Читать книгу Münchner Feigheit - W.A. Riegerhof - Страница 11
ОглавлениеFred öffnete ihm in einem Zustand von Schlaftrunken- und Aufgewühltheit. Die Pupillen weit offen und dennoch wirkten seine Augen, überhaupt seine gänzliche Verfassung in tiefer Müdigkeit versenkt.
Die Stereoanlage war laut aufgedreht, dass die Kaffeetassen, die scheinbar als Aschenbecher zweckentfremdet wurden, schrill vor sich hin klirrten. Das Badewasser dampfte aus der Badezimmertür, der Telefonhörer lag wie ein weggeworfener Gegenstand neben dem Sofa; am Boden war Kleidung verstreut, Jeans, T-Shirt, Krawatten. Alles machte auf Paul Lindner den Eindruck, als wäre ein Erdbeben, ein Raubüberfall oder einfach die Verzweiflungstat eines zersprengten Gemüts geschehen.
Für Fred jedoch schien alles im Lot, alles in der Norm seiner Alltäglichkeit zu sein, eine Andeutung von Lächeln entkam seinen weit geöffneten Pupillen. Fred wirkte clownesk, als wäre soeben ein Luftballon in seiner Zirkuswelt geplatzt, nicht mehr und nicht weniger.
Für Paul Lindner war es die erste Begegnung mit jener seltsam spezifischen Münchner Krankheit, die Chemiker mit der Formel C17-H21-NO4 bezeichneten und die Szene schlichtweg Koks nannte.