Читать книгу Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 62
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Ein ziemlich lautes Stimmengewirr brachte uns dazu, in die Eingangshalle zurückzukehren, um zu sehen, was dort los war.
Unsere irischstämmige Kollegin Josy O'Leary war in ein ziemlich heftiges Wortgefecht mit Sonny Ricone verwickelt. Ich erkannte Ricone sofort von den Polizeifotos, die man sich über NYSIS ansehen konnte. Er war ziemlich ungehalten, aber man konnte beim besten Willen nicht verstehen, worüber er sich nun eigentlich so aufregte.
„Myers hat ihn offenbar schon in Grundzügen informiert“, stellte ich fest.
Wir gingen die Freitreppe hinunter.
Ricone schwieg auf einmal und starrte uns an.
„Ich habe Mister Ricone zu erklären versucht, was wir hier tun, aber er hat leider nicht viel Verständnis dafür“, sagte Josy.
„Guten Tag, Mister Ricone. Ich denke, wir können uns in gepflegterer Atmosphäre unterhalten, oder?“, begrüßte ich ihn.
„Wenn Sie meinen Rausschmeißer verhaften und außerdem noch die Privatsphäre meiner Hotelbewohner missachten!“, hielt er mir entgegen und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei reckte er sich hoch empor, sodass er Ähnlichkeit mit einem Soldaten hatte, der Haltung annahm.
„Norman Brodie ist verhaftet worden und auf Sie wird auch noch ein Verfahren im Zusammenhang mit Jack Mancusos Tod zukommen!“ Während ich das sagte, hielt ich ihm meinen Ausweis unter die Nase.
„Wieso ich?“
„Sie hängen mit drin, weil auf Ihre Veranlassung hin die Leiche verschwinden sollte!“
„Dann verhaften Sie mich doch!“, meinte er provozierend und hielt mir seine überkreuzten Arme entgegen. „Na, los!“
„Keine Sorge, Sie werden schon vor Gericht kommen“, versicherte ich ihm. „Einstweilen könnten Sie uns noch verraten, wieso Sie Ihrem Bluthund befohlen haben, die Leiche verschwinden zu lassen, wenn es wirklich Notwehr war?“
Er grinste schief. „Erstens dürfte es Ihnen angesichts der Tatsache, dass es mehrere Zeugen gibt, schwer fallen, das Gegenteil zu beweisen. Und zweitens hatte Jack...“ Er zögerte.
„Na los!“, forderte ich ihn auf. „Sie können Jack nicht mehr schaden, wenn Sie etwas Unschmeichelhaftes über ihn erzählen!“
Er sprach in einem gedämpften Tonfall weiter und kam etwas näher. „Ich möchte, dass Sie keinen falschen Eindruck von Jack bekommen. Er war früher bei mir Türsteher im ‚Hidden Joy’. Aber die Zeiten sind lange vorbei. Er hat ein paar Jahre an der Nadel gehangen und vielleicht hat das seine Persönlichkeit verändert. Jedenfalls hat er seit einiger Zeit ziemlich schlechten Umgang.“ Sonny Ricone grinste. „Er soll häufig mit Jaden Nichols gesehen worden sein.“
Ein Krieg unter Zuhältern!, dachte ich. Das ist genau das, was uns im Moment noch fehlt.
„Sind Sie mit diesem Nichols verfeindet?“, fragte Milo.
„Er macht mir das Leben zur Hölle, wo er nur kann“, berichtete Ricone. „Wir hatten vor acht Wochen eine Razzia im Club ‚Hidden Joy’. Es stellte sich heraus, dass jemand Rattendreck in die Küche gebracht hatte, damit das Gesundheitsamt die Zulassung zurücknimmt. Da steckten auch die Leute von Jaden Nichols dahinter.“
„Sind Sie mit diesen Vorwürfen zur Polizei gegangen?“
Sonny Ricone lachte heiser. „Machen Sie Witze? Jedenfalls denke ich, dass Nichols hinter Jack Mancusos Auftritt steckt.“
„Es soll um eine Ablösesumme für Eileen Genardo gegangen sein.“
Ricone verzog das Gesicht. „Wollen Sie jetzt, dass ich mich selbst belaste und Sie mich wegen Zuhälterei einbuchten können? Versuchen Sie so etwas gar nicht erst! Das haben schon Ihre Kollegen vom Vice nicht geschafft und Sie werden sich auch die Zähe ausbeißen. Es gibt hier keine Ablösesummen! Und das Wort Prostitution kommt in meinem Wortschatz gar nicht vor.“
Er hob erneut die Hände und kreuzte sie übereinander. „Was ist? Bringen Sie mich nach Rikers? In einem halben Tag bin ich wieder draußen!“
„Verlassen Sie in nächster Zeit die Stadt nicht. Es könnte sein, dass wir noch ein paar Fragen an Sie haben“, sagte ich.
Und Milo ergänzte: „Der Staatsanwalt wird Ihnen wahrscheinlich wegen Behinderung der Justiz an den Karren fahren. Schließlich haben Sie dafür gesorgt, dass die Schießerei hier im Hotel Parrinder vertuscht wurde, anstatt zur Polizei zu gehen.“
Sonny Ricone grinste. „Ich stand unter Schock!“, erklärte er.
Ich gab ihm meine Karte. „Falls Sie noch etwas wissen, was für uns interessant sein sollte, sagen Sie uns das bitte. Sie könnten damit im Hinblick auf das Verfahren, das Sie erwartet, schon mal ein paar Punkte bei der Staatsanwaltschaft sammeln...“