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Stress und seine Folgen – das Universum der Psychoneuroimmunologie

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2006 war ein herausfordernder Sommer für die Notfallambulanzen im Großraum München. An vereinzelten Tagen zwischen dem 9. Juni und dem 9. Juli schienen die Krankenhäuser förmlich überzugehen mit Patienten, die mit akuten Herzerkrankungen eingeliefert wurden. Speziell an sieben Tagen dieses Zeitraums verzeichnete die Notfallstatistik einen Anstieg an lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen auf das Dreifache und es wurden mehr als doppelt so viele Herzinfarkte registriert wie zu anderen Zeiten.1

Für das medizinische Personal war diese unvorhergesehene Arbeitsbelastung doppelt bitter, denn viele hätten sich über vereinzelte Arbeitspausen gefreut, um wenigstens ein paar Minuten der Fußball-WM-Spiele im Fernsehen zu verfolgen, die gerade im eigenen Land stattfanden. Doch leider schienen die Patientenzahlen immer genau an jenen Spieltagen zu explodieren, an denen die eigene Nationalmannschaft ums Weiterkommen kämpfte. Das Viertelfinale am 30. Juni, in welchem Deutschland Argentinien in einem Elfmeterkrimi bezwang, brachte die allermeisten Herzen mit Blaulicht in die Spitäler! Interessanterweise waren Männer deutlich mehr von dieser Aufregung betroffen und wurden beinahe doppelt so häufig eingeliefert wie Frauen.

Kann man sich wirklich „zu Tode aufregen“? Die Forschung sagt Ja. Emotionen treiben das autonome Nervensystem an, aktivieren den Sympathikus und können Blutdruckkrisen und Entzündungsvorgänge im Körper befeuern, die Herzinfarkte auslösen. Wie stark die Wirkung von Emotionen auf die Physis sein kann, zeigt der Anstieg an Herzattacken deutscher Patienten ausschließlich an jenen Tagen, an denen die deutsche Nationalelf spielte. An den restlichen Spieltagen der vierwöchigen WM, die ohne deutsche Beteiligung stattfanden, wurde die sonst übliche Anzahl an akuten Herzerkrankungen registriert. Allein das Finale zwischen Italien und Frankreich, bei dem es ebenfalls zu einer deutlichen Zunahme kardiovaskulärer Ereignisse in der deutschen Bevölkerung kam, bildete eine Ausnahme. Das einzige Match der eigenen Mannschaft, das die Deutschen emotional wenig zu kümmern schien, war das Spiel um Platz drei, das Deutschland gegen Portugal 3:1 gewann. Dieses weniger bedeutsame „kleine Finale“ ließ die deutschen Herzen kaum höherschlagen und in den Notaufnahmen blieb es ruhig.

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