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Einer der großzügigen Spender in der Kreisstadt Fasenau war der Metzgermeister, Gastwirt und Hotelier Hans Hofner, von seinen Stammtischbrüdern ›Da Insa‹ genannt. Der gebürtige Tiroler hatte vor Jahren als Metzgergeselle bei Albert Stolzer, dem Eigentümer des Gasthofes ›Zum Schmiedwirt‹ und eines Schlachtbetriebes, eine Anstellung gefunden.

Um das Jahr 1480 war die ehemalige Schmiede nach einem Umbau zu einer ›Tafernwirtschaft‹ umgewandelt worden. Seither trug dieser inzwischen traditionelle Gasthof, der sich mit seiner bayerischen Küche weit über den Landkreis hinaus einen guten Namen gemacht hatte, die Bezeichnung ›Zum Schmiedwirt‹.

Taferne, Taverne (von lat. taberna: Hütte/ Laden/ (Schau)-bude/Gasthaus, dann auch taberna publica) oder Tafernwirtschaft bzw. Tavernwirtschaft sind alte Bezeichnungen für eine Gaststätte. Der Wirt einer Taferne oder Tafernwirtschaft, Taferner oder Tafernwirt genannt, hatte in früheren Zeiten das Tafernrecht inne. Dieses Recht ist in etwa mit dem der heutigen Gaststättenkonzession vergleichbar. Es wurde vom Landesherrn verliehen.

Danach hatte der Wirt einer sogenannten „vollkommenen Wirtschaft“, nicht nur das öffentliche Schank- bzw. Krugrecht, das Herbergs- und Gastrecht sowie die Fremdenstallung (die Versorgung und das Unterstellen der Zug- und Reittiere), sondern er durfte auch Verlöbnismähler (Häftlwein), Hochzeiten, Stuhlfeste, Tauf- und sonstige festliche Mähler ausrichten. Der Wirt durfte Bier, Wein und Branntwein aus-schenken. Mit Wein wurden früher Rechtsgeschäfte betrunken. Daran erinnert heute noch der Weinkelch im Zunftschild. Zum Tafernrecht gehörte auch das Braurecht, das Brennrecht und die Backgerechtigkeit, also das Recht, einen Backofen anzulegen und Brot zu backen. Ein Tafernwirt musste zusätzlich wandernde Handwerksgesellen gegen Geld oder handwerkliche Gegenleistungen beherbergen. Er hatte also eine soziale Verpflichtung. Ferner wurde bei Todesfällen der Leichenschmaus in der Taferne abgehalten sowie die Nachlassverhandlung geführt. War kein Amtshaus vorhanden, fanden dort auch Gerichtsverhandlungen statt. Somit war die Taferne der kommunale Mittelpunkt in weltlichen Angelegenheiten der Bewohner des Dorfes.

Wenige Wochen nach seinem Arbeitsbeginn folgte Hans Hofner der Empfehlung seines Lehrherrn und schloss sich der Fußballabteilung des TSV Fasenau an. Nach einigen Monaten war er in diesem Verein der erfolgreichste Stürmer und treffsicherste Torschütze. Damit fand er bei den Fußballfreunden und -spielern sehr schnell Anerkennung und bei einigen langhaarigen Stadtschönheiten große Bewunderung.

Obwohl der junge Metzgergeselle die bayerische Sprache nahezu akzentfrei beherrschte, blieben immer noch einige seiner tirolerischen Ausdrücke in seinem Wortschatz. So benutzte er u. a. für das deutsche Wort ›Unser‹ das tirolerische ›Insa‹. Deshalb bezeichneten ihn seine Vereinskameraden, mit denen er gerne nach der Arbeit am Stammtisch im Gasthof ›Zum Schmiedwirt‹ zusammensaß, freundschaftlich mit dem Spitznamen ›Da Insa‹.

Als 23-Jähriger besuchte er an zwei Meisterschulen die Vorbereitungskurse, die bei einer Vollzeitbelegung zusammen 14 Wochen dauerten. Dann legte er erfolgreich bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern die Meisterprüfung ab.

Albert Stolzer, der Lehrherr von Hans Hofner,

veranstaltete am Ruhetag mit seiner Frau Annegret, der Tochter Ursula und allen Mitarbeitern abends im Nebenzimmer seines Gasthofs eine kleine Feier für Hans Hofners bestandenen Meisterprüfung. Nach einem festlichen Mahl stand Albert Stolzer auf, erhob seinen gefüllten Maßkrug und lobte seinen frisch gekürten Meister mit: »Du hast schon immer wie ein Meister geschuftet. Somit besitzt du auch berechtigt diese Urkunde! Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Meisterprüfung!« Dazu erhoben sich alle von den Stühlen und tranken auf Hofners weiteres Wohlergeben.

Der frischgebackene Meister stand stramm seinem Lehrherrn gegenüber. Er prostete ihm zu und erwiderte, sich leicht räuspernd: »Verehrter Lehrherr, lieber Albert. Ohne deine Hilfe hätte ich das nicht geschafft!« Er verbeugte sich und stammelte: »Vielen herzlichen Dank für alles, was du für mich getan hast.«

Anschließend erzählte Albert Stolzer voller Stolz einiges über den Werdegang seines ehemaligen Gesellen.

Alle in der Runde waren sehr beeindruckt. Dass Hans Hofer nun erfolgreich seine Meisterprüfung abgelegt hatte, sollten auch alle Kunden der Metzgerei erfahren. Dazu ließ Albert Stolzer den Meisterbrief hinter der Kundentheke im Metzgerladen anbringen. In einem Vergolderrahmen wurde die Urkunde in Augenhöhe an der weiß gefliesten, für die Wurstpräsentation mit Haken bestückten, Verkaufswand aufgehängt.

Mord im Varieté

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