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18. Dezember 1990
ОглавлениеÜber 60 Prozent der Bevölkerung in der ehemaligen BRD halten die Wirtschaftslage für gut, 3 Prozent für schlecht. In der ehemaligen DDR halten über 60 Prozent sie für schlecht, 2 für gut. Das ist schlagend komplementär. Die Lage ist indes stabil, weil in der vormaligen DDR 60 Prozent daran glauben, dass es besser wird.
Gewinner des Umbruchs ist zumal die Automobilindustrie (bzw. das Finanzkapital, soweit es jene kontrolliert). 1990 sind schon jetzt 1 Mio PKWs in die DDR verkauft worden, davon 1/5 Neuwagen; ich schätze, dass dadurch mindestens 12 Mrd DM in den Westen abgeflossen sind. Nun will VW 5 Mrd investieren bei Zwickau, während Mercedes mit 1 Mrd das Ifa-Werk in Ludwigsfelde bei Berlin zu »einer der größten und modernsten« Stätte für Lastwagenproduktion ausbauen will; BMW baut Karosserieteile in Eisenach; ebenda hat Opel die Produktion von 16 000 »Vectra« pro Jahr aufgenommen, investiert zusätzlich eine Mrd in ein neues Werk, das (mit 2600 Arbeitsplätzen) jährlich 150 000 PKW bauen soll, vorwiegend »Corsa« und »Kadett«. Schon jetzt unterhält Opel 350 Verkaufsstellen mit 9000 Angestellten in der DDR.
Frontberichte in einer zügigen und enormen Eroberung: Die Deutsche Bank hat das Filialsystem der ehemaligen Staatsbank übernommen, wie die Großkaufhäuser die »Centrum-Warenhäuser«, BASF die Synthesewerke Schwarzheide. Unilever lässt in 7 Werken zu Lohnverhältnissen fertigen und möchte die Margarinewerke Pratau und Chemnitz übernehmen. Coca-Cola hat die Weimarer Getränke übernommen, Binding die Radeberger Brauerei sowie die Brauerei Krostitz bei Leipzig und über die Binding-Tochter Berliner Kindl die Potsdamer Brauerei und die Bürgerbrauerei in Berlin. Reemtsma übernahm VEV Tabak Nordhausen, Philipp Morris und Reynolds die andern beiden Zigarettenfabriken.
Das Stasi-Stigma wirkt im Sinne der Übernahme. Man muss seine Wirkungsbedingungen und Effekte studieren.
In England Stagflation: über 10 Prozent Inflation, »unternormaler« Auftragsbestand bei 54 Prozent der Firmen, steigende Arbeitslosigkeit.
Bei uns werden anstelle von Steuererhöhungen allerlei Abgaben eingeführt (vor allem eine Straßenbenutzungsgebühr) sowie das Telefonieren verteuert.