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3.1.4. Die kulturelle Formierung
ОглавлениеIn der ersten Periode (Pionier-Zeit), die, lokal unterschiedlich, zwischen 600 und 750/775 u.Z. endete, bauten die Hohokam ihre frühen, kleinen Niederlassungen hauptsächlich in der Nähe des Zusammenflusses des Gila und Salt River (nahe dem heutigen Phoenix) und auf den Flutebenen des Santa Cruz River (nahe dem heutigen Tucson). Ihre Dörfer waren kleine Ansammlungen von flach (meist 0,3 bis 0,5 m) eingetieften Grubenhäusern/Hütten (Haus in der Grube) um offene Hofflächen mit abseits liegenden Arbeitsstätten mit und ohne Erdöfen, Abfallhaufen, und Bestattungsplätzen. Sie benutzten die Arbeitsstätten für die Nahrungsstoffverarbeitung und für Handwerksarbeiten. Die Bestattungsbereiche dienten im Wesentlichen für die Leichenverbrennung und die Kremationsaschebeisetzung, die sich ab 700 u.Z. allgemein durchgesetzt hatte. Zur Aufbewahrung der Asche und der Knochenreste wurden Urnen verwendet. Das ursprüngliche Niederlassungselement bestand aus zwei bis vier Grubenhäusern und einer Hoffläche und beherbergte 16 bis 20 Personen. Mit der Ansammlung einer kleinen Anzahl solcher Hofgruppen entstanden Weiler. Wenn mehrere Hofgruppen, eventuell auch noch um eine zentrale Freifläche oder Plaza, in einem Gebiet vereint waren, sprach man von einem Dorf. Ab einer bestimmten Größe entstanden in den Dörfern kommunale Bauwerke wie Ballspielplätze und auch Mounds. Ein saisonales Verlassen der Siedlung zu Jagd-, Sammel- und Ernteaktivitäten in entfernteren bergigen (?) Gebieten durch die Bewohnerschaft ist als sicher anzunehmen. Gegen Ende der Pionierzeit lebten die Hohokam - vermutlich als erweiterte oder Groß-Familien - in ungewöhnlich großen Behausungen (111 bis 278 m² Grundfläche; eine Art Säulenhalle), die entweder rechteckige oder quadratische Grundrisse hatten und oft zwei schmale Eingänge und zwei Innenfeuerstellen aufwiesen.
Bald nach 300 u.Z. wurden die Hütten mit niedrigen Schlafplattformen ausgestattet. Die Hohokam flochten Schlafmatten, webten Decken und stellten Kochtöpfe, Essschüsseln und Vorratsgefäße, sowie Körbe, Mahlsteine, Werkzeuge und Jagdwaffen her. Sie speicherten Nahrung in Vorratskammern direkt an der Außenseite ihrer Hütten.
Zeitgleich mit dem Aufkommen des Irrigationsbodenbaus begannen die Niederlassungen in einer bestimmten Verteilung entlang der Flüsse aufzutreten, wobei ihr Abstand untereinander wahrscheinlich durch die Länge der von der Gemeinschaft zu bearbeitenden und betreuenden Kanalabschnitte und der dazugehörigen Feldflächen bestimmt wurde. Die Bewässerungsanlagen bestimmten die Niederlassungsstandorte. Zwischen 700 und 750 u.Z. wurden die dörflichen Abfallhaufen mit einer Schlammschicht versiegelt/abgedeckt. Diese bautechnisch „veredelten“/verbesserten Hügel wurden die Keimzellen der späteren Plattformmounds.
Der typische Hohokam-Haushalt produzierte eine überraschende Vielfalt von Produkten. Die Hohokam flochten aus den Fasern der Weide und aus Pfeilgras Körbe für Aufgaben, für die die zerbrechlichen und schweren Tongefäße ungeeignet waren. Aus Holz stellten sie Grabstöcke, Paddel (für die Tongefäßherstellung), Handgriffe und andere Gegenstände her. Sie fertigten auch hölzerne Stäbe, die möglicherweise (!) als Symbole für einen speziellen gesellschaftlichen Status galten. Aus der Baumwolle ihrer Felder spannen und webten sie Decken, Lendentücher, Röcke und Kilts, Hüte oder Turbane und Hemden. Aus den Fasern der Agave und anderer Wildpflanzen der Wüste flochten sie Matten, Sandalen, Bänder und Seile.
Aus den Mineralien wie Türkis und Argillit fertigten sie Schmucksachen wie Lippen- und Nasenstecker, Perlen, Anhänger, Figuren und Mosaikstücke. Aus Molluskenschalen, die von den Stränden des Golfs von Kalifornien und von der Pazifikküste stammten, fertigten sie Schmucksachen und Zierrat an, aus Tierknochen wurden Werkzeuge, Pfeifen und Flöten hergestellt. Eine Nutzung von Aras und Papageien und ihrer Federn ist archäologisch nur aus der Pionierzeit belegt. Aus Steinmaterialien wie Quarzit, Obsidian und Jaspis produzierten sie gut gestaltete Speerspitzen und später auch Pfeilspitzen. Sie fertigten Messer, Hämmer, Schabwerkzeuge und landwirtschaftliche Geräte an. Aus Schiefer stellten sie charakteristische flache Färbe-/Mal-Paletten her, die aber auch keramische Vorläufer oder Nachfolger (?) hatten. Aus den gröberen Steinmaterialien wie Blasenbasalt produzierten sie Metaten, Manos sowie Mörser und Stampfer. Zu rituellen Zwecken (oft als Räuchergefäße) wurden tierförmige Steinschüsseln ausgearbeitet.
Aus lokalem Lehm stellten die Hohokam-Töpferinnen eine Reihe dünnwandiger Gefäße her. Die früheste Tonwarenart waren mit Sand gemagerte glatte braune Gefäße (brown plain ware). Diesen folgte mit einem roten Überzug versehene (red-slipped) Keramik und in der Mitte der Pionierperiode eine graue und lederfarbene (gray-on-buff) Keramik mit aufgemalten roten Designs, ab 750 u.Z. auch mit eingeritzten Mustern. Sie gestalteten menschlich geformte keramische Figurinen, normalerweise weibliche, vielleicht als Fruchtbarkeitsikonen. Diese Figurinen ähnelten denen von Mesoamerika. Auf Kontakte/Interaktionen mit wahrscheinlich kulturfremden Personengruppen verweisen außer den obengenannten Muscheln und Türkisen die von den Archäologen freigelegten Skelette von Scharlachroten Aras und den grünen Soldatenaras. Interaktionen mit Personengruppen aus Mesoamerika, belegt durch nichtlokale Produkte, begannen um 600 bis 700 u.Z.
Während der Pionierperiode wurden sowohl der Trockenfeldbau, der Überschwemmungsfeldbau (Flootwater oder Ak-Chin Bodenbau) und auch der Bewässerungskanalbodenbau zum Anbau von Mais, Kürbis, Baumwolle und möglicherweise Bohnen genutzt. Der Bewässerungskanalbodenbau diente zur Erweiterung der nutzbaren Feldflächen über den von den Überschwemmungen bewässerten Bereich hinaus. Der Naturoasenbereich wurde durch menschliche Aktivität und nach menschlichen Bedürfnissen erweitert. In dieser frühen Zeit gebaute und genutzte Bewässerungskanäle wurden durch nachfolgende Überschwemmungen oder spätere neue und/oder größere Kanalbauten überbaut und zerstört und sind damit durch die Archäologen nur sehr schwer nachweisbar.
Die Hohokam pflanzten wahrscheinlich ihre Kultigene in einer Vielzahl/Serie von kleinen Erdhäufchen entlang der Bewässerungskanäle und nahegelegener Bachbetten/Washes, wobei möglicherweise jede Großfamilie ihre eigene kleine Feldfläche bestellte. Sie können mehrere Pflanzenarten, zum Beispiel Mais, Bohnen, Squash und auch Baumwolle in jedem Minihügel angesetzt haben. Sie erzielten entsprechend den Niederschlagsperioden bzw. den darauf folgenden Überschwemmungen pro Feld zwei Ernten im Jahr und förderten mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wachstum von ihnen nützlichen Wildpflanzen wie der Agave, der Sonnenblumen und des Rainfarnsenfs entlang der Ränder ihrer Felder oder Hügel (Die gezielte Förderung und Pflege von Wildpflanzen ist ein Element der Erntevölkerkultur, die dem Bodenbau vorausging). Das dominierende Jagdwerkzeug war ursprünglich der Speer, wahrscheinlich mit der Speerschleuder, und ab 400 bis 500 u.Z. Pfeil und Bogen. Sie verwendeten sicherlich auch Netze und Fallen zum Einfangen von kleinerem Wild und Fischen.
In der zweiten Periode ihrer Entwicklung (Kolonialzeit), die sich etwa über zwei Jahrhunderte (750/775 bis 900/950/975 u.Z.) erstreckte und in der dritten, auch ca. 200 Jahre währenden Phase (Zeit der Sesshaftigkeit/Konsolidation) von 900/975 bis 1100/1150 u.Z., weitete sich die Hohokam-Kultur von ihrem ursprünglichen Kerngebiet im Phoenix- und Tucson Bereich (ca. 6.000 bis 6.500 km²) auf eine drei- bis vierfach größere Fläche aus. Die neuen Stätten verteilten sich nicht nur über einen größeren geographischen Raum, sondern auch über eine breitere klimatische Zone und bis in flusslaufferne Hügel- und Bergbereiche, wo nur Ak-Chin Bodenbau und Trockenbodenbau praktiziert werden konnten. Ob in den trockenen Berggebieten die nonriverinen Hohokam mit dem Trockenbodenbau begannen oder ob riverine Hohokam mit ihren Bodenbauerfahrungen sich neue und bisher für den Bodenbau ungenutzte Gebiete erschlossen, ist eine genauso offene Frage wie die, ob bei dieser Kulturexpansion andere Personengruppen die kulturellen Errungenschaften der Hohokam als zweckmäßig für den Erhalt oder die Verbesserung ihrer Lebensweise übernahmen oder die „Kern-Hohokam“ sich durch Migration neue Nutzungsgebiete erschlossen. Vermutlich spielten beide Faktoren eine Rolle.
In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass zwischen 800 und 900 u.Z. der Salt River eine extrem hohe Wasserführung mit drastischen Auswirkungen auf das Bewässerungskanalsystem der Hohokam hatte.
Durch eine Bevölkerungszunahme, die sicher hauptsächlich ihren bodenbauerischen Erfolgen im Flusstal und damit einer gesicherteren Lebensweise zuzuschreiben war, wuchsen die Hohokam-Gruppen und wanderten ostwärts die Gila River und Salt River Flusssysteme hinauf und tiefer in das Becken- und Bergland (Basin and Range), aber auch nach Westen das Gila River Flusssystem abwärts und tiefer in den niedrigeren Wüstenbereich und auch nach Norden über den Agua Fria River und das Verde River Flusssystem hinauf. Zur gleichen Zeit verstärkten die Hohokam ihre Interaktionen mit Mesoamerika. Neue Kulturpflanzen einschließlich des Tabaks wurden zusätzlich angebaut. Auch Feldunkräuter und Wildpflanzen wie Agave und Klein-Gerste (Little Barley) wurden selektiv gefördert. Die Hohokam-Dorfbewohner erweiterten ihre Bewässerungssysteme. Sie legten Kanäle zu neuen Feldflächen oder zu neuen Niederlassungen an. Sie gruben sogar Kanäle, um Wasser zu ihren Brunnen/Reservoiren zur Wasserspeicherung zu leiten, wenn diese nicht vom Grundwasser gespeist waren. Die Erweiterung der Kanalsysteme steigerte allmählich die Position und Bedeutung von Niederlassungen an den Kanaleinläufen.
Die Größe der Wohnstätten variierte während dieser Zeit stark und reichte von den Bodenbaustützpunkten, die aus einigen Häusern oder Weilern bestanden, bis zu Großdörfern mit mehreren Ballspielplätzen und über 1000 Bewohnern. Im Allgemeinen waren die Häuser während der Kolonialperiode wie die Häuser, die während der früheren Pionierperiode gebaut wurden, gestaltet. Sie bündelten jetzt bei entsprechender Dorfgröße ihre Hütten nicht schlechthin nur um multiple Höfe, sondern die Hofgruppen selbst lagen jetzt um einen zentralen Gemeinschaftshof mit einem dazugehörigen Kremationsbereich herum. In dieser Zeit wurden ab 750/ 775 u.Z. - eventuell durch mesoamerikanischen Einfluss (?) - die ersten eingetieften Zeremonialplätze/”Ballspielplätze” der Hohokam gebaut. Dörfer, in denen solche Plätze errichtet wurden, waren im Allgemeinen von vielen kleineren Dörfchen umgeben, was anzeigte, dass dieses spezielle Dorf als ein Kern des Gemeinschaftslebens mehrerer Gemeinden diente. Außerdem entstanden die frühesten Plattformmounds (ab 750/775 u.Z.), vorerst einfache Anhäufungen, manchmal auch gestaltete Abfallhaufen, die mit einer Caliche-Schicht überdeckt/versiegelt und später formalisiert wurden.
Die „Ballspielplätze“, normalerweise im Maximum 2,44 bis 3,66 m eingetiefte, oval formte, schüsselartige Ausschachtungen, hatten eine geglättete Freifläche/„Spielfläche“ von 630 bis 840 m². Wie in Mesoamerika hätte ein Hohokam-Ballspielplatz möglicherweise als ein Feld für sakrale Aktivitäten gedient haben können. Die Errichtung und die Nutzung der Mounds und der „Ballspielplätze“ spielte durch vielfältige Wirkungskomponenten eine integrative und damit eine physisch und mental stärkende Rolle in der Hohokam-Kultur.
Ballspielplätze waren entsprechend der Siedlungsstreuung im Hohokam-Bereich weit verbreitet und werden u.a. als Indiz für das Vorhandensein der Hohokam-Kultur angesehen. Plattformmounds waren wesentlich seltener und erlebten ihre Blüte erst später. In den größeren Dörfern entwickelte sich langsam eine mehr formelle Anordnung der Grubenhäuser. Man interpretiert die Wohnstätten nahe dem zentralen Hof als die von Personen mit einem etwas höheren gesellschaftlichen Status als die vom Hof entfernter wohnenden. Dies wirkte aber noch nicht auf das Layout von Hüttenanordnungen in entlegenen Bereichen.
Die Rituale wurden während dieser Zeit wahrscheinlich ausführlicher und für die Behandlung der Toten wurde ein großer Aufwand betrieben. Mit der Asche der Toten wurden auch Opfergaben mit bestattet (nachweisbar: dekorierte Steinpaletten, Steinwerkzeuge, Pfeilspitzen u.a.). Einige der jetzt eingeäscherten Leichen waren offenbar die von prominenten Personen, denen besonders bemerkenswerte Grabbeigaben wie zum Beispiel Figurinen, feingezackte Projektilspitzen und aus Mesoamerika bezogene Kupferschellen beigelegt wurden. Wie die Ballspielplätze reflektierten die Kremationsrituale in der Kolonialzeit eine Zunahme und gegebenenfalls Differenzierung der spirituellen Bräuche und Riten der Hohokam.
In dieser Zeit ist auch ein Aufblühen der Kunstfertigkeit festzustellen. Die Kreativität der Hohokam-Handwerker wirkte sowohl auf technischem als auch auf gestalterischem Gebiet. Die Handwerksprodukte erreichten ihre ausgefeiltesten Formen der Hohokam-Kultur. Die Dekors der Tongefäße, die in der Santa Cruz Phase (850 - 950/975 u.Z.) entstanden, wiesen die größte Formenvielfalt und den ausgeprägtesten Detailreichtum aller Töpferwaren der Hohokam-Zeit auf. Die Hohokam erweiterten ihre Verwendung der importierten Molluskenschalen. Sie schnitten und schliffen Schalen und Schalenstücke zu Perlen, Armreifen und Anhängern, die sie oft als stilisierte Vögel, Reptilien und Tiere ausformten. Sie verwendeten diese Schalen auch als Unterlage für kompliziert gestaltete Mosaike.
Sie fertigten speziell als Grabbeigaben lange, schlanke und mit Widerhaken versehene Pfeilspitzen. Sie verarbeiteten plattige Schieferstücke zu Farbpaletten mit fein geschliffenen Randbereichen, manchmal auch mit Darstellungen von Menschen oder Tierfiguren. Sie gestalteten - hauptsächlich als Bestattungsopfer - Steinschalen in der Form von Tieren, Vögeln und Reptilien. Zunehmend verwendeten sie keramische Gefäße als Malfläche, um Abbildungen von Tänzern, Lastträgern, Vögeln und vielen anderen Motiven aufzutragen. Sie formten realistischere Lehmfigurinen, indem sie dem Grundkörper Lehmstücke hinzufügten, um u.a. Kleidung darzustellen und bemalten sie mit roten und schwarzen Mustern, um offensichtlich Tätowierungen oder ähnlichen Körperschmuck anzuzeigen.
Die Hohokam erhielten aus Mesoamerika Mosaik-Spiegel, bei denen sorgfältig geschnittene Pyritkristalle in eine haftende Matrix eingesetzt worden waren. Die erhöhte Anzahl und Vielfalt der exotischen Gegenstände gegen Ende dieser Periode gilt als Beleg für den Anstieg und den Umfang von Interaktionen zwischen den Hohokam und den umliegenden Gruppen, speziell auch zu solchen, die mit Mesoamerika in Kontakt standen.
In der dritten Zeitperiode, der Zeit der Sesshaftigkeit/Konsolidierung (sedentary period) von ca. 900/975 bis 1100/1150 u.Z. verlangsamte sich das Tempo der Expansion der Hohokam-Kultur, wobei sie weiterhin neues bodenbauerisch nutzbares Land, unter anderem am südwestlichen Rand des Colorado Plateaus, besiedelten, wo sie die nach dem Vulkanausbruchs des Sunset Craters (1064/65 u.Z.) entstandenen Aschenflächen nutzten. Sie fuhren fort, Dörfer mit zentralen Plazas zu bauen. Sie bauten Hütten, die etwas länger waren als die sonst ähnlichen aus den früheren Perioden, errichteten verstärkt Ballspielplätze - Beweise deren gestiegener Bedeutung im rituellen Bereich der Hohokam-Kultur - und auch Plattformmounds. Aus dieser Zeit gibt es keine mit Schlamm versiegelten Abfallhaufen mehr, sondern nur noch bewusst/geplant gebaute Plattformmounds, bei denen sehr oft der übliche Abfall als Füllmaterial mit genutzt wurde. Dieser planmäßige Bau zeigt offensichtlich die steigende Bedeutung auch dieser Gemeinschaftsbauwerke. Während dieser Periode wurden erstmals pfostenverstärkte Adobewände um die Plattformmounds errichtet. Diese Bauten waren offensichtlich die Vorläufer der späteren Compound-Bauwerke. Außerdem erschienen erstmals in dieser Zeit Hausgruppen und deuten möglicherweise die ersten Spuren einer Sozialstruktur an, die stärker differenziert war als die vorher nur ansatzweise bestehende. Sie investierten zunehmend größere Arbeitsleistungen in den Bodenbau, in dem sie zur Erweiterung der Anbauflächen bestehende Kanalsysteme lateral erweiterten und neue anlegten. Neue Kultigene wie Amarant wurden angebaut. Zumindest im Kernbereich der Kultur sank der Anteil der Nahrungsstoffe, die über Jagd und Sammelaktivitäten erlangt wurden. Wahrscheinlich waren durch die höher gewordene Bevölkerungsdichte diese Ressourcen auch absolut stark zurückgegangen.
Die Hohokam-Handwerker begannen mit neuen Arbeitsmethoden zu experimentieren, besonders mit der Bemalung und der Säureätzung von Meeresmuschelschalen aus dem Golf von Kalifornien und der Pazifikküste. Die Töpferinnen fertigten immer noch viele Arten von kleinen dickwandigen Gefäßen, Tierfiguren und Standgefäßen. Aber ihre aufgemalten Dekors wandten sich von gegenständlichen Lebensformen mehr den geometrischen Mustern zu, die teilweise extrem kompliziert wurden. Sie begannen auch eine Massenproduktion von rot dekorierten Tonwaren (Red-on-Buff ware), die wahrscheinlich bei Interaktionen eine große Rolle spielten. Sie stellten auch kleine handgeformte Köpfe her, die wahrscheinlich für eventuell rituell genutzte Puppen/Figuren mit einem Faser- oder Textilkörper vorgesehen waren. Insgesamt sank aber das technische und künstlerische Niveau der Gestaltung von Steinbildnissen und Paletten ab.
Die Zeit gegen Ende der dritten Periode (um 1100/1150 u.Z.) ist ab ca. 1100 u.Z. (Übergang von der Sesshaftigkeitszeit zur Klassischen Zeit) vom Verlassen vieler Stätten und von der Gründung neuer Siedlungsorte und sowie einer offensichtlichen Stagnation bzw. einem Rückgang der Hohokam-Besiedlung in den Randgebieten ihres bisherigen Kulturbereiches charakterisiert. Inwieweit Dürreerscheinungen hierbei mitwirkten, ist nicht eindeutig zu beantworten, da keine baumringgestützten Daten existieren. Es ist lediglich bekannt, dass der Salt River, einer der Hauptzuflüsse im Hohokam-Gebiet, zwischen 1150 und 1200 u.Z. einen sehr niedrigen Wasserstand aufwies, sicher ein Indiz für einen längeren „Einbruch“ im großregionalen Niederschlagsgeschehen.
Die Hohokam wurden von der Welle der Transformationen und Wanderungen betroffen, die die Menschen und Kulturen zu dieser Zeit überall im Südwesten und Nordmexiko berührten (z.B. klimabedingter Ausklang des Chaco-Phänomens). In einigen Gebieten mag dies auf die Wirksamkeit sich verändernder Allianzen zwischen den Hohokam-Gruppen in den peripheren Gebieten zurückzuführen sein, aber an anderen Plätzen ist ersichtlich, dass die Gemeinschaften sich in die zentrale Salt-Gila-Region zurückzogen, z.B. bis 1150 u.Z. aus dem Tonto Becken.
Als Resultat dessen konzentrierte sich die Hohokam-Bevölkerung in einer geringeren Anzahl größerer Niederlassungsorte im Gebiet des Salt-Gila-Beckens und konzentrierte sich in einem territorial mehr kompakten Gebiet, dass dem nach Westen erweiterten Kerngebiet der Pionierzeit entsprach. Da sich die Gründe dieser Bewegung einer archäologischen Beweisführung verschließen, gibt es für mehr oder minder analog begründete spekulative oder hypothetische Betrachtungen einen breiten Raum. Pauschal werden Witterungs- und Klimafaktoren mit negativen Auswirkungen auf die Nahrungsstoffproduktion und daraus entspringender ressourcengebundener und gesellschaftlicher Stress mit allen seinen Folgen angenommen. Auch eine durch Klimaeinflüsse ausgelöste Anazasi-Immigration (1130 – 1150 u.Z. Kollaps der Chaco-Kultur) und intensivere (?) mesoamerikanische Einflüsse sind im Gespräch. Ob die Gesamtpopulation in dieser Zeit anwuchs oder sich verminderte, ist ebenfalls noch ein Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte.
Im Übergang von der Sesshaftigkeits- zur Klassischen Periode erschien eine neue Art eines von Mauern umgebenen Dorfes oder Dorfteiles. Diese Niederlassungen wurden auf Hügelkuppen angelegt, was von Archäologen als Indiz für eine Defensivsituation interpretiert wird, aber auch andere Ursachen haben kann. Eines dieser von Mauern umgebenen Dörfer ist die Sears-Kay Ruin (1050 bis 1200 u.Z.) nordöstlich von Scottsdale im Tonto National Forest. Gipfeldörfer sind in vielen Bereichen gefunden worden. Dies ist eines einer ganzen Reihe nördlich des Phoenix-Beckens in den Bergen. In den architektonischen Belegen erscheinen die Anasazi- und Mogollon-Einflüsse stärker als die der Hohokam.
Dieser begonnene große Wandel setzte sich fort und wirkte in der vierten, der sogenannten klassischen Periode von 1100/1150 bis 1350/1450 u.Z. der Hohokam-Zeit. Vertraute Hohokam Eigenschaften aus früheren Zeiten änderten sich dramatisch oder verschwanden. Diese Änderungen können in der Architektur, den Tonwaren, den Bestattungssitten, den Kanalsystemen und in der Verteilung der Bevölkerung gesehen werden. Es wurden keine neuen Ballspielplätze gebaut und die vorhandenen wurden bis 1200 u.Z. aufgelassen. Die Plattformmounds - einige später mit Großhäusern besetzt - wurden nach den Kanälen die wichtigsten öffentlichen Bauten. Obwohl die Hohokam Jahrhunderte lang ihre Toten einäscherten, wurden in der klassischen Zeit die Körperbegräbnisse häufiger. Dies zeigt sich verändernde Sitten und/oder den wachsenden Einfluss von anderen Kulturen. Eine zahlenmäßig kleine religiöse oder soziale Elite kann sich in dieser Periode gebildet haben. Die prominenten Personen und/ oder Clans lebten in den Compounds um die Plattformmounds und hatten zeremoniell spezielle Begräbnisse für ihre Toten.
Die Hohokam erbauten weiterhin an den Flussufern neue, größere und stärker konzentrierte Niederlassungen mit einer Flächengröße von bis zu 1,3 km². Während die meisten Dorfbewohner weiterhin in ihren traditionellen, flach eingetieften Grubenhäusern aus lehmverputzten Stämmen und Buschwerk wohnten, begann ein Teil von ihnen jetzt auch eine neue Form von Adobe-Bauwerken auf der Oberfläche des Bodens zu errichten. Man glaubt hier einen Einfluss der Anasazi und/oder der Salado-Kultur zu erkennen. Sie begannen neue Arten des Wandaufbaus zu nutzen, u.a. Adobewände mit zur Verstärkung eingebauten Holzpfosten. Weitere neue Formen des Baus waren Häuser mit Wänden aus freistehenden Adobesetzungen, nachverstärkten Caliche-Wänden mit Adobeausfütterungen, freistehende geschichtete Caliche-Bauten und Pueblowänden aus geschichtetem Adobe. Diese übertägigen Räume bestanden manchmal schon aus einer Anzahl zusammenhängender Räume. Solche von den Archäologen als Compound (Baukomplex) bezeichnete Siedlungsstätten waren mit massiven, bis 2,1 m hohen Adobe-Umfassungsmauern (compound wall) umgeben, die dann nur noch über Leitern oder durch ein einzelnes Tor betreten werden konnten.
In der Endphase der klassischen Zeit ab 1300 u.Z. waren die auf meist über 2 m hohen Plattformmounds errichteten mehretagigen „Großhäuser“ (insgesamt 7 bis 8 Stück in der gesamten Klassik-Region und -zeit) mit Basiswandstärken von über 1,8 m die eindrucksvollsten Hausbauwerke der Hohokam-Kultur. Die Großhäuser standen in Compounds, aber nicht jeder Compound hatte ein eigenes Großhaus. Im Allgemeinen sind die Bauten dieser Zeit größer als die aus den vergangenen Perioden. Obwohl solche Veränderungen eine ziemliche Zeit benötigten, bis ihre Auswirkungen sich bei den Außengruppen der Hohokam widerspiegelten, zeigt die Kontinuität bei Keramik und Bauweise, dass diese Wechsel sich indigen entwickelten.
Mit dem Beginn der Klassischen Periode wurden Plattformmounds die wesentlichen öffentlichen Bauwerke und wurden auch oft umgebaut und mit abschließenden Adobemauern umgeben. In den Bereich zwischen der Umfassungsmauer und dem Plattformmound wurden zunehmend Adobebauten platziert. Auch die Plattformen der Mounds dienten als Unterbau für Adobebauten, die über die Zeit öfter umgebaut wurden. In der engeren Umgebung des Mound-Compounds waren meist weitere einfache Compounds angelegt.
Der Wechsel in den öffentlichen Bauten reflektiert wahrscheinlich einen Wandel in der sozialpolitischen Organisation der Hohokam-Gesellschaft und zeigt, dass sich während der Klassischen Periode hierarchische Beziehungen innerhalb und zwischen den Kommunen entwickelten. Seit 1200 u.Z. wurden im Gebiet der klassischen Hohokam-Kultur keine Ballspielplätze mehr gebaut und/oder betrieben, die Plattformmounds mit ihren Aufbauten, wie den Großhäusern, und Umgebungsbauten erhielten ein höheres säkulares und spirituelles Gewicht. Die nach 1150/1200 u.Z. einsetzende Veränderung wird u.a. auf eine Einwanderung oder Beeinflussung von Menschen der östlich im Tonto Becken unter Anasazi- und Mogollon-Einfluss entstehenden Salado-Kultur in das Hohokam-Gebiet zurückgeführt. Es gibt aus dieser Zeit im Hohokam-Gebiet keine Beweise gewaltsamer Auseinandersetzungen, so dass die hypothetische Einwanderung von Menschen der Salado-Kultur und die anschließende Fusion mit den Neulingen anscheinend friedlich verlief. Die kulturellen Veränderungen und Wanderungen von Bevölkerungsgruppen sind auch im Kontext der Völkerbewegung uto-aztekisch sprechender Menschen aus dem Südwesten nach Mesoamerika zu sehen.
Die Umbruchsituation stimulierte eine Bevölkerungskonzentration, eine neue Bauweise, eine neue Architektur und neue landwirtschaftliche Bestrebungen, jedoch immer noch auf der Hohokam-Tradition aufbauend. Sie erweiterten - neben der Auflassung von Kanälen - einige Kanalsysteme und nutzten auch die Flutwasserbewässerung. Der Trockenbodenbau, u.a. die Gestaltung von Terrassenbauten, wurde ebenfalls im breiteren Maße praktiziert.
Während der Klassischen Zeit gab es mehrere Male Großüberschwemmungen, die die ausgedehnten Kanalsysteme schädigten. 1358 u.Z. gab es das höchste Hochwasser seit 450 Jahren. Man schätzte ein, dass es ein oder zwei Jahre dauerte, um ein Kanalsystem nach einem größeren Flutschaden zu reparieren. Solche Schäden waren vor allem für die Dörfer am Ende der Kanäle katastrophal. Die Überschwemmung von 1358 u.Z. kann dazu geführt haben, dass die meisten Kanalsysteme am Salt River zerstört und unbrauchbar wurden, so dass einige Dörfer kein Wasser mehr erhielten und die Bevölkerung wegzog, um an anderen Orten weiter leben zu können. Es gibt aus dieser Zeit Beweise für eine Rekonstruktion oder eines Umbaus von Kanälen.
Die Interaktionen verminderten sich in der Klassischen Periode. Die keramisch belegbaren Aktivitäten waren weitgehend auf den Bereich des Kanalsystems begrenzt. Die Hohokam-Kultur regionalisierte sich, verstärkt ab 1300/1350 u.Z., nach Kanalnetzbereichen und in den einzelnen flussfernen Gebieten - ggf. mit eigenen mehr oder minder hierarchischen Strukturen auf der Basis von speziellen Religionsbünden/Bruderschaften. Einige Gegenstände wie Muscheln, polychrome Salado-Gefäße, Steinrohmaterial und Kupferglöckchen gelangten noch in das Phoenix-Becken und in die peripheren Bereiche. Viele rituell früher genutzte Artefakte wie Räuchergefäße, Steinschüsseln und Paletten wurden in dieser Periode nicht mehr gefertigt.
Abschließend ist festzustellen, dass die klassische Zeit ungeachtet großer baulicher Leistungen und einer wahrscheinlichen Hierarchisierung der Gesellschaft eine kulturell degressive Zeit ist, die die Umweltprobleme und die daraus entspringenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konflikte immer weniger bewältigen konnte und letztendlich kollabierte.
Zwischen 1400 und 1450 u.Z. verließen die Hohokam ebenso wie die Pueblo-Menschen im Südwesten und in Nordmexiko ihre Gemeinden und Heimstätten. Vielleicht zogen sie zum Überleben in die benachbarten Regionen oder in neu errichtete kleine Niederlassungen. Einige Menschen könnten auch zurückgeblieben sein, aber sie gaben ihre vielgestaltige materielle Kultur, ihr technologisches Wissen und ihre handwerklichen Fähigkeiten auf, da diese keinen Beitrag mehr zum Überleben erbrachten. Es begann die Formierung der Pima und Papago-Stämme, mit denen im 16. Jahrhundert die spanischen Entradas in Südarizona zusammentrafen.