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ОглавлениеVom Tor her war Lärm zu hören. Eine kräftige Männerstimme gab Anweisungen. Ich ging um die Ecke und sah eine Limousine, vor der ein beleibter Herr mit Filzhut stand. Er mochte 55 Jahre alt sein, das Gesicht von Falten durchzogen, mit Tränensäcken unter den Augen. Sein Haar war in Wellen nach hinten gekämmt und reichte bis zum Kragen, Gel zähmte die Strähnen. Der Mann fächelte sich mit seinem Panamahut Luft zu und öffnete die Knöpfe seiner Anzugjacke. Darunter kam eine Samtweste zum Vorschein, farblich zu den Schnürschuhen passend, die in der Sonne wie Lackleder glänzten. Als ich mich näher schlich, kitzelte ein Bukett von Maiglöckchen und Lavendel meine Nase. Es gehörte zu einer Frau mit glattem, schulterlangem Haar. Sie stieg gerade aus dem Auto, ging einen Schritt, blieb mit dem Absatz ihrer Pumps im Kies stecken, stolperte.
»Diese verdammten Schuhe, ich habe mir gleich gedacht, Rinaldo, dass ich für unseren Urlaub falsch angezogen bin.« Sie konnte allenfalls knapp über 30 Jahre alt sein, Typ Aerobictrainerin, durchtrainiert und schlank. Ihr Kleid reichte kaum übers Knie und gab ein Paar wohlgeformte Beine frei. Die Anatomie ihrer Brüste zeichnete sich deutlich unter ihrer Bluse ab.
»Dolores, bella mia, du wirst in einem deiner vier Koffer schon was Passendes finden«, sagte Rinaldo. »Sieh dir das Anwesen an, fantastico! Und die Natur!« Er sog die Luft ein und ließ sie mit einem Zischen wieder entweichen. »Ich spüre schon, wie sich meine Lunge erholt. Das ist Balsam für meine Stimmbänder.«
»Du hast recht. Wir sollten diesen Ort genießen.«
»Ma pralina, sieh nur!« Rinaldo drehte sich theatralisch um seine Achse. »Das ist es! Wir haben es gefunden. Endlich. Was wir schon immer gesucht haben. Ein Retreat. Eine Klause. Eine Meditationsstätte. Echt und unverfälscht. Keiner dieser Fünfsternehotelschuppen mit ihrem aufgesetzten Charme, kein Touristenvolk, keine lästigen Gaffer. Ich danke meinem Agenten für diesen Geheimtipp.«
Abt Aviano kam ihnen entgegen, im Gefolge ein junger Mönch in Ordenstracht. »Signor Battistini, herzlich willkommen.« Der Hausherr schüttelte ihm die Hände. »Welche Ehre, einen so berühmten Tenor in unserer bescheidenen Hütte empfangen zu dürfen. Und ihre reizende Tochter. Benvenuto!«
Rinaldo Battistini sah den Abt an, als wollte er ihn mit seinem Blick durchbohren. »Darf ich vorstellen, Dolores, meine Ehefrau.«
»Signora, segne Sie Gott. Wie bezaubernd. Ich hätte Sie natürlich zuerst begrüßen müssen. Verzeihen Sie einem alten Zausel.« Erstaunlich, wie gut sich Aviano im Griff hatte und seine Überraschung verbarg. Er zog seinen Begleiter neben sich. »Das ist Fra Lavello, unser Novize. Er kümmert sich um unsere Kräuter und unsere Rosen und wird Ihnen mit dem Gepäck zur Hand gehen.«
Dolores Battistini stieß ihren Mann in die Rippen. »Schau hin. Ich kann’s kaum glauben. Echte Mönche! In unserer Zeit.« Sie ging auf Lavello zu und zupfte an seiner Tracht. »Wie süß. Ein richtiger Klosterbruder. Und ein junger noch dazu. Ich freue mich darauf, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie müssen mir alles von Ihrem Leben hier oben erzählen. Vom Beten und so.« Sie lachte. Lavellos Gesicht färbte sich dunkelrot.
»Buon giorno.« Es klang mehr wie ein Krächzen. Der junge Mann senkte den Blick und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
Aviano verbeugte sich. »Verzeihen Sie, Signora, in aller Demut. In unserem Konvent waren wir bislang unter uns. Ora et labora – bete und arbeite, der Leitspruch des Benediktinerordens, die oberste Regel für unsere Männergemeinschaft. Unsere Mitbrüder müssen sich erst noch an Fremde gewöhnen. Und an Frauen.«
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass es ein solches Kleinod wie Ihr Kloster gibt. Che bello. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auf eine positive Art.« Battistini strahlte. »Der ideale Ort zum Entspannen. Ja, ja, die Mönche wussten schon immer, wie sich's gut leben lässt.«
Dolores zog ein Mobiltelefon aus der Tasche. »Ich muss sofort Angelica erzählen, was wir hier entdeckt haben. Sie wird vor Neid platzen.« Sie tippte eine Nummer ein, wartete. »Komisch, da rührt sich nichts.«
»Ich fürchte, in den Bergen haben Sie keinen Empfang«.
»Dann schicke ich eben eine E-Mail.«
»E-Mail?« Die Augenbrauen des Abtes wanderten nach oben. »Sie meinen, per Computer? Solch technischen Schnickschnack haben wir nicht. Wir sind ein Kloster. Wenn Sie telefonieren möchten, können Sie das selbstverständlich in meinem Büro tun. Dort steht ein Apparat.«
»Hast du das gehört, Rinaldo?« Die Frau drehte sich zu ihrem Mann. »Ein einziges Telefon in der gesamten Anlage! Wie ... wie apart.«
»Wenn Sie mit Gott telefonieren wollen, brauchen Sie kein Gerät«, konterte der Abt. »Das ist ja das Schöne. Er hört Sie immer und überall. Sie müssen es nur probieren.« Aviano hatte mich an der Mauer entdeckt. »Ich möchte Sie darauf hinweisen, bei uns laufen einige Schweine frei auf dem Gelände herum.« Er deutete mit dem Finger auf mich. »Erschrecken Sie nicht. Die gehören gewissermaßen zum Inventar.«
Dolores Battistini stieß einen Schrei aus. »Ein wildes Tier! Guck, Rinaldo, wie unheimlich es aussieht. Der böse Blick.« Sie wandte sich an den Abt. »Beißt der?«
»Völlig harmlos. Wie im Streichelzoo. Abgerichtet zur Trüffelsuche.«
»Tartufi. Sie servieren frische Tartufi zum Essen?« Der Opernsänger schnalzte mit der Zunge. »Wie exquisit. Und alles im Preis inbegriffen. Ich danke Gott, dass er uns diesen Flecken Erde gezeigt hat.« Er stimmte ein Lied an: Strahlt mir ein Himmelreich, bin ich verwandelt im Herzen. Vermutlich Puccini.
Streichelzoo. Es war doch immer wieder vernichtend zu hören, für was mich die Menschen hielten. Offensichtlich für ein Dressur-pferdchen. Wenn ich auf Trüffelsuche ging, dann freiwillig. Und nicht, weil jemand mit den Fingern schnippte. Tartufi waren meine Profession. Meine Leidenschaft. Meine Liebe. Den Menschen musste ich erst noch kennen lernen, der meinte, mich abrichten zu können.
»Lavello hilft Ihnen mit dem Gepäck und zeigt Ihnen Ihr Zimmer.« Der Abt gab seinem Helfer einen Wink. »Ich wünsche einen schönen Aufenthalt.«
Ich machte mich auf die Suche nach Caruso, meinem Juniorpartner. Nach dem Haupttor stieß ich auf den Kreuzgang, eine Art Loggia, die sich um alle vier Seiten des ersten Innenhofs zog. Eine Balustrade grenzte den Gang von der Hoffläche ab, Rundbogen und Säulen gaben den Blick auf Rosenrabatten frei, durch die zwei kreuzförmige Kieswege führten. Die Stauden waren wie mit dem Lineal gepflanzt, die Triebe sorgfältig gestutzt, das Unkraut entfernt, die Erde wies ebenmäßige Muster eines Rechens auf. Im seltsamen Kontrast dazu stand der Rest der Außenanlage. Putz bröckelte von den Wänden, an einigen Stellen schaute das Ziegelwerk hervor. Der Boden, durch die Jahrhunderte blank geschliffen, wies Lücken auf, und wo die Pflastersteine fehlten, hatte man Sand aufgeschüttet. Die Kapitelle der Säulen waren mit Blumen, Heiligen und Fabelwesen verziert, an vielen Stellen fehlten die Figuren, die entweder gewaltsam herausgebrochen oder einfach irgendwann heruntergefallen waren. Von den Türen blätterte die Farbe.
Ich fand Caruso hinter einer Hecke liegend. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig.
»Aufwachen, Junior!«
Nichts rührte sich. Ebenso gut hätte ich Selbstgespräche führen können. Ich schüttelte ihn. Er ließ ein Grunzen hören und drehte sich auf die andere Seite. Ich schüttelte ihn erneut.
»Was ist?« Er blinzelte mich an, ein gescheiterter Versuch, die Augen zu öffnen.
»Du verpennst hier die Zeit, während sich draußen der Lauf der Welt ändert!«
»Hab ich das Mittagessen verschlafen?«
»Nein, aber du wirst nie erraten, was wir im Keller entdeckt haben. Und außerdem ist soeben ein Opernsänger angekommen.«
»Ein Opernsänger?« Caruso war sofort hellwach. »Der richtig singen kann?«
»Ich denke schon. So gut es Menschen eben beherrschen.«
»Ist er besser als ich?«
»Nun, ähhm, anders. Viel habe ich von ihm noch nicht gehört.«
»Pah! Menschen können nicht singen.« Wie zum Beweis stimmte er ein Lied aus Verdis »Aida« an. Wundervolle Klänge erfüllten die Luft. Man merkte eben, dass Sängerblut in Carusos Adern floss. Er stammte aus einer musisch begabten Familie.
»Wir haben im Keller eine Entdeckung gemacht...«, sagte ich.
»Erst will ich diesen Opernmenschen sehen«, unterbrach mich Caruso und sprang auf. »Mit eigenen Ohren hören.« Er trabte auf den Hof, ich ihm hinterher, vorbei an dem Gewächshaus. Kaum waren wir einige Meter gegangen, als eine Stimme rief: »Hallo, ihr beiden! Wartet auf mich.« Es war Tiffany, das Hausschwein des Klosters, besser gesagt das Maskottchen der Bewohner, denn niemand dachte wirklich daran, Tiffany einmal in den Kochtopf zu befördern. Sie bewohnte ein Strohlager im Stall neben dem Verschlag für die Hühner. Sie hatte weiche Borsten, ihre Ohren liefen spitz zu, ein anmutig geformter Rüssel schmückte das Gesicht. Unsere Ankunft hatte ihre Einsamkeit beendet – ich stellte mir das Leben nicht leicht vor, allein als Sau unter Mönchen und Hühnern. Ihre Eltern kannte sie nicht, die Mönche hatten die Waise aufgezogen und ihr ein Zuhause geboten. Tiffany begrüßte uns mit Nasewetzen, wir rieben die Rüssel aneinander, und ich roch das Parfüm von Löwenzahn und Lindenblüten. Caruso konnte gar nicht genug kriegen von dem Begrüßungszeremoniell, ich musste ihm diskret einen Stups in die Flanke geben.
»Caruso gedenkt, die neuen Gäste kennen zu lernen«, sagte ich. »Ein Tenor. Singt an der Oper.«
»So schön wie Caruso?«
»Anders.«
Dutzende von Petroleumlampen flackerten in der ehemaligen Krypta im Keller, zwei Handscheinwerfer tauchten die Gruft in Licht. In der Grube arbeitete Fra Lavello gemeinsam mit Eleonora und Fra Tettamonti. Der Abt stand mit mir am Rande des Geschehens. Er hatte sich endlich die Schilderungen der Padrona angehört und alles Nötige für eine genauere Untersuchung der beiden Skelette veranlasst. Lavello hatte er ausgewählt, weil der Novize in seinem früheren Leben etwas mit Medizin zu tun gehabt haben soll und im Kloster die Krankenpflege betreute. Er war der jüngste - und einzige – Neuzugang in der Abtei. Vor zwei Jahren hatte er plötzlich vor der Pforte gestanden und um eine Unterkunft gebeten. Die Mönche hatten ihm ein Zimmer im Gästehaus zugewiesen und ihm zu essen gegeben. Er beteiligte sich rege am Leben der Klostergemeinschaft, betete in der Kirche, half im Garten aus, legte den Verband an, als sich ein Bruder in der Küche beim Gemüseschneiden verletzt hatte. Nie drängte er sich auf, nie forderte er etwas. Über seine Vergangenheit schwieg er, allerdings fragte ihn auch niemand danach. Ein Monat verging, und Lavello bat um die offizielle Aufnahme in den Konvent. Aviano verordnete ihm eine Probezeit von einem Jahr, das Noviziat, die er bestand. Seitdem wartete der Novize darauf, ganz in den Konvent aufgenommen zu werden. Das alles hatte der Abt Eleonora nach unserer Ankunft erzählt.
»Vorsicht mit den Knochen«, warnte sein Mitbruder Tettamonti. Er trug wie alle anderen Gummihandschuhe. »Möglichst nichts berühren, damit wir die Ursprungslage der Skelette studieren können.«
Eleonora nahm einen Fetzen aus dem Sarkophag. »Sieht aus wie die Überreste eines Brokatstoffs.« Sie deutete ins Innere. »Dort liegen ähnliche Teile. Die eine Leiche hatte wohl ein Kleid an. Ein Festkleid. Brokat galt als sehr wertvoll.«
»Definitiv eine Frau, aber das Alter kann ich bei dem Zustand des Skeletts leider nicht mehr schätzen«, stellte Lavello über den ersten Schädel fest.
»Kümmert euch lieber um das andere Skelett«, sagte Tettamonti. »Das sieht äußerst seltsam aus. Wie ein Monstrum. Schwer vorstellbar, dass in diesem Knochenmachwerk eine menschliche Seele gehaust haben soll, das Bild könnte aus der Johannes-Apokalypse stammen.« Er schlug ein Kreuz. Tettamonti war ein groß gewachsener Mönch mit flinken Händen und Kraft beim Zupacken, 36 Jahre alt. Er hatte offenbar die Bibel über Jahre hinweg nicht nur gelesen, sondern geradezu inhaliert, und pflegte seine Gespräche mit Zitaten aus dem Buch Gottes zu würzen. Seine Gesichtszüge wirkten asketisch, die dunklen Augen verrieten Leidenschaft, sein Lächeln hatte etwas Einnehmendes und zugleich Schüchternes. Die Nähe zu einer Frau schien ihn zu irritieren, ständig rückte er von Eleonora ab, als würde er durch die Berührung an Ausschlag erkranken. Seit seinem 24. Jahr lebte er in der Abtei, er betreute die Bibliothek. Ursprünglich stammte er aus Rom. Sein Vater arbeitete als Lehrer, die Mutter erfüllte die Rolle der Hausfrau. Eleonora hatte er erzählt, dass er zunächst auf Wunsch seiner Eltern ebenfalls Lehramt zu studieren begonnen hatte. Aber schon bald störte ihn das Oberflächliche an der Universität, er wechselte in ein Priesterseminar. Dort hielt es der junge Mann ein Jahr aus, bevor es ihn in die Berge zog und er in der Abbazia di Benedetto landete. Seine Erfüllung fand er beim Meditieren und beim Lesen religiöser Texte, die er bald besser kannte als jeder andere im Kloster – einschließlich des Abtes.
»Was bedeutet das Kreuz zwischen den Rippen?« Aviano deutete auf das Frauenskelett. »Wu... wurde die Frau ermordet?« Er zögerte. »Mit ... einem sakralen Gegenstand?«
Eleonora zog das Kreuz heraus und hielt es in das Scheinwerferlicht. Ein dünner Schaft, der zum Ende spitz zulief. »Eisen, würde ich sagen. Die Handarbeit wirkt schlicht.« Sie drehte das Kreuz, hielt es schräg gegen das Licht. »Es sieht aus, als wäre da früher etwas eingraviert gewesen. Aber der Rost hat es unkenntlich gemacht.«
Lavello betastete die Rippenknochen. »Ich bin mir nicht sicher, ob das Kreuz im Körper der Frau steckte, ob da etwas Schreckliches passiert ist. Genauso gut könnte sein, dass es einst auf der Brust der Toten gelegen hat und im Laufe der Jahrhunderte durch die Verwesung verrutscht ist.«
»Glaubt ihr, die arme Seele – Gott hab sie gnädig – ruht hier wirklich schon sehr lange?« Die Stimme des Abtes senkte sich zu einem Flüstern. »Oder ist ...«
»Ihr meint, Padre, ob dieses Geschöpf Gottes erst kürzlich in den Sarg gepackt wurde? Welcher Beelzebub würde so etwas tun?« Tettamonti bekreuzigte sich wieder. »Ich werde gleich in der Kirche einen Rosenkranz für die ... die ... ähm ... Frau beten.«
»Wir alle sollten für die Verblichene beten«, sagte Lavello. »Es ist schwer festzustellen, wie lange sie bereits im Sarg liegt. Nach meiner Meinung jedoch nicht erst seit ein paar Jahren. Sondern wirklich schon Jahrhunderte. Aber ich kann mich irren. Ich hoffe, der Herr hat sie ins ewige Himmelreich aufgenommen.«
»Was bei dem anderen Skelett unwahrscheinlich ist.« Abscheu färbte Tettamontis Worte. »Ein Geschöpf Luzifers. Wie heißt es in der Heiligen Schrift: Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre, und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre.«
»Nun, das Lebewesen kam nicht gerade aus der Hölle«, sagte Lavello, »der große Kopf, der Rippenbogen, das ist eindeutig ein Tier. Der Teufel sieht anders aus.« Der Brustkorb wirkte deformiert, die Füße wie von einem Krüppel. Zwei Kohlestücke schienen die Augenhöhlen des Schädels zu markieren, das Gebiss war überdimensioniert, es wirkte, als würde das Gerippe über seine Betrachter lachen.
»Wie willst du das wissen, Bruder?« Tettamonti schauderte. »Bist du ihm bereits begegnet? Das Böse kann viele Gestalten annehmen.«
Ich wollte schon mit einem Raunzen protestieren, beherrschte mich aber. Für mich war seit dem Moment, da ich mit Eleonora das Skelett zum ersten Mal gesehen hatte, klar, was dort in dem Sarg lag, zu oft hatte ich solche Skelette schon gesehen. Aber hier, an diesem Ort ...
»Die Sache ist ganz einfach. Ich komme von einem Bauernhof, da kann ich die Überreste des zweiten Lebewesens eindeutig identifizieren.«
Eleonora sah die Mönche an. »Es besteht kein Zweifel: In der Gruft liegt ein Schwein.«
Danke. Wenigstens auf Eleonora war Verlass. Sie hatte zwar etwas länger gebraucht als ich, aber schließlich doch verstanden, dass sich hier vor uns die Überreste eines meiner Artgenossen ausbreiteten. Oder einer Artgenossin. Denn ich konnte nicht anders als an Lucrezia denken. Aber so richtig Sinn ergab auch diese Theorie nicht. Wer war diese Sau?