Читать книгу Gedemütigt Gequält Geschlagen - Die verzweifelte Suche nach meinem inneren Ich - Wolfram Alois Bader - Страница 12
7. Mein Stiefvater das Arschloch tritt in mein Leben
ОглавлениеSchon relativ bald nach meiner Geburt lernte meine Mutter meinen Stiefvater, Rainer Bader, 1931 geboren kennen; einen Ossi aus Leipzig, den es irgendwie in das kleine Dorf meiner Großeltern verschlug, wo er bei der ortsansässigen Baufirma als Bautechniker arbeitete. Laut Aussage meiner Mutter wurde ich von ihm bis zur Geburt meines Stiefbruders wie sein eigener Sohn behandelt, dann änderte sich das schlagartig und ich wurde eben mein ganzes Leben benachteiligt, wie der letzte Dreck behandelt und bekam auch nicht die notwendige Fürsorge eines „Vaters“. Ich erzähle später in einzelnen Episoden darüber. Meine Mutter und er zogen in eine gemeinsame Wohnung in München. Meiner Mutter, hirnlos wie sie ihr ganzes Leben lang war und bis zum heutigen Tage ist, konnte es nicht schnell genug gehen, wieder schwanger zu werden. Rein rechnerisch muss das um Weihnachten 1964 passiert sein, denn mein Stiefbruder kam im Herbst 1965 zur Welt. Im April davor wurde noch schnell geheiratet und eine neue 3-Zimmer Sozialwohnung in bezogen. Laut eigenem Bekunden wollte meine Mutter, dass mein Stiefvater mich adoptiert, damit ich die gleichen Rechte wie mein Stiefbruder hätte. Das lehnte er jedoch ab. Stattdessen wollte er, dass ich aber den Familiennamen „Bader“ bekam, damit nach außen hin das Bild der „normalen Familie“ vorhanden war. Und so hieß ich auf einmal nicht mehr „Jaspers“, sondern „Bader“. Das war nicht das erste aber schon wieder ein entscheidendes weiteres Mal, dass einfach über meinen Kopf hinweg entschieden wurde; das erste Mal bezüglich des Kontakts zu meinem leiblichen Vater. Ich frage mich noch heute, wie schwach und blöd meine Mutter gewesen sein muss, um sich auf so einen „schlechten Deal“ einzulassen. Offensichtlich war für sie ihr eigenes Wohl wichtiger, als das eines ihrer Kinder. Schwach war sie, wie sich noch zeigen wird, ihr ganzes Leben lang. Diese Schwäche zeigte sich mir gegenüber auf vielfältige Art und Weise; Jähzorn, Ungerechtigkeit, körperliche Gewalt, Erniedrigung, Geringschätzung, Missachtung.
Dieses Dreckschwein von Stiefvater hat mich manchmal nur mit einem bohrenden Blick fixiert, wenn ich etwas gemacht habe (z. B. leise vergnügt ein Lied gesummt), was ihm nicht gefiel. Natürlich gab ich jedes Mal sofort das auf, was ich gerade gemacht hatte. Ist das nicht eine verdammt niederträchtige Art, jemandem seine Missgunst zu zeigen und zu demonstrieren, dass man der Stärkere ist!?
An die nächsten Jahre bis zu meiner Einschulung habe ich wenige Erinnerungen. Wir fuhren oft übers Wochenende, so wie alle meine Onkel und Tanten, zu meinen Großeltern. Es wurde gefeiert, gefrühschoppt, laut gestritten und am Sonntag zerstreuten sich alle wieder in alle vier Himmelsrichtungen.
Eine Erinnerung habe ich doch noch. Der cremefarbene Opel Rekord 1700, den wir hatten, hatte einen Tacho mit einem Farbband, das je nach Geschwindigkeit von grün über orange nach rot wechselte.
An einen heftigen Streit erinnere ich mich noch. Es war Usus, den Geburtstag meines Opas jedes Jahr zu feiern, da dieser unmittelbar vor einem Feiertag lag. Es war gerade zu der Zeit als meine doofe Tante Lotte mit ihrem Mann Bernhard das Haus meiner Großeltern übernommen hatten. Mein Stiefvater sollte die Umbaupläne dafür machen. Anstatt eine Planung zu erstellen, die sich am kleinen Geldbeutel meiner Tante und ihres Mannes orientierte, plante er einen riesigen Umbau, um vor allem genügend Räume als Übernachtungsmöglichkeiten für alle Onkel, Tanten und Kinder einzuplanen. Zuallererst hatte er natürlich seine Übernachtungsmöglichkeit im Sinn. Darüber kamen mein Stiefvater und mein Onkel am Geburtstagsabend massiv in Streit; ein Wort gab das andere. Am nächsten Tag hat sich mein Onkel für sein Verhalten entschuldigt. Mein Stiefvater, so wie es eben die Art dieses Arschlochs war, hat die Entschuldigung abgelehnt. Wir fuhren daraufhin schon am Vormittag heim. Zuhause herrschte eisiges Schweigen zwischen meiner Mutter und meinem Stiefvater. Am Nachmittag besuchte ich einen Nachbarsjungen. Ich hielt diese Eiseskälte daheim nicht mehr aus. Ich brauchte einfach jemanden zum Reden. Am Abend wieder daheim angekommen, machte mir meine Mutter die höchsten Vorwürfe, dass ich sie in so einer schwierigen Situation allein gelassen hätte. Diese dumme, schwache Frau war wieder einmal nicht in der Lage, ihr Problem selbst zu lösen. Nein, sie machte es auch zu meinem Problem, obwohl es mich überhaupt nichts anging. Ich war damals so um die 16 Jahre jung.