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3.1.4 | Objektkonstanz und Objektpermanenz

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Wir gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass Objekte auch dann weiter existieren, wenn sie aus unserem Blickfeld verschwinden, dass also Objekte ohne unser Zutun permanent existieren. Wann und wie entwickelt sich dieses Wissen?

Studie

Bahnbrechend waren insbesondere die originellen Experimente von Renée Baillargeon (z.B. Baillargeon/De Vos 1991), die 3–4 Monate alten Kindern verdeckte Objektbewegungen zeigte und feststellte, dass diese erwarteten, dass die Objekte ihre Bewegungsbahn gleichmäßig fortsetzten und in gleicher Größe wieder zum Vorschein kamen. In einem Experiment mit 2 unterschiedlich großen Rüben, die nach den Habituierungsdurchgängen (vgl. Abb. 3.3) hinter einem Schirm mit einer Auslassung durchgezogen wurden, reagierten die 4 Monate alten Säuglinge überrascht (längere Aufmerksamkeitszuwendung), wenn die lange Rübe bei der Auslassung nicht sichtbar wurde.


Abb. 3.3 | Versuchsanordnung von Baillargeon / De Vos (1991)

Während Jean Piaget aufgrund seiner Beobachtungen des Suchverhaltens von 1- bis 2-jährigen Kleinkindern noch davon ausgegangen war, dass Kinder erst allmählich im Verlauf des 2. Lebensjahres entdecken, dass Objekte auch dann weiter existieren, wenn sie diese nicht unmittelbar wahrnehmen können, wurde diese Annahme durch neuere Studien in Frage gestellt.

wichtige Randbedingungen

Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Generierung von Erwartungen zu verdeckten Objektbewegungen von verschiedenen physikalischen Bedingungen wie Geschwindigkeit des Objekts und Größe des Schirms, der die Objekte verdeckt, abhängig ist: Jüngere Kinder nehmen verdeckte Objektbewegungen nur wahr, wenn die (unsichtbar) zurückgelegte Distanz bzw. die betreffende Zeit kurz ist, während der das Objekt verdeckt ist (Bremner et al. 2005).

Kritik

Nicht wenige Forscher hegen außerdem Zweifel an der (weitgehenden) die kognitive Entwicklung betreffenden Interpretation des Blickverhaltens der Säuglinge in solchen Habituationsexperimenten (wie demjenigen von Baillargeon/DeVos 1991), indem sie geltend machen, dass die Effekte auch durch Stimulusmerkmale und entsprechende perzeptuell bedingte unterschiedliche Habituationsdynamiken erklärt werden könnten (Haith 1998; Schöner/Thelen 2006).

Objektkonstanz

Solche Einschränkungen legen nahe, die Fähigkeit, verdeckte Objektbewegungen wahrzunehmen, etwas vorsichtiger als Objektkonstanz und noch nicht als Objektpermanenz zu interpretieren.

Wenn wir unter „Objektpermanenz“ das Suchen nach verschwundenen Objekten in den ersten beiden Lebensjahren verstehen wollen, so gelten auch heute noch die naturalistischen Beobachtungen, die auf Piaget zurückgehen (Piaget 1975):

Wenn wir einem 5-monatigen Säugling ein Spielzeug zeigen und dieses dann durch einen anderen Gegenstand (z.B. ein Tuch, das uninteressant ist) verdecken, so wird sein vorher gezeigtes Interesse schnell nachlassen. Er verhält sich so, als ob er glauben würde, das Spielzeug existiere nicht mehr.

Ab 8 Monaten beginnt das Kind ein zugedecktes Objekt zu suchen (am Ort, wo das Objekt verschwunden ist). Bei sichtbarem Platzwechsel sucht das Kind immer noch am ersten Ort.

Ab 9–12 Monaten sucht es das verschwundene Objekt an einem weiteren Ort, sofern es einen entsprechenden Ortswechsel von A nach B beobachten konnte. Allerdings zuerst in A und dann in B (A- nicht B-Suchfehler).

Ab 18–24 Monaten ist dem Kind eine Sequenzumkehrung der (beobachteten) Positionsveränderungen im Suchverhalten möglich. Ab dieser Phase kann ein Objekt aufgrund der eigenen Vorstellungstätigkeit identifiziert werden. Ein Objekt kann seinen Ort unabhängig vom eigenen Zutun und der eigenen Wahrnehmung verändert haben (Ort als Zufallsmerkmal).


Abb. 3.4 | Ab 8 Monaten beginnen Kinder, verschwundene Objekte zu suchen.

Entwicklungspsychologie

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