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1.8.2. Die Jagd und der Fischfang

Mit der Austrocknung des Südwestens seit dem Ende der Eiszeit gab es extreme Veränderungen in der Fauna dieses Gebietes. Die eiszeitlichen Großsäuger starben aus und auch das holozäne Großwild reduzierte sich erheblich.

Das frühe Holozän (8000 bis 5000 v.d.Z.) im nördlichen Südwesten ist durch einen lange wechselnden Trend der abnehmenden Feuchtigkeit gekennzeichnet. Die Laubwälder wurden allmählich durch Kiefern- und Wacholderbusch-Waldland ersetzt, während die Bereiche, die früher durch Kiefer und Wacholderbusch besetzt waren, zu Grasland wurden. Die meisten Niederschläge traten im Winter auf. Zwischen 6500 und 6000 v.d.Z. stieg die Austrocknungsrate an, das Grasland zog sich nach Osten zurück und wurde durch das halbaride Trockenlandgesträuch ersetzt. Die Bisons zogen sich in die Plains zurück und andere große Huftiere verblieben nur in räumlich eng begrenzten, feuchteren und kühleren Gebieten. Dieser Sachverhalt erforderte eine Umstellung im Jagd- und Sammelverhalten der archaischen Indianer des Südwestens.

Die Zeit zwischen 5.000 und 3.000 v.d.Z. (mittleres Holozän) ist durch geringe Feuchtigkeit, höhere Temperaturen und eine generelle klimatische Instabilität gekennzeichnet. Die Niederschläge konzentrieren sich jetzt auf die Sommerzeit. Der Effekt dieses Wechsels war wiederum eine drastisch veränderte Flora und Fauna. Das Waldland zog sich immer weiter in die höheren Lagen des Berglandes zurück, während Trockenlandstrauch- und Graslandhabitate sich zum Norden und Osten hin erweiterten. Die Menschen wanderten aus dieser ungünstigen Region heraus in neue geeignetere Lebensräume. Die Menschen bejagten mangels Großwild eine größere Vielfalt der noch bestehenden Fauna.

Die Zeit von 3.000 bis 1.000 v.d.Z. ist klimatisch durch eine schnelle Zunahme der wirksamen Feuchtigkeit und der klimatischen Stabilität gekennzeichnet, was eine Zunahme der offenen Wald- und Graslandhabitate und die Auffüllung vieler ausgetrockneter Seen bewirkte. Auch in den Hochlandgebieten des Südwestens stellten sich feuchtere und wärmere Bedingungen ein. Die Stabilität des regionalen Klimas verschwand aber nach 2000 v.d.Z. durch den Wechsel von Perioden geringerer Feuchtigkeit, der Wasserflächenverminderung, höherer Temperaturen und markanter Saisonveränderlichkeit mit Perioden gemäßigten Niederschlags, der Anhäufung von Erosionsböden, gemäßigteren Temperaturen und weniger extremen Saisonänderungen. Im Durchschnitt war das Klima so feucht wie in der vorangegangenen Periode. Einige Zeit nach 2000 v.d.Z. entstanden schrittweise die allgemeinen klimatischen Muster, die Vegetation und die Tiergemeinschaften, die im Südwesten heute noch existieren. Selbstverständlich unter Beachtung (= Negierung) der Veränderungen, die durch die Wirtschaftweise der historischen Menschen bewirkt wurden.

Die ursprünglichen Jagdgeräte/-waffen der amerikanischen Ureinwohner waren Hand-Spieße und Wurf-Speere, die bereits in den ältesten Formen (Folsom und Clovis) eine qualifizierte Steinbearbeitung durch Abschlagen oder Druckabsplitterung belegen. Die Wurf-Speere der damaligen Bauart - es wurden nur die steinernen Projektilspitzen gefunden – hatten eine Reichweite von maximal 50 m. Mit dem danach eingeführten bis zu 60 cm langen Schleuderbrett/Speerschleuder/Atlatl konnte der mit einer Steinspitze versehene Speer bis maximal 150 m weit geschleudert werden. In Europa war dieses Gerät bereits vor 20.000 Jahren im Einsatz. Ob dieses Gerät mit den Einwanderern nach Amerika gekommen ist oder ob es dort selbständig entwickelt wurde, ist nur spekulativ zu beantworten.

Die seit mindestens 10.000 bis 15.000 Jahren nachweislich in Europa genutzten „Pfeil und Bogen“ gelangten nicht mit den ursprünglichen ersten Einwanderern nach Amerika. Diese Möglichkeit wird erst mit den letzten Einwanderungen von Asien ab 2000 v.d.Z. vermutet. Erst ab 200 u.Z. sind Pfeilspitzen und damit die Nutzung von Pfeil und Bogen über die Menschen der Avonlea-Kultur in den nördlichen Plains und British Columbia nachweisbar, von wo sie sich schrittweise nach Süden ausbreiteten und ab 400 bis 500 u.Z. im Bereich der Kulturen des nordamerikanischen Südwestens auftraten und ausbreiteten und sukzessiv das Atlatl verdrängten. Der Verschlechterung der Jagdbedingungen konnte also nur durch die bessere Distanzwaffe Atlatl begegnet werden. Pfeil und Bogen kamen erst in der aufblühenden Bodenbauerzeit zum Einsatz und revolutionierten die Jagdaktivitäten. Eventuell war diese neue Technik der Grund, weshalb es bei einigen westlichen Mogollon-Gruppen in einer vielleicht für den jungen Bodenbau subsistenzwirtschaftlich noch kritischen Phase während des 6. und 7. Jahrhunderts zu einem „Rückfall“ in eine dominierende Jagd- und Sammeltätigkeit und zu einer zwischenzeitlichen Aufgabe des Bodenbaus kam. Der Einsatz von Pfeilen und Bögen er-möglichte es, eine große Anzahl von Projektilen platzsparend mitzuführen, auf große Distanz zielgenauer als mit dem Atlatl zu platzieren und eine schnellere Schussfolge zu gewährleisten. Damit wurde die Jagd auf flüchtiges und kleineres Wild effektiver.

Die am Großwild der Eiszeit (z.B. Mammut) und auch des Holozän (z.B. Bison) praktizierten Treibjagden über die Felswände, von denen es etliche Fundstellen auch im Südwesten gibt, war mit dessen Aussterben und/oder Ausweichen gegenstandslos geworden. Auf dem Pajarito Plateau am Rio Grande wurden aber von den Archäologen an mehreren Stellen noch gut gestaltete große Fallgruben aus der Zeit zwischen 1100 und 1400 u.Z. entdeckt. Eine dieser Gruben war 5 m tief mit einem unteren Durchmesser von 2,4 m, nach oben wurde sie enger. Ob deren Wirksamwerden dem Zufall überlassen blieb oder durch Treibaktivitäten gewährleistet wurde, kann nicht beantwortet werden. Auf jeden Fall waren Treibjagden aber bis in die historische Zeit nicht ungewöhnlich, dabei wurden aber meist Kaninchen (und vielleicht auch Truthühner?) in aufgestellte lange Netze getrieben, von denen einige fragmentarisch aus Ausgrabungen bekannt sind.

Neben den die ganze Gemeinschaft erfassenden größeren und kleineren Treibjagden gab es sicher hauptsächlich von Männern ausgeführte Jagdzüge auf Großwild wie Rotwild, Bighorn-Schafe, Pronghorn- und andere Antilopen, Maultierrotwild, Weißschwanzhirsche u.ä. Im Casas Grandes Bereich in Nord-Chihuahua wurden auch sicher mindestens saisonal auftauchende Bisons gejagt, schwerpunktmäßig zwischen 600 und 1200 u.Z. Mindestens lichte Bisonbestände existierten nach den Berichten der Spanier noch bis Nord-Durango.

Eine qualitative und quantitative Einschätzung der Jagd auf Großtiere ist sachlich kaum möglich, da ein abseits von Dorf erlegtes Großwild sicher vor Ort ausgeschlachtet und teilweise verzehrt wurde und aus Transportgründen nur konserviertes/getrocknetes Fleisch und andere nutzbare Beuteteile wie für die Werkzeugherstellung nutzbare Knochen, Hufe, Hörner, Felle u.ä. zum Dauerstandort mitgenommen und dort in Ruhe verarbeitet wurden. Bei aller Wichtigkeit von Knochenfunden in Abfallhaufen dauerhafter Niederlassungen muss man sich bewusst sein, dass das geringe Vorhandensein oder gar völlige Fehlen von Großwildknochen keine Aussage zur Großwildjagd der Menschen dieses Gebietes zulässt. Den Archäologen fehlende Indizien sind in diesem Fall ein Fundproblem und kein Beleg für eine nicht durchgeführte Großwildjagd. Die Vernichtung tierischer Reste wie Knochen und Horn durch Fleischfresser und Nager im freien Feld und im Pueblo sind ein weiterer Faktor für die „Auslö-schung“ möglicher Indizien. Die Bindung des Hundes als Kulturfolger des Menschen auch im Südwesten lässt auf eine größere Jagdbeute dieser Menschen schließen als es die Kleinsäugerknochen der Abfallhaufen andeuten. Auch bei einer sesshaften Niederlassung ist von Jagdexpeditionen ausreichend mobiler weiblicher und männlicher Gemeinschaftsmitglieder auszugehen, so wie sie über die Totenkeramik der Mimbres belegt sind, die von ihrem klassischen Stammland 500 bis 600 km weit bis zur Küste des Golfes von Kalifornien zogen.

Während die mobileren Mitglieder der Gemeinschaft durchaus größere Mengen an Fleisch von Großsäugern erbeuten konnten, bejagten in der Niederlassung ständig verbliebene oder nur zeitweise anwesende Personen im Prinzip - bis auf mögliche „Tabu“-Tiere - alle „genießbaren“ Faunenvertreter, vom Huftier über Dachse bis zu Nagetieren aller Größen vom Biber über Bisamratten bis zu Ratten und Mäusen, erreichbare und ausreichend große Vögel, Wasservögel und Truthühner sowie Reptilien. Raubtiere und Raubvögel wurden sicher nur aus spirituellen und Selbstverteidigungsgründen erlegt oder auch nur gefangen. Spanische Aussagen von 1540 u.Z. erwähnten, dass die Southern Tiwa Pfeile für die Raubtierjagd mit (Klapper?)-Schlangengift präparierten. Ansonsten gab es keine Informationen über vergiftete Pfeile.

Kleinwild wie Kaninchen wurde wahrscheinlich von Jugendlichen und Feldwächtern gejagt. Die speziell gepflegten Feldflächen waren für deren Fressfeinde sicher auch immer ein attraktives Gebiet und damit auch ein spezielles Gebiet der sogenannten „Gartenjagd“ für die Bodenbauer. Ähnliches kann sicher auch von den künstlich angelegten und zeitweise Wasser bewahrenden kleinen Reservoirs gesagt werden, die in dem trockenen Gebiet eine attraktive Tränke für Wildtiere darstellten. Zumindest in diesem Rahmen kamen neben allen Formen von Wurfstöcken, Wurfkeulen und Bumerangs sicher auch Fallen (z.B. Schlingen, Reusen, Netze u.ä.) zum Einsatz, die aber archäologisch wegen ihrer Vergänglichkeit nur selten nachweisbar sind.

Die in den Niederlassungen nachgewiesenen Hunde wurden sicher nur zu einem Teil als Jagdhunde eingesetzt. Sie werden sich hauptsächlich als halbwilde Kultur-Folger neben den nicht quantifizierbaren Beuteresten dieser Jäger von Kleinnagern im Feldbereich und den Abfallplätzen, im näheren und weiteren Gunstraum der Menschengruppen ernährt haben. Die Menschen nutzten jedes ernährungstechnisch verwertbare Eiweiß für ihre eigenen Bedürfnisse. Vom Grundsatz können die Hunde des Pueblos auch die Rolle der Katzen als Mäuseverzehrer in den Speichern des alten Ägypten übernommen haben. Hinweise auf einen Verzehr von Hundefleisch sind nur sehr spärlich im Casas Grandes Bereich gefunden worden. (Es lag auch dichter an Mesoamerika, wo Hunde zum Verzehr gemästet wurden.) Sonderlich fleisch- und fettreich und damit zum Verzehr verlockend werden die Pueblo-Hunde kaum gewesen sein.

Trotz des semiariden Gesamtcharakters des nordamerikanischen Südwestens gab es dort ganzjährig fließende, wasserreiche Ströme mit einem großen Fisch- und Molluskenbestand, der von den Bewohnern dieser Gebiete ausgiebig genutzt wurde. In welcher Form der Fischfang verlief ist unbekannt. Er kann als spezielle Sammelaktivität nach der Überschwemmung großer Flachgebiete und dem Rückgang des Wassers aus diesen erfolgt sein, es können aber auch Netze und Reusenkörbe für eine aktive Fischerei verwendet worden sein. Archäologische Beweise sind kaum möglich oder sehr aufwendig. Schalen von Flussmuscheln wurden reichlich gefunden, sie sind auch ausreichend groß, auffällig und verrotten kaum. Um aus den Abfallhaufen der Niederlassungen noch Fischgräten bzw. deren Reste auszuhalten, müsste man aber für die Klassierung des Aushubs wesentlich engmaschigere Siebe verwenden, als sie für das Aushalten von Tonscherben bestimmter Größen eingesetzt wurden. Und das ist eine nicht unbeachtliche Zeit- und Kostenfrage – und das nur „obwohl bekannt ist, dass die Pueblo-Indianer, die Hopi, keinen Fisch essen!“. Dass die heutigen Hopi am Südrand der Black Mesa aus ihren nur saisonal einmal mit Wasser gefüllten Erosionsrinnen keine Fische holen konnten und diese deshalb auch nicht in ihrem Speiseplan hatten, wird dann sehr schnell verallgemeinert und oft ohne Prüfung auf die ganze Südwestkultur übertragen. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass an allen ganzjährigen großen Flüssen ein erhebliches Fischerei-Potenzial bestand, das in unterschiedlicher Intensität von den Anwohnern auch genutzt wurde, selbst wenn die Archäologen bisher keine oder nur äußert geringe Beweise dafür erlangten.

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass die Mogollon-Bewohner des Mimbres-Gebietes, die an einem nur saisonal Wasser führenden und in der Wüste versickernden Fluss lebten, offensichtlich, die oben bereits angedeuteten, Fang- und Jagdexpeditionen zum Golf von Kalifornien durchführten, wo die Expeditionsmitglieder in einem saisonalen Camp lebten, Fische und Schildkröten fingen bzw. erlegten und verzehrten und weitere Exemplare konservierend verarbeiteten und nach Ende der Fangsaison mit der Beute ins Stammland am Mimbres River zurückkehrten. Diese Interpretation gestatten eine Reihe von sehr naturalistischen zeichnerischen Darstellungen auf Begräbnisschalen der Mimbres-Mogollon. Naturalistisch ist die szenische Darstellung deshalb, weil es möglich war, die dargestellten Fische genau zu bezeichnen und als solche aus dem Golf von Kalifornien zu identifizieren.

Die Pueblo-Kulturen

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