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Alfred Bekker

DER EINZIGE MORDZEUGE


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AN ARTHUR BARINGS HAUSTÜR klingelte es. Baring kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen, als er an die Tür ging und durch den Spion blickte. Er sah einen kleinen, unscheinbaren Mann, der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Baring betätigte die Sprechanlage. "Wer sind Sie?" knurrte er.

"Herr Baring? Arthur Baring, der berühmte Schauspieler?"

"Sind sie von der Presse? Dann verschwinden Sie!"

"Lassen Sie mich bitte herein, Herr Baring! Ich bin nicht von der Presse!"

Baring wollte schon die Gegensprechanlage abschalten, da fuhr der kleine Mann fort: "Es geht um etwas, das sie vor ein paar Tagen in den Park gebracht haben... Herr Baring? Hören Sie mich noch? Ich glaube nicht, daß es gut wäre, wenn ich die Angelegenheit weiter von hier draußen mit Ihnen bespreche!"

Für Arthur Baring wirkte das wie ein Schlag vor den Kopf. Er fühlte seinen Puls rasen und schluckte. Nur ruhig Blut! versuchte er sich einzureden und öffnete die Tür.

Der kleine Mann grinste breit. "Ja, Sie sind es wirklich! Arthur Baring - ich habe Sie so oft im Fernsehen bewundert..." "Kommen Sie zur Sache!" brummte Baring und bat den Mann herein. "Wie heißen Sie übrigens?" Der Besucher machte eine unbestimmte Geste.

"Mein Name tut im Augenblick nichts zur Sache. Es ist vielmehr Ihr Name, der hier möglicherweise zur Debatte steht. Ihr guter Name..." Sie gingen ins Wohnzimmer. Der Besucher nahm Platz, Baring hingegen blieb stehen und musterte sein Gegenüber ungeduldig.

"Es war sehr klug von Ihnen, mich hereinzulassen", erklärte der kleine Mann gedehnt. "Und das läßt mich hoffen, daß wir auch in allem anderen zu einer vernünftigen Einigung kommen werden..."

"Wovon sprechen Sie?"

"Haben Sie schon Zeitung gelesen?"

"Was soll das?"

"Der Mord an ihrem Agenten ist das beherrschende Thema auf den Gesellschaftsseiten..." "Er wurde im hiesigen Stadtpark überfallen und ausgeraubt, als er spazieren ging", erklärte Baring. "Wahrscheinlich hat er sich gewehrt und..."

"Das glaubt die Polizei!" gab der Besucher mit listigem Gesicht zu bedenken.

"Jedenfalls steht es so in den Zeitungen. Aber wir beide, Herr Baring, wir wissen es doch besser..."

"Was wollen Sie damit andeuten?" fragte der Schauspieler unwirsch. Und bei sich dachte er: Erst einmal abwarten, was er wirklich in den Händen hat!

"Wir beide wissen, Herr Baring, daß Sie Ihren Agenten Fritz Berger umgebracht haben. Ich kann nur vermuten, was Ihr Motiv wahr. Vielleicht ist es so, wie es seit Wochen die Boulevard-Zeitungen schreiben: Daß Sie aus dem Vertrag mit Berger herauswollten, daß aber Berger nicht im Traum daran dachte, sie gehen zu lassen - jetzt, wo Sie es geschafft haben, er kräftig an Ihnen verdienen könnte und man schon von Angeboten aus Hollywood munkelt!"

Baring lachte verkrampft. "Ich soll also Berger umgebracht haben. Dann sind Sie also einer der Privatdetektive, die Bergers Frau beauftragt hat, um mir nachzuspionieren..." Der Besucher schüttelte den Kopf. "Sie irren sich. Aber es ist tatsächlich jemand auf der anderen Straßenseite, der Ihr Haus beobachtet... Nein, ich bin einfach jemand, der sich gedacht hat, daß Ihnen mein Schweigen vielleicht, sagen wir hunderttausend Mark wert ist! Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, daß es wohl das Ende Ihrer Karriere wäre, wenn ich zur Polizei ginge und dort ausplaudern würde, was ich beobachtet habe!"

"Verlassen Sie mein Haus, wer auch immer Sie sind! Ich muß mir das nicht anhören!"

Der Besucher ließ sich nicht beirren. "Sie sind in den Stadtpark gefahren, nicht wahr, Herr Baring? Ich war spät abends noch auf einen Spaziergang draußen und habe mich gewundert, daß da einfach jemand mit dem Wagen über die Fußwege fährt! Um ein Haar hätte ich Sie deswegen angesprochen, aber dann sah ich, wie Sie etwas aus dem Kofferraum herausholten und in ein Gebüsch legten.

Es war schon dunkel, ich konnte aber dennoch erkennen, daß es sich um einen menschlichen Körper handelte... Und dann fiel der Schein einer Laterne auf Ihr Gesicht! Mein Gott, dachte ich, das kann doch nicht sein! Wie oft hatte ich dieses Gesicht auf dem Fernsehschirm gesehen! Später, als Sie dann weggefahren waren, habe ich im Gebüsch nachgeschaut und die Leiche von diesem Fritz Berger gesehen, ihrem Agenten. Er hatte wohl einen schweren Schlag gegen den Kopf bekommen... Und Sie hatten ihn so zurechtgemacht, daß es wie ein Raubmord aussehen mußte..."

Verdammt! dachte Baring. Ich war mir doch so sicher, völlig allein zu sein!

Aber offenbar hatte es doch einen Zeugen gegeben. Die Details, die Berger aufgezählt hatte, waren zu genau, um erfunden zu sein. Es hatte sich genau so abgespielt. "Sehen Sie", fuhr Baring fort, "als ich Bergers Leiche fand, wollte ich schon zur Polizei gehen, aber dann dachte ich mir: Ein so großer Schauspieler! - Es wäre doch schade, wenn es keine Filme mehr mit ihm geben würde, weil man ihn wegen Mordes verurteilt. Ich glaube nicht, daß hunderttausend zuviel sind."

Baring zog die Augenbrauen hoch. "Ja, vielleicht waren Sie wirklich dort...

Sie lassen mir wohl keine andere Wahl!"

Der Besucher lächelte zufrieden.

"Ich wußte, Sie würden vernünftig sein."

"Ich kann Ihnen einen Scheck schreiben."

"Einverstanden."

Baring ging zum Schreibtisch und tat so, als würde er in der Schublade nach seinem Scheckheft und einem Stift suchen. Einen Augenblick später hatte er dann eine Pistole in der Hand und richtete sie auf den Besucher.

"Sie sind offenbar tatsächlich in jener Nacht im Park gewesen und haben mich beobachtet. Wenn ich Ihnen jetzt Geld gebe, dann werden Sie wieder und wieder auftauchen und immer unverschämter werden!" Baring grinste. "Ich werde Sie jetzt töten. Heute Abend lade ich Sie im Park ab und lasse es wie einen Raubmord aussehen..."

"Wie bei Fritz Berger!"

"Ja, ganz genau! Was einmal funktioniert hat, wird auch ein zweites Mal gehen!"

Der kleine Mann schlug in diesem Moment seine Jacke zur Seite, so daß Baring ein kleines Gerät sehen konnte, das am Gürtel befestigt hatte war.

"Wenn Sie mich jetzt umbringen, tun Sie es vor den Ohren der Polizei, Herr Baring! Jedes Wort, das in diesem Raum gesprochen wurde, ist übertragen und aufgezeichnet worden. Die Beamten werden jeden Augenblick hier auftauchen, nachdem Sie mich so bedroht haben!" Baring schien verwirrt. Er runzelte die Stirn, während sein Gegenüber fortfuhr: "Übrigens war Ihre Vermutung schon richtig: Ich bin Privatdetektiv. Bergers Frau konnte sich mit der Raubmord- Theorie einfach nicht abfinden. Sie wußte, daß Ihr Mann hier vor seinem Tod hier bei Ihnen gewesen war und reimte sich eins zum anderen..." Wenig später war die Polizei da, und bevor Baring abgeführt wurde, fragte er noch: "Waren Sie wirklich in jener Nacht im Park?"

Der kleine, hagere Mann schüttelte den Kopf. "Es gibt für diesen Mord nur einen einzigen Zeugen, Herr Baring, und das sind Sie. Es tut mir leid, aber irgendwie mußte ich diesen Zeugen dazu bringen, eine Aussage zu machen!"

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