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Corona spricht

Notwendigkeit und Freiheit

Ich hatte von der Natur gesprochen und fahre noch ein wenig damit fort. Natur ist Bindung. In der Natur gibt es keine Freiheit, Natur ist reine Notwendigkeit. Das gilt für euch genauso wie für mich. Ich habe euch nicht überfallen, ich bin nicht euer Feind, und ich habe mich auch mit niemandem gegen euch verschworen. Ihr sucht ständig nach Gründen für das, was existiert, aber es gibt keinerlei Grund oder Ursache für unser Dasein, weder für mein Dasein bei euch noch für mein Dasein überhaupt. Genau wie bei euch: Auch für euer Dasein gibt es keinen Grund. Ihr existiert, genau wie ich seid ihr irgendwann einmal aufgetaucht aus dem Nichts, und dorthin werdet ihr eines Tages wieder verschwinden. Das gilt für jeden Einzelnen von euch wie auch für euch alle zusammen. Anfang und Ende sind eins.

Ich verstehe, dass ihr am Leben hängt – das tun wir alle, das Leben will leben, das ist uns allen eingepflanzt. Habt ihr mich verstanden? Es ist das Leben selbst, das leben will. Auch in mir, auch durch mich. Ihr seid dabei nur eine von Millionen Weisen und Gestalten, in denen die Kraft, die ihr »Leben« nennt, sich ausdrückt. Als Einzelne seid ihr nicht wichtig – für euch selbst vielleicht, aber nicht für das Leben. Wenn ihr so vernünftig wärt, wie ihr meint, müsstet ihr sehen, dass ihr alle sterben müsst und dass es auf ein paar Jahre mehr oder weniger nicht ankommt. Wenn es auf etwas ankommt, dann darauf, wie man diese paar Jahre lebt.

Ihr seid die einzigen Lebewesen, die wissen, dass sie leben. Die ganze Natur ist Leben, aber niemandem außer euch ist das bewusst. Das ist eure Gottesgabe und, wenn ihr nicht begreift, was das bedeutet, auch euer Fluch. Denn ihr wisst nicht nur, dass ihr lebt, ihr wisst auch, dass ihr sterbt. Früher habt ihr das als euer Schicksal hingenommen, von Gott oder den Göttern gewollt. Dagegen kann man nichts machen, gegen Gott ist der Mensch machtlos, er kann höchstens beten, bitten und opfern, damit die Götter ihm gut gesinnt bleiben und er nicht krank wird und so lange leben darf, wie es ihm gut geht; und wenn es ihm nicht mehr gut geht, bittet er darum, von Gott in sein Reich aufgenommen zu werden.

Das ist vorbei, das Reich Gottes gibt es für euch nicht mehr, der Tod ist das Ende, aus und vorbei. Es gibt für euch keinen Ort mehr, wo ihr nach dem Tod hingeht – was immer ihr glauben mögt, an das Paradies glaubt niemand mehr, noch nicht einmal die Kirchen, nicht ihre Bischöfe und auch nicht der Papst. Oder hat einer von denen jetzt, wie Jesus es seinem Mitgekreuzigten Barabbas zugerufen hat, zumindest ihren so genannten Gläubigen gesagt: »Fürchtet euch nicht, schon morgen werdet ihr beim Vater sein«? Oder »Eure Alten werden bei Gott sein, habt keine Angst«? Hat auch nur ein Kirchenfürst gesagt, man müsse den Tod nicht fürchten, weil das Reich Gottes auf die Toten wartet? Nicht einmal zu einem großen öffentlichen oder auch persönlichen Gebet haben sie aufgerufen. Eure Kirchen sind tot, weil ihre und eure Religion ebenfalls längst tot ist. Die Kirchen verwalten nur noch einen Leichnam, der längst verwest und nicht mehr zum Himmel zeigt, sondern stinkt.

Dass der Tod jetzt für euch das absolute Ende ist, ist für euer Gemüt aber schwer auszuhalten, also müsst ihr ihn verhindern, um so gut wie jeden Preis. Das ist einer der Gründe dafür, dass eure Altenheime so voll sind, wenn auch nicht der einzige. Ihr tut alles, um so lange wie möglich zu leben – nein: um so lange wie möglich nicht zu sterben. Dazu sind die Altenheime da: nicht, um zu leben, sondern um so lange wie möglich nicht zu sterben. Gestorben wird natürlich trotzdem, aber das merkt ihr erst, seit ich dabei helfe.

Inzwischen meint ihr sogar, ihr müsstet und könntet den Tod besiegen. In eurem Silicon Valley und an anderen Orten arbeiten sie Tag und Nacht daran. Sie merken nicht, dass sie an einem Silicon-Leben arbeiten. Wahrscheinlich ist das Leben eurer Tech-Giganten schon das: ein Silicon-Leben. Von außen sieht es toll aus, im Innern fühlt man nichts. Es könnte sein, dass das eure Zukunft ist – zumindest scheint es mir die letzte Vision zu sein, die ihr noch habt. Das hieße dann: nicht sterben, aber auch nicht leben. Denn das ist das Ergebnis, wenn man den Tod ausschalten will: Man kann dann auch nicht mehr leben, nicht mehr lebendig sein.

Die Illusion der Selbstbestimmung

Ihr redet euch auch ein, ihr wärt autonom, als wärt ihr keinen anderen Gesetzen mehr unterworfen als euren eigenen. Welch ein vermessener Anspruch! Das Unglaubliche dabei ist: Ihr glaubt das sogar! Ihr sprecht dauernd von Selbstbestimmung, als ob ihr euer Leben selbst bestimmen könntet. Wenn das Evolution ist, bleibe ich lieber ein dummes Virus. Nichts, absolut nichts in eurem Leben bestimmt ihr selbst. Von Anbeginn bis zum Ende eures Lebens geschieht alles nach den Gesetzen der Natur, auch wenn ihr es recht weit dabei gebracht habt, ihr reinzupfuschen.

Anstatt das bisschen Bewusstheit, das ihr von der Natur geschenkt bekommen habt, dazu zu benutzen, mit ihr zu kooperieren und euer Leben dadurch etwas leichter und angenehmer zu gestalten, seid ihr dem Wahnsinn verfallen, sie beherrschen zu wollen, und glaubt tatsächlich, ihr könntet eines Tages von ihr unabhängig werden. Ich zeige euch gerade das Gegenteil, aber ich bin skeptisch, ob ihr es begreift. Sobald ihr euch besser gegen mich schützen könnt, werdet ihr glauben, ihr hättet mich besiegt.

Ihr kennt eure eigenen Gesetze nicht. Das Recht auf Selbstbestimmung bedeutet lediglich, dass kein anderer Mensch das Recht hat, über euch zu bestimmen. Inzwischen meinen die meisten von euch jedoch, ihr hättet auch gegenüber der Natur oder gegenüber Gott das Recht, über euer Leben zu bestimmen – und wer bestimmt tatsächlich? Ich. Wenn ihr die Augen öffnet, könnt ihr es gerade sehen: Ich, dieses winzige Fitzelchen Natur, binde all eure Kräfte. Fast euer ganzes Leben dreht sich nur noch um mich, und zwar umso mehr, je mehr ihr mich weghaben wollt. Wobei »ich« nur für das stehe, was ihr nicht mehr sein wollt und was ihr glaubt beherrschen zu müssen: die Natur.

Ihr habt in der Illusion gelebt, dass ihr mit meiner Sippe fertig wärt, dass es so etwas wie mich in eurer zivilisierten Welt nicht mehr gibt. Sicher in Afrika und in Indien, vielleicht auch in China, aber doch nicht in Deutschland, Europa, den Vereinigten Staaten! Man muss nur aufpassen, es nicht von dort einzuschleppen. Zumindest wart ihr sicher, schnell mit uns fertig zu werden, wenn doch mal jemand von uns euch heimsuchen sollte. Auch jetzt nehmt ihr mich noch nicht richtig ernst.

Ihr seht in allem immer nur das, was ihr sehen wollt, was ihr euch wünscht, und nicht das, was wirklich ist. Gut, das Wünschen gibt euch viel Kraft, es ist ein starker Motor, aber man muss diesem Motor immer neue Energie zuführen, damit er weiterläuft. Ihr müsst euch ständig anstrengen, um eure Wünsche zu erfüllen, und werdet nie fertig damit. Das macht euch mehr krank, als ich es mache, aber das seht ihr nicht. Ihr seht nur Corona und eure Angst, ihr seht in mir einen Feind, der ich gar nicht bin. Euer Krieg gegen mich wird mehr, viel mehr Opfer fordern, als ihr damit verhindert.

Also sprach Corona

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