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3.2.1 | Vorsprachliche Kommunikation

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Lange bevor das Kind erste Wörter produziert, ist es mit der Mutter, dem Vater und anderen wichtigen Bezugspersonen in sprachliche Dialoge eingebunden (Papoušek 2001). Dabei sprechen die Erwachsenen einfache und stark segmentierte Sätze unter ausgeprägter Betonung einzelner Silben (in sogenannter Ammensprache), was vermutlich dem Kind die Sinnentnahme aus dem Sprachstrom erleichtert. Sie hören dem Kind zu, beantworten die kindlichen Vokalisationen kontingent und imitieren sie teilweise.

rezeptive phonologische Entwicklung

Vier Tage alte Säuglinge unterscheiden die Muttersprache von anderen Sprachen, indem sie die prosodischen Merkmale (Betonung, Tempo, Pausen) der Sprache nutzen (Mehler et al. 1988). Mehler und Kollegen (1988) führten ihr Experiment u.a. auch mit phonetisch gefilterter Sprache durch, in der nur noch rhythmisch-prosodische Informationen enthalten waren. Da die Resultate die gleichen blieben, kann man davon ausgehen, dass die Präferenz für die Muttersprache mit deren prosodischen Merkmalen zusammenhängt.

Lautunterscheidung

Unter phonologischer Kategorisierung versteht man die Fähigkeit von Säuglingen, in Habituationsexperimenten Lautfolgen wie „ba“ von „pa“ zu unterscheiden (Eimas et al. 1971). Bis zum 6. Lebensmonat können Säuglinge sogar Lautunterschiede diskriminieren, die nur in anderen Sprachen (aber nicht in der Muttersprache) bedeutungsunterscheidend sind. Später lässt die Fähigkeit, Lautunterschiede anderer Sprachen zu diskriminieren, teilweise nach (Szagun 2013).

Segmentierung

7-monatige Säuglinge ziehen korrekt segmentierte (gegliederte) Sprachbeispiele willkürlich (falsch) segmentierten sprachlichen Äußerungen vor, was darauf hinweist, dass diese Kinder aufgrund der Prosodik über ein „Wissen“ über sinnvolle syntaktische Einheiten verfügen.

statistisches Lernen

In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahrs können Babys in kurzer Zeit relativ häufige Lautkombinationen einer Sprache (im Experiment: auch einer Kunstsprache) aufgrund der statistischen Übergangswahrscheinlichkeiten erlernen. Kinder dieses Alters unterscheiden also bereits unbewusst die relativ häufigen Lautfolgen einer Sprache von unwahrscheinlichen Lautfolgen und bilden unbewusst Hypothesen über die bedeutungstragenden Wörter des Sprachstroms, den sie wahrnehmen (Aslin et al. 1999).

frühe Artikulationen

Im Mittelpunkt der Sprachproduktion des ersten Lebensjahres steht die Erkundung und Einübung der Möglichkeiten des Sprechapparates. Während das Baby mit zwei Monaten vor allem kurz phonierte Laute, vokalartige und melodisch modulierte Laute artikuliert (z.B. Gurren), kommen zwischen dem 4. und dem 7. Lebensmonat explorative (wie Quietschen, Brummen etc.) und emotionale Laute (wie Lachen, Quengeln) hinzu (Papoušek 2001).

Imitation

Ab dem 4. Monat imitiert das Kind vorgesprochene Vokale, wie „a“ oder „i“; nicht-sprachliche Laute werden hingegen nicht imitiert (Kuhl 1987).

Lallen

Reguläre Silben und Silbenreduplikationen (z.B. da-da-da) tauchen ab dem 7. Monat, im Anschluss an das Absinken des Kehlkopfes auf. Wenn die Reduplikation von Silben zwischen dem 6. und dem 9. Lebensmonat fehlt, könnte dies ein Hinweis auf Gehörlosigkeit sein, da gehörlose Kinder dieses Verhalten nicht zeigen.

Protowörter

Undeutlich oder falsch artikulierte Wörter, die aber doch schon bedeutungstragend sind (Protowörter), folgen mit ca. 11 Monaten, erste deutlich artikulierte, bedeutungstragende Wörter der Muttersprache folgen etwa einen Monat später (Papoušek 2001).

Handlungs- und Sprachroutinen

Wiederkehrende Routinen des Alltags mit einhergehenden Kommentierungen durch die Erwachsenen ermöglichen wahrscheinlich die ersten assoziativen Verknüpfungen zwischen Situationen bzw. Objekten und gehörter Sprache. Durch die erwähnten Dialoge macht das Kind außerdem in der Rolle als Gesprächspartner die Erfahrung, dass Hören und Sprechen einander abwechseln und dass (im positiven Fall) jemand zuhört und sich interessiert, wenn es artikuliert.

Entwicklungspsychologie

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