Читать книгу Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 57
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In der Zwischenzeit trafen unsere Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster ein, um in der Wohnung von Jack Mancuso nach Spuren der Einbrecher zu suchen. Mr McKee berichtete uns am Telefon, dass er erhebliche Schwierigkeiten beim Erwirken eines Durchsuchungsbeschlusses gehabt hatte.
Dass wir die Wohnung betreten hatten, war angesichts der Umstände rechtens. Aber die Umstände des Einbruchs waren noch längst nicht klar – ebenso wenig, ob ein Zusammenhang zur Mordserie des Barbiers bestand.
Etwas anders hätte der Fall ausgesehen, wenn Jack Mancuso vermisst gemeldet oder umgebracht worden wäre.
Aber dafür gab es bis jetzt nur vage Anhaltspunkte, die sich zudem auch anders interpretieren ließen.
Mr McKee gelang es allerdings, die Justiz von der Notwendigkeit der Untersuchungen zu überzeugen.
Während Sam und Mell in Mancusos Wohnung alles genauestens unter die Lupe nahmen, suchten wir die Adresse des Wachmannes auf, der während der Zeit des Systemausfalls der Überwachungsanlage Dienst gehabt hatte.
Dan McGregor bewohnte mit seiner Familie die dritte Etage eines Mietshauses mit Brownstone-Fassade in Williamsburg.
Mrs McGregor öffnete uns.
Wir hielten ihr unsere ID-Cards entgegen.
„Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Wir möchten gerne mit Ihrem Mann sprechen!“
Mrs McGregor war eine dunkelhaarige Frau in den Dreißigern. Sie trug einen etwa zweijährigen Jungen auf dem Arm, der uns neugierig musterte.
„Worum geht es denn?“, fragte sie.
„Das werden wir Ihrem Mann schon persönlich sagen müssen!“, entgegnete Milo und kam mir damit um einen Bruchteil einer Sekunde zuvor.
Mrs McGregor führte uns ins Wohnzimmer und bot uns einen Platz auf der Ledergarnitur an, die den gesamten Raum sehr eng erscheinen ließ.
Mrs McGregor verschwand einen Augenblick lang in einem Nachbarraum. Den Jungen behielt sie dabei die ganze Zeit über auf dem Arm.
Wenig später kehrte sie zurück.
„Mein Mann kommt gleich. Möchten Sie einen Drink?“
„Nein danke“, entschied ich für meinen Partner und mich, was Milo mit einem bedauernden Blick quittierte.
„Sie sind im Dienst, nicht wahr? Tut mir leid, daran hatte ich nicht gedacht“, sagte Mrs McGregor. „Mein Mann hat bis gerade noch geschlafen, da er heute Nachtschicht hatte“, fuhr sie fort.
In diesem Augenblick trat ein großer, breitschultriger Mann in Jeans und T-Shirt ins Zimmer.
„Dan McGregor?“, fragte ich.
Er nickte.
„Meine Frau sagte, Sie wollen mich sprechen.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hielt ihm den Dienstausweis entgegen. „In die Wohnung von Jack Mancuso wurde eingebrochen. Vermutlich genau in der Zeitspanne, in der es einen Totalausfall des Sicherheitssystems gab.“
„Na, und? Das ist bedauerlich, aber so etwas passiert nun mal.“
„Der oder die Einbrecher waren im Besitz von Mancusos Chip Card. Möglicherweise lebt der Wohnungsinhaber gar nicht mehr“, ergänzte Milo „Ich weiß nicht, ob Sie wirklich gerne in so etwas hineingezogen werden wollen oder uns besser gleich die Wahrheit sagen.“
„Wovon reden Sie?“, fauchte McGregor.
„Wir nehmen an, dass Sie den Ausfall des Überwachungssystems ausgelöst haben“, äußerte ich meine Überzeugung. „So groß können die Zufälle nämlich gar nicht sein.“
„Haben Sie Beweise?“
„Ich schlage vor, Sie arbeiten mit uns zusammen, bevor unsere Spezialisten diese Beweise in mühevoller Kleinarbeit sichern müssen.“
„Sie können mich mal!“, knurrte McGregor. „Wenn Sie keinen Haftbefehl oder etwas in der Art haben, sage ich Ihnen keinen Ton mehr und schmeiße Sie außerdem achtkantig raus!“
„Okay, wir können Sie auch vorläufig festnehmen“, erwiderte ich. „Und wenn dann jemand von den Medien herausbekommen sollte, dass Ihre Festnahme im Zusammenhang mit dem Fall des Barbiers erfolgte, habe Sie für die nächsten Monate keine ruhige Minute mehr, das verspreche ich Ihnen.“
McGregor blicke kurz zu seiner Frau hinüber, dann trat er einen Schritt auf mich zu, baute sich breitbeinig auf und sah mir direkt in die Augen. Auf seiner Stirn zeigte sich dabei eine tiefe Furche.
„Der Barbier? Sie meinen diesen irren Killer, der durch die Straßen rennt und Frauen skalpiert?“
Ich nickte. „Ja.“
„Aber was verdammt noch mal hat Mancuso damit zu tun?“
„Kannten Sie seine Lebensgefährtin?“, fragte Milo.
McGregor drehte den Kopf um dreißig Grad und nickte. „Ja. Die war immer ziemlich aufgetakelt, sodass man fast auf die Idee kommen konnte...“ Er sprach nicht weiter. „Ist sie ein Opfer dieses Wahnsinnigen geworden?“
„Ja“, nickte ich.
„Ich habe heute noch keine Nachrichten gehört, sonst hätte ich sicher schon etwas davon mitbekommen.“ Er schluckte und fuhr fort: „Eileen Genardo wohnte bereits ein paar Wochen nicht mehr bei Mancuso. Deshalb weiß ich nicht, weshalb Sie annehmen, dass dieser Einbruch etwas mit dem Kerl zu tun hat, der Prostituierte umbringt und sie anschließend rasiert.“
„Wie viel hat man Ihnen gegeben, damit das Überwachungssystem fast eine Stunde lahm gelegt war?“, fragte jetzt Milo in scharfem Tonfall. „Oder haben Sie doch mehr mit der Ermordung von Eileen Genardo zu tun?“
„Hey, jetzt versuchen Sie nicht, mir irgendetwas anzuhängen!“, rief er aufgebracht.
„Okay“, meinte ich. „Dann begleiten Sie uns zur Federal Plaza und betrachten Sie sich als vorläufig festgenommen. Sollen sich unsere Verhörspezialisten mit Ihnen herumschlagen. Wenn Sie unbedingt eine große Sache daraus machen wollen...“
„Verdammt, ich verliere meinen Job, wenn das herauskommt!“
„Das sollte Ihre geringste Sorge sein...“
McGregor atmete tief durch. Er ging zur Fensterfront seines Wohnzimmers, von wo aus man einen Blick auf eine ziemlich zugeparkte Einbahnstraße in Williamsburg hatte.
„Okay“, murmelte er schließlich. „Der Typ hat mir tausend Dollar dafür geboten. Ich erhielt einen Anruf – kurz bevor meine Schicht begann.“
„Wann war das?“
„Mitternacht. Ein rothaariger Typ mit Sommersprossen hat mich auf dem Parkplatz angesprochen, bevor ich meine Schicht antrat.“
„Versuchen Sie ihn genauer zu beschreiben. Vielleicht sind Ihnen noch irgendwelche Einzelheiten in Erinnerung.“
„Ja, er hatte sein Hemd ziemlich weit offen und trug ein Goldkettchen mit einem Kreuz daran. Ach, ja da war noch was...“
„Reden Sie!“
„Eine Tätowierung unterhalb des Halsansatzes. Ein Adler.“
Milo machte sich jetzt in das Gespräch ein. „Wir schicken unseren Zeichner vorbei. Er heißt Agent Prewitt und wird mit Ihnen eine Phantomzeichnung anfertigen.“
„In Ordnung.“