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Wenn das Angstzentrum feuert

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In unserem Gehirn gibt es eine ganz zentrale Struktur, die darüber „entscheidet“, ob die Stressreaktion eingeleitet wird oder nicht. Es handelt sich um den Mandelkern, die Amygdala, eine paarig angelegte Region im Gehirn, die gemeinhin als „das Angstzentrum“ bezeichnet wird. Sie spielt bei der Emotionsverarbeitung im Allgemeinen, insbesondere jedoch bei Angst und Aggression, eine ganz zentrale Rolle. Als biologischer Radar für Gefahren springt die Amygdala immer dann an, wenn wir irgendeine Form von Bedrohung wahrnehmen, ob nun real in der Außenwelt oder erdacht in der Innenwelt.

Sämtliche Informationen der Außenwelt, die wir über die Sinnesorgane aufnehmen, gelangen über den Thalamus, das sogenannte „Tor zum Bewusstsein“ zur Amygdala. Bei akuten Bedrohungen wird die Amygdala auf direktem Weg, ohne Umschweife aktiviert und leitet ein blitzschnelles Reaktionsmanöver ein. Sind Sie schon einmal beim Anblick einer großen Spinne oder Schlange ganz plötzlich zur Seite gesprungen und wurde Ihre groteske Bewegung dabei gar von einem unbeabsichtigten Kreischen begleitet? Dann haben Sie erlebt, wie die Amygdala in Sekundenbruchteilen die Führung über den Körper übernimmt und das bewusste Denken umgeht. Diese automatisierten Reaktionen sind evolutionär tief in unser Gehirn einprogrammiert und ausgesprochen sinnvoll, da sie unser Überleben sichern. Ohne unseren vergleichsweise langsamen Denkapparat beanspruchen zu müssen, „entscheidet“ die Amygdala in bedrohlichen Situationen für uns und leitet eine lebensrettende Stressreaktion ein.

Die mit Abstand häufigsten Gründe für die Aktivierung der Amygdala sind in den Industrienationen allerdings psychologischer Natur. Nicht plötzlich auftauchende wilde Tiere befeuern das Angstzentrum, sondern das eigene Denken. Denn nicht nur Informationen der Außenwelt, sondern auch die Inhalte unserer Gedanken und Emotionen landen bei der Amygdala und sie entscheidet dann vereinfacht gesagt darüber, ob es sich bei diesen Informationen um ein potenziell bedrohliches Szenario handelt oder nicht. Wird das, was wir äußerlich oder innerlich erleben, als ungefährlich und harmlos eingestuft, dann bleibt die Amygdala ruhig und der Parasympathikus dominiert als nervlicher Ruhepol das Geschehen. Der Körper entspannt sich. Wenn aber das, was wir gerade erleben, ob real oder in Gedanken, eine Bedrohung darstellt, dann wird die Amygdala hochaktiv und versetzt das Gehirn in Alarmbereitschaft. Sie schickt ein Signal an den Hirnstamm, der auch gerne als Reptiliengehirn bezeichnet wird, was zur Aktivierung des Sympathikus führt. Noradrenalin flutet das Gehirn und die Nebenniere beginnt, Adrenalin und Kortisol in die Blutbahn auszuschütten. Diese Stresshormone bewirken nun, dass der Körper in den überlebenswichtigen Flucht- oder Kampfmodus übergeht. Was kurzfristig dem Überleben dient, wirkt sich langfristig jedoch negativ auf unsere Gesundheit aus. Erhöhter Blutdruck sowie ein Anstieg der Blutzucker-und Fettwerte sind die Folge und begünstigen die Gefäßverkalkung. Die Umlenkung des Blutstroms hin zur Arm- und Beinmuskulatur und weg von den Bauchorganen hat zur Folge, dass die Magenschleimhaut schlechter durchblutet wird und eine dünnere Schutzschicht aufbaut. Die aggressive Magensäure kann die Magenschleimhaut dadurch stärker angreifen, weshalb ein permanent hoher Stresspegel zu einer Magenentzündung oder gar einem Magengeschwür führen kann. Viele andere gesundheitsschädigende Folgen sind zudem auf Veränderungen des Immunsystems zurückzuführen, welches durch Stress gehörig aus der Balance gerät.

Denke, was dein Herz fühlt

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