Читать книгу Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 51
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Während Milo sich weiter mit Lieutenant Gerber unterhielt, suchte ich Dr. Brent Claus auf, der sich bei dem Leichenwagen befand, mit dem die Tote in die Gerichtsmedizin transportiert werden sollte.
Dr. Claus begrüßte mich freundlich.
Ich hatte bereits im Rahmen anderer Ermittlungen mit ihm zusammengearbeitet.
„Sie hatte nichts bei sich, was sie hätte identifizieren können“, berichtete Dr. Claus. „Kein Führerschein, keine Kreditkarte und kein Handy.“
„Das hat mir der Lieutenant bereits gesagt. Sind Sie sicher, was den Draht angeht?“
„Sie können gerne noch einen Blick auf die Leiche werfen.“
„In Ordnung.“
„Die Male am Hals sind ziemlich eindeutig. Wir werden natürlich noch genauere Untersuchungen anstellen. Ob sie eine Prostituierte war, wissen wir mit Sicherheit erst, wenn wir ihre Personalien kennen.“
„Wann starb sie?“
„Deutlich vor Mitternacht.“
Jemand hatte sie irgendwo in der Umgebung getötet und sie später genau hier, beim Karussell des Heckscher Playground einfach abgelegt.
„Dass wir die Obduktionsergebnisse so schnell wie möglich brauchen, muss ich ja wohl nicht extra betonen“, sagte ich.
„Bis die Leiche in unserem SRD-Labor in der Bronx ist, vergeht eine Dreiviertelstunde. Mindestens. Für die Obduktion brauche ich voraussichtlich nicht länger als drei Stunden. Da ich zwischendurch etwas essen möchte, können Sie mich gegen 15 Uhr anrufen, dann kann ich Ihnen eine mündliche Zusammenfassung geben. Mein diktierter Bericht kommt etwas später – je nachdem, wie viele Berichte gerade sonst noch in der Warteschleife hängen.“
„Okay“, murmelte ich.
Längst hatten sich entlang der mit Flatterband abgesperrten Zone Trauben von Passanten gebildet. Jogger, die ihren eigentlichen Fitnesslauf unterbrachen, um zu sehen, was hier los war und Rentner, die ihre Hunde ausführten. Außerdem ein Mountainbiker und ein paar junge Leute mit Roller Blades.
Mir fiel eine Passantin mit dunklem, schulterlangem Haar auf. Sie wirkte sehr elegant gekleidet. Nicht nur Ihr Business-Kostüm hob sie aus der Menge heraus, sondern auch die Tatsache, dass sie die Absperrungen der NYPD-Kollegen ziemlich dreist ignoriert hatte.
Von den uniformierten Kollegen hatte das noch niemand bemerkt.
Es waren wohl einfach auch zu wenige Einsatzkräfte vorhanden, um den Heckscher Playground tatsächlich komplett abzuriegeln. Die Schwarzhaarige hatte so nah bei uns gestanden, dass sie das Gespräch zwischen Dr. Claus und mir mit Sicherheit verstanden hatte.
„Wir hören voneinander“, sagte ich an den Gerichtsmediziner gewandt und trat anschließend auf die elegante Lady zu. Ich schätzte sie auf Ende zwanzig.
„Agent Jesse Trevellian, FBI!“, stellte ich mich vor. „Sie haben die Absperrungen übertreten. Es ist eigentlich nicht gestattet, sich jenseits des Flatterbandes aufzuhalten, wenn man nicht zum Kreis der dafür autorisierten Personen gehört.“
Sie zuckte zusammen. „Oh, das war mir nicht bewusst“, sagte sie. Ihr Lächeln war gleichermaßen charmant und verlegen.
„Oder sind Sie eine Zeugin und haben irgendetwas gesehen, was vielleicht zur Aufklärung dieses Falles beitragen könnte.“
„Nein. Ich bin keine Zeugin.“ Sie hob die Schultern. „Tut mir leid.“
„Dann muss ich Sie bitten, sich wieder hinter die Absperrung zu begeben.“
„Natürlich.“
Sie ging in Richtung des Flatterbandes, tauchte dann darunter hindurch und drehte sich wieder in meine Richtung, als sie sich auf der anderen Seite befand. Einige der Passanten, die sich entlang des Flatterbandes aufgestellt hatten, um möglichst viel mitzubekommen, machten etwas widerwillig Platz. Ein Hund knurrte und wurde von seinem Besitzer zur Ruhe ermahnt.
„Sagen Sie, stimmt es, dass man dem Opfer sämtliche Haare abgeschnitten hat, Agent Trevellian?“, fragte mich die Schwarzhaarige.
„Es wird zu gegebener Zeit eine Erklärung unserer Pressestelle an die Medien geben, sodass Sie alle Einzelheiten erfahren können“, erklärte ich ausweichend. Ich hielt meine ID Card hoch. „Ist unter Ihnen noch jemand, der sachdienliche Hinweise geben kann?“, fragte ich. „Falls Sie sich nicht hier und jetzt zu einer Aussage entschließen können, rufen Sie einfach die Nummer des FBI Field Office New York an – oder die Ihres zuständigen Polizeireviers. Ich danke Ihnen.“
„Sir, wenn ich Sie kurz sprechen könnte!“, meldete sich ein älterer Mann zu Wort, der einen angeleinten Terrier mit sich führte.
„In Ordnung, wir gehen ein Stück zur Seite“, erwiderte ich.
„Ich mache morgens gegen fünf meine erste Runde durch den Central Park. Vom Columbus Circle aus, den West Drive entlang, dann bei den Bowling Greens links und anschließend hier am Heckscher Playground vorbei zurück zum Ausgangspunkt.“
„Und was haben Sie gesehen?“
„Einen viertürigen Ford, der an der Transverse Road No.1 hielt. Jemand machte sich am Kofferraum zu schaffen.“
„Konnten Sie denjenigen sehen, der am Kofferraum beschäftigt war?“
„Nein. Die Klappe stand offen, ich konnte den Kerl nicht sehen.“
„Wo standen Sie genau?“
Er streckte die Hand aus. „Dort auf der Brücke!“
„Dann möchte ich mit Ihnen dorthin gehen und mal sehen, wie der Blick ist.“
„Gerne.“