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III Die Sage

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Kafur hatte das Schiff sicher zur Mündung des Avon geführt. Sie waren flussaufwärts gefahren und seit drei Tagen gingen sie zu Fuß Richtung Stonehenge. Kafur hatte Carruso gestanden, noch nie dort gewesen zu sein. Er habe aber ein fabelhaftes Gedächtnis und könne sich die Erzählungen anderer Seefahrer gut merken, sodass sie den Weg nicht verfehlen würden.

Sie kamen nur langsam voran, denn der alte Handelsweg, auf dem sie sich befanden, musste erst von heruntergefallenen Ästen und Strauchwerk befreit werden. Als Packtiere hatten sie nur zwei Esel mitgenommen. Kafur hatte empfohlen, ein kleines Schiff zu wählen, da er wusste, dass sie auf ihrer Reise einen Fluss befahren würden. Auch Pferde waren nicht erlaubt.

Kafur und Carruso gingen voraus, allerdings hatte Assuman auf Sichtweite bestanden. Kafur nutzte die Gelegenheit, ungestört mit Carruso sprechen zu können.

„Assuman glaubt, dass er dich den Göttern der Kelten opfert. Ich weiß hingegen eine andere Geschichte. Wir Kelten herrschten über viele große Gebiete, vielleicht so groß wie das einstige Reich der Karthager, bevor die Römer kamen. Dann, vor etwa einhundert Sommern, brachen immer mehr Stämme auf, um neues Land zu suchen. Wir hinterließen große Städte und wanderten an die Küsten der Meere. Dabei kamen wir auch nach Stonehenge, blieben aber nicht dort, sondern zogen noch weiter, bis das unendliche kalte Meer uns stoppte.“

„Aber dann hat Stonehenge keine Bedeutung mehr und die Mission ist gescheitert. Kafur, was willst du mir sagen? Ich verliere meinen Glauben. Das tut weh. Er ist alles, was ich noch habe.“

Kafur sah sie tröstend an.

„Der Sage nach traten die Götter in dem Zirkel von Stonehenge in Erscheinung und nahmen die Toten mit in ihr Reich. Viele Stammesfürsten ließen sich nach ihrem Tod dort hinbringen, aber nicht immer kamen die Götter und holten sie ab, sodass dort ihr Leichnam beerdigt wurde, damit die Götter ihn zu anderer Zeit mitnehmen konnten. Stonehenge war eine Gottesstätte, ein Tor zu den Freuden eines Lebens, ein Leben ohne Schmerzen, ein Leben voller Wein und Liebe.“

„Und die Kelten? Warum sind sie nicht geblieben?“

„Wir haben ein Gespür für das Göttliche wie kein anderes Volk und lassen uns deswegen zu sehr von unserem Glauben leiten, statt nachzudenken. Und da wir gerne unter uns bleiben, lassen wir uns sogar vertreiben, so von den Germanen und den Römern. Stonehenge wäre unser Zentrum geworden, aber wir waren auf der Flucht und sind dann weiter an die Küsten von Albion und Hibernia gezogen“

„Werde ich den Göttern begegnen?“

„Sie werden dort sein!“

„Du verlierst nicht viele Worte.“

„Und du willst Dinge wissen, die niemand wissen kann.“

„Dann sag mir, was du weißt!“

Kafur blickte sich um. Die Männer, die ihnen folgten, waren weit genug entfernt. Flüstern fiel ihm schwer, denn er konnte seine Stimme nur zu einem Grad reduzieren, der für andere immer noch verständlich war.

„Tu genau, wie dir befohlen. Denn alles, was im Zirkel der Steine gesprochen wird, dringt durch das Tor bis zu den Göttern vor und Ungehorsam wäre kein gutes Omen für dein Schicksal. Also folge jeder Anordnung und du wirst den Tod nicht spüren.“

Das purpurne Tuch

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