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1 Jugend und Elternhaus

Cornelius kannte in seinem jungen Leben kaum körperliche Arbeit. Auch sportliche Betätigung war ihm fremd. Dafür liebte er seine Bücher. Freunde brauchte er dazu keine. Zu Hause spielte er als Kind höchstens mit seinen Geschwistern, wenn dafür überhaupt Zeit blieb, denn er war der Älteste von vier Brüdern und vier Schwestern, mit dem Ergebnis, dass er eher auf die Kleineren aufpassen musste. Vater hatte eine strenge Hand, ohne sich wirklich viel um die Erziehung seiner Sprösslinge zu kümmern. Mutter arbeitete hart die Kinder durch die Schule zu bringen. Für den Besuch des Gymnasiums musste monatlich Geld auf den Tisch. Neben dem Haushalt, dem Mann eine gute Frau zu sein und dem ständigen Kindergebären, verließ sie jeden Morgen, sechs Tage die Woche, schon um vier Uhr das Haus, hastete zu den Bahngleisen und säuberte die Zugwaggons. Bei jedem Wetter. Um sechs Uhr drängten sich bereits die Leute wieder auf den hölzernen Sitzbänken. Vater war Weber und brachte nur mageren Lohn nach Hause.

»Wir können für uns selbst sorgen, wir brauchen keine Hilfe von der Familie,« hörte Cornelius den störrischen Alten häufig zu seiner Frau sagen. Dabei war der Großvater ein angesehener Architekt in der Stadt und Großmutter, die Tochter eines Barons. Allerdings war sie von ihrer Familie verstoßen worden, als sie unter ihrem Stand heiratete. Mit etwas gutem Willen und der angebotenen Unterstützung hätte man aber unter so ärmlichen Verhältnissen nicht zu leben brauchen.

Vater war nicht nur halsstarrig, ständig aufbrausend und dazu noch unnötig stolz, nein, er hatte auch eine ganz klare Vorstellung, was aus seinen Kindern werden sollte. Er gab häufig genug seine Familienplanung kund:

»Sophie soll Lehrerin bei den Ursulinen werden, Marie kann bei der Marianischen Jungfrauen-Kongregation Unterschlupf finden. Caspar mag auch Theologie studieren; soll sich an Cornelius ein Vorbild nehmen. Und für Hedwig und Anna werden sich gute Handwerker finden, wenn die Zeit kommt.«

Die anderen beiden Söhne erwähnte der Familienpatriarch kaum. Geld war sowieso nicht vorhanden, um weitere Studienplätze zu finanzieren.

Das Familienleben war einigermaßen geregelt, bis der Alte seinen folgeschweren Entschluss kund tat.

»Cornelius, du bist mit deinem Studium fertig, ich möchte, dass du nach Algerien gehst und in Nordafrika Missionar wirst. Die Franzosen machen dort schon recht gute Arbeit, aber wir können denen das nicht alleine überlassen. Die Schwarzen brauchen unseren Gott, und den Arabern muss gesagt werden, dass sie nicht den richtigen Zugang zu Gott gefunden haben. Deinen Bruder nimmst du am besten gleich mit.«

»Vater, Caspar hat doch sein Studium noch gar nicht abgeschlossen.«

»Ich habe mich mit den Ordensleuten schon ins Benehmen gesetzt. Wenn ihr euch gut betragt, haben sie versprochen, Caspar weiter auszubilden. Und du wirst dort von deren Bischof zum Priester geweiht werden. Also keinen Widerspruch! Macht Euch nützlich für Gott und für eure Familie und sitzt nicht weiter zu Hause herum!«

Da konnte man noch so viele Einwände vorbringen, Auflehnung war sinnlos. Die Mutter schwieg sowieso bei solchen Aussprachen und hielt sich wohlweislich im Hintergrund. Den anderen Geschwistern stand kein Mitspracherecht zu.

Wie ein Dornenbusch

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