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Grasshopper Pueblo (1200/1275 bis 1400 u.Z.)
ОглавлениеDie Grasshopper Region liegt direkt südlich der Mogollon Rim in den Arizona Mountains im östlichen Zentralarizona. Die Arizona Mountains stellen die Südflanke der Mogollon Rim mit einer Reihe nördlicher Nebenflüsse des Salt River dar. Nach einer zeitweisen Entvölkerung war dieser Bereich nach 1250 u.Z. wieder ein Zuwanderungsgebiet für die Mogollon, die sogenannten Western Mogollon, die für die Zeit ihrer Niederlassung im Grasshopper Pueblo und einigen anderen im Folgenden beschriebenen Pueblos eine intensive Interaktion mit Anasazi aus dem nördlichen Flankenbereich der Mogollon Rim und aus dem Gebiet des Little Colorado betrieben. Dabei gab es auch Zuwanderungen durch Anasazi aus dem Norden. Das Grasshopper Pueblo selbst befindet sich 16 km westlich der Stadt Cibecue.
Die Umgebung der Grasshopper-Region ist durch eine stark gegliederte Bergtopographie gekennzeichnet, wo sich in hohe Plateaus steile Canyons eingeschnitten haben. Die Vegetation reicht von der Ponderosa-Kiefer in den auf 2.000 m NN liegenden immergrünen Wäldern bis zu den dichten Chaparral- und Grasländern und der Sonora Wüstenvegetation entlang des Salt River. Die Klimaaufzeichnungen von Cibecue belegen heute 140 Tage Wachstumszeit und 483 mm jährliche Niederschläge. Obwohl die Region für den Bodenbau nur marginal geeignet ist, hat sie große Tier- und Pflanzenressourcen.
Die prähistorische Umwelt während der Besiedlung des Grasshopper Pueblo ist summarisch folgendermaßen zu charakterisieren:
1276 - 1299 u. Z., die Große Dürre
1280er Jahre u.Z., die schwerwiegendste Dekade der Großen Dürre
1300 - 1330 u. Z., feuchte Periode
1330 - 1355 u. Z., trockene Bedingungen, aber nicht so extrem wie die Große Dürre
1355 - 1400 u. Z., variable Niederschläge
Das Grasshopper Pueblo war ein zwei-etagiges 500-Raum-Mauerwerk-Gebäude aus lokalem Sand- und Kalkstein. Das Hauptpueblo bestand aus drei Raumblöcken und drei Plazas. Die relativ kleine Plaza 3 wurde zu einer Großkiva umgewandelt. (Während der großen Erweiterung des Pueblos wurden die kleinen Kivas durch eine einzelne Großkiva ersetzt, ob dies auch auf eine rituelle Integration hindeutet, ist eine offene Frage.) Um das Hauptpueblo herum lagen weitere Raumblöcke und isolierte Räume. Die ersten Siedlungsnachweise an diesem Standort werden auf 1200 u. Z. datiert. Die vier nennenswerten Wachstumsperioden des Grasshopper Pueblo korrespondieren eng mit den Umweltveränderungen:
1275 - 1300 u. Z., Aufbau-Periode
1300 - 1330 u. Z., Sammlungs- und Erweiterungsperiode
1330 - 1355 u. Z., Periode der Zerstreuung
1355 - 1400 u. Z., Periode des Verlassens
Die Subsistenzwirtschaft dieser Pueblo-Gemeinschaft bestand aus einer gemischten Strategie von Jagd, Sammeltätigkeit und Bodenbau (Trocken- und auch Überschwemmungsbodenbau). Es gibt wenig Belege für Wasserkontrollanlagen für einen relativ intensiven Bodenbau. Die kultivierten Pflanzen waren Mais, Bohnen, Squash und Baumwolle.
Die Jagd bezog sich laut Knochenfunden auf Maultierhirsche, Truthühner und Kaninchen und manchmal auf Antilopen, Bergschafe, Vögel und Fische. Nur Hunde und die Truthühner waren domestiziert. Der ab 1330 u.Z. zu verzeichnende starke Rückgang von Rotwildknochen in den Abfällen lässt auf erschöpfte Rotwildbestände in der näheren Umgebung schließen. Von den Sammlern begehrte Wildpflanzen/Wildpflanzenteile umfassten die Pinyon-Nüsse, Eicheln, Wacholder- und Manzanita Beeren, Agave, Kaktus und eine Vielfalt von Samen, u.a. der Sonnenblumen und des Amarant.
Das Ernährungsbild der Menschen des Grasshopper Pueblos war durch eine relativ kalorienarme Nahrung und durch spürbare periodische Nahrungsknappheiten (Hunger) gekennzeichnet. Die hohe Kindersterblichkeit von 56 Prozent ist für vorindustrielle Gesellschaften nicht ungewöhnlich. Von jenen Personen, die die Kindheit überstanden, starben 21 Prozent in ihren 20er, 28 Prozent in ihren 30er, 26 Prozent in ihren 40er Jahren und 15 Prozent wurden älter als 50 Jahre. Frauen in ihren 20er und 30er Jahren hatten eine doppelt so hohe Todesrate wie die Männer. Dies war höchstwahrscheinlich den hohen Belastungen durch die Schwangerschaft und die Geburt der Kinder geschuldet.
Die Niederlassung bestand aus kompakten Raumblöcken, die sich dicht am fruchtbaren Anbauland befanden. Die Periode der Zerstreuung (1330 bis 1355 u.Z.) wurde durch das Vorhandensein von kleinen Pueblobauten in Kliffs und auf hohen Bergrücken gekennzeichnet, was auf Bedingungen sozialer Veränderungen und ökonomischer Unsicherheit hinweist.
Die Verbindungen und Interaktivitäten mit Gemeinschaften aus einem größeren Umkreis werden durch Keramiktypen aus unterschiedlichen Bereichen, Muschelschmuck aus dem Sonora-Gebiet sowie Aras und Kupferglocken aus Mesoamerika belegt. Als mögliche Gegengaben oder Tauschobjekte aus dem Grasshopper Pueblo kamen nach Meinung der Archäologen Tonwaren, Salz, Türkis-Anhänger, Hämatit für rote Farbe und hochwertige Rohstoffe für Steinwerkzeuge in Frage.
Die soziale Grundeinheit war der von der biologischen Familie und den anderen Verwandten geführte Haushalt. Die Verwandtschaft formte wahrscheinlich das Hauptnetz für das Bestimmen der sozialen Identität und das Lösen von Streitigkeiten. Führungsrollen innerhalb der Gemeinschaft beruhten auf der Verwandtschaftsbasis und der kompetenzbedingten sozialen Position. Es gibt keine Beweise von einer hierarchischen Führung oder sozialen Ungleichheiten über die Unterschiede hinaus, die durch Kompetenz, Alter und Geschlecht verursacht sind. Die freigelegten Gräber erbrachten keine Befunde für eine soziale Komplexität oder gar eine Elite. Das Grasshopper Pueblo verweist gesellschaftlich auf eine nichthierarchische Gemeinschaftsstruktur.
Die sicher verschiedenen ethnischen Gruppen an diesem Standort lebten anscheinend in Harmonie mit den ursprünglichen lokalen Grasshopper Mogollon zusammen. Eine Anasazi Gruppe (evtl. Flüchtlinge aus dem Mesa Verde Gebiet) bewohnte den östlichen Raumblock. Ihre Gemeinschaft bestand kontinuierlich über den größten Teil der Besiedlungszeit. Es scheinen auch weitere Mogollon-Menschen während der Besiedlungszeit des Grasshopper Pueblos noch hinzugekommen zu sein. Der Bevölkerungszuzug von kleinen, entlegeneren Niederlassungen wurde eventuell durch die weitgespannten Interaktionskontakte (zu sehen in den White Mountain Red wares) mit inspiriert. Eine mögliche Zuordnung zu einer Sprachgruppe ist für die Grasshopper Menschen nicht möglich.
Rituale, Zeremonien und die Religion spielten in ihrem täglichen Leben eine wichtige Rolle. Eine gewisse religiöse Strukturierung, die im Haushalt beginnt, wird durch die Existenz von Zeremonialräumen, Kivas und einer Großkiva angedeutet. Etwa die Hälfte der erwachsenen Männer war in bis zu vier Zeremonialgesellschaften organisiert, wie man die bzw. spezielle Schmuckstücke interpretiert hat, die bei den Bestatteten geborgen wurden und als Teile von zeremoniellen Kleidungsstücken identifiziert wurden, mit denen die Männer begraben worden waren. Nach den heutigen Bezeichnungen sind dies die Pfeilgesellschaft, die Muschelanhängergesellschaft, die Muschelklangschalengesellschaft und die Knochenhaarnadelgesellschaft. Die wichtigste war die Pfeilgesellschaft, deren Leiter wahrscheinlich auch der Häuptling der Gemeinschaft war.
Um 1400 u.Z. wurde das Grasshopper Pueblo wie auch die zentralen Berge von Arizona weitgehend verlassen. Es ist unklar, wohin diese Mogollon gingen, obwohl es wahrscheinlich erscheint, dass sie mit anderen Pueblo-Menschen, den heutigen Hopi, den Zuni und den Gruppen in New Mexico entlang des Rio Grande verschmolzen.
Das Canyon Creek Pueblo (1326 bis 1348 u.Z.) mit 120 Räumen ist ein zu seiner Zeit vergleichbares Beispiel zum Grasshopper Pueblo.