich langsam. Sie traten in die Schleuse ein. Hinter ihnen schloss sich die Tür wieder.

Der Atem ging flach. Das war die richtige Gelegenheit. Eine Handvoll Gas, und der enge Schleusenraum verwandelte sich in eine Gaskammer. Die einzige Hoffnung lag darin, dass sich die beiden Besatzungsmitglieder bei ihnen befanden.

Kein Gas. Niemand fiel um.

Die Schleuse war eine Stufenschleuse für hohe Differenzen. Sie war für Erdverhältnisse überflüssig, aber trotzdem musste eine Tür nach der anderen langsam geöffnet und wieder geschlossen werden. Die beiden Besatzungsmitglieder hatten zu tun.

Dann öffnete sich die letzte Tür, mehr eine schräge Luke. Helles Tageslicht warf sich herein und blendete. Wenige Meter unter ihnen befand sich eine grüne Wiese. Eine metallene Leiter glitt hinunter.

Dann standen sie dicht nebeneinander im Gras, über sich eine mächtige, abgeflachte Kugel von blasser Unwirklichkeit, an der sich eben die Öffnung wieder schloss, aus der sie herausgekommen waren.

Jetzt war der richtige Augenblick für die Knochengesichter.

Jetzt hatten sie ihre Gegner draußen auf Distanz und brauchten nichts mehr zu fürchten. Ein kleiner Blitzschlag - ein Schuss aus einer Atompistole oder was sie alles haben mochten, dann war es erledigt.

Jetzt!

Nein, es hatte einfach keinen Zweck, panisch davonzulaufen. Wenn es schon ans Sterben ging, dann nicht wie ein Hase. Ein bisschen war man seiner Selbstachtung schon noch schuldig.

Jetzt?

»Verdammt!«, flüsterte Holway. »Worauf warten sie noch?«

»Sie machen es spannend«, seufzte Enders.

Jetzt?

Das Luk über ihnen öffnete sich langsam wieder. In der Öffnung erschien einer der beiden Männer. Er holte aus und warf etwas herunter. Es fiel vor ihre Füße.

Während es fiel, begriffen die Männer, wie es Lots Weib zumute gewesen sein musste, als es zur Salzsäule erstarrte. Sogar der Atem blieb ihnen in der Kehle.

Dann zogen sie scharf die Luft ein. Was da vor ihnen lag, war die Raumkombination, die Mark Tolins getragen hatte, dazu einige Fetzen, die aus der Kleidung der anderen Männer stammte.

»Das - das ist doch ...?«, würgte irgendwer.

»Türmen!«, murmelte Biggy. »Wenn sie jetzt noch diese Kübel aus den Käfigen herunterschütten ...«

Die Schleuse über ihnen Schloss sich wieder.

Jetzt musste es kommen!

Der riesige Körper über ihnen hob sich langsam. Er stieg geräuschlos in die Höhe. Jetzt war er schon zwanzig Meter hoch, jetzt dreißig, jetzt fünfzig. Die Sonne schlug auf die Köpfe.

Hundert Meter - zweihundert - immer schneller - mindestens zehn G Beschleunigung - Schuss ins All - tausend - nichts als ein entschwindender Ballon ...

Die Männer blickten sich an.

»Sie haben uns tatsächlich ...?«

»Sie haben ihre Zusage gehalten«, beantwortete Mark Tolins die Frage in den Gesichtern. »Ein Wunder - aber es scheint tatsächlich noch Wunder zu geben.«

Dann brach der Bann. Die Männer redeten durcheinander und verrieten nachträglich die übermenschliche Anspannung, die sie verborgen gehalten hatten.

Als sie ihr Gleichgewicht leidlich zurückgefunden hatten, war von dem fremden Raumschiff nichts mehr zu entdecken.

»Futsch!«, stellte Carring überflüssigerweise fest. »Jetzt können wir uns gegenseitig bescheinigen, dass wir nicht geträumt haben. Ein fremdes Raumschiff und Leute, die uns tausend Jahre voraus sind. Wir hätten doch versuchen sollen, sie unter den Daumen zu bekommen.«

»Sie können ihnen ja eine Postkarte schreiben und um einen neuen Besuch bitten«, riet Biggy mild. »Fragen Sie aber lieber erst die paar Leute, die schon jetzt die Nase voll haben.«

»Er wird nicht eine Postkarte schreiben, sondern einen Tatsachenbericht«, dröhnte Ilja Woruschin. »Das bringt mehr ein.«

»Tatsachenbericht!«, betonte Carring grinsend. »Das unterscheidet uns, Fürst Potemkin.«

––––––––



ENDE

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Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie

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