Читать книгу Der Goldvogel - Werner Gerl - Страница 13
Оглавление09 Obwohl man sie auf einem sicheren Beobachterplatz gewissermaßen geparkt hatte, musste Barbara Tischler eine kugelsichere Weste tragen. Sicher war sicher und die Vorschriften wurden eingehalten. Auch wenn es bereits einige Monate her war, konnte sich die Kommissarin noch lebhaft daran erinnern, wann sie das letzte Mal eine solche Schutzweste getragen hatte. Denn ohne Weste hätte ihr damals eine Kugel die Brust durchschossen.
An diesem Nachmittag war sie allerdings außer Schussweite. Sie bezog mit Oberkommissar Bechthold, einem weiteren LKA-Kollegen sowie dem Leiter des Sondereinsatzkommandos, in einem benachbarten Haus Stellung. Von dort hatten sie freien Blick auf die graue, schäbige Halle. Die Fenstergitter wurden allmählich vom Rost zerfressen, die Wände hatten lange schon keine Farbe mehr gesehen.
Die Halle stand auf einem Industriegelände im Norden Münchens, eigentlich abbruchreif, aber man wollte kein Aufsehen erregen. Denn seit zwei Jahren nutzte sie die Organisation Bylkows für gewisse Transaktionen. Drogenschmuggel, Menschenhandel, aber auch Morde sollten dort schon passiert sein.
Wo sich der Bandenchef selbst aufhielt, wusste man nicht genau, aber die Halle stand unter permanenter Observation. Man hoffte darauf, den brutalen Boss dort verhaften zu können, wenn er auftauchte. Und das Warten hatte sich gelohnt.
»Wir haben gestern eher zufällig ein Telefonat abgehört«, erläuterte Bechthold. »Und herausbekommen, dass Bylkow höchstpersönlich zur Prüfung der Neuware kommt. Es war wirklich Zufall. Und zwar hat einer von Bylkows Fußsoldaten seine Mutter angerufen und ihr erzählt, er würde endlich seinen Boss kennen lernen. Die russischen Kollegen haben den Anruf aufgezeichnet und sofort an uns weitergeleitet.«
»Nasdrowje. Es lebe die deutsch-russische Freundschaft«, meinte Tischler süffisant.
»Ja. Aber mit Freundschaft dürfte die nächste Stunde nichts zu tun haben. Bylkow ist noch nicht da, aber die Neuware.«
»Und was sind das für Drogen? Heroin? Speed? Koks?«
Bechthold grinste ein wenig. »Natascha, Olga und Swetlana heißen die Drogen.«
»Oh lala«, Tischler schnalzte mit der Zunge, »also richtig heiße Ware.«
»Ja. Die meisten Frauen kommen aus Moldawien. Freiwillig ist da vermutlich keine dabei. Aber du weißt ja, wie das abläuft.«
»Falsche Versprechungen, man würde ihnen einen Job im goldenen Deutschland verschaffen, und schon sitzen sie in der Falle.« Tischler hasste diese Menschenhändler, die aus unschuldigen Mädchen Zwangsprostituierte machten.
»Mittlerweile werden diese Frauen regelrecht entführt und damit epresst, dass man ihre Familie umbringt, wenn sie etwas sagen.«
»Die Umgangsformen werden noch rauer. Dass das möglich ist.« Tischler schüttelte angeekelt den Kopf.
»Und das Schlimme ist, solche Dreckstypen bluffen nicht. Die schrecken vor nichts zurück.«
»Was habt ihr sonst noch gegen Bylkow in der Hand?«, fragte Tischler nach.
»Wallenberg hat uns einiges an Material geliefert. Es reicht für eine meterlange Anklageschrift, darunter auch zwei Mordanklagen. Ob es auch dafür reicht, diesen Kerl für den Rest seines Lebens einzubuchten, weiß ich nicht. Der wird sich mit einer ganzen Armee von Winkeladvokaten eindecken. Ich spekuliere darauf, dass wir die Mädchen, die heute angeliefert werden, zum Reden bringen.«
»Und der Mord an Olga Sibowska?« Tischler interessierte natürlich primär der Fall, der ihr entzogen worden war. Sie empfand es weiterhin als Demütigung, wohl wissend, dass dies Unsinn war und der Vorgang nichts mit ihrer Kompetenz zu tun hatte. »Gibt es da etwas Neues?«
»Nein, aber …« Bechthold stockte und strich sich über das Kinn. »Ich weiß, das klingt jetzt unprofessionell, aber der Sibowska-Mord ist im Prinzip nicht mehr wichtig. Das hat einer seiner Handlanger erledigt. Vielleicht erwischen wir denjenigen, vielleicht auch nicht. Bylkow auf jeden Fall erlebt heute seinen letzten Tag in Freiheit. Das ist wichtig.«
Barbara Tischler war nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Mordfall, den sie selbst bearbeitet hatte, wenngleich auch nur kurz, plötzlich unbedeutend wäre. Allerdings verstand sie auch die Position ihres Kollegen. Bei Mafiakraken wie Bylkow musste man froh sein, wenn man sie festnageln konnte. Jedes ihrer Verbrechen aufzudecken und hieb- und stichfest vor Gericht nachzuweisen, war ein Ding der Unmöglichkeit.
»Ich glaube, ich weiß, was dir jetzt durch den Kopf geht«, meinte Bechthold, der als Polizist wie seine Kollegin dachte. »Aber der Fall ist im Prinzip abgeschlossen, selbst wenn er nicht aufgeklärt wird. Da kann dein rätselhafter leerer Brief nichts daran ändern.«
Tischler nickte unmerklich und wollte gerade etwas entgegnen, als plötzlich ein Funkspruch eintraf. Bylkow war im Anmarsch. Wenige Sekunden später fuhr eine schwarze Limousine mit abgetönten Scheiben vor. Schnell wurden die Tore der Halle geöffnet und der Wagen verschwand im Dunkel.
»Und ihr seid sicher, dass Bylkow in dem Karren sitzt?«, fragte Tischler mit einer gesunden Portion Skepsis.
»Ja. Ziemlich sicher. Hundertprozentig sicher werden wir in ein paar Minuten sein.«
Die Leiter des SEKs gaben hektische Befehle, in Stellung zu gehen. Jeweils fünfzehn bewaffnete Polizisten hatten sich in den beiden benachbarten Hallen versteckt. Nun erhielten sie den Befehl auszurücken und das Zielobjekt zu umstellen. Dreißig schwarzgekleidete, vermummte Männer verwandelten die Halle in eine Mausefalle.
»Wie viele Gangster befinden sich momentan in der Halle«, fragte Tischler.
»Voraussichtlich acht. Mit Bylkow.«
»Glaubst du, dass sie sich ergeben?«
Bechthold atmete laut durch. Die Anspannung war ihm anzumerken.
»Ich hoffe es, Barbara. Ich hoffe es.«
Als die Polizisten ihre Stellungen bezogen hatten, rief einer der Einsatzleiter auf einem von Bylkows Handys an. Tatsächlich ging der Gangsterboss persönlich ans Telefon. Ihm wurde mitgeteilt, dass die Halle umstellt sei und in zwei Minuten gestürmt würde, wenn sie sich nicht ergäben. Ohne Antwort beendete Bylkow das Gespräch.
»Und nun?«, fragte Tischler gespannt. Eine solche Riesenaktion hatte sie selbst noch nicht erlebt.
»Heißt es abwarten.« Bechthold blickte auf seine Uhr. Zwei bleierne Minuten lagen vor ihnen. Langsam, quälend langsam, bewegte sich der Sekundenzeiger. Kurz vor Ablauf des Ultimatums öffneten sich die Tore der Halle. Gleichzeitig meldete sich das Handy des Einsatzleiters.
»Lassen Sie uns durch, sonst sind die Frauen tot«, sagte eine harte Stimme mit russischem Akzent. Bevor der Einsatzleiter etwas antworten konnte, war die Verbindung unterbrochen. Im selben Moment fuhr Bylkows Limousine aus der Halle. Im Schritttempo. Auf dem Kühlergrill lag eine gefesselte Frau. Vor jedem Reifen ging ein Gangster, der eine der Zwangsprostituierten vor sich hielt und ihr eine Waffe an die Schläfe hielt.
»Die Limousine ist gepanzert. Wir könnten einzig auf die Reifen schießen, aber das wollen sie verhindern, indem sie die Frauen als Schutzschild benutzen. Diese Schweine!«, giftete Bechthold.
Die entführten Moldawierinnen waren geknebelt. Dennoch hörte man ihr Klagen und Schluchzen. Langsam glitt die Limousine voran, sie hielt Schritt mit ihrer Eskorte. Die Luft war zum Zerreißen angespannt. Alle Gewehre der SEK-Einheit waren auf die Gangster gerichtet, allesamt bullige Kerle mit kahlrasiertem Schädel und einschlägigen Tattoos. Den Frauen stand die nackte Angst ins Gesicht geschrieben.
Es war eine gespenstische Szenerie. Kein Laut ertönte. Man hörte lediglich das Winseln der Frauen und den leise surrenden Motor der Limousine. Als der Wagen das Gelände der alten Halle verließ, standen ein paar Polizisten auf und bedrohten die Gangster. Diese ließen sich jedoch nicht beirren.
Plötzlich drehten die Reifen der Limousine durch und die Frau auf der Kühlerhaube wurde zu Boden geschleudert. Im selben Moment schlossen sich die vier Gangster, welche die Reifen bewacht hatten, zu einer Reihe und deckten so das entfliehende Auto. Schon war die Limousine Bylkows mit quietschenden Reifen um die Ecke gebogen.
»Bär an Biber, Zugriff jetzt«, sprach der Einsatzleiter in sein Funkgerät. Sofort erklangen daraufhin Schüsse.
Fragend blickte Tischler ihren Kollegen an.
»Wir waren auf diese Situation vorbereitet. Alle Fluchtwege sind durch kleinere Kommandos versperrt.« Bechthold atmete tief durch. Die Anspannung hatte ihm Schweißperlen auf die Stirn getrieben. »Hoffen wir, dass wir den Drecksack jetzt endlich haben.
Tatsächlich kam sogleich die Meldung, dass man der Limousine die Reifen zerschossen und diese umstellt hatte. Wenige Minuten später stiegen Bylkow und drei seiner Männer aus. Ganz unspektakulär hoben sie die Hände und ließen sich widerstandslos festnehmen.
Die vier Gangster dagegen, die weiterhin die Frauen als Schutzschild benutzten, gingen langsam zur Halle zurück. Sie ließen ihren Blick nicht von den Polizisten. Ihre Pistolen schienen wie angeklebt an den Schläfen der Frauen. Kaum hatten sie die offene Halle erreicht, schlossen sie die Tore und verbarrikadierten sich.
Bechthold beriet sich mit der Einsatzleitung. Tischler blickte inzwischen aus dem Fenster. Die Frau, die vom Kühlergrill gefallen war, hatte sich offensichtlich an Arm und Kopf verletzt. Ein Sanka kam und zwei Sanitäter kümmerten sich um sie.
Hoffentlich ist dein Martyrium jetzt vorbei, dachte sich Tischler. Nach wenigen Minuten kam Bechthold zu ihr zurück.
»Wir rufen die Gangster noch einmal auf, sich zu ergeben, was vermutlich nichts bringen dürfte.«
»Und dann?«, fragte Tischler gespannt.
»Dann stürmen wir die Bude. Allerdings erst nach Einbruch der Dunkelheit.«
»Na wunderbar. Der Tag ist also gelaufen.«
»Du musst nicht bis zum bitteren Ende hier bleiben«, sagte Bechthold, wohl wissend, dass er sich den Atem hätte sparen können.
»Sehe ich aus wie jemand, der das Fußballspiel vor der Verlängerung verlässt?« Tischler blickte ihren Kollegen schief an.
»Sicher nicht. Du bleibst bis zum Elfmeterschießen. Aber vielleicht hast du Arbeit oder musst dich um die Probleme und Nöte der Münchner Bürger kümmern.« Bechthold lächelte milde. Dabei bildete sich an seiner rechten Wange ein Grübchen, das ihn sympathisch, fast schon sexy erscheinen ließ.
»Mein einziges Problem ist: Ich habe langsam Hunger«, stellte die Kommissarin prosaisch fest. »Können wir uns ein paar Pizzas kommen lassen?«
»Hunger hätte ich auch«, seufzte Bechthold, »aber der Lieferservice hier ist unter aller Kanone.«
Das LKA ließ seine Mitarbeiter nicht verhungern. Es gab freilich nur eine Ladung Schinkensemmeln mit Gurken. Die Anspannung bei allen Beteiligten war groß, schließlich barg die Erstürmung der Halle enorme Risiken. Vor allem das Leben der Geiseln war gefährdet, zumal die Gangster mit einem Angriff rechnen mussten, also nicht wirklich überrascht werden konnten.
»Lust auf eine kleine Unterhaltung mit der Moldawierin? Sie ist offensichtlich nur leicht verletzt, also vernehmungsfähig«, fragte Bechthold, nachdem er länger telefoniert hatte.
»Mein Russisch ist zwar in letzter Zeit etwas eingerostet, aber ansonsten komme ich gern mit. Sonst futtere ich euch noch die letzten Semmeln weg.«
»Und du hattest schon drei.« Wieder zeigte sich das neckische Grübchen, als Bechthold lächelte.
»Aber Walter, wer wird denn zählen.«
»Keiner. Allerdings sollten wir keine Spuren hinterlassen«, gemahnte er und wischte mit seinem Daumen an Tischlers Mundwinkel. »Keine Semmelbrösel beim Verhör. Oberste Regel, wusstest du das nicht?«
»Ich dachte, nur Ketchupspritzer auf der Bluse wären verboten«, alberte Tischler, die ihren Kollegen allmählich richtig sympathisch fand.
Sie nannte sich Svetlana. Einen Ausweis trug sie nicht bei sich, auch keinen Führerschein oder andere Dokumente, die ihre Personalien bestätigen konnten. Sie war dunkelblond, etwas mopsig um die Hüfte und höchstens zwanzig Jahre alt. Ihrem hübschen Gesicht mit den Katzenaugen hatte es das Mädchen wohl zu verdanken, dass ausgerechnet sie als Ware für ein deutsches Bordell ausgewählt worden war.
An ihrer Stirn klebte ein großes Pflaster, der linke Ellenbogen war mit einem Verband umwickelt. Offensichtlich handelte es sich tatsächlich nur um oberflächliche Verletzungen. Svetlana war flankiert vom Notarzt und einer Dolmetscherin, denn sie sprach kein Wort Deutsch.
Bechthold versuchte, so wenig wie möglich nach Bulle zu klingen. Er stimmte einen väterlichen Ton an und wollte zunächst einmal Vertrauen gewinnen. Doch Svetlana gab sich kurz angebunden. Sie sah die Polizisten nicht einmal an.
»Sie will nicht auf Ihre Fragen antworten«, meinte die Dolmetscherin achselzuckend. Dann sagte Svetlana wieder ein paar Sätze in ihrer Muttersprache.
»Svetlana behauptet, es gehe ihr gut und sie sei freiwillig hier.«
»Ach Gott, es ist immer dasselbe«, seufzte Bechthold zu Tischler. »Die Leute haben Angst, weil zu Hause ihre Familien bedroht werden.« Dann wandte er sich der Dolmetscherin zu. »Sagen Sie Svetlana, sie müsse keine Angst haben, wir hätten Bylkow festgenommen. Es könne ihr nichts mehr passieren.«
Svetlana schüttelte jedoch nur mit dem Kopf. Bechthold versuchte noch länger, auf das Mädchen einzureden, doch es half alles nichts. Die Moldawierin war nicht dazu bereit, gegen ihren Entführer auszusagen. Selbst sanfter Druck, schließlich besaß sie weder Pass noch Visum, konnte sie nicht umstimmen.
»Die Bande hat in Russland und Moldawien zu viele Mitglieder, die natürlich auf freiem Fuß sind. Auch wenn der Kopf in Haft sitzt, können die Glieder einem noch ziemlich weh tun«, meinte Bechthold resigniert.
»Du bist aber poetisch heute«, entgegnete Tischler spitz. »Gibts nichts, womit du sie locken könntest?«
»Nicht jetzt. Solange Svetlanas Familie bedroht ist, wird sie nichts sagen. Erst wenn die in Sicherheit ist, lockert sich ihre Zunge. Mal schauen, ob die moldawischen Kollegen uns helfen.«
»Klingt, als würdest du um Hilfe beim Erzengel Michael flehen.«
»Wie kommst du gerade auf den?«, stutzte Bechthold.
»Ist doch der Schutzheilige der Polizisten. Hast du das nicht gewusst?«, fragte Tischler in gespielt vorwurfsvollem Ton.
Bechthold lachte. »Ich fürchte, meine katholische Bildung ist ein wenig verblasst in letzter Zeit.«
»Dann wirds Zeit, dass du sie aufpolierst. Schau her, die Afra von Augsburg ist beispielsweise die Patronin der Prostituierten. Und Matthäus der Patron der Finanzbeamten.«
»Aber nicht der Lothar, oder?«, scherzte Bechthold.
»Nein, der Evangelist natürlich. Mit den Schutzheiligen sollte man sich auskennen.«
»Ich werde deinen Rat befolgen, aber erst nach diesem Einsatz, wenns genehm ist.«
Das kurze Herumalbern hatte den beiden Polizisten gut getan. Die Anspannung war den ganzen Tag sehr groß. Und sie würde bis zur Erstürmung der Halle groß bleiben. Das dachten sie zumindest, doch so weit kam es nicht. Denn die Gangster waren offensichtlich nicht nur über das Schicksal ihres Bosses bestens informiert, sondern hatten auch aus dessen Fehler gelernt.
Gegen neunzehn Uhr kam ein Anruf aus der Halle. In gebrochenem Deutsch verlangte der Gangster freies Geleit, sonst würde man die Geiseln töten. Ein Schuss auf einen Reifen würde genügen und die Frauen würden umgebracht. Wie Bylkow wartete der Gangster die Antwort gar nicht erst ab, sondern legte auf.
Wenige Minuten später öffneten sich wieder die Tore der Halle. Ein schwarzer VW Kastenwagen fuhr heraus. Vorne saß neben dem Fahrer ein Gangster, der einer blonden Moldawierin eine Pistole gegen die Schläfe hielt. Im Inneren geschützt saßen die beiden restlichen Gangster mit einigen Frauen, wie viele es genau waren, wusste man nicht.
Bechthold versuchte, mit den Gangstern Kontakt aufzunehmen, doch seine Anrufe wurden nicht angenommen. Kaum hatte der Kastenwagen die Straße erreicht, beschleunigte er und bog, wie Stunden vorher die Limousine von Bylkow, rechts ab Richtung Autobahn. Die A9 nach Nürnberg, wo der Verkehr niemals versiegte, wo sich immer Tausende von Fahrzeugen um die drei bzw. vier Spuren stritten, war das Ziel der Gangster.
»Kein Zugriff«, lautete der Befehl der Einsatzleiter. Das Leben der Geiseln musste geschützt werden. Als die Gangster an den SEK-Polizisten, die Bylkow zur Aufgabe gezwungen hatten, vorbeifuhren, wurde kurz das Fenster heruntergelassen und ein Gegenstand fiel auf den Boden.
Es war das Handy, mit dem Bechthold angerufen worden war. Die Gangster hatten offensichtlich kein Interesse daran, noch einmal Kontakt mit der Polizei aufzunehmen. Und noch viel weniger hatten sie Lust, vom Satelliten geortet zu werden. Ungehindert bogen die Gangster bei Freimann auf die Autobahn und verschwanden im Feierabendgetümmel.