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1.6. Belegbare Wanderungen aus dem Südwesten nach Mesoamerika - die Chichimeken


Urgesellschaftliche Menschengruppen, die ihren Lebensunterhalt durch Sammel- und Jagdaktivitäten und wahrscheinlich auch durch Bodenbau bestritten, und von Norden her in den Machtbereich der „hochkulturellen Zivilisationen“ Mesoamerikas hineindrifteten/immigrierten/ eindrangen/einfielen usw., wurden von den letzten „zivilisierten Herrschern“ des staatstragenden Volkes des Hochtals von Mexiko, den Azteken, in ihren staatsoffiziellen Legenden („Oral Traditions“) als fremdartig und nur „chi chi“-sprechende „Hundesöhne“, als Chichimeken bezeichnet. Dieser Ausdruck entspricht dem Begriff „Barbar“ des antiken Kulturraumes von Europa. Dass diese „herrschenden Zivilisierten“ die gleiche Grundsprache „Nahua“ wie die als Chichimeken diffamierten Menschen sprachen, war vielleicht ein extra Grund, den Abstand und die Distanz zu diesen ursprünglichen Kulturen von Seiten der Herrschenden zu betonen. Mangels einer anderen besseren Bezeichnung muss leider mit diesem Begriff weiter gearbeitet werden, zumindest bis sich einzelne Gruppen dieser urgesellschaftlichen Chichimeken durch zivilisatorische Herrschaft zu Azteken, Tolteken oder anderen mit Lokalnamen belegten Volksgruppen machtpolitisch „hochgearbeitet“ hatten und einen Platz in der Geschichte (nicht nur in der Völkerkunde) einnehmen konnten.

Viele dieser „ursprünglichen“ Barbaren waren, bevor sie ins mexikanische Hochtal kamen, nach einigen Quellen bereits „halbwegs zivilisiert“ (Was immer das auch heißen mag? Wahrscheinlich bezog sich dieses „halbwegs“ auf die von der „Zivilisation“ nutzbare Fähigkeit bodenbauerischer Aktivitäten der Immigranten.). Mehr oder weniger nomadische und/oder halbnomadische Chichimeken-Gruppen (Sammler/Jäger und Bodenbauer) lebten auch weiter bis zur spanischen Eroberung im Norden Mexikos unabhängig von den Zivilisationen.

„Chichimeken“ ist eine Sammelbezeichnung für Menschengruppen – ich vermeide bewusst die oft genutzte Bezeichnung „Stämme“ – die aus dem Norden und Nordwesten Mexikos in die Zivilisationsbereiche des Hochtals von Mexiko einwanderten. Diese Einwanderung ist mit Konflikten vielfältigster Art mit den Menschen im Einwanderungsgebiet verbunden. Der Druck in ihrer nördlichen Heimat muss aber groß genug gewesen sein, sich den zu erwartenden Konflikten und ihren sicher oft auch harten Konfliktlösungen zu stellen. Die Ursachen der Abwanderung aus dem Norden dürften ökologisch-ökonomische Wurzeln haben.

Klimatische Veränderungen kleineren und größeren Ausmaßes, in ihrer Wirksamkeit differenziert durch sehr unterschiedliche lokale Bedingungen, können für kleinere und größere Menschengruppen existenzielle Gefährdungen in ihrer Subsistenzwirtschaft bewirkt haben, denen man nur noch durch ausweichende Mobilität/Flucht begegnen konnte.

Die Abwanderungsrichtung folgte nicht einer abstrakten, ggf. spirituell wichtigen Himmelsrichtung, sondern nach natürlichen Wegen, auf oder an denen während des Wanderzuges Wasser und Nahrungsstoffe zu finden waren, denn das „Reisegepäck“ war mit Sicherheit sehr beschränkt. Bevorzugte Wanderwege waren orientierungssichere Flussläufe und Täler, die nach Überwindung schmaler Wasserscheiden zum nächsten orientierungssicheren Fluss- und Talsystem führten. Das weitverzweigte Flusstalsystem des Südwestens bot selbst in Trockenzeiten ohne aktiven Wasserlauf noch die besten Möglichkeiten zur Erlangung von Nahrungsstoffen, Brennholz oder zur Jagd des von dort wachsenden Pflanzen lebenden Wildes. Benötigtes Trinkwasser konnte durch Grabung einfacher Brunnen noch erreicht werden. Das Ziel der Wanderung waren immer Orte, wo man zumindest kurzfristig oder möglichst längerfristig ausreichend Nahrung fand oder produzieren konnte. Die gesicherte Trinkwasserversorgung war das Hauptkriterium für einen Niederlassungsort. Das nutzbare „Wegenetz“ und die Standortkriterien gestalteten die Wanderrichtungen über die Zeit chaotisch und kaum nachvollziehbar irregulär.

Es gab relativ spontane Abwanderungen/Standortaufgaben, bei denen, zur Freude der Archäologen, aus Transportgründen größere Mengen Artefakte an den verlassenen Stätten zurückblieben. Es gab aber auch durch sich langfristig verschärfende ökologische Bedingungen „planmäßige“ Preisgaben von dann weitgehend artefaktfreien Standorten, deren Wanderungszielgebiete oft schon von Kundschaftertrupps erkundet und für die Neuankömmlinge eventuell vorbereitet worden waren. Kommunikation und Information waren für diese wandernden Gruppen lebensnotwendig.

Vom Grundsatz her haben sie mit Sicherheit auch gewusst, dass es im Süden ihres bisherigen und nun etwas lebensfeindlicher gewordenen Gebietes Nahrungsmittel und vielleicht speziell Mais in für sie unvorstellbaren Mengen gibt. Die Nomaden-Fabel vom gelobten Land, vom Paradies, wo reichlich Mais, Bohnen und Kürbis wachsen, wird sicher auch bei diesen Menschen existiert haben. Und so setzte eine ganz allgemeine Süddrift ein. Das waren keine hunderttausend Mann starken Stammesabteilungen und/oder Kriegerkommandos, sondern – in Abhängigkeit von den Ursachen und der Intensität ihrer Wirkung – Wanderungswellen mit Wellenbergen und Wellentälern. Meist waren es wahrscheinlich nur kleine, in Mesoamerika „einsickernde“ Gruppen mit bescheidenen Ansprüchen und einer hohen Anpassungsbereitschaft. Da das mittelamerikanische Gebiet recht weiträumig mit Nahua sprechenden Menschen/Volksgruppen besiedelt war, muss der Nahua sprechende Bevölkerungszustrom über längere Zeiträume auch mit einer zahlenmäßig spürbaren Größe in das vergleichsweise zum nordamerikanischen Südwesten bereits dicht besiedelte Gebiet von Mesoamerika erfolgt sein. Die Registrierung dieses Sachverhalts lag aber sicher nur im ethnologischen Bereich, während die „Wellen“ als Herrschaftsstrukturen/Machtergreifung einer Gruppe oder Gefährdung von Herrschaftsstrukturen erst von den Historikern registriert wurden.

Diese Wellen konnten die Hochebenen weit und mit geringer Wirkung überspülen, sie konnten dort versickern, sie konnten erodierend wirken, aber wenn die Wellen höher waren und sich gar noch gravierende Hindernisse in Form von Machtbereichen ihr in den Weg stellten, dann traten sie auch als zerstörerische und grundsätzlich neu gestaltende Kraft/Macht auf.

Von einigen dieser Nahua sprechenden Menschen sind nur wenige völkerkundliche Informationen aus spanischer Feder bekannt. Sie durchzogen in kleinen Gruppen die Täler, Grasländer und Steppen. Ihre Kleidung bestand aus Fell. Die Nahrung erhielten sie durch das Sammeln von Wurzeln, Früchten und Samen. Ergänzt wurde sie durch Honig. Für die Jagd verwendeten die Chichimeken Pfeil und Bogen. Sie kannten bereits die berauschende Wirkung des Peyotl-Kaktusses und verwendeten diese Droge bei ihren nächtlichen Tanzfesten in der Steppe. Diese Information ist auch der älteste historische Nachweis des Peyotl-Rituals der nördlichen mexikanischen Stämme.

Die Chichimeken wurden als kriegerisch beschrieben (ab Wann, von Wem?). Dabei ist mit Sicherheit zwischen dem Zustand ihres Wanderungsbeginns und der allmählichen Durchdringung der „zivilisierten“ Bereiche zu unterscheiden. Die Nutzung des männlichen Menschenpotenzials darbender Subsistenznomaden, die Fähigkeiten der aufmerksamen und waffenfähigen Jäger, durch sich befehdende zivilisierte Machtstrukturen wird mit Sicherheit die kriegerische Komponente dieser Menschen erst eigennützlich eingesetzt und qualifiziert haben, bevor sie sich destruktiv gegen eben diese Machtstrukturen wandte. Auch die Chichimeken waren lern- und anpassungsfähig im weitesten Sinne. (Auch die Römer verlangten von germanischen Stämmen für die Überlassung von bebaubarem Boden Waffendienste für ihr Herrschaftssystem. Ein Teil dieser waffenfähigen Männer wurden als Leibwache der Herrscher sogar „Profis“, führende Beamte und zum Schluss sogar selbst Herrscher.)

Die erste von Historikern registrierte uto-aztekische Chichimeken- oder Nahua-Welle (= historisch wirksam) wird als Welle kriegerischer Menschen/Menschengruppen/Stämme angesehen, da ihr u.a. die um 750 u.Z. erfolgte Zerstörung und Plünderung von Teotihuacan zugeschrieben wird. Diese Stadt, die als offene Stadt angelegt worden war, war sicher auch nur noch ein wirtschaftlicher und religiöser Schatten ihrer früheren Größe, deren Zenit bereits um 650 u.Z. überschritten war. Wie viel „Kriegskraft“ dann für eine zweifellos zerstörend wirkende Plünderung erforderlich ist, will ich offen lassen. Diese Plünderer übernahmen außer dem materiellem Beutegut (was war das außer Nahrungsmitteln? Stoffkleidung, Luxuskleidung (für wen?), profaner und/oder sakraler Schmuck (was für welcher?, für wen?, für welche ihnen fremde Religion/Zeremonien/Zeremonialleiter = Priester), sakrale Gegenstände (für wen? Wofür? Oder war diese Beute als Tauschgut bestimmt?). Wer hatte ein Interesse an der Plünderung und der Luxusbeute – schon eine Führungsschicht unter den Chichimeken-Plünderern oder war diese Zerstörung/Plünderung nur ein Auftragswerk von bereits traditionellen Lokalherrschern, die spirituell nicht mit Teotihuacan verbundene Nahua-Barbaren bewusst zur Liquidierung der zwar weitgehend machtlosen, aber religiös immer noch stark wirkenden Ritualstätte einsetzten, die auf Grund ihrer traditionellen religiösen Gravitationskraft noch viele materielle Güter anzog, die die o.g. Lokalherrscher lieber auf sich und ihre Zentren gelenkt hätten?

Für diese letzte Version spricht die Information, dass bei diesen Chichimeken-Nahua-Barbaren, die sich in der Folgezeit später einmal nach einer Vermischung mit anderen Völkern (z.B. Nonoalca aus der südlichen Golfregion um Vera Cruz) als Tolteken bezeichneten oder die von anderen als solche bezeichnet wurden, einige der führenden/vornehmen Familien/Clans? von Teotihuacan freiwillig oder unfreiwillig verblieben (was für diese Nahua-Chichimeken praktisch eine religiös-ideologische Traditionsbeute darstellt = Übernahme des Federschlangenkultes von Teotihuacan). Eine andere Version besagt, dass einige vornehme Familien von Teotihuacan nach Norden geflohen (vor wem?, zu wem?) waren und in die Vorfahren der späteren Tolteken mit eingingen. Damit konnten sich diese Barbaren mit dem Ruf schmücken, religiöser Nachfolger und Erbe vom großen Teotihuacan zu sein. Die der Plünderergeneration nachfolgenden Generationen konnten sich dann sogar ihrer Teotihuacan-Ahnen rühmen.

Zweifellos ist, dass die religiös-ideologische Beute gemeinsam mit den nun mitgeführten und an anderen Orten „praktizierenden“ Priesterfamilien (mit ihren heiligen/imageträchtigen Zeremonialgegenständen) für die sich nun aus dem „Barbarenzustand“ in den Status eines „Hochkulturvolkes“ entwickelnden jetzigen Tolteken von größter Bedeutung waren. Sie zogen sich ein Stück (?) nördlich des Tales von Mexiko zurück, wo sich ein „entbarbarisierender“ Um-bau ihrer Gesellschaft (u.a. dauerhafte Sesshaftigkeit und Adaption von Feldbauerkulturelementen des Hochtales von Mexiko, Übernahme des Kultes der Federschlange = Teotihuacan-Erbe) in dem Maße vollzog, dass sie ca. 100 Jahre nach dem endgültigen Fall von Teotihuacan um 856 u.Z. ihre spätere „Hauptstadt“ Tula (= „Stadt“)/Tollan (= aztekisch: „Binsenort“) offensichtlich als religiös-ideologischen Nachfolgeort des jetzt verödeten Teotihuacan gründeten. Der Überlieferung zufolge kehrten die Tolteken und die sich ihnen angeschlossenen Chichimeka u.a. im Verlauf des neunten und zehnten Jahrhunderts aus dem Norden (?) ins Mexiko-Tal zurück. (Es gibt unterschiedliche/widersprüchliche Gründungstermine von Tula !!! - 856 oder 950 u.Z.). Dafür mussten sie jetzt die materielle, religiöse und gesellschaftliche Kraft haben. Sie traten praktisch und/oder auch behauptet die Nachfolge von Teotihuacan an und herrschten (?) oder übten religiösen Einfluss über ganz Mittelmexiko aus. Dabei ist zu beachten, dass das Gebiet um Tula von Otomi-Feldbauern besiedelt war, über die sie offensichtlich als Fremde herrschten. Nach ihrer Formierung vereinigten die Tolteken mehrere Kleinstaaten zu einem „Reich“, das sein Zentrum in Tula hatte. Die Bewohnerschaft von Tula setzte sich aus verschiedenen Volksgruppen zusammen (Tolteca-Chichimeca, Nono-alca, eventuell Otomi u.a.).

Es ist davon auszugehen, dass außer den nahua-chichimekischen „Entführern“ des materiellen und geistigen Beutegutes aus Teotihuacan noch eine Vielzahl anderer Nahua-Chichimeken in Mittelamerika einwanderten, die aber historisch nicht registrierbar sind, sondern nur ethnografisch-linguistisch in Erscheinung treten. Die zahlenmäßig sicher nicht sehr große „Plünderergruppe“ hatte dann aber den Ruf und die Kraft, weitere Chichimekengruppen aus dem nördlichen Umfeld anzuziehen und sich damit personell zu verstärken bis sich aus der Gefolgschaftsgesellschaft (militärische Demokratie) durch Nutzung erbeuteter und weiter angepasster ideologisch-religiöser Repressionskraft eine Theokratie herausbilden konnte.

Um das Jahr 1000 u.Z. sind die Machtkämpfe in Tula ein Anziehungselement oder ein historisches Wirkelement für Nahua-Chichimeken-Barbaren. Es musste auch der ethnisch offensichtlich unbedeutende Auszug Quetzalquoatls mit seinen Anhängern (Gefolgschaft – sie muss groß genug gewesen oder geworden sein, um u.a. Chichen Itza ideologisch oder militärisch einzunehmen und dauerwirksam zu besetzen.) kompensiert werden. Aber bereits 100 Jahre später werden wirtschaftlich und militärisch störende Chichimeken-Einwanderungen/ Einfälle im Tula-Bereich wirksam. Die sich allmählich militärisch konsolidierenden Chichimekenbarbaren können 1168 das jetzt schon stark geschwächte Tula erobern, dass dann bis 1180 seine Macht und Bedeutung völlig verlor und von den Tolteken (nicht von den Otomi) verlassen wurde – fast ein analoges Beispiel zu Teotihuacan. Den letzten Rest gaben dem „Reich von Tula“ um 1200 u.Z. Chichimeken mit dem legendären Anführer Xolotl. Außer den Chichimeken-Einfällen waren wahrscheinlich auch ökologische Probleme (welche? Belege!) für den letztendlichen Untergang von Tula ausschlaggebend.

Fast gleichzeitig, um 1215 u.Z., erschienen im Hochtal von Mexiko die Nahua-Chichimeken, von denen später ein Teil als Azteken in die Geschichte einging, die sog. verbündeten sieben (?) – sieben ist eine symbolisch wichtige Zahl – Stämme. Jeder Chichimekenstamm gab als Ausgangspunkt seiner Wanderung die legendären sieben Höhlen von Chicomoztac an. Im Tal wurden viele (sieben ?) Städte gegründet. Diese erlebten eine kurze Blüte als selbständige Machtzentren. Ein bedeutender „Stamm“ von ihnen gründete an der Ostseite des Texcoco-Sees einen kleinen Staat mit der Hauptstadt Texcoco. Sie gewannen Salz aus dem Seewasser und verdienten gut mit dessen Verkauf/Handel. Die Chichimeken-Stämme, die Tula (?) zerstörten, errichteten 1224 das „Reich“ von Tenayuka. Diese Chichimeken gingen später im Bund der Azteken auf. Chichimeken übernahmen auch die Herrschaft über die Totonaken an der Golfküste und gerieten später in Abhängigkeit von den Azteken. Die Azteken/Mexica wurden 1325 u.Z. von den herrschenden Tepaneken (ebenfalls Chichimeken) auf die Inseln des Texcoco-Sees getrieben (gilt auch als das legendäre Gründungsdatum von Tenochtitlan, im Gegensatz zum echten Datum von 1370). Um den See von Texcoco lagen in der Zeit von 1200 bis 1500 u.Z. eine Reihe von Chichimeken-Stadtstaaten.

Die Chichimekeneinwanderung nach Mittelamerika war also kein „Völkerwanderungssturm“, sondern ein wenigstens seit 750 u.Z. über 5 bis 7 Jahrhunderte anhaltender Prozess unterschiedlicher Wanderungsintensität mit zeitlich und räumlich begrenzten historisch identifizierbaren Wirksamkeiten wie Zerstörungen und/oder Aufbau von Herrschaftsbereichen/-strukturen, zum Teil nur als dünne fremde Oberschicht, zum Teil mit erheblicher eigener Substanz. Die eigene Substanz kann vom Zustand einer dünnen Oberschicht durch Zuzug von weiteren „zivilisierungswilligen“ Chichimekenbarbaren im Laufe der Zeit verstärkt worden sein oder sich aus lokalen Menschengruppen verstärkt haben. Die von Herrschenden beklagte „militärische Macht“ der Chichimeken ist sicher erst am Ende kurz vor dem Stillstand ihrer Wanderung durch den Einfluss der jetzt erreichten Hochkulturzivilisationen bewirkt worden. Wahrscheinlich wirkte auch hier die Zivilisation auf die Barbaren militarisierend, so wie ab 1600 die zivilisierten Spanier die Süd-Athapasken militarisiert hatten. Analoge Beispiele gibt es dafür auch in der Gegenwart .......

Die Tolteken waren also kein Volk, sondern eine Herrschaftskultur, deren wesentliche ethnische Träger das uto-aztekische Nahua sprechende Menschen und damit sicher auch die Führungsschicht oder -gruppe waren. In diese Kultur wurden neben alten nahua-chichimekischen Elementen aus der Frühzeit und der späteren „Entwicklungszeit“ mit dem qualifizierten Kriegerkulturpotenzial auch Elemente der religiösen Hoch- und Herrschaftskultur von Teotihuacan und der Feldbauernbevölkerung des Hochtales von Mexiko übernommen. Des weiteren wurden sicher Kultur-/Religions- und Zeremonialelemente von der in dieses Territorium hineingekommenen Bevölkerung vom Golfgebiet (Nonoalca) integriert. In diesem relativ friedlichen Kultur- und Religions-/Kulturkonglomerat (Quetzalcoatl-Kult), das zur Aufrechterhaltung der Macht der Führungsschicht im wesentlichen auf repressive religiös-ideologische Kraft (Theokratie) setzte, verstärkte sich auf Grund von Machtkrisen oder mit den „friedlichen“ Mitteln nicht mehr erreichbaren Machterweiterungen (stärkere Reichtumsanhäufung und/oder Repräsentationsgelüste) die militärisch-kriegerische Komponente. Diese Komponente und/oder ihre Verstärkung kann durch die Einwanderung und/oder die Nutzung zuziehender Chichimeken-Barbaren bewirkt worden sein. Es erfolgte der Auszug des wahrscheinlich friedlich ausgerichteten Priesterherrschers Quetzalcoatl und seiner Anhänger, die jedoch die Einvernahme der Maya in Nord-Yucatan bestimmt nicht nur mit friedlicher Missionstätigkeit vollzogen. Religion und Zeremonialwesen wurden im toltekischen Maya-Bereich danach militant mit verstärkten (?) Menschenopferungen.

Kurze Chronologie überlieferter Chichimekenaktionen:

750 u.Z. Sturz von Teotihuacan durch die Tolteken

856 oder 950 u.Z. Gründung von Tula

1000 u.Z. Auszug von Quetzalcoatl aus Tula

1100 u.Z. neue Chichimekeneinfälle in Tula

1168 u.Z. chichimekische Eroberung von Tula

1180 u.Z. Aufgabe von Tula

1200 u.Z. erneuter Chichimekeneinfall in das Gebiet um Tula unter Xolotl

1215 u.Z. Erscheinen der sieben Stämme der Nahua-Chichimeken im Hochtal von Mexiko

1224 u.Z. Errichtung des Chichimekenreiches von Tenayuca

danach Chichimeken besetzen das Gebiet der Totonaken am Golf von Mexiko

1325/1370 u.Z. die Tepaneken (auch Chichimeken) verbannen die Azteken auf die Inseln im Tezcoco-See

1521 u.Z. Ende von Tenochtitlan durch Cortez

Die Pueblo-Kulturen

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