Читать книгу Der Gnädige Gott - Willem Boorsma - Страница 11

Gnadenlosigkeit

Оглавление

In der Bibel werden wir auch mit Gnadenlosigkeit konfrontiert. Das fängt schon in 1.Mose an. In 1.Mose 4:23-24 begegnen wir Lamech. Er prahlt gegenüber seinen Frauen: “Ada und Zilla, höret meine Rede, ihr Weiber Lamechs, merkt auf, was ich sage: Einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Jüngling für meine Beule. Kain soll siebenmal gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzig mal.” Es ist bemerkenswert, dass dies gerade die Zahl ist, die Jesus in Matthäus 18:22 als Antwort auf die Frage, wie häufig wir unserem Nächsten vergeben sollen, nennt. Sofort nach dieser Antwort erzählt Jesus eine grausame Geschichte über Unbarmherzigkeit und die Konsequenz für diejenigen die nicht vergeben wollen. Eigentlich müsste diese grausame Geschichte so eindrücklich sein, dass niemand mehr an seiner Unvergebenheit festhalten will, egal was einem angetan wurde.

In seinem Brief an die Römer listet Paulus eine ganze Reihe von Sünden auf. Im Gegensatz zu vielen Gläubigen macht er keinen Unterschied in der Schwere dieser Süden. Unbarmherzigkeit ist dabei eine der Sünden, die Paulus nennt (Römer 1:31). Der Apostel Jakobus, ein Bruder Jesu, verbindet mit Unbarmherzigkeit ebenfalls schlimme Konsequenzen. Jakobus 2:13 “Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat.” Armer Lamech und seinen Nachahmern!

In 1.Mose 34 finden wir die Geschichte über Dina, die Tochter Jakobs. Sichem verliebt sich in sie und wie es oft geschieht, haben die zwei Sex bevor sie verheiratet sind. Sichem geht daraufhin zu Jakob und sagt: “Lasst mich Gnade bei euch finden; was ihr mir sagt, das will ich geben.” (Vers 11) Er handelt damit schon in Übereinstimmung mit den Grundsätzen, die Mose später als Regel festlegen wird. In 2.Mose 22:15 heißt es: “Wenn jemand eine Jungfrau beredet, die noch nicht verlobt ist, und ihr beiwohnt, so soll er den Brautpreis für sie geben und sie zur Frau nehmen.” Das ist etwas ganz anderes als das, was manche Kirchen solchen Pärchen angetan haben und auch heutzutage hier und da noch antun. Der Brautpreis den Sichem entrichten soll, ist, dass sich alle Männer der Stadt beschneiden lassen sollen. Als dann alle Männer auf Grund der Beschneidung schwach sind, bringen zwei Jakobs Söhnen sie alle um. Gnadenlosigkeit beraubt dich scheinbar sogar jedes Bewusstseins der Heiligkeit. Das Göttliche Bundeszeichen wird missbraucht, um die verletzte Ehre zu rächen. Wie tief kann man sinken, wenn Gnade im Nebel der Rache verschwindet?

Später planen die gleichen Brüder Josef umzubringen. Letztendlich verkaufen sie ihn an eine Gruppe Sklavenhändler, die ihn nach Ägypten verschleppen. Als sie später wegen der Hungersnot im eigenen Land nach Ägypten reisen um Lebensmittel zu kaufen, begegnen sie Josef, ohne dass dieser sich zu erkennen gibt. Josef macht es ihnen ziemlich schwer und dann sagen sie untereinander: “Das haben wir an unserem Bruder verschuldet! Denn wir sahen die Angst seiner Seele, als er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns” (1.Mose 42:21) Gnadenlosigkeit belastet also offensichtlich das Gewissen und macht am Ende großen Kummer.

Es belastet nicht nur das Gewissen. Es führt auch dazu, dass Gott sich abwendet. Dies lesen wir in den Klageliedern 4:16: “Des HERRN Zorn hat sie zerstreut; er will sie nicht mehr ansehen. Die Priester ehrte man nicht, und an den Alten übte man keine Barmherzigkeit. (Gnade)” Gnadenlosigkeit führt also zum Entzug der Gnade Gottes und das kann niemand für sich wollen. Die Bibel wäre nicht die Bibel, wenn keine Lösung angeboten würde. Wir lesen in Daniel 4:24 folgendes: ”Darum, o König, nimm meinen Rat an: Lösche deine Sünden aus durch rechtes Tun, tilge deine Vergehen, indem du Erbarmen hast mit den Armen. Dann mag dein Glück vielleicht von Dauer sein.” (Einheitsübersetzung)

Etwas Vergleichbares finden wir in Amos 5:15 wo wir lesen: “Hasset das Böse und liebet das Gute, richtet das Recht auf im Tor, vielleicht wird der HERR, der Gott Zebaoth, doch gnädig sein denen, die von Josef übrigbleiben.“ Achte auf das Wort ‘vielleicht’ in beiden Versen. Dies ist kein Wohlstandsevangelium. Diese Texte zeigen aber ganz klar, das es einen Ausweg aus Bedrängnis wegen Gnadenlosigkeit gibt. Gnade beweisen, deinen Nächsten lieben wie dich selbst, ist der Schlüssel. Das ist übrigens keine neutestamentliche Aussage. Gott präsentiert sich schon u.a. in 2.Mose 22:26 als gnädig, wo er sich scharf gegenüber ungnädige Wucherern positioniert. Der Wucherer soll ein Kleidungsstück, welches er als Pfand genommen hat, noch vor dem Ende der Nacht zurückgeben: “denn sein Mantel ist seine einzige Decke für seinen Leib; worin soll er sonst schlafen? Wird er aber zu mir schreien, so werde ich ihn erhören; denn ich bin gnädig.”

In Sprüche 21:10 wird Gnadenlosigkeit sogar gottlos genannt. Da steht: “Die Seele des Gottlosen gelüstet nach Bösem und erbarmt sich nicht seines Nächsten. Gott beauftragt das Volk Israel schon in 3.Mose 19:18 ihre Nächsten zu lieben wie sich selbst. Jesus zitiert dieses Vers in Matthäus 5:43; 19:19; 22:39 und in Markus 12:31. Paulus erwähnt dieses Gebot in Römer 13:9 und Galater 5:14. Jakobus, Jesu Bruder, nennt dieses Gebot in Jakobus 2:8.

Der Autor der Briefe an die Hebräer ruft uns zur Wachsamkeit “dass nicht jemand Gottes Gnade versäume; dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden.” (Hebräer 12:15) Ich komme hierauf bei der Behandlung der Briefe an den Hebräer zurück.

Der Gnädige Gott

Подняться наверх