Читать книгу Mord im Varieté - Werner A Korn - Страница 8

5

Оглавление

Zu den Honoratioren in der Kreisstadt zählte auch die Familie des vor fünfzehn Jahren zugezogenen Spielwarenfabrikanten Burkhard Blauburger. Dieser hatte in drei Jahrzehnten seine Firma zu einem führenden Unternehmen in der Branche auf- und ausgebaut. Als 20-Jähriger war er einige Jahre als Handelsvertreter für namhafte Nürnberger Fabrikanten in der Spielwarenbranche unterwegs gewesen. In dieser Zeit schuf er sich enge Kontakte zu Einkäufern von größeren in- und ausländischen Großhandelsfirmen und zu Inhabern von etablierten Fachgeschäften. Damals erkannte der agile Außendienstler bald das zunehmende Interesse von Kindern an Cowboy- und Indianerutensilien. Er vertraute seiner Inspiration und setzte auf diese neue Marktentwicklung. Zusammen mit seiner Frau Martha, die eine Ausbildung als Schneiderin absolviert hatte, gründete er zunächst einen kleinen Betrieb zur Herstellung von Indianeranzügen, Squaw- und Cowboykostümen aus braunen Baumwollstoffen, sowie Pistolengürtel aus schwarzem Kunstleder mit einem oder zwei Holster für Kinder bis zu 14 Jahren. 15 fleißige Heimarbeiterinnen nähten die von Frau Blauburger in unterschiedlichen Größen zurechtgeschnittenen Teile zusammen. Bereits nach einem Jahr erweiterte man das Angebot mit mehrfarbigem Federschmuck, farbig bedruckten Kunststoffzelten, bunt bemalten Tomahawks aus Holz, sowie Bögen, Pfeile und Köcher aus braunem Kunstleder.

Schon nach wenigen Jahren erzielte Burkhard Blauburger einen geschäftlichen Aufschwung. Dass er ein großes erfinderisches Talent hatte, zeigte sich schon bald. Er entwickelte eine elektrische Zickzack-Schneidemaschine, mit der sich aus dünnen acht Millimeter breiten und gerade geschnittenen, schwarzen Kunstlederstreifen Zackenlitzen anfertigen ließen. Diese zierten als Bordüre die mit einem goldfarbigen Sheriffstern bestückten Cowboywesten. Die jährliche Produktpräsentation auf der ›Internationalen Spielwarenmesse‹ in Nürnberg führte zu einer hohen Umsatzsteigerung und ließ seine Firma zu einem Marktführer in dieser Branche aufsteigen.

Nachdem Sohn Benno, das Abitur am ›Neuen Gymnasium‹ in der Stadt geschafft hatte, absolvierte er bei einem langjährigen Freund seines Vaters eine dreijährige Ausbildung als Steuerfachangestellter. Da der Notendurchschnitt seines Zeugnisses lediglich ein mittelmäßiges Ergebnis aufwies, und er an einem Studium ohnehin kein Interesse zeigte, nahm er diese Empfehlung seines Vaters widerspruchslos an. ›Zahlen waren schon immer mein Ding!‹, dachte er dazu überschwänglich. Dabei bezog sich das weniger auf die Mathematik als Unterrichtsfach; vielmehr an das Bezahlen in Kneipen. Hierbei beglich er ebenso die Rechnungen seiner von ihm großspurig eingeladenen Zechkumpanen.

Burkhard Blauburger hatte jedoch bei der Berufsentscheidung für seinen Sohn Benno vielmehr dessen spätere Firmenübernahme und eine erfolgreiche Weiterführung des Betriebs im Blickfeld.

»Nur wer sich in Steuersachen gut auskennt, hat seine Nase immer vorn!«, war eine häufig ausgesprochene Redewendung des Firmenchefs, wobei er nicht nur seine Stimme, sondern auch schulmeisterlich seine rechte Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger anhob. Dabei blickte er sein Gegenüber mit seinem, seitlich nach vorne geneigten, Kopf prüfend an. Das war stets seine markante Geste, keinerlei Widersprüche an seinen Äußerungen zu dulden.

Mord im Varieté

Подняться наверх