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4 Haarig
ОглавлениеHaverkamp und Teltrup betraten das Halterner Vereinshaus und sprachen mit dem Jungen, der den Karpfen mit dem Plastiktütchen gefangen hatte.
„Zeig mal her. Wo sind die Sachen?“, fuhr ihn Haverkamp launisch an. Der Junge deutete auf den Tisch neben ihnen. Teltrup nahm die kleine Plastikhülle auf, hielt sie gegen das Licht und suchte nach den Haaren.
„Ich denk, da sind Haare drin.“
Der Junge zog einen Bierdeckel heran, auf dem ein schwarzes Knäul lag. Teltrup nahm es und entwirrte das Geflecht. Einige lange Haare konnte er trennen, andere zerrissen.
„Tatsächlich! Und die waren in dem Tütchen?“
„Ja, und das war mit diesem Band um den Bauch des Karpfens gewickelt.“
Der Junge streckte seine Hand aus. Darin lag ein Fetzen elastischer Stoff, der einem Stück von einem Stützstrumpf sehr ähnelte. Teltrup untersuchte das Material, dehnte es, formte es und wollte es über sein angewinkeltes Knie stülpen.
„Passt nicht, aber für einen Karpfen würde es reichen.“ Teltrup sah sich um. „Wo ist der Fisch?“
„Hab ich wieder reingesetzt“, sagte der Junge kleinlaut.
„Scheiße. Hätte gerne gesehen, wie sich das Ding über den Karpfen stülpen lässt. Ich würde es zwischen Rückenflosse und Brustflossen schieben. Da kann es nicht weg, die Kiemen verhindern das Abrutschen.“
Haverkamp nahm Teltrup beiseite.
„Schick den Jungen nach Hause. Der darf nichts sagen. Mach Druck, dass er die Klappe hält.“
Teltrup sprach mit dem Jungen, der daraufhin seine Sachen packte und ging.
„Wir stehen hier vor einem Scheißproblem“, stöhnte Haverkamp. „Das sind Haare von einem Menschen, wahrscheinlich von einer Frau.“
„Kann doch auch ein Scherz sein“, wiegelte Teltrup ab.
„Da macht sich keiner so viel Arbeit für einen so schlechten Scherz. Was, wenn da noch mehr Fische schwimmen, die Post um den Bauch gewickelt haben, mit Fingernägeln, Zähnen oder Ohrläppchen drin?“
Teltrup behielt die Ruhe.
„Vielleicht haben die Älteren aus der Jugend den Jungen an der Nase herumgeführt und wir sind nachher die Doofen, weil wir die Nerven verloren haben. Machen wir uns nicht lächerlich.“
„Ne, ne! Da ist was im Busch. Wir kämpfen gegen Dülmen um die Existenz des Vereins. Hier geht es um alles oder nichts. Dülmen will uns ausstechen und dazu sind denen alle Mittel recht.“
„Ach was. Ich kenn den Theo Buttgereit aus Dülmen, der würde nie solche Methoden befürworten. Mach die nicht alle schlecht. Wir warten ab und ich mobilisiere einige Kollegen, dass sie morgen am Teich auf Karpfen gehen. Wenn die keinen Zombiefisch mehr fangen, ist die Sache erledigt.“
„Okay, verschließ die Sachen im Kassenschrank. Falls tatsächlich ein krimineller Akt dahintersteckt, haben wir zumindest unsere Pflicht getan und die Indizien für die Polizei sichergestellt.“