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4 Markenpiraterie im Volk Gottes (2,8-11)

In diesem Abscnitt hören wir zweimal vom Satan bzw. dem Versucher als dem großen Feind der Gemeinde. Der Satan wird uns in der Offenbarung noch oft begegnen. Gleich im nächsten Brief, dem Brief nach Pergamon, lesen wir, dass dort der »Thron des Satans« steht (2,13). Die satanische Versuchung für Jesus und seine Nachfolger besteht darin, sich von der Spiritualität der Macht überwältigen zu lassen und zur Machtkirche zu werden, die die Herren dieser Welt feiert und den Weg der Liebe vergisst. Satan ist das spirituelle Rückgrat der Macht, die Energie hinter allen Machtstaaten und Imperien, und deshalb dachte man damals an das römische Imperium, wenn dieser Name fiel.

Smyrna war eine sehr reiche Handelsstadt, die von Anfang an mit den Römern verbündet war. Solche politischen Loyalitäten wurden damals auch immer religiös besiegelt: durch Statuen, in Tempeln, vor Altären und bei religiösen Festen, wo das Imperium mit seinen Göttern verehrt wurde. Die Christen haben an so etwas nicht teilgenommen, und das führte dann oft zu Druck und Bedrohung.

Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass die Gemeinde arm war. Vielleicht waren es aber einfach nur Arme, die sich dem Sog der imperialen Propaganda entzogen. Die Macht ist nicht tolerant: Sie will Zustimmung und Verehrung. Deshalb gibt es überall Zustimmungsrituale, wo du deine Gesinnung demonstrieren musst: beim Militär, bei der Mafia, bei den Machteliten und ihren Gefolgsleuten. Überall gibt es die Checkpoints, wo du zeigen sollst, dass du ein loyales Mitglied bist. Du musst aufstehen und mitsingen, du musst viel Alkohol trinken, du musst einen Eid mitsprechen, du musst dir ein Abzeichen anstecken, du musst die richtigen Stichworte benutzen. Damals musste man an Opferfeiern teilnehmen. Die Christen fielen unangenehm auf, weil sie dabei nicht mitmachten. Das war das erste Problem.

Verschärft wurde es noch, weil es in Smyrna anscheinend Konflikte mit einer jüdischen Gemeinschaft gab. Die Anhänger Jesu waren damals ja eine Strömung im breiten Fluss des Judentums, und unter Geschwistern gibt es oft die heftigsten Konflikte. Der Brief nennt sie »Möchtegern-Juden«. Das könnte eine Anspielung darauf sein, dass viele davon übergetretene Heiden waren, die wenig Ahnung von ihrer neuen jüdischen Orientierung hatten. So wie heute viele Dschihadisten sehr wenig Ahnung vom Islam haben. Auf jeden Fall hatten sie ein gutes Verhältnis zu den Machthabern, der Brief nennt sie deshalb »Satanssynagoge«: also ein Teil des Volkes Gottes, der die Seite gewechselt und sich mit dem Imperium verbündet hat.

Ja, das gibt es: dass ein Teil des Volkes Gottes die Seite wechselt und den Imperatoren dieser Welt dient. Hätte man in der Zeit des Nationalsozialismus die Deutschen Christen »Satanskirche« genannt, es wäre im Sinne dieses Briefes an die armen Jesusanhänger von Smyrna gewesen. Die wurden wahrscheinlich ähnlich oder schlimmer schikaniert und bedroht, von Leuten, die den Eindruck verbreiteten, sie seien das wahre Volk Gottes.

Religiöse Markenpiraterie

Vielleicht soll dieser Brief nach Smyrna die Jesusanhänger dort aus der Verwirrung holen: Ja, traut euren Beobachtungen, das gibt es, dass ein Teil des Volkes Gottes die Seite wechselt, so traurig es ist. Ja, es kann passieren, dass Menschen ihre jüdischen Wurzeln (falls sie wirklich welche hatten) vergessen oder verraten, so wie auch Christen ihren Herrn verlassen und zum Feind übergehen können. Und manchmal bezeichnen sie sich dann auch noch weiterhin als Kirche oder Synagoge und richten im treu gebliebenen Volk Gottes mehr Schaden an als die schlimmsten Heiden.

Wir kennen das aus der Wirtschaft als Markenpiraterie: Da verkauft einer teure Rolexuhren, und in Wirklichkeit ist bloß ein billiges NoName-Uhrwerk drin. Und der eigentliche Schaden ist noch nicht mal, dass einer dann zu viel Geld für eine gefälschte Uhr ausgibt. Das eigentliche Problem fängt an, wenn er seinem Nachbarn sagt: Die Rolex geht ja auch nicht genauer als irgendeine Plastikuhr vom Wühltisch. Markenpiraterie kann die ursprüngliche Marke kaputt machen, weil die Leute den Schund, den sie bekommen, für echt halten, und dann zu Recht enttäuscht sind.

Und genauso gibt es auch im Christentum so etwas wie Markenpiraterie, dass Leute unter dem christlichen Logo in Wirklichkeit gefälschten Schund vertreiben, der mit Jesus gerade noch mal den Namen und ein paar Schlagworte teilt. Und wenn es ganz schlimm kommt, wird das nicht nur eine schlappe und glücklose Kirche, sondern eine Macht- und Gewaltkirche. Und dann schädigt die das ganze Volk Gottes, ja, sie schädigt Gott und seinen Ruf unter den Menschen, wenn die Leute sagen: Die segnen ja die Waffen genauso wie alle anderen auch.

Genau das ist ja leider immer wieder passiert. Und es ist eins der schlimmsten Hindernisse für das Evangelium. Viele Menschen wissen einfach nicht mehr, ob sie dem Label »Kirche« trauen können. Gott kommt in Verruf, weil Menschen in seinem Namen Giftmüll verklappen. Und deswegen müssen wir unser Urteilsvermögen schärfen und üben, denn wenn wir schon nicht mehr durchblicken, wer dann?

Leider laufen gar nicht so wenig Menschen durch die Welt, die in einer (ganz oder teilweise) gefälschten Kirche zu Schaden gekommen sind, sich zum Glück davon gelöst haben und jetzt an gar nichts mehr glauben mögen. Ihnen ist so lange Falsches über Gott erzählt worden, sie sind in Gottes Namen getäuscht und missbraucht worden, und jetzt kriegen sie den falschen und den wahren Gott in ihrem Kopf und Herzen gar nicht mehr auseinander. Sie denken, die Lösung wäre, gar keinem Gott mehr zu trauen. Aber dann müssen sie stattdessen Menschen glauben.

Leider gibt es keinen eindeutigen Punkt, von dem an eine Fraktion des Gottesvolkes zur Satanskirche wird, sondern viele Zwischenstufen. Klar, wenn sie schwarze Messen feiern, dann ist das eindeutig, aber normalerweise ist die Lage viel unübersichtlicher. Es gibt keinen 10 Punkte-Katalog, der uns ein verantwortliches Urteil ersparen würde. Wir brauchen die Unterscheidung der Geister.

Jesus stärkt seine Leute in Smyrna, indem er ihnen sagt: Ja, euer Eindruck ist richtig – die stehen auf der anderen Seite. Das Problem seid nicht ihr. Es wird sogar noch schlimmer kommen. Einige von euch werden die Kerker von innen kennenlernen, wahrscheinlich auch nicht nur für 10 Kalendertage. Die Zahl zehn bedeutet einfach eine begrenzte Zeitspanne. Aber das heißt: Sie geht auch wieder zu Ende.

Vor allem aber sagt Jesus: Ihr müsst das wirklich wegen mir durchmachen. Und ihr sollt vorher wissen, dass es damit seine Ordnung hat. Vergesst nicht: Ich habe das selbst erlebt. Sie haben mich getötet, aber Gott hat mich auferweckt. Und weil ihr zu mir gehört und für Gott leidet, deswegen werde ich euch Anteil an meinem Sieg geben, den Siegeskranz des Lebens.

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