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3.1. Die Hohokam-Kultur (Allgemeine Übersicht) 3.1.1. Einführung

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Hohokam - ein Pima-Wort für „die, die gegangen sind“ - ist die Bezeichnung für eine der drei prähistorischen Hauptkulturen des nordamerikanischen Südwestens. Die anderen beiden Hauptkulturen sind die Mogollon und die Anasazi.

Die Hohokam entstanden aus der archaischen Trockenlandkultur (desert culture) - manchmal auch als Cochise-Kultur bezeichnet - am Anfang des 1. Jahrtausends. Meist wird das Jahr 300 u.Z. als erstes belegbares Datum (C14-Bestimmung von Holzkohle eines Feuers) für den Beginn dieser Kultur angegeben. Da aber das den möglichen Hohokam zugeschriebene Material nur unzureichend eindeutig für diese Kultur ist und dazu präzise datierbares Material fehlt, streiten die Archäologen mit mehr oder minder großer Berechtigung und Energie über den Beginn dieser Kultur zwischen der Zeitenwende und dem Jahr 500 u.Z. Manche wollen mit dem Anfangsdatum sogar bis 300 v.d.Z. zurückgehen. Dieser Streit illustriert nur eine Tatsache, dass diese Kultur – wie übrigens die meisten – keine “Geburtsstunde”, sondern nur auf dem Weg einer sehr allmählichen Veränderung und Anpassung aus der Spätarchaischen Jäger- und Sammlertradition der südwestlichen Trockengebiete zum Bodenbau, schwerpunktmäßig in den Flussniederungen und Überschwemmungsgebieten des Salt River, des Gila River (Raum Phoenix) und des Santa Cruz River (Raum Tucson), überging und spezifische, von den Archäologen erkennbare und eindeutig zuordenbare Merkmale erhielt, die von diesen als Hohokam-Kultur bezeichnet wurden. Für die weitere Darstellung bleibt als “Startdatum” das Jahr 300 u.Z. bestehen.

Die ethnischen Träger dieser Kultur sind ethnographisch nicht näher zu bestimmen. Wenn man aber die heute noch in diesem Raum lebenden Pima und Papago als ihre Nachkommen ansieht, dann kann man zumindest davon ausgehen, dass ihre Sprache zur im Südwesten und Nordmexiko weit verbreiteten uto-aztekischen Sprachgruppe gehört. Innerhalb dieser Sprachgruppe ist, besonders in den Randgebieten dieser Kultur, von einer multiethnischen Population auszugehen.

Die in einem früheren Kapitel dargestellte Kultur der Cerro de Trincheras wird in ihrer Ausprägung im Raum von Südwestarizona im Allgemeinen zu den Hohokam gezählt, wohingegen die nordsonorische Trincheras-Kultur (200 bis 1450 u.Z.), die sich auf das Rio Altar- und Rio Magdalena-Gebiet konzentriert, als eine eigenständige Kultur oder als ein mehr oder minder separater Zweig der regionalen Hohokam aus Südwest-Arizona angesehen wird. Auch hierüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Deren einfache Keramik von 200 bis 800 u.Z. verweist auf eine Jäger-/Sammler-/Erntevölkerkultur mit begrenztem Bodenbau. Spätere Dörfer (800 bis 1300 u.Z.) bestehen aus flachen Grubenhäusern und weisen Kremationsbegräbnisse auf.

Die Hohokam bestanden aus zwei deutlichen Unterabteilungen: den Menschen, die in der unteren Wüstenzone in den Oasenbereichen ständig oder zeitweise fließender Ströme lebten und wohnten, die Riverine People/Flussmenschen, und den Menschen, die in den oberen bis bergigen Wüstenbereichen (Desert People/Wüstenmenschen/nonriverine People) lebten.

Die Hohokam sind eine Bodenbauerkultur, die wie die anderen Kulturen des Südwestens, lokal und zeitlich sehr differenziert auch ihre früheren Subsistenztraditionen als Jäger, Sammler und Ernter weiter praktizierten. Neben den keramischen Kulturkennzeichen stehen, mit abnehmendem Gewicht, vier Charakteristika der Kultur medial im Blickpunkt: Kanalsysteme für die Bodenbewässerung, „Ballspielplätze“ als Ritualstätten, Plattform-Mounds und Großhäuser (Big houses). Der eingrenzende Blick auf diese Anlagen versperrt die Kenntnisnahme der zeitlichen und lokalen Vielgestaltigkeit dieser Kultur.

Es gab z.B. Hohokam, die keine Kanäle bauten. Ebenso spielten in den letzten 250 Jahren dieser Kultur „Ballspielplätze“ absolut keine Rolle. Die Plattformmound-Tradition war lokal sehr begrenzt. Und von den eindrucksvollen, mehretagigen Großhäusern gab es auch nur in der letzten Phase sieben bis acht Stück. Es ist absolut unzutreffend, wenn die Hohokam-Kultur nur anhand dieser Merkmale beschrieben wird. Differenzierte Darstellungen erfordern aber Einschränkungen auf bestimmte Bereiche dieses Kulturgebietes.

Die Hohokam-Kultur ging wahrscheinlich von den Kerngebieten der Fluss-Oasen im Raum Phoenix und Raum Tucson aus und expandierte die Flussläufe hinauf. Dabei ist nicht zu unterscheiden, ob diese kulturelle Expansion durch Wanderung ethnischer Kulturträger oder nur durch, mittels Interaktionen angeregte kulturelle, spirituelle und rituelle Übernahmen durch lokale Personengruppen erfolgte. Eventuell spielten beide Möglichkeiten mit unterschiedlichem Gewicht eine Rolle. Auch lokales Erlöschen der Hohokam-Kultur kann durch Abwanderungen unterschiedlicher Ursachen und/oder Übernahme neuer Einflüsse mit möglichen Zuwanderungen kulturfremder Personengruppen verbunden sein.

Trotz der wirtschaftlichen Autonomie der einzelnen Niederlassungen entwickelte sich zwischen ihnen ein Interaktionssystem, ein Geflecht von, auch spirituell-rituell getragenen, Beziehungen zur gegenseitigen Unterstützung in Zeiten knapper Nahrungsstoffe. Dieses System entstand aus den Wechselbeziehungen zwischen den riverinen und den nonriverinen Gruppen, die für ihren Nahrungsstofferwerb unterschiedliche Ökosysteme nutzten und Ausfälle beim Nahrungsstofferwerb bzw. bei der Nahrungsstoffproduktion Einbrüche im jeweils anderen System in Grenzen abfangen konnten. Dieses Interaktionsnetzwerk brachte einige Wissenschaftler dazu, nicht mehr von der Hohokam-Kultur, sondern von einem Hohokam-Regionalsystem zu sprechen. Dieses System oder Netzwerk stand auf einer egalitären, machtfreien Basis gleichberechtigter Gemeinschaften. Als Beweise für die Interaktionen dienen im Wesentlichen keramische Belege und nichtlokale Gegenstände/Materialien (Molluskenschalen, Kupfergegenstände, Papageienvögel, Papageienfedern, Türkis u.ä.). Diese Interaktionen, die dazu führten, dass sich u.a. Hohokam-Keramik und nichtlokale Objekte territorial verbreiteten, führte durch Wissenschaftler auch zur Apostrophierung eines weitgespannten Handelsnetzes der Hohokam.

Bereits in früheren Ausführungen wurde dargelegt, dass in dieser Gesellschaft keine für einen Handel notwendige Warenproduktion existierte. Es gab keinen Handwerker und/oder Händler, der seinen wesentlichen Lebensunterhalt durch dominante handwerkliche und/oder händlerische Aktivitäten bestritt. Die nachweisbare Verschiebung von Produkten und/oder Materialien hatte nichtkommerzielle Hintergründe, die im Bereich der Subsistenz und des kulturellen Überbaus lagen. Also: Interaktionen - ja, Handel/Tauschhandel - nein.

Die Hohokam-Population soll auf ihrem Höhepunkt nach vorsichtiger Schätzung 40.000 bis 80.000 Menschen gezählt haben.

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