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MYKENE

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Als mykenische Kultur bezeichnet man eine spätbronzezeitliche Kultur (16.–11. Jh. v. Chr.) auf dem griechischen Festland. Die bekanntesten Zentren sind das namensgebende Mykene und Tiryns in der Landschaft Argolis auf der Peloponnes mit ihren gewaltigen Burganlagen.

In der Forschung wird der mykenischen Kultur eine übergeordnete Bedeutung zugewiesen, weil durch sie ein Kulturraum entstand. In diesem wurden die elementaren Grundlagen der griechischen und damit europäischen Kultur geschaffen. Im europäischen Gedächtnis ist die mykenische Kultur über Jahrtausende hinweg durch die Werke Homers verankert worden. Homers Schaffenszeit wird in die 2. Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. datiert. Er gilt als erster Dichter der europäischen Kultur. In seinen Werken, der „Ilias“ und der „Odyssee“, griff er mythologische und vielleicht historische Stoffe auf, die aus mykenischer Zeit stammen.

Im 13. Jh. v. Chr. wurde der Akropolishügel zu einer Festung ausgebaut. Spuren eines Palastes und Reste der mykenischen Befestigungsmauern konnten auf der Akropolis nachgewiesen werden. Um sich der Bedeutung des mykenischen Burgberges klar zu werden, ist ein Vergleich mit anderen mykenischen Akropolen angebracht: Mykene wies eine Fläche von 30.000 m2 auf, Tiryns 20.000 m2, während die athenische Akropolis 35.000 m2 maß. Passend zu dem neuen Charakter des Akropolishügels wurde eine Wasserquelle erschlossen.

„Sprach sie und eilte hinweg, die helläugige Göttin Athene, Über das wüste Meer aus Scherias lieblichen Auen, Bis nach Marathon und bis Athens weiträumige Straßen, Trat dann ins prächtige Haus des Erechtheus.“

Homer, Odyssee 7, 78–81

Die Stelle aus der „Odyssee“ weist auf den aufwendigen Palastbau auf der Akropolis hin. Mit Erechtheus wird einer der mythischen – vielleicht auch einer der historischen Könige mykenischer Zeit – erwähnt.

Das durch die „Dorische Wanderung“ eingeleitete Ende der mykenischen Welt um 1200 v. Chr. traf auch Athen, das allerdings als größte Siedlung Attikas überleben konnte. Die Zeit nach dem Untergang der mykenischen Welt wird „Dunkles Zeitalter“ (aus dem engl. Dark Ages) genannt. Auch wenn die einst damit verbundene Vorstellung eines umfassenden kulturellen und zivilisatorischen Verfalls durch die Forschung inzwischen relativiert wird, verbindet sich mit dieser Epochenbezeichnung doch das Fehlen schriftlicher Zeugnisse.

Was ist die „Dorische Wanderung“?

In der Geschichtsforschung begründet man das Ende der mykenischen Welt mit der „Dorischen Wanderung“. Was darunter zu verstehen ist, wird recht kontrovers diskutiert. Man geht davon aus, dass Bevölkerungsgruppen aus Nordwest- und Mittelgriechenland in den mykenischen Raum langsam einwanderten. Die Chronologie dieser Landnahme ist in Teilen ungesichert und kann auch archäologisch nicht erfasst werden.

Für die Geschichte Athens in den folgenden Jahrhunderten sind wir auf archäologische Befunde und Funde angewiesen. Sie belegen für die Zeit vom 10.–8. Jh. v. Chr. einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg. Parallel mit dieser Entwicklung bildete sich eine aristokratische Herrschaft heraus. Als Ausdruck dieser Gesellschaftsform mag man das im Jahr 683/2 v. Chr. eingeführte Amt des Archon (des höchsten Verwaltungsbeamten für ein Jahr) anführen.

Wie in allen Gesellschaftsformen gab es auch in der Athens Einzelne oder Gruppen, die versuchten, die Macht an sich zu reißen. Im Jahr 632 v. Chr. wollte Kylon, der 640 v. Chr. in Olympia gesiegt hatte, eine Tyrannis (die Herrschaft eines Einzelnen ohne Rechtsgrundlage) errichten, ganz nach dem Vorbild seines Schwiegervaters, Theagenes von Megara. Jedoch scheiterte sein Versuch: er musste mit seinen Anhängern auf die Akropolis fliehen und die Asylie in Anspruch nehmen. Es fiel dem Archon Megakles aus der Familie der Alkmaioniden zu, das Problem zu lösen, indem er die Aufrührer töten ließ. Dabei verletzte er die Asylie und die Familie wurde deshalb verflucht und verbannt.

„[…] da war vor Zeiten ein Athener Kylon gewesen, ein Olympiasieger, adlig und mächtig, […] und da er das Orakel in Delphi befragte, lautete der Wahrspruch des Gottes, am Hochfest des Zeus solle er die Akropolis besetzen. […] Als es aber die Athener merkten, rückten sie mit dem ganzen Aufgebot von den Dörfern her gegen sie und legten sich um die Burg, sie einzuschließen. Auf die Dauer war freilich den meisten die Belagerung zu aufreibend; sie zogen ab und gaben den neun Archonten Auftrag und Vollmacht, die Bewachung und alles nach bester Einsicht zu ordnen. […] und da einige der Belagerten schon an Hunger starben, setzten sie sich als Schutzflehende an den Altar auf der Akropolis. Als die mit der Wache beauftragten Athener sie im Heiligtum dahinsterben sahen, hießen sie sie aufstehen, sie würden ihnen nichts tun; dann führten sie sie ab und töteten sie. Einige hatten sich auch beim Vorüberzug an die Altäre der Ehrwürdigen gesetzt und wurden dort niedergemetzelt. Seither hießen die Schuldigen Frevler und Verfluchte der Göttin.“

Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges 1, 126; Übers.: G. P. Landmann

Thukydides (vor 454–spätestens 396 v. Chr.) stammte aus einer aristokratischen Familie Athens, war aktiver Teilnehmer am Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.), der großen Auseinandersetzung zwischen Athen und Sparta um die Vorherrschaft in Griechenland. Er wurde 424 v. Chr. aufgrund einer militärischen Niederlage aus Athen verbannt. Aus diesen Erfahrungen heraus verfasste Thukydides eine ausführliche Darstellung des Krieges und seiner Vorgeschichte. Der Grad der historischen Reflexion lässt seine Geschichte des Peloponnesischen Krieges zu einer Quelle ersten Ranges werden, die bis heute Maßstäbe gesetzt hat.

Vielleicht auch als Reaktion auf die eben beschriebenen Geschehnisse kam es zu den Gesetzgebungsverfahren Drakons (2. Hälfte 7. Jh. v. Chr.) und Solons (um 640–560/59 v. Chr.). Drakon kümmerte sich u.a. um die Strafgesetzgebung. So spricht man noch heute von drakonischen Strafen. Wichtig für eine geordnete Gesellschaft war aber, dass er die Blutrache verbot, die auch heute noch in vielen Kulturen vorkommt und einen Aufbau bürgerlicher Strukturen verhindert.

Als Archont des Jahres 594 v. Chr., und zudem von seinen adligen Standesgenossen mit außerordentlichen Kompetenzen ausgestattet, gab Solon dem Staat die Verfassung, die einen sozialen Ausgleich innerhalb der athenischen Bevölkerung ermöglichte.

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