Читать книгу Ein Tropfen Geduld - William Melvin Kelley - Страница 9
2
ОглавлениеBoone’s Café war ein langes, scheunenartiges Gebäude mit einem hohen Dach, das die Musik der Band schluckte und zum Großteil auch das Geplapper der Trinkenden. Die Leute kamen ins Boone’s, um sich zu unterhalten, manchmal um zu tanzen, aber nur sehr selten, um der Musik zuzuhören.
Mehrere Prostituierte arbeiteten vom Boone’s aus. Sie standen an der Bar – rechts von Ludlow, wenn die Band spielte –, tranken und warteten. Zwei der Mädchen, Malveen und Small-Change, hatten Ludlow gleich am Anfang unter ihre Fittiche genommen. Wenn er ein Set oder ein Solo abschloss, kreischten und applaudierten sie; sie streichelten ihm über den Kopf, wenn Hardie, der Posaunist, ihn von der Bühne führte.
»So, die Damen, hier ist er.« Hardie wartete, bis Ludlow die Hände auf das glatte Holz der Bar gelegt hatte, ehe er seinen Ellbogen losließ.
»Was ist er heute wieder gut! Wie er swingt, der Kleine!« Malveen war die Größere der beiden, ihre hohe, lebhafte Stimme war fast auf der Höhe von Ludlows Ohren. Sie hatte ihn ein paarmal an sich gedrückt, und er wusste, dass sie mollig und weich war, ihre Brüste nur locker von ihrem BH gehalten. Er war zu schüchtern, um sie zu fragen, ob er über ihr Gesicht streichen dürfe, und wusste nicht, ob sie so hübsch war, wie ihre Stimme es vermuten ließ. »Wann kommst du mich mal besuchen, Ludlow? Du brauchst nicht zu bezahlen, mein Herzblatt.«
»Du Miststück! Wenn er jemanden besucht, dann mich. Du weißt doch gar nicht, wie man mit so ’nem jungen Kerl umgeht. Die Jungen muss man anlernen. Du würdest das Kind doch erdrücken.« Small-Change war klein, und ihre Stimme klang spröde. Sie wirkte immer ärgerlich.
»Und auf dir zu liegen muss sich anfühlen, als würde man auf lauter Rasierklingen liegen. Jungs wollen kein spitzknochiges Klappergestell. Stimmt’s, Ludlow?«
Da ihm jegliche Erfahrung fehlte, antwortete Ludlow nicht. Die beiden Frauen verwirrten ihn. »Siehst du?« Malveen hielt sein Schweigen für Zustimmung.
»Er hat doch kein Wort gesagt, du Miststück.« Small-Change schluckte und knallte ihr Glas auf den Tresen. »Außerdem sind wir zu alt für ihn. Er braucht ein junges Mädchen, eine, die zur Kirche geht. Nicht so ’ne Gebeugte und Gebeutelte wie dich – oder auch mich.« Ihre Hand lag auf seiner Wange. »Wir sehn uns mal für dich um, Kind. Ich hab eine Schwester auf dem Land, die ist ungefähr in deinem Alter. Und geht regelmäßig in die Kirche.«
Hinter Malveen meldete sich jetzt Hardie. »Aber ich bin nicht zu jung für dich, Small-Change, oder?«
Ihre Antwort, lauter als zuvor, schickte sie an Ludlow vorbei zum anderen Ende der Bar. »Für dich kostet’s fünf Dollar extra, für die Wäsche.«
»Schau mal, Small-Change, da kommt Mister Dicke Eier. Dem seine Freundin hätte schwer was zu schaffen.« Die Wärme verschwand aus Malveens Stimme, ein potenzieller Kunde war in die Bar spaziert.
»Also dann, bis bald Ludlow«, sprudelte Malveen. »Pass auf dich auf.«
»Du hast doch eine Jacke dabei, Schätzchen?« Small-Change klopfe ihm auf die Schultern. »Sieht nach Regen aus.«
Beide Mädchen seufzten und gingen. Hardie kam zu Ludlow herüber, sein Glas scharrte über den Tresen. »Die sind lustig, hm?«
»Ja.« Er hatte die Hände noch nicht von der Bar genommen. »Sag mal, Hardie, kann ich dich mal was fragen?«
Hardie gluckste, dann antwortete er. »Klar, nur zu.«
»Na ja …« Er zögerte, denn er wusste, dass Hardie ihn auslachen würde. Er beschloss, sich davon nicht abschrecken zu lassen. »Also, Hardie … es geht ums … ums Ficken?«
»Was?«, rief Hardie und brach in schallendes Gelächter aus. Ludlow spürte das Kitzeln von Schweißperlen auf der Stirn. »Was willst du denn wissen?«
Er konnte es förmlich spüren, wie sich etliche Leute, verblüfft über seine Dummheit, nach ihm umgedreht hatten. Er wünschte, er hätte einen Drink in der Hand, aber sein Vormund wusste seine Investition zu schützen und hatte Ludlow verboten, zu trinken. Er flüsterte in die Richtung von Hardies Gelächter: »Ich bin im Heim aufgewachsen, und da gab’s keine Mädchen. Ich hab bisher nur Gerede gehört. Also nichts.«
»Ja klar, verstehe.« Hardies Ton hatte sich verändert. »Ich erklär dir alles, aber Rodney winkt uns gerade rüber. Ich erzähl’s dir auf dem Heimweg.« Hardie fasste ihn am Arm, zog ihn sanft von der Bar weg und lenkte ihn zu den Stufen, die auf die Bühne führten.
»Übernimm du die ersten zwei Chorusse, Hardie. Ludlow, du spielst drei – und mach sie richtig gut, mit ein paar Honks am Ende.« Rodneys Stimme nölte über Klavierakkorde hinweg. »Heute sind wichtige Leute hier, also blamiert mich nicht.«
»Wer denn, Mann?« Hardie führte Ludlows Hände zu seinem Instrument, das auf dem Klavier lag, dann ließ er ihn los. Wenn Ludlow erst mal am Klavier war, fand er sich auf der Bühne problemlos zurecht.
»Was schert’s dich! Wichtige Leute, das reicht.« Rodney spielte noch ein paar Akkorde. »Also, Rent for Rodney!«
Sie waren zu sechst in der Band. Bis auf Ludlow und Hardie waren alle mindestens vierzig. Hardie war zweiundzwanzig. Er war ein guter Posaunist, genau wie Ludlow hätte auch er eigentlich nicht in Bud Rodneys Band müder alter Männer gehört.
Den Rücken gegen das Klavier gepresst, hörte Ludlow Hardies Solo zu und überlegte zugleich, was er bisher über Frauen und das Lieben wusste. Zum größten Teil hatte er seine Informationen aus den Prahlereien anderer, älterer Jungs, von denen einige erst als Jugendliche erblindet waren. »Als Erstes langst du ihr an eine Titte, und die lässt du nicht mehr los. Dann schiebst du die Hand unter ihr Kleid, und wenn sie anfängt, schwer und gleichmäßig zu atmen, Mann, dann weißt du, dass sie bereit ist!« Ludlow war sich sicher, dass solche Ratschläge alles andere als verlässlich waren. Etwas beschämt kam er zu dem Schluss, dass er nichts über Frauen wusste. Er musste einfach darauf hoffen, dass Hardie ihm alles erklären würde. Aber Hardie konnte ihm nur Tipps geben, zur Tat schreiten musste er selbst. Auch ein Mädchen würde Ludlow selbst finden müssen – vielleicht Malveen, wenn das nicht bloß Geflachse war, dass er sie besuchen sollte. Sie wusste sehr gut Bescheid und würde vielleicht über seine Unwissenheit lachen. Er merkte, dass er schon im Voraus verlegen war, aber dann ärgerte er sich über sich selbst. Er beschloss, sich übers Verlegensein keine Gedanken zu machen. Jeder Mann tat es schließlich irgendwann zum ersten Mal.
Hardie beendete sein Solo. Ludlow trat vor und begann zu spielen. Nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, fühlte er sich gut, als wäre er in den vergangenen Minuten um Jahre gereift. Am Ende seines Solos flüsterte Hardie ihm zu: »Du sollst noch zwei spielen.« Das tat er, über einer stetigen Basslinie. Er spielte so schnell, dass seine Finger schmerzten. Als er fertig war und sein Instrument absetzte, applaudierten ein paar Leute, eine Seltenheit in Boone’s Café. Er verbeugte sich und trat zurück. Der Applaus hielt noch durch Rodneys halbes Solo an.
Hardie kam an seine Seite. »Inez Cunningham ist hier. Sie ist Rodneys ›wichtige Leute‹. Sie hat sich die Finger wund geklatscht nach deinem Solo. Ich hab gedacht, der fallen gleich die Augen aus dem Kopf.«
»Inez Cunningham? Im Ernst?« Er kannte und mochte all ihre Platten. Sie war die bedeutendste Jazzsängerin im ganzen Land. »Ich hab ihr gefallen?«
»Sie war hin und weg.« Hardies Stimme lächelte. Rodney beendete sein Solo, zwei der anderen spielten auch eins, dann folgte der Schlusschorus. Sie spielten sieben weitere Stücke, danach gingen sie hintereinander von der Bühne. Hardie führte Ludlow zur Bar, wo Malveen allein wartete.
»Er wollte Small-Change. Wahrscheinlich will er sich selbst bestrafen.« Sie war verbittert. »Wie geht’s meinem Jungen?« Ludlow antwortete nicht, und sie fuhr fort: »Ich hab dich spielen hören. Ooh«, stöhnte sie, »wie mir das unter die Haut geht, Kleiner. Hör lieber auf, so zu spielen, sonst vergess ich mich noch.«
Hardie schnaubte. »Bei mir darfst du dich gern vergessen, jederzeit!«
Ludlows Hände lagen flach auf dem Tresen, unter seinen Fingern Wasser, das der Lappen des Barmanns nicht erwischt hatte. »Hat ihr das wirklich gefallen, was ich gespielt hab?« Er war noch nie auf die Idee gekommen, dass jemand von seinem Spiel berührt sein könnte. Die Musik war einfach nur seine Methode gewesen, nicht mit einer Blechtasse an einer Straßenecke zu enden.
»Und wie mir das gefallen hat, Schätzchen.« Malveen legte den Arm um seine Taille.
»Nicht dir, Malveen.« Er wandte sich Hardie zu. »Ich meine Inez Cunningham.«
Hardie räusperte sich. »Die ist fast vom Stuhl gekippt.«
»Von wem redet ihr Nigger da eigentlich?« Malveen dämmerte, dass ihr etwas entgangen war.
»Inez Cunningham ist hier. Da drüben sitzt sie.« Hardies Stimme drehte sich weg.
Malveens Halskette rasselte. »Ooooh! Ist die schön. Schau mal ihre Haare an. Als wären sie von selbst so glatt. Und was sie anhat! Ludlow, Baby, wenn du sehen könntest, wie sie angezogen ist! Da könnt ich fünfzig Jahre in der Waagerechten arbeiten, für so ein Kleid würd’s trotzdem nicht reichen.«
Hardie lachte. »Sie sieht wirklich umwerfend aus.«
Ludlow hörte nur mit halbem Ohr zu. Es musste irgendwo Leute geben, die für die Musik lebten, fürs Spielen wie fürs Anhören. Vielleicht war Inez Cunningham eine von ihnen. Warum sonst sollte sie in eine Bar voller Säufer und Prostituierter kommen.
Malveen schien den Blick nicht von der Sängerin gewandt zu haben. »Wie euer Chef ihr in den Arsch kriecht!«
»Rodney beugt sich über ihren Tisch, als wär’s ein gottverdammter Altar.«
Einen Moment lang sagte keiner etwas. Dann redete Rodney plötzlich mit ihnen.
»Inez Cunningham will dich kennenlernen, Ludlow. Es hat ihr gefallen, wie du spielst. Kann sein, dass sie dich fragen will, ob du mit ihr mitkommst. Du kannst nirgendwohin. Ist das klar?«
»Ja, Sir.« Ludlow musste kurz an seinen ehemaligen Herrn denken, spürte förmlich, wie sein Ohr verdreht wurde.
»Also los. Hardie, bring ihn rüber.« Hardie klopfte auf seinen Ellbogen. Ludlow umfasste Hardies Ellbogen mit den Fingerspitzen. Dann gingen sie zwischen Tischen hindurch, an lachenden Stimmen vorbei, durch den Geruch von Alkohol und abgestandenem Rauch.
»Hier ist er, Miss Cunningham: mein Star-Solist.«
Ludlow ließ Hardies Ellbogen los und streckte die Hand aus. Die Hand, die seine ergriff, war klein, weich und kalt und hatte lange Fingernägel. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ludlow.« Es war dieselbe Stimme, die er aus der Jukebox kannte, vielleicht ein bisschen höher. Schwarz und aus den Südstaaten, aber beides weniger ausgeprägt als bei ihm selbst oder bei Malveen. »Setzen Sie sich doch. Wer ist denn Ihr Freund, der Mann an der Posaune?«
»Entschuldigen Sie, Miss Cunningham.« Beflissen stellte Rodney ihr Hardie vor.
»Sie sind auch nicht schlecht, Hardie, aber Ludlow ist besser.« Ihre Stimme lächelte.
»Das weiß ich, Miss Cunningham.«
Ludlow war überrascht von der Demut in Hardies Stimme. Ihm war nicht klar gewesen, dass Hardie so über seine musikalischen Fähigkeiten dachte. Hoffentlich war er nicht neidisch.
»Gehen Sie wieder zu Ihrem Mädchen, Hardie. Sie sieht einsam aus.«
Hardie lachte. »Hat mich gefreut, Miss Cunningham. Und bleiben Sie dran.«
»Aber sicher.«
»Ich komm nachher wieder, Ludlow.« Hardies Schritte wurden von Gläserklirren und dem schrillen Lachen einer Frau verschluckt.
Ludlow saß jetzt, seine Hände umklammerten die Tischkante. Er wusste, dass Rodney rechts von ihm saß. Außerdem war noch jemand am Tisch, der bisher nichts gesagt hatte.
»So.« Inez Cunningham beugte sich zu ihm. Ihr Parfüm war so kühl und frisch, dass es seine Nase zu befreien schien. »Neben mir sitzt der Bandleader meiner Gruppe, er spielt Klavier. Sag mal was, damit er dich hört.«
»Hallo, Ludlow.« Ihr Pianist war alt und wahrscheinlich fett. Seine klanglose Stimme schien tief aus seinem Innern zu kommen.
Sie seufzte. »Wie lange spielen Sie schon?«
»Sieben Jahre – also, dieses Instrument. Vorher hab ich ein paar Jahre Klavier gespielt. Mit Klavier hab ich angefangen.«
»Du bist weit gekommen in sieben Jahren. Wen hören Sie gern?«
Ludlow nannte ein paar bekannte Musiker, bis auf einen spielten sie alle das gleiche Instrument wie er. Die Ausnahme war Norman Spencer mit seinem ruppigen, altmodischen Klavierspiel.
»Norman? Der denkt doch, er würde noch in einer Marching Band spielen.« Inez Cunningham missbilligte das.
»Er bringt mich manchmal zum Lachen. Ich mein, er spielt so vor sich hin, und dann macht er direkt mit seinen Fingern einen Witz, und ich muss lachen. Verstehen Sie?« Wahrscheinlich nicht. Er war noch nie jemandem begegnet, der Norman Spencer mochte.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser alte Mistkerl über irgendetwas lacht.« Sie wandte sich ihrem Pianisten zu. »Du?«
»Ganz bestimmt nicht. Ich hab ihn nie auch nur lächeln sehen.«
Ludlow wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte nicht unhöflich erscheinen, aber sie hatte ihn schließlich nach seinen Lieblingsmusikern gefragt.
»Na egal, darüber wollte ich nicht mit Ihnen reden. Ich hätte gern, dass Sie mit mir mitkommen.«
Ihm war, als würde ihm die Lunge auf den Magen sacken. Sie hatte ihn gefragt. Er musste ablehnen. Bestimmt sah Rodney ihn gerade an.
Inez Cunningham fuhr fort: »Ich weiß, dass Rodney Sie nicht verlieren will. Aber das ist mir egal. Ich brauche Sie. Was sagen Sie?«
Hinter ihm beschuldigte eine Frau leise ihren Mann, sie betrogen zu haben, ein Betrunkener lachte, die Kasse klingelte. Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen, nämlich dass Rodney ihn in der Hand hatte. Das würde Rodneys Ruf ruinieren, und sein Vormund würde böse auf ihn sein. »Ich würde sehr gern mitkommen, aber ich kann nicht. Ich … habe Mister Rodney versprochen, bei ihm zu bleiben, bis ich achtzehn bin. Er hat viel für mich getan, hat mich aus dem Heim geholt, und ich will das wiedergutmachen.«
Rodney sagte aalglatt: »Ach, Ludlow, du weißt doch, ich nagel dich da nicht drauf fest. Du kannst gehen, wann du willst, erst recht, wenn du so ein Angebot kriegst.«
»Sehen Sie, Ludlow? Er hält Sie nicht.« Inez Cunningham war erfreut über Rodneys Großzügigkeit.
»Nein, Miss Cunningham, ich habe mir dieses Versprechen selbst abgenommen und werde es auch halten.«
»So ein Mist!« Es klang fast gesungen.
Ludlow wusste, dass er den Tisch jetzt verlassen sollte. Ihm war nie der Gedanke gekommen, die Musik könnte ihn irgendwohin führen, doch jetzt wurde ihm klar, dass sie ihn womöglich durch die ganze Welt führen konnte. Er stand auf. »Es tut mir leid, dass ich nicht mitkommen kann.«
Kurz darauf kam Hardie ihn holen.
»Wenn Sie irgendwann der Meinung sind, dass Sie Ihre Schuld beglichen haben, schreiben Sie mir. Vielleicht hab ich ja immer noch eine Stelle für Sie. Ich kann nur hoffen, dass Sie mir dann genauso treu sind.«
»Ich muss jetzt weitermachen.« Er brachte es nicht über sich, Auf Wiedersehen zu sagen, fasste einfach nur nach Hardies Ellbogen und entfernte sich von dem Tisch.
Am Ende dieser Nacht, in den frühen Morgenstunden, ließ sich Ludlow, den Stock über den Arm gehängt, die Finger sanft um den Ellbogen des Posaunisten geschlossen, von Hardie zu Missus Scott bringen. Es hatte geregnet. Ab und zu fielen Tropfen, von einem leichten Wind heruntergeschüttelt, in kleine Pfützen auf dem Pflaster. Ein Auto fuhr vorbei, die Reifen auf dem Asphalt wie das schnelle Öffnen eines Reißverschlusses. Die Luft roch frisch, ein bisschen salzig vom Golf von Mexiko. Hardie erklärte ihm, wie es mit einer Frau sein würde, erklärte ihm alles, was er wissen musste …
Inez Cunningham würde singen. Ihre Stimme würde von der zischelnden regennassen Straße aufsteigen und durch Malveens Fenster hereinkommen. Malveen würde ihm an diesem Abend gesagt haben, dass sie keine Witze gemacht hatte, sondern sich geehrt fühlen würde, wenn er sich entschloss, mit ihr mitzukommen. Sie würden zu Fuß zu ihr gehen, in den langen, hallenden Gassen würde der Regen von den Bäumen und Dächern tropfen. Ihr Zimmer würde nach dem Parfüm riechen, das auch Inez Cunningham benutzte. Sobald sie die Tür abgeschlossen hätte, würde sie sich ausziehen. Er würde dastehen und warten – wundersamerweise ausgezogen, aber nicht ganz nackt –, warten und zuhören, wie Inez Cunningham sang und Malveens Kleider auf den Boden fielen. Dann würde Malveen seufzend nach ihm verlangen, sie würde zu ihm kommen, die Arme um ihn legen, ihn küssen. Ihr Busen würde zwischen ihnen beiden plattgedrückt werden. Sie würde ihn zu ihrem Bett führen. Er würde sich neben sie legen, den Kopf zwischen ihren weichen Brüsten vergraben, ihre Brüste küssen, einen Nippel in den Mund nehmen, mit der Zunge darüberfahren. Malveen würde stöhnen, und er würde erkennen, dass sie für ihn bereit war. Und dann, da war er sich sicher, würde er genau wissen, was er tun musste.