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3.1.6.2. Die Bewässerungskanäle

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Die Bewässerungskanäle als Einzelerdbauwerk als auch ihre Gesamtheit als System sind ebenso wie das erfolgreiche Betreiben dieses Systems über viele Jahrhunderte das eindrucksvollste Merkmal der Hohokam-Kultur und nördlich von Mesoamerika in ihrer Größe einmalig. Die bis jetzt bekannten Längen der Hauptkanäle betragen mehr als 800 km. Diese Zahl ist aber sicher nicht endgültig. Die größte offene Breite der Kanäle liegt bei 25 bis 26 m, die größte Tiefe bei 6,1 m. Die Kanäle hatten einen trapezoiden, U- oder V-förmigen Querschnitt. Einige waren mit Ton ausgekleidet. Wenn die Standsicherheit der Kanalwände es gestattete, wurden die Kanäle tief (bis zu 2 m) und schmal (1,5 bis 3 m breit) angelegt, was auch die Erdaushubmenge bei dem dann schweren Boden reduzierte. Sie boten somit der Sonne auch eine relativ geringe Verdunstungsfläche. Die Bewässerungssysteme waren für die Zuführung und Kontrolle von Wasser geschaffen und reduzierten durch eine breitere Verteilung der anströmenden Wassermassen unbeabsichtigt auch die flutbedingte Erosion. Sie umfassen: Kanäle, Einlaufbauwerke, Grabenstaudämme, Ablenkungsdämme und Schleusentore. Praktisch alle genannten Anlagen sind Belege für einen flächenmäßig sich allmählich erweiternden Bodenbau. Es existierte eine regionale Vielfalt bei der Verwendung dieser Anlagen je nach den lokalen Bedingungen. Unabhängig von diesen Wasserkontrollanlagen gab es aber auch Brunnen und Wasserreservoire, die durch Kanalzuflüsse und/oder Grundwasser gespeist worden waren.

Die Entwicklung der prähistorischen Bewässerung im Salt und Gila River Valley erfolgte über die Menschen, die um die Zeitenwende im Salt und Gila River Valley die ersten kleinen Weiler entlang der Terrassen über dem Fluss erbauten. Über sie ist wenig bekannt. Sie schienen bereits sesshafte Bodenbauer gewesen zu sein, die ihre Anbauflächen entlang der Flussufer bestellten. Sie nutzten vermutlich die Technik des Flutwasserbodenbaus und bepflanzten die feuchten Böden in den Überschwemmungsbereichen, die das Frühjahrshochwasser der Flüsse außerhalb ihrer Ufer schuf. Möglicherweise schon um 50 u.Z. nutzten diese frühen Bewohner die neue Technologie der Kanalbewässerung zur Erweiterung ihrer Anbauflächen und möglicherweise auch als ein territoriales Ausweichen auf durch Überschwemmungen weniger beeinflusste/gefährdete Gebiete mit besser berechenbarem Wasserhaushalt.

Diese Bodenbautechnologie wurde letztendlich die wirtschaftliche Grundlage dieser prähistorischen Kultur des südlichen Arizona, die als Hohokam bezeichnet wurde. Die Kanalbewässerung wurde bereits früher von Völkern eingesetzt, die entlang der Flüsse und kleinen Wasserabläufe in Mexiko lebten. Ihre Kanalsysteme erreichten aber nie die Größe und die Qualität der Hohokam-Kanalsysteme, dafür waren nicht die ökologischen Bedingungen vorhanden. Die frühesten Bewässerungssysteme der Hohokam waren sicher kleine Kanäle nah am Fluss und/oder seinen Überflutungsflächen gelegen. In dieser Position waren die frühen Kanäle besonders empfindlich gegen die zerstörerischen Einflüsse von Überschwemmungen, was ihren archäologischen Nachweis ungemein erschwert. Im Tucson-Gebiet, am Santa Cruz River, wurden aber die frühesten kleinen Kanäle auf 1200 v.d.Z. datiert, weit vor der Hohokam-Kultur. Der Tucson/Santa Cruz-Bereich ist ein weiteres bedeutendes Gebiet, wo die Hohokam mittels eines umfangreichen, aber kleineren Irrigationssystems als im Phoenix/Salt-Gila-Bereich, Bewässerungsbodenbau betrieben. Dieser Raum ist archäologisch aber noch nicht so intensiv untersucht wie der Phoenix-Raum. Weitere Kanalsysteme waren auch im Verde River Valley und im Gebiet des San Pedro River gebaut worden.

Irgendwann zwischen 600 und 700 u.Z. gestalteten die Hohokam die ersten großen Kanäle, die der Lage waren, der oberen, zweiten Terrasse des Salt River große Wassermengen zuzuführen. Bis zur frühen Kolonialperiode (700 bis 900 u.Z.) wurden große integrierte Kanalsysteme auf der Nord- und der Südseite des Flusses aufgebaut. Diese Kanäle waren in ihrer Größe und Reichweite oft monumental. Ihr Maximum erreichten sie wahrscheinlich zwischen 1200 bis 1250 u.Z.

Im unteren Salt River Valley wurden über 480 km Hauptkanäle und 1120 km Verteilungskanäle identifiziert. Das System 1 geht ostwärts zur heutigen Stadt Tempe, das System 2 ist die westwärts vom Salt River von Pueblo Grande führende Kanalgruppe im Phoenix-Gebiet. Desweiteren gibt es das Scottsdale Canal System und das Lehi Canal System und weitere kleinere, unbenamte Systeme. Die folgenden Aussagen fußen im Wesentlichen auf dem System 2 im Phoenix-Gebiet. Dort gibt es ca. 50 Hauptkanäle aus der Zeit zwischen 550 bis 1450 u.Z. Neun dieser Hauptkanäle waren irgendwann einmal eine Zeit lang aktiv. Sie folgten sehr gut den Konturen der Senken. Die Längen der einzelnen Kanäle differierten sehr stark, die meisten waren von ihrem Einlauf her 19,2 bis 25,6 km lang. (Der längste bekannte Hohokam-Kanal erstreckte sich über eine Länge von 32 km von Pueblo Grande aus bis zum heutigen Glendale.) Im Phoenix-Bereich gab es mindestens 15 große Dörfer und zahlreiche kleine Siedlungen. Die größeren Dörfer befanden sich in Intervallen von 3,2 bis 4,8 km entlang der Kanäle. Die Hohokam-Bewässerungskanäle hatten zu verschiedenen Zeiten einmal insgesamt 40.500 ha (= 405 km²) im Salt River Valley „in Bewässerung“. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Kanalsystems betrug ca. 50 bis 100 Jahre. Dann war es durch nicht mehr aushebbare Sedimentation und Überschwemmungen verschlissen. Eventuell sank auch die Ergiebigkeit/Fruchtbarkeit der Feldflächen und die Unterhaltung der Kanäle war nicht mehr lohnend. Infolgedessen konnte auch eine Versalzung der nicht mehr ausreichend mit salzabtransportierendem Wasser versorgten Felder erfolgen (Der Salzgehalt des Salt River liegt bei 0,11% alkalischen Salzen.). Vielleicht wurden die dann nicht mehr für den Bewässerungsbodenbau genutzten Flächen für den Trockenbodenbau verwendet.

Über die Jahrhunderte breiteten sich die Niederlassungen vom Phoenix-Gebiet und dem kanalisierten Bereich vom Flachland nach Norden entlang der Flüsse zu den höheren Lagen aus. Die Intensität der Bewegung entsprach den raschen Schwankungen des Abflusses des Salt River. Flutjahre machten den Wiederaufbau bzw. eine sehr intensive Instandsetzung von Kanälen erforderlich, die von Fluten zerstört und/oder mit Sedimenten ganz oder teilweise aufgefüllt worden waren.

Die Angaben über die Gesamtlänge der Kanäle und der von ihnen bewässerten Flächen unterliegen in Abhängigkeit von der wissenschaftlichen Quelle, deren Entstehungszeit, sowie den Ansichten der dafür zuständigen Autoren und ihren Bestimmungsverfahren erheblichen Schwankungen.

Die weiblichen und/oder männlichen Bewässerungsspezialisten der Hohokam (analog der Rolle der Jagdleiter bei den nomadischen Jäger- und Sammlergruppen) berücksichtigten für die Trasse des Kanals sehr genau die lokale Topographie, die flachen Senkungen und die Steigungen, die Abflussmöglichkeiten und die Bodenarten. Dabei half ihnen die lokale Vegetation. Sie erlangten im Verlauf der Zeit eine wissenschaftlich zu nennende Ansicht/Kenntnis über den Wasserfluss in den Kanälen und entwickelten eine Reihe von technischen Einrichtungen, mit deren Hilfe sie das Wasser bis dicht an die Oberfläche ihrer Felder leiten konnten. Jede technische Anlage war an eine spezifische topographische Situation wie Anstiege und flache Flussterrassen angepasst. Die Kanalsysteme wurden in Bezug auf die bodenbauerischen Notwendigkeiten und die Eigenschaften des Klimas entworfen.

Diese Systeme enthielten eine Reihe physischer Elemente/technischer Anlagen. An der Einmündung des Kanals in den Fluss war wahrscheinlich ein Stauwehr errichtet worden. Ein solches Wehr war eine teilweise in den Fluss hineinreichende, aber ihn nicht vollständig überspannende Verdammung aus Holzpfosten, Strauchwerk und „dichtendem“ Material (z.B. Gras, große Blätter, Rinde, Matten, Häute u.ä.). Sie hebt durch die Stauwirkung das lokale Wasserspiegelniveau des Flusses und führt durch Gefälle und Strömungsdruck das Wasser in den Kanal. Innerhalb des Kanals wurde vermutlich ein großes Wassersteuergatter oder Schleusentor (headgate) gebaut, um die Menge des durch den Kanal fließenden Wassers zu regulieren. Die Hauptkanäle leiteten das Wasser vom Fluss weg in Richtung zu den Feldern. Die Hauptkanäle waren an ihrem Flussabgang sehr groß, aber die Größe verringerte sich in Richtung ihres Endzieles, der Felder und/oder Dorfanlage. Die Wassermenge verminderte sich bei ihrem Lauf durch den Kanal durch den Abfluss auf die Felder, durch Verdunstung und Versickerung. Dementsprechend wurde auch die Größe/der Querschnitt des Kanals reduziert. Durch die Verringerung der Wasserführung blieb bei kleiner werdendem Kanalquerschnitt auch die Wasserfließgeschwindigkeit annähernd konstant. Die ebenfalls die Fließgeschwindigkeit beeinflussenden Kanalbodengefälle lagen zwischen 23 bis 91 cm/km. Sie musste zwischen zwei kritischen Geschwindigkeiten liegen: Bei einer zu hohen Fließgeschwindigkeit erodierte die Kanalwand, bei einer zu geringen Geschwindigkeit sedimentierten die sonst als Bodenverbesserer wirkenden Schwebstoffe im Wasser zu stark und setzten den Kanal zu. Er würde schnell verschlammen/versanden. Beide Erscheinungen würden einen erhöhten Wartungsaufwand für die Freihaltung des Kanalquerschnitts erfordern. Die im Kanal sedimentierten Schwebstoffe konnte man wieder auf die Felder ausbringen.

Die Verteilungskanäle entnahmen Wasser vom Hauptkanalsystem und leiteten es zu den Feldern. Sie wurden auch dazu genutzt, das Verhältnis zwischen dem Wasserspiegel im Kanal und im Grundwasser auszugleichen. Einige Arten von Wassersteuerungseinrichtungen wurden benutzt, um Verteilungssysteme in Betrieb zu halten. So wurden Ablenkungsgatter an den Verzweigungen der Hauptleitungs- und Verteilungskanäle gefunden, die den Wasserfluss regulierten. Schleusen, Sperren oder Wassersteuertore wurden häufig innerhalb der Hauptleitung und der Verteilungskanäle eingesetzt. Ein geschlossenes Wassertor würde einen Stau im Zuflusskanal verursachen. Durch die Nutzung von Wassersteuerungsanlagen waren die Hohokam in der Lage, ein qualitativ hocheffektives Bewässerungssystem zu betreiben.

Der Bau der Hohokam-Kanäle erforderte einen hohen Aufwand an menschlicher Arbeit. Der Boden wurde mit Hand, vermutlich mit Hilfe großer keilförmiger Steinstücke, sogenannter „Steinhacken", aber auch mit großen Scherben und mit hölzernen Grabenstöcken, gelöst und entfernt. Der Boden konnte dann mit großen Körben aus dem Kanal herausgehoben und als Damm an den Kanalseiten abgelagert werden. Viele prähistorische, vorindustrielle Bodenbauergemeinschaften nutzten einen einfachen „Nivellierungsrahmen“ zur Bestimmung des Gefällegradienten eines Kanalbodens. Dies konnte auch bei den Hohokam der Fall gewesen sein, ist aber nicht belegt. Einige Wissenschaftler nahmen auch an, dass während des Kanalbaues Wasser im Kanalbereich stand, um so den Boden feucht und besser abtragbar zu machen. Damit wären völlig ohne Niveliergeräte auch Nivellierungsaufgaben zu lösen gewesen. Diese Version erscheint sehr wahrscheinlich und plausibel, auch wenn sie von manchen abgelehnt wird.

Untersuchungen der prähistorischen Kanäle erbrachten, dass zum Beispiel für den Aufbau der Hauptkanäle in Kanalsystem 2 während der Kolonial- und der klassischen Periode (von 775 bis 975 und 1150 bis 1350/1400 u.Z.) ungefähr 800.000 m³ (2000 m³/a durch wie viel Personen?) und in der Periode der Sesshaftigkeit (975 bis 1150 u.Z.) über 400.000 m³ Boden (2286 m³/a) ausgehoben werden mussten. Die von diesem System bewässerte Fläche wird mit ca. 4.000 ha angegeben.

Der Arbeitsumfang für den Bau des Kanalsystems war teilweise von der vom Fluss abzuleitenden Wassermenge abhängig. Sowohl in der späten Kolonialzeit (950 bis 975 u.Z.) als auch in der klassischen Zeit (1150 bis 1350/1400 u.Z.) gab es bei den Hohokam häufig sehr starke Überschwemmungen, die die Kanäle zerstörten oder zumindest beschädigten. Sie mussten dann neu- oder umgebaut bzw. repariert werden. Es ist schwierig, die tatsächliche Leistung für den Aufbau und gar die Instandhaltung der Hauptkanäle einzuschätzen. Der Bau und der Erhalt der Kanäle war eine mehr oder minder intensive permanente Aufgabe über die Jahrhunderte, wobei nicht alle heute identifizierten Kanäle gleichzeitig in Betrieb waren.

Der Bau, die Erhaltung und das Betreiben der Kanalsysteme erforderten eine beständige und wohlorganisierte Kommunikation für den Einsatz der notwendigen Arbeitskräfte. Es entstand in dieser „Bewässerungsgesellschaft“ eine entsprechende soziopolitische Organisation. Zweifellos mussten Personen aus allen Dörfern entlang eines Hauptkanals zum Aufbau bzw. der permanenten Erweiterung eines ursprünglich kleinen Kanals/Kanalsystems und zum kontinuierlichen Erhalt des Kanals, der Wehre und der oberen Schleusentore beitragen. Jedes Jahr war das Maß des für jede Feldfläche abzugebenden Wassers entsprechend dem konkreten Wasserangebot festzulegen. Dieses mögliche Konfliktpotenzial war zu minimieren. Deshalb war eine ausreichend autorisierte Führung notwendig, um schnell Konflikte zu lösen, die sonst die für die permanente Betreibung der großen Kanalsysteme erforderlichen kooperativen Beziehungen hätten bedrohen oder beeinträchtigen können.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die durch die Hohokam-Kanalsysteme verbundenen "Bewässerungsgemeinschaften" als soziopolitische Einheiten durch eine mehr oder minder ausgeprägte Hierarchie mit eindeutigen/deutlichen Führungsrollen gekennzeichnet waren. Jede Bewässerungsgemeinschaft hatte ihre eigene, traditionell erprobte Führung, um die Arbeiten für den Hauptkanalbau, die Instandhaltung von den Kanälen, der oberen Schleusentore und Wehre, der Aufstellung von Wasserzuweisungen und Planung zu organisieren und lokale Konflikte zu vermeiden oder zu lösen. Kleinere, mehr lokale Gruppen von Bodenbauern konnten sich selbst für den Bau und die Erhaltung von Zweigkanälen und Verteilungskanälen organisieren. Im Gegensatz zu vielen der traditionellen Gruppen im Südwesten und im nordwestlichen Mexiko müssen die Hohokam eine komplexere sozialpolitische Struktur und Vernetzung gehabt haben. Über deren Ausmaß und Aufbau über die Zeit gibt es vielfältige und auch kontroverse Ansichten.

Höchstwahrscheinlich waren die an den Kanälen errichteten Plattformmounds der Hohokam in irgendeiner Beziehung mit dem Betreiben der Kanalsysteme verbunden. Große, eventuell administrative Standorte, die einen oder mehrere Plattformmounds aufweisen, lagen an den Eingangsstellen/den “Köpfen“ der größeren Kanalsysteme, wie u.a. die Standorte von Pueblo Grande, Mesa Grande, Plaza Tempe und Tres Pueblos. Von dieser Stelle aus kontrollierten diese Standorte bzw. dort ansässige Personen den Fluss des Wassers in den Hauptkanälen und organisierten wahrscheinlich die notwendige jährliche Instandsetzungsarbeit an den Wehren und oberen Schleusentoren. Entsprechend dem Abstand der „verwaltungstechnisch“ maßgeblichen Dörfer waren dann auch die in diesen Dörfern errichteten Plattformmounds entlang der Kanäle in regelmäßigen Abständen von 4,8 km errichtet worden und können sekundäre Zentren dargestellt haben, die kürzere Abschnitte entlang des Kanalsystems kontrollierten.

Man vermutet, dass bestimmte „Führungspersonen“ der Hohokam-Gesellschaft auf der Oberseite einiger Plattformmounds permanent oder zeitweise lebten. Leider sind sehr wenige archäologische Ausgrabungen von Plattformmounds durchgeführt und publiziert worden. Die Aussagen zu dieser Frage sind deshalb spärlich und oft spekulativ.

Die Auflassung der Ballspielplätze zwischen 1150 und 1200 u.Z. und die zunehmende Bedeutung der Plattformmounds ab Mitte der Klassischen Periode (ca. 1250/1300 u.Z.) zeigt, dass diese in ihrer Ausrichtung und ihrer Funktion ein stärkeres religiös-spirituelles Gewicht bekamen (auch Nutzung für astronomische Zwecke). Ein Teil der Mounds lag aber weit abseits von Bewässerungskanälen. Sie hatten also keine kanalgebundenen Aufgaben und waren aufgrund ihrer Größe auch für die Errichtung von Spezialbauten ungeeignet, was letztendlich ihre spezielle religiöse Rolle stützen würde.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass jedes Flusstal ein oder mehrere durch Wasserläufe und den Pflanzenwuchs markierte hydraulische Layouts aufweist, die entsprechend dem menschlichen Bedarf und Vermögen durch Kanäle gestaltet und verstärkt wurden. Jeder dieser menschlich produktiv nutzbaren Layout-Bereiche enthielt einen oder mehrere Kanäle mit einem gemeinsamen oberen Schleusentorstandort und den bewässerbaren Feldflächen und Niederlassungen, die sich entlang der Kanalstrecken ausbreiteten und verteilten. Eindeutig arbeiteten die Bodenbauer in jedem Kanalsystem mit einander zusammen, um ihre Bewässerungseinrichtungen zu nutzen und zu unterhalten.

Die Hohokam bauten große und gut durchdachte Kanalsysteme und entwickelten eine produktive Bodenbauer-Gesellschaft, die viele Jahrhunderte existierte. Ihre Ergebnisse in der Bewässerungstechnik zählen zu den beeindruckendsten, die jemals mit Hilfe einer vorindustriellen Technologie erbaut worden sind. Es ist wahrscheinlich, dass beim allmählichen Aufbau und dem Betreiben des Kanalsystems eine religiöse und/oder säkulare, aber sehr flache Hierarchie entstand. Die architektonische Anordnung der Plattformmounds in der klassischen Zeit betont die Abtrennung und Isolierung von dort ausgeführten Aktivitäten. Dies deutet die Notwendigkeit einer Informationskontrolle mit dem Wunsch an, ihre Zugänglichkeit einzuschränken und möglicherweise auch eine Verschwiegenheit zu gewährleisten. Die Standorte mit Plattformmounds scheinen als mögliche zeremonielle und/oder administrative Zentren gedient zu haben. Auf jeden Fall spielten Kanal-„Kopf“-Standorte wie Pueblo Grande entscheidende Rollen im Bau, in der Organisation und im Betrieb der Hohokam-Kanalsysteme. Die Bedeutung der kanalaufwärts befindlichen Plattformmounds war vermutlich geringer als die der einlaufnahen Niederlassungen. Aber auch Dörfer der nonriverinen Hohokam hatten Plattformmounds.

Die Hohokam-Kanäle waren in einer für solche Anlagen meist sehr günstigen flachen Landschaft angelegt worden. Das oft bemühte „Ingenieurwissen“ der Kanalbauspezialisten beruhte auf langjährigen Erfahrungen und einer sehr aufmerksamen und gründlichen Naturbeobachtung ihres Aktionsraumes. In einer flachen Landschaft mit regelmäßigen – auch quantitativ unterschiedlichen – Überschwemmungen markiert die Vegetation Wachstumsgunsträume unterschiedlicher Qualität (Bodenqualität, Mächtigkeit des Grundwasserleiters, Höhe des Grundwasserspiegels). Diesen Sachverhalt nutzten und förderten die Hohokam durch den anfänglich sicher sehr geringen und/oder nur an sehr wenigen Stellen betriebenen Kanalbau. Aus dieser günstigen Situation heraus gewannen sie Schritt für Schritt technische und ökologische Erfahrungen, deren späteres Ergebnis von den heutigen Archäologen freigelegt wurde. Aber auch diese Anlagen geben trotz ihrer Größe nur sehr begrenzte Einblicke in das Leben der Hohokam. Sie haben aus einer ökologisch günstigen Chance eine beeindruckende Flusstalkultur geschaffen.

Die Pueblo-Kulturen

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