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Später befragten Milo und ich die Angestellten des Security Service, der für die Sicherheit im Haus verantwortlich war.

Pro Schicht waren drei Wachmänner im Einsatz. Sie überwachten von einem Kontrollraum aus die zu den Kameras gehörenden Monitore und gingen rund um die Uhr regelmäßig auf Patrouille.

„Für ein mit elf Stockwerken für New Yorker Verhältnisse ziemlich winziges Haus sind wir hervorragend besetzt“, meinte Malcolm J. Hastings, der gerade diensthabende Schichtführer, als wir ihn im Kontrollraum aufsuchten.

Seine beiden Kollegen wirkten etwas reserviert, aber Hastings war sehr auskunftsfreudig.

„Trotzdem ist bei Mister Bykov eingebrochen worden und wir haben Grund zu der Annahme, dass er einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist“, gab ich zu bedenken.

Hastings runzelte die Stirn.

Er wechselte kurz einen Blick mit seinen Kollegen und erklärte dann: „Mister Bykov war immer ein problematischer Hausbewohner für uns.“

„Wie meinen Sie das?“

„Zunächst einmal, weil er viele Sonderregelungen für sich beansprucht hat, die es nicht gerade erleichtert haben, für seine Sicherheit zu sorgen.“

„Was waren das für Sonderregelungen?“

„Er beharrte darauf, dass gesamte Überwachungssystem für seinen Teil des Hauses autonom abschalten zu können – was er relativ häufig getan hat.“

„Hat er das begründet?“

„Ja, er meinte der Kunsthandel, den er betreiben würde, wäre ein sensibles Geschäft und er hätte manchmal sehr zahlungskräftige Kundschaft, die keinen Wert darauf legt, gefilmt zu werden. Das wir Aufnahmen, die wir in den Fluren und im Eingangsbereich aufzeichnen, alle zwei Wochen vernichten, schien ihm nicht auszureichen.“ Hastings zuckte mit den breiten Schultern. Das schwarze Uniformhemd spannte sich um die kräftigen Bizeps, als er die Arme vor der Brust verschränkte. „Wann ist das Verbrechen geschehen?“

„Wahrscheinlich in dieser Nacht, aber genau lässt sich das wohl erst sagen, wenn die Erkennungsdienstler ihren Job gemacht haben“, erläuterte Milo. „Hoffe ich jedenfalls.“

„Gestern am frühen Abend wurde die Überwachungsanlage für seinen Teil des Hauses abgeschaltet“, erklärte Hastings. „Wahrscheinlich hatte er wieder eine exklusive Vorführung irgendwelcher Kunstobjekte für genauso exklusive Kunden. Also keine öffentliche Veranstaltung oder so etwas. Sie müssten mal mit diesem Typ sprechen, den er angestellt hatte. Der kann Ihnen bestimmt mehr darüber sagen.“

„Lee Trenton?“, vergewisserte ich mich.

„Ja, das ist sein Name. Er hat einen Schlüssel zum Haus und zur Galerie. Außerdem einen Parkplatz in der Tiefgarage, genau wie Bykov selbst.“

„Wir brauchen die Adresse von diesem Trenton.“

„Steht in seinen Unterlagen. Warten Sie, ich suche ihnen das heraus. Ich habe sogar Fingerabdrücke von ihm, sonst hätte er weder die Schlüssel noch den Parkplatz bekommen. Das ist eine Auflage der Eigentümergemeinschaft, der dieses Haus gehört. Schließlich soll hier nicht jeder nach Belieben ein- und ausgehen können!“

„Wunderbar!“, freute ich mich. „Dann händigen Sie uns doch bitte alle Unterlagen aus, die Sie über Trenton haben!“

Hastings erhob sich von seinem Platz, ging an einen Aktenschrank und holte eine Mappe hervor.

„Das hier ist das Original. Wir heben das nur auf, weil nur die Originalunterschrift auf Papier rechtsverbindlich ist. Aber wir haben das ganze auch als Datensatz. Wenn Sie mir Ihre Email-Adresse geben, kann ich Ihnen das gerne auf den Rechner schicken!“

„Gerne. Mit Kopie an unser Field Office, wenn’s recht ist.“

„Ich muss vorher nur kurz mal mit meinem Chef telefonieren und fragen, ob das okay ist. Aber im Prinzip kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich querlegt, wenn es darum geht, dem FBI Hilfe zu leisten!“ Er verzog das Gesicht. „Schließlich kämpfen wir doch auf derselben Seite, wie ich meine!“

„Wir hätten dann trotzdem noch gerne Ihre Videoaufzeichnungen der letzten zwei Wochen“, mischte sich Milo ein. „Es könnte ja sein, dass jemand, der als Täter in Frage kommt, Mister Bykov bereits früher einmal besucht hat.“

Hastings nickte. „In Ordnung.“

Ich erkundigte mich anschließend nach der Tiefgarage. „Sie hat zwei Decks und ist eigentlich für das Haus etwas überdimensioniert. Aber es war wohl von Anfang an so konzipiert, dass Leute, die ein Heidengeld für eine Wohnung in diesem Haus bezahlen, sich keine Gedanken darüber machen müssen, ob sie Platz für den Wagen finden – und zwar selbst dann, wenn mehrere oder sehr sperrige Autos vorhanden sind. Mister Bykov zum Beispiel besaß einen Lamborghini und einen etwas unscheinbaren Chevrolet...“

Ich schrieb mir Stellplatznummer und die Kennzeichen der beiden Fahrzeuge auf – so wie ich mir auch notierte, wo Trenton seinen Wagen abzustellen pflegte.

„Ich nehme an, dass die Überwachung des Parkdecks lückenlos war“, vermutete ich. „Oder hatte Mister Bykov da auch Sonderregelungen?“

Hastings lächelte dünn.

„Ich glaube kaum, dass er so etwas gegen die anderen Eigentümer hätte durchsetzen können. Die haben ihn ohnehin alle für einen Spinner gehalten. Beliebt war er nun wirklich nicht. Schon deshalb, weil immer wieder Kleinlastwagen völlig verkehrswidrig vor seinem separaten Eingang zum Be- und Entladen hielten. Ob er dafür wirklich eine Sondergenehmigung der City Police hatte, weiß ich nicht, aber mir ist bekannt, dass das einige andere Hausbewohner ziemlich aufgebracht hat.“

Einer von Hastings Kollegen schaltete einen Computerschirm ein und schaltete den Bildausschnitt von einer der Überwachungskameras um.

„Einer von Bykovs Wagen fehlt“, stellte er fest. „Es der Chevrolet. Er hat die dazugehörige Chipkarte genau um 4.30 Uhr heute Morgen benutzt.“

„Könnte man feststellen, ob sich Bykov wirklich in seinem Wagen befand?“, fragte Milo.

„Sicher. Dauert aber ein bisschen.“

„Macht nichts“, sagte ich. „Das könnte uns eventuell weiterbringen. Und vielleicht stellen Sie dann auch gleich mal fest, wann Lee Trenton zuletzt im Gebäude gewesen ist.“

„In Ordnung“, nickte der Wachmann, an dessen Uniformhemd der Name WARREN E. SMITHFIELD in Großbuchstaben aufgebügelt war.

Es dauerte eine Weile, bis Smithfield die richtigen Stellen in den Aufzeichnungen herausgesucht hatte. Es war auf dem Bildschirm deutlich zu sehen, wie Lee Trenton am Vortag gegen Mittag mit seinem Wagen in die Tiefgarage gefahren war. Erst nach Mitternacht hatte er sie wieder verlassen.

„Wahrscheinlich war da diese Privatvorführung für irgendwelche erlesenen Kunden zu Ende“, meinte Milo.

Anschließend zeigte uns Smithfield die Szenen, in denen man sehen konnte, wie Bykovs Chevy am Morgen um 4.30 Uhr die Tiefgarage verließ.

„Können Sie die den Fahrer näher heranzoomen?“, fragte ich.

„Sicher“, nickte Smithfield.

Er vergrößerte den Bildausschnitt, der den Mann hinter dem Steuer des Chevys zeigte. Aber mehr als ein gepixelter Schatten war dort nicht zu sehen.

„Wer sollte das denn sonst sein – außer Bykov?“, fragte Hastings.

Ich zuckte mit den Schultern. „Wir sind uns nicht sicher, ob Bykov zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch am Leben war. Den Wagen könnte auch sein Mörder benutzt haben.“

Wir ließen uns noch den Blick auf Bykovs Parklatz zeigen.

Allerdings versperrten ein Pfeiler sowie ein paar andere Fahrzeuge den Blick. So war auch nicht zu sehen, wer den Wagen bestiegen hatte und ob der Betreffende vielleicht noch eine Leiche im Kofferraum verstaute.

„Noch eine letzte Frage“, wandte ich mich an Hastings. „Vor zwei Monaten soll eine gewisse Nora bei Bykov eingezogen sein. Hatte sie zufälligerweise auch eine Chip Card für die Tiefgarage?“

Hastings schüttelte den Kopf. „Nein. Sie ist bei uns nicht bekannt. Bykov war Eigentümer seiner Wohnung. Der konnte dort wohnen lassen, wen er wollte.“

„Offenbar hatte die Lady keine eigenen Wagen“, kommentierte Milo.

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