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LUCIUS AEMILIUS PAULLUS – FELDHERR UND GRIECHENFREUND
Оглавление„Von dort [Oropos] ging er nach Athen, das zwar auch voll ist von seinem alten Ruhm, aber auch viel Sehenswertes besitzt: die Burg, die Häfen, die Mauern, die Piräus mit der Stadt verbinden, die Werften, die Denkmäler seiner großen Feldherren, die Bildnisse von Göttern und Menschen, ausgezeichnet durch jede Art von Material und künstlerische Fertigkeit.“
Livius, Ab urbe condita 45, 27, 11; Übers.: H. J. Hillen
L. Aemilius Paullus (ca. 228–160 v. Chr.) war Angehöriger der römischen Aristokratie und durchlief die übliche Ämterlaufbahn. Aufgrund seiner persönlichen Integrität und seiner Fähigkeiten war er zweimal Konsul (182 und 168 v. Chr.). Im zweiten Konsulat führte er erfolgreich den Oberbefehl im Dritten Makedonischen Krieg (171–168 v. Chr.). Er besaß eine Neigung zur griechischen Kultur, doch er war kein politischer Philhellene, d.h., dass er bei seinen Entscheidungen immer das Wohl Roms im Auge behielt und sich von seinen privaten Interessen nicht ablenken ließ.
Eine Zäsur in der Geschichte Athens stellten sicher die Ereignisse des Ersten Mithridatischen Krieges (89–85 v. Chr.) dar. Mithridates VI. von Pontos (König 120–63 v. Chr.) hatte seit dem späten 2. Jh. v. Chr. immer wieder versucht, sein Reich auszudehnen. Dabei wurde er aber auf Bitte der Bedrängten von Rom in seine Schranken verwiesen. Als Italien durch den Bundesgenossenkrieg (91–87 v. Chr.) – es ging im Wesentlichen darum, dass die italischen Bundesgenossen die gleichen Rechte wie die Römer haben wollten – ins Chaos stürzte, glaubte er, dies sei seine Stunde und überrannte die römische Provinz Asia. Diesmal hatte er seine Pläne größer dimensioniert und u.a. Athen in ein Bündnis eingebunden. Rom, gelähmt vom Bundesgenossenkrieg und innenpolitischen Auseinandersetzungen, musste zunächst den Verlust Griechenlands und der Provinz Asia hinnehmen. Nachdem L. Cornelius Sulla (138–78 v. Chr.) in Rom für Ordnung gesorgt hatte, eröffnete er den Krieg gegen Mithridates und seine Verbündeten. Im Sommer 87 v. Chr. begann die römische Belagerung Athens und des Piräus. Sie zog sich bis zum 1. März 86 v. Chr. hin. Aufgrund der langen Belagerung und des Spottes, den die Athener mit Sulla getrieben hatten, war allen klar, was auf Athen zukam. Die Stadt musste einen hohen Blutzoll zahlen und erfuhr erhebliche Zerstörungen. Darüber hinaus wurde die Stadt gründlich geplündert.
„Da sie (die athenischen Unterhändler) aber, anstatt annehmbarer Vorschläge zu machen, nur mit Theseus, Eumolpos und den Perserkriegen herumprahlten, gab ihnen Sulla den Bescheid: ‚Geht nach Hause, ihr Glücklichen, und nehmt eure schönen Reden nur wieder mit. Die Römer haben mich nicht nach Athen geschickt, um Geschichte zu studieren, sondern um Abtrünnige wieder zum Gehorsam zu bringen.‘“
Plutarch, Sulla 13; Übers.: W. Ax
„Was die besten Bürger zu Furcht und Verzweiflung trieb, war der Gedanke, daß sie von Sulla weder Menschlichkeit noch Mäßigung zu erwarten hatten. Endlich baten zwei verbannte Athener, Meidias und Kalliphon, ihn fußfällig um Gnade; auch alle Senatoren, die den Feldzug mitmachten, legten ein Wort für die Stadt ein und Sulla selbst hatte seinen Rachedurst gestillt. Da stimmte er ein Loblied auf die Athener der alten Zeiten an und versprach, vielen um weniger willen und den Lebenden um der Toten willen zu verzeihen.“
Plutarch, Sulla 14; Übers.: W. Ax
Plutarch (45–vor 125) stammte aus einer wohlhabenden Familie in Chaironeia. Er verfasste zahlreiche Schriften unterschiedlicher Art, von denen die Parallelbiographien wohl die bekanntesten sind. In ihnen wollte er keine Geschichte schreiben, sondern Charakterbilder berühmter Persönlichkeiten vor dem Hintergrund philosophischer Überlegungen darstellen. Dabei stellte er je einen Griechen und einen Römer gegenüber. Trotz dieser Intention sind die Biographien als Quelle für die moderne Historiographie sehr wichtig.
Diese Behandlung Athens sollte sich als innenpolitischer Fehler erweisen, weil das ein Verhalten war, das man einer Stadt wie Athen nicht entgegenbrachte. Als Sulla im Jahre 84 v. Chr. nach Athen zurückkehrte, zeigte er sich als Philhellene. Die wichtigste Entscheidung, die er traf, war die Gewährung des Status als freie und verbündete Stadt. Aber all dies änderte nichts daran, dass Athen politisch endgültig an Bedeutung verlor.
Um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. schien eine neue Epoche für Athen zu beginnen. Im Jahre 51 v. Chr. gelang es den Athenern, für den Bau einer neuen Agora die Unterstützung C. Julius Caesars (100–44 v. Chr.) zu gewinnen, der seit der Eroberung Galliens zu einer der beherrschenden Gestalten Roms geworden war. Caesars Politik rief in Rom aber schnell seine politischen Gegner auf den Plan, sodass ein Bürgerkrieg (49–48 v. Chr.) unausweichlich wurde. Caesars wichtigster Gegenspieler war dabei der römische Feldherr und Politiker Cn. Pompeius Magnus (106–48 v. Chr.). Statt sich ruhig zu verhalten, schlug sich Athen auf die Seite des späteren Verlierers Pompeius; im Jahre 44 v. Chr. ehrte es sogar die Mörder Caesars durch Statuen auf der Agora. Damit war klar: Octavian, der Großneffe und Adoptivsohn Caesars, der spätere Augustus (reg. 27 v. Chr.–14 n. Chr.), würde Athen nicht mit Wohltaten überschütten. Erst im Jahre 19 v. Chr. besuchte der Kaiser die Stadt. In der Folgezeit wurde eine Reihe von Bauprojekten durchgeführt, die z.T. von Augustus selbst oder seinen Freunden und Familienangehörigen initiiert wurden.
Die Rolle als Ort der philosophisch-rhetorischen Ausbildung für die römische Oberschicht verfestigte sich während der Kaiserzeit und das Interesse für griechische Kultur spiegelte sich in der Regierungszeit Hadrians (Kaiser 117–138) in umfassenden Bauprogrammen wider. Das deutlichste Zeugnis für das Selbstverständnis des Kaisers sollte das Hadrianstor am Olympieion (s.u.) sein, von dessen zwei Inschriften eine Hadrian als Neugründer Athens darstellt. Es wurde in der Forschung auch schon einmal die Meinung vertreten, Hadrian habe mit all seinen Baumaßnahmen den Grundstein dafür legen wollen, Athen vom kulturellen zum politischen Zentrum der östlichen Reichshälfte aufzuwerten. Dazu sollte es allerdings nicht kommen.
Der Niedergang der Stadt wurde durch verschiedene Faktoren herbeigeführt. Mit der allgemeinen Schwäche des Römischen Reiches gelang es Feinden zunehmend, in dieses einzudringen. So wurde Athen im Jahr 267 durch die Heruler, einen germanischen Volksstamm, geplündert. Eine weitere Plünderung erfolgte durch die Westgoten unter Alarich im Jahr 395. Später suchten Piraten, Araber, Bulgaren und Slawen die Stadt heim.