Читать книгу Der Goldvogel - Werner Gerl - Страница 9

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05 Bei ihrer Rückkehr ins Büro hätte die Nase der Hauptkommissarin um ein Haarbreit Bekanntschaft mit der Härte der Tür gemacht. Denn diese wurde jäh und schwungvoll aufgestoßen, als sie just eintreten wollte. Es war nur ihrer Reaktion, ihren in unzähligen Karatestunden antrainierten Reflexen zu verdanken, dass sie schnell zurückwich.

Dem Mann war es nicht entgangen, dass er eine Frau fast mit der Tür gerammt hätte. Offensichtlich war er in Eile, doch nicht so sehr, dass er seine Manieren vergessen hätte. Artig entschuldigte er sich für seinen übertriebenen Schwung, aber er müsse zur Arbeit.

»Neureuther, Jens Neureuther«, stellte er sich vor und gab der Hauptkommissarin die Hand. »Ich habe einen meiner Patienten bei Ihnen abgeliefert.«

»Das Krankenhaus ist aber ein paar Blocks weiter«, entgegnete Tischler.

»Ich habe ihn nicht hierher gebracht, damit Sie ihn therapieren. Das schaffe ich ganz allein. Ich habe ihn hergebracht, weil er möglicherweise einen Mord beobachtet hat.«

»Möglicherweise?« Tischler sah Neureuther mit gerunzelter Stirn an.

Zwischen Tür und Angel erzählte Neureuther die Geschichte von Üzlis Unfall und seinen Folgeschäden, von den Verletzungen, der blutigen Kleidung und dem seltsamen Anruf.

»Die Nummer habe ich mir gemerkt und Ihrem Chef mitgeteilt«, schloss Neureuther seinen Bericht.

»Ein Stuhl macht noch keinen Chef. In der dienstlichen Rangfolge stehe ich über meinem Kollegen«, rückte Tischler die Verhältnisse zurecht.

»Das wusste ich nicht«, entschuldigte sich Neureuther und griff in seine Jackentasche. »Damit Sie sich nicht übergangen fühlen«, meinte er mit einem Anflug von Ironie und überreichte ihr seine Visitenkarte. »Sollte es ein Problem mit Kemal geben, wenden sie sich bitte an mich.«

Dann grüßte er und ging. Tischler betrat ihr Büro, wo Mangel und Kemal schon auf sie warteten. Die Kommissarin musterte den Patienten von Neureuther. Kemal war ein Musterathlet. Groß gewachsen wie ein Baum, drahtig und ohne zu hungern so frei von Fett, wie es sich jedes Model wünschen würde. Die physische Erscheinung passte jedoch gar nicht zu seiner Haltung. Er kauerte auf dem Stuhl, als würde er gerade eines Schwerverbrechens überführt. Es war nicht zu übersehen, wie unwohl er sich fühlte.

»Ralf, bring bitte die blutigen Kleidungsstücke zur Spurensicherung. Danach überprüfst du die Telefonnummer«, trug Tischler ihrem Mitarbeiter auf. Schnell stand Mangel auf, packte die Beweisstücke und verschwand. »Ich unterhalte mich inzwischen ein wenig mit Herrn Üzli.«

Erschrocken blickte dieser hoch. »Ich nicht sprechen kann«, wehrte er ab, dabei so leise flüsternd, dass ihn nur sensible Ohren vernehmen konnten.

»Oh doch, das können Sie«, ermunterte ihn Tischler.

Tischler blickte Kemal an. Sie überlegte, wie sie am besten mit diesem verunsicherten Mann umgehen sollte.

»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee? Saft? Wasser?« Sie ließ zwischen jedem Wort eine kleine Pause, damit Kemal mit einer Kopfbewegung antworten konnte. Beim letzten Angebot nickte er. Tischler holte eine Flasche klassischen Sprudel und zwei Gläser und schenkte Kemal ein. Sie selbst nahm auch einen kräftigen Schluck. Dann holte sie einen Block hervor und legte ihn Kemal vor.

»Machen wir es so, ich versuche, Ihnen vorrangig Entscheidungsfragen zu stellen, die Sie mit einem Nicken oder Kopfschütteln beantworten können. Alles andere beantworten Sie schriftlich, wenn Sie nicht sprechen wollen. In Ordnung?«

Kemal nickte erleichtert. Seine Redehemmung war bei unbekannten Personen enorm groß.

»Die erste Frage müssen Sie wohl schriftlich beantworten. Ich muss genau Ihren gestrigen Nachhauseweg kennen. Bitte schreiben Sie auf, wie Sie von A nach B gekommen sind, am besten mit den Zeiten.«

Kemal nickte und nahm den Block und einen Kugelschreiber. Dann überlegte er, schrieb etwas und begann zu zeichnen. Immer wieder hielt er inne und überlegte. Nach einigen Minuten riss er das Blatt heraus und legte es Tischler vor. Sie stutzte, denn Kemal zeichnete sofort weiter.

Muss ein verdammt langer Nachhauseweg gewesen sein, dachte sich die Kommissarin und betrachtete den ersten Teil der Karte. Kemal war kein großer Zeichner und alles andere als ein Kalligraph. Seine Schrift war unästhetisch, krakelig, aber wenigstens lesbar.

Eigentlich hätte Tischler gern die Kollegen vom LKA angerufen und ihnen von dem seltsamen Brief erzählt, doch sie wollte ungestört telefonieren. Diese Informationen waren nichts für fremde Ohren. Stattdessen vertrieb sie sich die Zeit damit, den Computer anzuwerfen und nachzuschauen, wo die Schlüsselbergstraße war. Dort befand sich nämlich das Towasan Martial Arts Center, das Kemal gegen einundzwanzig Uhr verlassen hatte.

Schnell wurde die Kommissarin fündig. Die Straße verband den Mittleren Ring Ost kurz vor dem Richard-Strauß-Tunnel mit der Berg-am-Laim-Straße, die ihren Namen von dem unscheinbaren Viertel im Münchner Osten hatte, das so unbedeutend zwischen Haidhausen und Trudering lag. Als die Kommissarin den zweiten Teil von Kemals Karte bekam und bemerkte, dass er sich an den dritten machte, wurde ihr klar, dass der Tag gerettet war. Diese Strecke nach Blutspuren abzusuchen, würde mindestens zwei Stunden, eher drei oder vier dauern. Weg vom Schreibtisch und hinaus in die Sonne. Das war nicht das Schlechteste.

In der Schlüsselbergstraße gab es sogar einen russischen Supermarkt, genauer gesagt einen Supermarkt mit Produkten aus Osteuropa. Ansonsten zeichnete sie sich dadurch aus, dass man die Häuser in ihrer grauen Einförmigkeit lediglich an der Hausnummer unterscheiden konnte. Einzig der Radweg war von einer Baumallee gesäumt, die im Grün des erwachenden Frühlings etwas Strahlendes, fast schon Lyrisches hatte.

An dem Kampfsport-Center wäre Tischler fast vorbeigefahren, so unscheinbar war es. Lange hatte das Haus schon keinen Malerpinsel mehr gesehen, was die Tristesse nur verstärkte. Dem gegenüber standen die bunten Auslagen und Transparente des Martial-Arts-Center. In der roten Tür war eine stilisierte Weltkugel, in deren Vordergrund ein schwarzes gegen ein rotes Strichmännchen kämpfte.

Bei den Fahrradständern hingen zwei Transparente, die Werbung für Kinder-Karate machten. Ab dem zarten Alter von fünf Jahren nahm man kampfbereite Kids auf, um sie in die Geheimnisse dieses japanischen Sports einzuweihen.

Tischler fühlte sich an ihre Kindheit erinnert, hatte sie doch selbst mit neun begonnen, Karate zu machen, ein Mädchen in einer Jungenwelt, das sich durchbeißen musste. Und es auch tat. Der anfängliche Spott, es gab nur zwei Mädchen in der Gruppe, die notgedrungen mit den teils sogar älteren Jungs mitmachen mussten, war schnell gewichen, da sie und Becki zäh und ehrgeizig dagegenhielten und sich von den üblichen Scherzen nicht beeinflussen ließen. Die Kommissarin war es von zu Hause nicht anders gewohnt. Früh war ihre Mutter gestorben, viel zu früh. Und viel zu früh wuchs sie in die Rolle als einzige Frau im Haushalt hinein, die sich um die Brüder und den zwar intelligenten, aber bisweilen unpraktischen, gelegentlich fast schon lebensuntauglichen Vater kümmern musste.

»Hier sind Sie also gegen einundzwanzig Uhr nach dem Training raus und mit zu Ihrem Kumpel Leo, der gleich nebenan im zweiten Stock wohnt.« Tischler riss sich selbst aus ihren Jugenderinnerungen.

Kemal nickte und deutete auf einen Balkon, dessen Tür offen stand. Allem Anschein nach wohnte dort sein Kickboxpartner. Kemal steckte zwei Finger in den Mund und pfiff. Kurz darauf schlurfte ein semmelblonder Jüngling im ärmellosen T-Shirt und in blauer Trainingshose heraus. Er war ähnlich durchtrainiert wie Kemal.

»Hey Mann, was geht?«, fragte er kurz und musterte misstrauisch die beiden Polizisten.

»Ihr Freund hatte gestern auf dem Nachhauseweg ein unangenehmes Erlebnis.« Tischler wollte bewusst im Vagen bleiben. Sie selbst hatte nämlich größere Zweifel, dass Kemal wirklich einen Mord gesehen hatte. Sie glaubte vielmehr an eine kleine Prügelei. Und war es ausgeschlossen, dass die Fäuste gleich unter den Kickboxpartnern flogen? Sicher nicht, zumal in Leos Gesicht ein mittelprächtiges Veilchen blühte.

»Können Sie uns sagen, was Sie zwischen Trainingsende und Kemals Aufbruch gemacht haben?«, fuhr die Kommissarin fort.

»Komme gleich«, entgegnete der Kickboxer und verschwand in seiner Wohnung, um kurz darauf bei den Polizisten wieder aufzutauchen. »Muss ja nicht die ganze Nachbarschaft hören.«

Tischlers Neugier war langsam erwacht.

»Wir haben uns zwei Pornos reingezogen, skandinavisches Zeug, echt geil. Und uns mit ein paar Bierchen zugelötet. Ist ja noch nicht verboten, oder?« Leo hatte einen feindseligen Ton am Leib, möglicherweise war er in der Gegenwart von Polizisten aber auch nur unsicher, wie viele andere Leute.

»Nein, das ist ganz legal, wenn es sich nicht um Kinderpornos handelte«, meinte Mangel in seiner Überkorrektheit.

»Hey Mann, willst du sagen, ich stehe auf Kinderärsche, oder was?« Leo lief rot an.

»Das hat mein Kollege doch nicht gemeint«, beschwichtigte Tischler, die Leos erhöhten Adrenalinspiegel spürte. »Er wollte nur definieren, was legal und was illegal ist.«

»Will ich ihm auch raten. Mich nennt keiner Kinderficker.« Drohend schaute Leo Mangel an. »Was ist mit meinem Kumpel? Was hat er für eine Scheiße erlebt gestern? Hat ihn einer angemacht? Den mach ich kalt.«

»Hey Freundchen«, ging Tischler den Kickboxer scharf an. »Runter vom Gas. Und dass eines klar ist, die Fragen stellen wir.« Energisch und entschlossen blickte sie ihren Kontrahenten an. »Und wenn Sie Ihrem Kumpel helfen wollen, dann antworten Sie, klar?«

»Okay«, nickte Leo.

»Wir müssen zunächst wissen, wann Kemal Ihre Wohnung verlassen hat?«

»Scheiße, wann war das?« Leo dachte kurz nach. »So halb eins, eins. Später glaube ich fast nicht. Nein, das kommt hin.«

»Wie viele Biere hat jeder von euch getrunken?«

»Ein Sixpack. Meine Fresse, kann ich nicht mehr saufen, was ich will, Mann?«, rief Leo empört aus.

»Sind sechs Bierchen für Sportler wie euch nicht ein bisschen viel?«, fragte Tischler nach.

»Das steck ich locker weg. Und Kemal mittlerweile auch.«

»Mittlerweile?«

»Naja, früher hat er kaum was getrunken, aber seit seinem Unfall hat er den Alk entdeckt. Er lötet sich nicht jeden Tag voll zu, aber ein paar Bier säuft er schon am Abend«, erklärte Leo.

»Noch eine Frage: Wer hat Ihnen das Veilchen verpasst?«

»Ein Russe. Mieser Typ. Aber der hat mehr abbekommen. Der Arsch kann sich die nächste Zeit nicht mehr schnäuzen, ehrlich Mann«, meinte Leo hasserfüllt, aber voller Stolz, den Kampf siegreich beendet zu haben.

»Wann ist das passiert?«

»Vorgestern. Wir sind im Krieg mit den Russen. Wenn ich einen von den Drecksäcken seh, mach ich ihn platt.«

»Und Kemal?«

»Hat keinen Zoff mit den Scheißkerlen«, entgegnete Leo zögerlich.

»Aber die Russen wissen, dass er Ihr Kumpel ist«, folgerte Tischler.

»Klar. Haben diese Drecksäcke ihm gestern eine verpasst, oder was? Die mach ich alle, die haue ich in Stücke.« Leo geriet wieder in Rage.

»Wir wissen nicht, was gestern passiert ist und nicht einmal, ob etwas passiert ist, also reg dich jetzt mal ab, Kerl.« Tischler war angesichts der permanenten Aggression Leos so angefressen, dass sie in das Du verfiel. »Allerdings sind wir hier sowieso fertig. Sie sind entlassen und können wieder in Ihre Wohnung gehen.«

»Stopp mal, und was ist mit meinem Kumpel?« Breitbeinig und mit verschränkten Armen stellte sich Leo vor Tischler hin. Er war nicht gewillt, seinen Freund der Obhut der Polizisten zu überlassen.

»Mit dem machen wir einen kleinen Spaziergang«, erklärte Tischler.

Währenddessen ging Kemal zu Leo und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

»Mein Kumpel will, dass ich ihn begleite«, sagte Leo bestimmt.

Tischler hatte schon so etwas befürchtet. Aus Rücksicht auf Kemals fragilen Zustand willigte sie ein, wenngleich ihr die Aussicht nicht behagte, mit Mangel und dem adrenalingeladenen Kickboxer den restlichen Vormittag zu verbringen. In ihr reifte allerdings der Gedanke, der vermeintliche Mord sei nichts anderes als eine Bandenschlägerei. Insofern erwartete sie eine einfache Routineuntersuchung.

»Gut, dann marschieren wir mal los«, rief die Kommissarin zum Aufbruch. »Wenn ich die Zeichnung richtig verstanden habe, gingen Sie in der Nacht hier die Altöttinger Straße entlang.«

Kemal nickte wiederum.

»Woher will er das wissen?«, fragte Mangel nach. »Ich dachte, er kann sich an nichts mehr erinnern.«

»Weil er diesen Weg immer geht, Mann«, sagte Leo genervt.

Tischler atmete tief durch.

»Wir machen es jetzt so. Kemal und Leo gehen die rechte Straßenseite entlang und suchen nach Blut- oder Kampfspuren, Ralf und ich übernehmen die linke Straßenseite«, schlug die Kommissarin vor.

»Blutspuren? Hats nicht heute in der Nacht mal brutal geschifft? So um vier oder so?«

»Blut wäscht sich nicht so leicht weg. Wenn es einmal getrocknet ist, bleibt ein Fleck übrig, der auch vom Regen nicht entfernt wird. Chemisch betrachtet«, hob Mangel gerade zu einer kleinen Nachhilfestunde an, wurde aber von Tischler unterbrochen.

»Wir suchen also einen vertrockneten Blutfleck. Er kann auch recht klein sein. Also schauen Sie genau hin, meine Herren. Wir gehen den Weg nur einmal.«

Baumreihen flankierten auch die Altöttinger Straße. Die beiden langgezogenen Mietsblocks waren auf der einen Seite ockergelb und auf der anderen olivgrün, damit man sie unterschieden konnte. Außerdem standen die einen längs und die anderen quer zur Straße. Zwischen dem Asphalt und den Häusern befand sich ein einigermaßen breiter Fußgängerweg, den die beiden Duos entlangschlenderten.

Die Altöttinger Straße traf am Ende der Blockreihe auf eine Querstraße. Für Autos war die Weiterfahrt gesperrt. Kemal deutete an, dass man geradeaus weiter in den breiten Fußgängerweg gehen müsse. Die beiden Polizisten hatten auf ihrer Seite einen Sportplatz, gegenüber befand sich nun ein kleines Reihenhaus mit putzigen Vorstadtgärten, die allerdings von einer dicken Ligusterhecke vor allzu neugierigen Blicken geschützt waren. Schließlich führte der Weg an einer großen Kleingartensiedlung vorbei.

Forsythien leuchteten allerorten, teilweise mit Plastikeiern verschandelt. Einige fein säuberlich zugeschnittene Obstbäume blühten und entfalteten Ansätze ihrer weißen Pracht. Efeu überwucherte manche Zäune und Pforten, andere Gärten warteten mit sterilem englischem Rasen auf, von jeglichem anderen Grün befreit, auf den Millimeter geschnitten.

Der Weg wurde hier breiter, auch durch die Parkbuchten. Man musste genauer schauen, weil die Fläche größer war. Schweigend tasteten sie den Boden mit ihren Augen ab. Da bemerkte die Kommissarin, dass die beiden Kickboxer stehen geblieben und in die Hocke gegangen waren.

»Habt ihr etwas entdeckt?«, rief Tischler.

»Kann sein. Schaut Scheiße nach Blut aus, da!«, antwortete Leo.

Schnell überquerten die Polizisten die Straße. Tatsächlich befanden sich auf dem Boden mehrere kleine dunkle Flecken.

»Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hier um Blut handelt«, kommentierte Mangel.

»Das sieht doch ein Blinder, Mann, dass das Blut ist. Was wärs denn sonst? Rotwein oder was?« Leo war sofort aggressiv, kaum dass der Polizist den Mund aufmachte.

»Mit bloßem Auge lässt sich das nicht eindeutig klären«, entgegnete Tischler.

»Sollen wir die Spurensicherung holen?«, fragte Mangel.

»Würde nicht schaden. Im Gegensatz zu eurer Anwesenheit«, sagte sie zu den beiden Jungs. »Wenn es sich hier um einen Tatort handelt, seid ihr gerade munter am Spurenverwischen. Also tretet bitte ganz sachte ein paar Schritte zurück.«

Die Kickboxer taten, wie ihnen befohlen wurde. Mangel telefonierte mit den Kollegen von der Spurensicherung und Tischler schaute sich weiträumig den potenziellen Tatort an. Der Weg verbreiterte sich hier, denn es war ein kleiner Parkplatz für rund acht Autos angelegt. Auf Schildern stand zu lesen, das Parken sei nur Kleingärtnern erlaubt.

Auf dem Parkplatz lag Rollsplitt, nicht allzu viel, aber genügend, um gewisse Spuren, gewisse Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Tischler nahm eine schmale Bahn von etwa einem Meter Länge wahr. Möglicherweise war hier jemand ausrutscht und hingefallen.

Etwa drei Meter von der Stelle entfernt parkte ein Auto, ein roter Ford Fiesta mit Münchner Kennzeichen. Der Wagen hatte einen Platten, stand also vermutlich schon gestern da. Etwa einen halben Meter vor der Fahrertür befanden sich nochmals langgezogene Fußspuren. Langsam ging die Kommissarin auf das Auto zu. Es glänzte in der Sonne, allerdings nur an einer Stelle, und zwar an der Beifahrertür. Sie war offensichtlich eingedellt.

Tischler beugte sich und betrachtete die Stelle genau. Es handelte sich um eine frische Beule, nicht allzu groß. Das wäre nicht weiter erstaunlich gewesen, wäre nicht dieser besondere Glanz gewesen. Bei näherem Hinsehen erhärtete sich Tischlers Verdacht. Es war Goldstaub.

Der Goldvogel

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