Читать книгу Das Leben ist ungereimt - Wolfgang Wagner - Страница 11
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Eva und Christian hatten längst gefrühstückt, saßen aber noch in der Küche.
„Darf ich reinkommen?“
„Ja, sicher, Ingo!“
Er hatte lange geschlafen, in einem richtigen Bett, und hatte geduscht. Von der Größe her passten ihm Christians Sachen wie angegossen.
„Magst du Kaffee? Oder trinkst du lieber Tee?“
„Bitte Kaffee!“
Es war zu früh, Ingo zu fragen, was in seinem Leben schiefgelaufen war. Er sollte sich erst einmal erholen, zu sich kommen. Ingo aß gierig und hastig, ohne zu schmatzen. Von Zeit zu Zeit blickte er Eva und Christian an, dankbar lächelnd. Die beiden staunten nicht schlecht, was Ingo alles in sich hineinstopfte. Zu den vier Tassen Kaffee aß er fünf Brötchen, die ersten beiden mit Marmelade, die Eva selbst gemacht hatte, die anderen drei mit Käse. Danach machte er eine lange Pause.
„Danke, das tat gut! Wahrscheinlich wollen Sie jetzt meine Lebensgeschichte hören.“
„Immer mal langsam, das hat Zeit.“
„Nein, nein. Ich will es jetzt einmal versuchen, vielleicht erst einmal die Kurzversion. Haben Sie denn Zeit?“
„Die nehmen wir uns.“
„Darius und ich haben zusammen 1997 das Abitur gemacht. Ihr Sohn war ein brillanter Schüler, alle Fächer zwischen vierzehn und elf Punkten. Ich war ein eher schlechter Schüler und habe geradeso das Abitur geschafft.“
„Hast du auch studiert?“
„Mein Vater wollte, dass ich Jura studiere, weil er selbst Justiziar in einer großen Bank ist. Ich wollte ihm zu verstehen geben, dass ein Studium nichts für mich ist, aber er winkte nur enttäuscht ab. Ich habe dann eine Lehre in einer großen Speditionsfirma gemacht.“
„Und hast du die Lehre beendet?“
„Ja, zur Jahrtausendwende. Aber die Firma konnte mich nicht übernehmen.“
„Und dann?“
„Mein Vater sagte nur, er würde mich nur noch drei weitere Monate finanziell unterstützen.“
„Und deine Mutter?“
„Sie ist lieb, zu lieb für meinen Vater. Sie macht alles, was er sagt; sie will keinen Ärger, keinen Streit. Ich habe dann jahrelang einfache Jobs übernommen und in einer WG gewohnt: zwei Männer und zwei Frauen, das hat eigentlich recht gut geklappt.“
„Ingo, bist du mir sehr böse, wenn ich jetzt meinen Massagetermin wahrnehme? Sie tut meinem Rücken immer gut“, fragte Eva.
„Kein Problem, Frau Eichenhagen.“
„Vielleicht kannst du das alles heute Abend fortführen. Ich will auf jeden Fall dabei sein.“