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1.4 Zur Geographie des nordamerikanischen Südwestens

Das Kulturareal des nordamerikanischen Südwestens liegt nördlich des gleichfalls kulturell definierten Mesoamerika und wird westlich vom kalifornischen Kulturareal, im Osten von den Great Plains und im Norden durch die Areale des Great Basin und des Plateaus umgrenzt.

Seine geographische Fläche erstreckt sich von Las Vegas in Nevada im Westen bis Las Vegas in New Mexico im Osten (= 868 km Luftlinie) und von Durango in Durango/Mexico im Süden bis Durango in Colorado/USA im Norden (= 1.470 km Luftlinie). Die Stadt Durango im Staat Durango/Mexico liegt 862 km südlich von El Paso/USA-Grenze und die Stadt Durango in Colorado/USA liegt 608 km nördlich von El Paso/USA-Grenze. Die Fläche des Kulturareals beträgt ca. 800.000 km², davon ca. 370.000 km² in den USA und 430.000 km² im Norden Mexikos. Das Gebiet erstreckt sich in den USA annähernd über den Südzipfel von Nevada, das südliche Viertel von Utah, die südwestlichste Ecke von Colorado, die westlichen zwei Drittel von New Mexico und fast ganz Arizona. In den Vereinigten Staaten von Mexico überzieht das Südwestkulturareal den nordöstlichen Teil des Bundesstaates Sonora, den ganzen Staat Chihuahua, den größten Teil des Staates Durango und den nordwestlichen Rand des Staates Coahuila.

Im Südwestkulturareal befinden sich drei der vier großen Wüsten nördlich von Mesoamerika, die Chihuahua Wüste (518.000 km²), die Sonora Wüste (320.000 km²) und die Mojave Wüste (65.000 km²), die vierte, die Great Basin Wüste (483.000 km²), liegt nordwestlich außerhalb dieses Kulturareals.

Die Chihuahua Wüste liegt zum größten Teil südlich der Staatsgrenze USA – Mexiko östlich des Gebirgszuges der Sierra Madre Occidental und bildet mit diesem zusammen den mexikanischen Teil des Kulturareals des nordamerikanischen Südwestens. In den USA existiert sie nur in Teilen von New Mexico, Texas und Abschnitten von Südost-Arizona. Ihre niedrigste NN-Höhe liegt bei 333 m NN, aber der größte Teil dieser Wüste liegt auf Höhen zwischen 1155 und 1650 m NN. In dieser Wüste dominieren Kalkstein und kalkhaltige Böden. Die Wintertemperatur ist kalt, die Sommertemperaturen extrem heiß. Im größten Teil dieses Gebietes liegt der jährliche Niederschlag unter 254 mm. Es gibt einige Winterniederschläge, aber der meiste Regen fällt während der Sommermonate. Das Wüstengebiet ist in mehrere abflusslose Becken unterteilt, die aus den westlich liegenden Bergen der Sierra Madre Occidental Wasserzufluss erhalten, u.a. das Casas Grandes Gebiet.

Die Chihuahua Wüste ist eine Strauch- oder Buschwüste, aber die biologische Vielfalt der winterharten Pflanzen ist relativ gering. Yuccas und Agaven wachsen gemeinsam mit Gras-Arten und oft auch Creosot-Büschen und geben der Wüste ihr charakteristisches Erscheinungsbild. Stachelbirnen (pricky-pears) und Mormonen-Tee (Mormon Tea) sind auch vertreten. Tarbusch ist für einige Zeit dominant. Honig-Mequite wächst entlang der Washes und Playas. Weißdorn-Akazie, Alldornen und Ocotillo sind andere große, auffällige Pflanzen in der Chihuahua Wüste.

Nördlich der Chihuahua Wüste und der Sierra Madre Occidental liegt im Südwest-Kulturareal das Zuflussgebiet des Gila River. Dieses Zuflussgebiet ist in das Obere und das Untere Becken des Gila River und in die Beckenbereiche seiner wesentlichen Zuflüsse Verde River und Salt River von Norden und Santa Cruz River und San Pedro River von Süden unterteilt. Die südwestlichen zwei Drittel des Unteren Gila River Beckens werden vom nordöstlichen Teil der Sonora Wüste bedeckt.

Die Sonora Wüste (auch Gila Wüste genannt) ist eine aride Region im südwestlichen Arizona und südöstlichen Kalifornien, sowie dem größten Teil von Baja California und der westlichen Hälfte des Staates Sonora von Mexico. Teilgebiete dieser heißen und trockenen Region sind auch die westliche Colorado-Wüste und die östliche Yuma-Wüste. Sie ist die heißeste der nordamerikanischen Wüsten. Ein ausgeprägt zweigeteiltes Regenfallmuster bewirkt aber eine hohe biologische Vielfalt. Sie ist äußerst vielgestaltig und eine der artenreichsten Wüsten der Welt. Sie entstand in den letzten 10.000 Jahren. Im Norden grenzt sie an die Mojave-Wüste und berührt an ihren östlichsten Ausläufer den nordwestlichsten Teil der Chihuahua Wüste. Von den flachen Küstenregionen steigt sie nach Osten bis in eine Höhe von 3.000 m an, wobei lang gestreckte Bergzüge (Ranges) sich mit dazwischenliegenden Becken und Tälern (Basins) abwechseln. In Gebieten ohne Wasserabfluss können nach Regenfällen flache Seen (Playas) entstehen, was nach der Verdunstung des Wassers zur Ausbildung von Salzpfannen führt.

Die Winterregenstürme vom Pazifik bringen vielen Westküstenjahrespflanzen wie Mohn und Lupinen das benötigte Wasser, während von Süden kommende ausgeprägte Sommermonsune sowohl Jahrespflanzen als auch Waldpflanzen mit Wasser versorgen. Fröste können für einige Nächte im Winter erwartet werden. Die Bäume sind auf den Wüstenbergen und ihren Bajadas (Verwitterungssedimentfächer) gut entwickelt. Oft sind auf diesen gut mit Wasser versorgten Stellen kleinblättrige Palo Verdes, Wüsten-Ironwood, Catclaw und Saguaro vertreten. Das Unterholz besteht aus drei, vier oder sogar fünf Schichten von kleineren holzigen Büschen. Hohe Chollas sind oft in einem fast verwirrenden Artenangebot vertreten. Das flache Schwemmland ist mit Wüsten-Saltbush, der Wolfberry und Bursage besiedelt. Auf grobkörnigeren Böden wachsen über viele Strecken Kreosotbusch und Bursage. Wo der Grundwasserstand hoch ist, kann Honig- oder Samt-Mesquite dichten Buschbewuchs oder gar Wälder bilden. Andere Arten sind auf alkalische Bereiche beschränkt. Die Flussufer können von Arizona-Eschen, der Schwarzen Arizona-Walnuss, dem Fremont-Baumwollbaum und verschiedenartigen Weiden mit einem dichten Unterholz von Pfeilkraut, Seep-Weiden und Carizo bewachsen sein. Die Sonora Wüste ist reich an tierischem Leben, mit vielen Arten, die auch in den Tropen und Subtropen beheimatet sind. Der westliche Teil, die "Colorado Wüste", ist der Entstehungsort von Pazifikstürmen, die für eine spektakuläre Frühjahrsblüte bekannt sind, wenn sie die Frühjahrsregen bringen. Der vom Sommerregen abhängige Saguaro fehlt hier.

Der Übergang von der heißen Sonora Wüste zur kühleren und höher gelegenen Great Basin Wüste wird als Mojave Wüste bezeichnet. Diese trockene Region umfasst das südöstliche Kalifornien und Teile von Nevada, Arizona und Utah und liegt westlich des Colorado Plateaus. Nahe der Grenze Großes Becken/Mojave liegt das Death Valley (Todestal), der niedrigste Punkt (-86 m NN) in Nordamerika. Die Mojave Wüste hat eine typische Berg-und-Tal-Topographie (Basin-Range) mit spärlicher Vegetation.

Das Wüstenklima der Mojave ist von extremen Schwankungen in der Tagestemperatur und einem durchschnittlichen jährlichen Niederschlag von weniger als 127 mm charakterisiert. Fast der gesamte Niederschlag fällt im Winter. Im Winter treten Temperaturen im Frostbereich auf, während der Sommer heiß, trocken und windig ist. In der Mojave Wüste sind etwa 200 endemische Pflanzenarten heimisch. Kakteen sind meist auf die groben Böden der Bajadas beschränkt. Auffallend sind die Mojave Yucca, das höher wachsende Spanische Bajonett und die Kleinblättrige Yucca. Kreosotbusch, Shadscale, der Große Sagebrush, Blasensalbei, Bursage und Blackbush sind allgemein verbreitete Büsche in der Mojave Wüste. Gelegentlich wachsen entlang der Arroyos auch Catclaws. Aber im Gegensatz zu der Sonora-Wüste sind Bäume in Anzahl und Artenvielfalt sehr beschränkt. Eine Ausnahme ist der Josua-Baum, eine ungewöhnliche baumähnliche Yucca, die nur in den höheren Lagen dieser Wüste endemisch auftritt.

Die östlich der Mojave Wüste und der außerhalb des südwestlichen Kulturareals liegenden und deshalb hier nicht näher betrachteten Great Basin Wüste liegt das Colorado Plateau, das den nördlichen Bereich des südwestlichen Kulturareals bedeckt. Das semiaride Plateau ist mit einer Fläche von 350.000 bis 390.000 km² eine weitere markante großräumige Landschaft des nordamerikanischen Südwestens. Es besteht aus zerklüfteten und erodierten relativ weichen Sandsteinschichten mit Höhen von 1.520 bis 3.960 m NN. Die südlichen zwei Drittel dieses Plateaus gehören zum Kulturareal des nordamerikanischen Südwestens und werden vom Colorado River Basin und den Beckenbereichen seiner beiden östlichen Zuflüsse, dem San Juan River und dem Little Colorado River, dominiert.

Im USA-Teil des südwestlichen Kulturareals dominiert der zum Golf von Kalifornien entwässernde Colorado River (Länge: 2320 km, mit dem Green River beträgt die Länge 3200 km) mit seinen östlichen Nebenflüssen San Juan River (Länge 640 km), Little Colorado River (Länge: 510 km) und Gila River (Länge: 820 km). Im mexikanischen Bereich gibt es keine derartig großen, das Areal dominierenden Flüsse. Von der Sierra Madre Occidental fließen aber nicht nur einige östliche Flüsse in die Chihuahua Wüste, sondern auch eine Vielzahl von Flüssen nach Westen in den Golf von Kalifornien.

Das östliche Gebiet des südwestlichen Kulturareals liegt östlich der nordamerikanischen Kontinentalscheide und umfasst das Becken des zum Golf von Mexiko entwässernden Rio Grande (Länge: 3030 km) nördlich der Einmündung des Rio Conchos und das dazugehörige Nebenbecken des Rio Conchos. Der Rio Pecos zählt nur in seinem nördlichsten Bereich um das Pecos Pueblo zum besprochenen Kulturareal.

Diese wenigen notizenhaften Hinweise auf die geographische Gliederung der Fläche des Kulturareals des nordamerikanischen Südwestens müssen im Rahmen dieser Darstellung ausreichen für ein Gebiet, das mit Worten und Bildern nicht ausreichend zu beschreiben, sondern nur zu erleben ist. Und wer Erlebnisse und Eindrücke in diesem Gebiet aufnimmt, sollte sich aber auch stets bewusst sein, dass wir mit unseren heutigen Maßstäben und Erkenntnissen diese Landschaft weder im Guten noch mit ihren Härten auch nur annähernd so aufnehmen können, wie ein prähistorischer Bodenbauer vor 1.000 bis 2.000 Jahren.

Abschlussbemerkung: Das hier beschriebene Gebiet kann in seiner Größe von ca. +20% bis –30% in den einzelnen Quellen schwanken.

Die Pueblo-Kulturen

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