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26. Dezember 1990

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Sonderbare Serie von Träumen. Gestern Nacht in einer Kirche, an die Zionskirche erinnernd, eine Podiumsdiskussion, bei der Alexander Dubček auftrat, in vornehm-wehmütiger Haltung von der Empore sprechend. Zwei Nächte träumte mir von Gysi. Es ging um irgendeine Unkorrektheit in seiner Partei, worüber eine Versammlung tagte; ich glaube, jemand hatte einen Handel mit Parteikrempel aus der vorigen Epoche aufgemacht, und Gysi sagte zu mir: »Einer hat halt immer die Hände unter der Decke.« Wieder eine Nacht zuvor HK, die ich aus einer Redaktionssitzung befördern musste, während sie sich, auf Kindsgröße schrumpfend, an mein Bein klammerte, wimmernd und feucht wie ein sexueller Kobold. Heute Nacht hatte man angesichts der Weltwirtschaftskrise den kühnen Entschluss gefasst, das gesamte Gewicht des Staates in die ökonomische Waagschale zu werfen, Krise und Bankrott gleichsam wegzugarantieren. Nachdem die Planwirtschaft zusammengebrochen und vom Privatkapitalismus vereinnahmt worden war, musste sie nun hinterrücks wieder eingeführt werden, als staatliche Trägerschaft der gesamten Wirtschaft, oberflächlich noch die bisherigen Formen weiter- und auslaufen lassend. Es war ein gigantisches und einmaliges Experiment, und ich hatte getan, was ich beim umgekehrten Vorgang bezüglich der DDR versäumt hatte: Beobachter animiert, die von überall her Material sammelten, um das Geschehen aufzuzeichnen.

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