Читать книгу Das Leben ist ungereimt - Wolfgang Wagner - Страница 7
Оглавление1994
Christian hatte im vergangenen Jahr wieder eine achte Klasse übernommen. Mittelstufenklassen galten immer als schwierig und sein Schulleiter hatte wohl vollstes Vertrauen zu ihm. Es waren vierundzwanzig SchülerInnen und er kam von Anfang an recht gut mit ihnen zurecht. Drei Schüler waren auffällig, aber nach ein paar Monaten hatte sich das gegeben.
Sabrina fiel ihm besonders auf. Sie war intelligent, fleißig, sozial eingestellt und bei ihren Mitschülern und Mitschülerinnen sehr beliebt. Und sie war sehr hübsch, worauf Lehrer in der Schule eigentlich weniger achteten.
Aber einmal pro Monat flippte sie total aus und suchte Streit mit allen. Auch Christian konnte sich keinen Reim darauf machen. Er hatte sich vorgenommen, mit ihr ein persönliches Gespräch zu führen. Nach der Englischstunde sprach er sie an.
„Sabrina, ich möchte einmal mit dir sprechen.“
Sie erschrak und wurde blass.
„Keine Angst, Sabrina! Wie wär’s mit morgen nach der sechsten Stunde?“
Zögernd antwortete sie: „Okay. Wo?“
„Komm bitte zum Lehrerzimmer, dann finden wir einen Raum.“
Nach dem Unterricht fuhr er auf seinem Fahrrad nach Hause. Obwohl er evangelisch war, hielt er vor St. Elisabeth an, ging hinein und schlenderte zum Altar. Sich selbst bezeichnete er immer als halbgläubig. Er schaute auf das Kreuz mit Christus, dann senkte er den Kopf.
„Herr, lass das Gespräch mit Sabrina gut verlaufen! Vielleicht teilt sie mir mit, was sie so bedrückt.“
Beschwingt fuhr er nach Hause. Sicherlich hatte Eva etwas Leckeres zubereitet.
„Hallo, Christian! Du riechst so komisch.“
„Ich bin nicht schnell gefahren, ich habe nicht geschwitzt.“
„Kein Schweiß. Das riecht nach Weihrauch.“
„Ich war kurz in der katholischen Kirche, habe mich auf der Empore mit einer jungen Frau getroffen.“
„War sie wenigstens hübsch?“
Sie lächelte, schaute ihm in die Augen und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Beide hatten zum Glück denselben Sinn für Humor.
„Ich habe gebetet, das mache ich manchmal.“
„Wann können wir essen?“
„In viereinhalb Minuten.“