Читать книгу Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis - Walter G. Pfaus - Страница 14

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Das Haus 97 in der 61ten östlichen Straße war alt, schmal und äußerlich nicht sehr gepflegt. Das hatte nicht viel zu bedeuten. Gerade in dieser Gegend schienen es die Hausbesitzer in einer Art schweigender Übereinkunft darauf angelegt zu haben, Armut und Verfall vorzutäuschen, obwohl hinter den Fassaden fast ausnahmslos Wohlstand herrschte. Möglicherweise glaubte man mit dieser Technik Einbrecher abzuschrecken.

Das Haus hatte vier Stockwerke. Dark wohnte im Dachgeschoss. In der zweiten Etage überholte Bount eine dicke, schwitzende Frau, deren rundes, pausbäckiges Gesicht durch eine bizarre, mit Similisteinchen besetzte Brille an den Rand des Komischen gedrängt wurde.

Bount klingelte wenig später an Darks Tür. Niemand öffnete. Er wiederholte das Klingeln. Ohne Erfolg.

Auf der Treppe wurde das keuchende Atmen der dicken Frau laut. Sekunden später blieb sie am oberen Treppenende stehen, hielt sich mit einer Hand am Geländer fest und fragte: „Sie wollen zu Mister Dark?“

„Ja. Sie wohnen hier?“

„Ich bin seine Putzfrau. Rosalind Shriever. Eigentlich müsste er zu Hause sein ...“ Sie machte eine Pause, um Luft zu holen, dann stieß sie sich von dem Geländer ab, kam auf Bount zu und fischte im Gehen einen Schlüsselbund aus ihrer braunledernen Umhängetasche. „Er hört ein bisschen schwer in letzter Zeit“, seufzte sie. „Ich sehe nach, ob er da ist.“

Sie schloss die Tür auf, blickte Bount an und fragte: „Wen darf ich melden?“

„Mein Name ist Bount Reiniger. Er weiß Bescheid. Mister Preston hat mich angemeldet.“

„Oh, Mister Preston! Ein imponierender Mann, nicht wahr? Da merkt man die alte Schule, den Kavalier aus den Südstaaten. Einen Moment bitte, Mister Reiniger ...“

Sie knipste in der Diele das Licht an, hängte ihre Tasche an den Garderobenhaken, musterte sich kurz in dem Spiegel, der neben dem Haken angebracht war, und rief dann laut: „He, Sir? Ich bin’s! Sie haben Besuch ...“

Sie öffnete eine Tür.

Bount, der vor der Wohnungstür stehengeblieben war, beobachtete die Frau. Er sah, wie sie erstarrte, nur eine Sekunde lang, dann hob sie die Hand zum Mund, aber noch ehe ihre Finger die Lippen erreicht hatte, brach sie abrupt zusammen, ohne einen Laut. Der Fall ihres Körpers war leichter und eleganter, als es sein Gewicht hatte erwarten lassen.

Bount erreichte die Frau mit wenigen Schritten. Er blickte in das Wohnzimmer und spürte das jähe, harte Hämmern seines Herzens. Der Raum war mittelgroß und hatte eine schräge Wand, aber die Einrichtung war ebenso geschmackvoll wie teuer und keineswegs von der schlichten Art, die normalerweise in Mansarden anzutreffen ist. Dennoch nahm Bount die exklusive, am englischen Geschmack ausgerichtete Innenausstattung nur am Rande wahr. Sein eigentliches Interesse galt dem Mann, der zusammengesunken in einem ledernen Ohrensessel saß, mit weit offenen Augen. In ihnen war nichts zu sehen außer der ratlosen, tiefen Kälte des Todes.

Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis

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