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DAS GRAB DES SOLON AUF DEM KERAMEIKOS-FRIEDHOF?

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Aufgrund schriftlicher Quellen wusste die Forschung, dass Solon seine letzte Ruhestätte auf dem Kerameikos-Friedhof in der Nähe des Tritopatreion gefunden hatte. Während der Ausgrabungen stieß man auf eine heute im Kerameikos-Museum befindliche Grabstele aus Poros, die einen unbekleideten Mann mit Schwert und Gehstock zeigt. Überlegungen zur Ikonographie dieser Stele und die Verbindung mit den Informationen der schriftlichen Quellen haben bei Teilen der Forschung die Vermutung aufkommen lassen, diese Stele mit dem Solongrab in Verbindung zu bringen. Ein Porträt darf man allerdings nicht darin sehen.

Wohl die wichtigsten von Solon durchgesetzten Maßnahmen betrafen finanzielle Aspekte. Mit der Einführung der Geldwirtschaft ab etwa 650 v. Chr. war es zu Verwerfungen in der athenischen Gesellschaft gekommen. Vor allem Kleinbauern und kleine Handwerker waren in die Schuldenfalle geraten. Es entstand ein Abhängigkeitsverhältnis zu den aristokratischen Familien, das man als Leibeigenschaft oder Schuldsklaverei bezeichnen kann. Solche Verhältnisse bargen ein gewaltiges Potential für soziale Unruhen in sich. Solon hob daher die Schuldsklaverei auf.

Durchaus ähnlich zu verstehen ist auch die Unterteilung der Bevölkerung in Vermögensklassen, sodass jeder athenische Bürger nach seiner Leistungsfähigkeit belastet wurde. Zugleich war diese Einteilung die Grundlage für die Wehrverfassung.

Neben dem Areopag, der Versammlung der ehemaligen Archonten, führte er den „Rat der 400“ ein. Dieser wurde aus dem Kreis der waffenfähigen Bürger gewählt.

Die gesetzlichen Maßnahmen reichten aber nicht aus, um den sozialen Frieden in Athen dauerhaft zu gewährleisten. Dem aus aristokratischen Hause stammenden Peisistratos gelang es 561/60 v. Chr., gestützt auf Handwerker und Kleinbauern, eine Tyrannis zu errichten, die seine Söhne in Folge bis 510 v. Chr. aufrecht erhielten. Die Tyrannis der Peisistratiden darf nicht zu kritisch gesehen werden, weil in dieser Periode die Stadt eine Blütezeit durchlebte. In dieser Zeit entstanden erstmals viele jener Bauwerke, die einen städtischen Charakter ausmachten.

Noch vor dem Entstehen der Tyrannis war im Jahr 566/5 v. Chr. ein wichtiges religiöses Ereignis in kanonisierte Form gebracht worden: die Großen Panathenäen. Dabei handelte es sich um eine Kultfeier zu Ehren der Athena mit gymnischen, hippischen (Pferdesport) und musischen Wettkämpfen.

514 v. Chr. wurde Hipparchus, einer der Söhne des Peisitratos, von den Athenern Harmodios und Aristogeiton wohl aus persönlichen Gründen ermordet. Unter seinem Bruder Hippias entwickelte sich aus der gemäßigten Tyrannis eine reine Gewaltherrschaft.

Der athenische Politiker Kleisthenes (spätes 6. Jh. v. Chr.) beendete in Verbindung mit dem spartanischen König Kleomenes I. (reg. ca. 520–488 [?] v. Chr.) die Peisistratidenherrschaft. Im folgenden Jahrzehnt führte er eine umfassende Verfassungsreform durch und legte damit die Grundlagen für die klassische athenische Demokratie. Die wichtigste Maßnahme war die Schaffung von zehn Phylen (Verwaltungseinheiten eines griechischen Stadtstaates), die sich gleichmäßig auf die Stadt, das Land und die Küste verteilten. Aus den Phylen wurden jeweils 50 Abgeordnete in den neu geschaffenen „Rat der 500“ geschickt, aus dem heraus die allgemeine Verwaltung (prytaneia) geschöpft wurde. Zugleich bildeten die Phylen den Rahmen für eine neue Wehrverfassung. Ebenfalls von Bedeutung war die Schaffung des Scherbengerichtes (ostrakismos). Dieses kann man als Regulativ gegen potentielle Verwerfungen im Staatswesen auffassen.

„Nach diesen Vorgängen wurde die Verfassung viel demokratischer als die Solons; denn wie es sich so ergab, verloren die Solonischen Gesetze ihre Wirkung, da sie nicht angewendet wurden, während Kleisthenes mit Blick auf die Gunst des Volkes, andere, neue gab, darunter auch das Gesetz über des Scherbengericht.“

Aristoteles, Der Staat der Athener 22, 1; Übers.: P. Dams

Eine weltgeschichtlich bedeutende Rolle sollte Athen aber im 5. Jh. v. Chr. spielen. Im Laufe des 6. Jhs. v. Chr. hatten die Perser ein Reich aufgebaut, das auch die griechischen Siedlungsgebiete in Ionien (heute Westtürkei) umfasste. Die Unzufriedenheit der dortigen Griechen mit der neuen politischen Situation führte zum Ionischen Aufstand (499–494 v. Chr.), der mit der Niederlage der Ionier endete. Die Perser nahmen den Umstand, dass der Aufstand aus dem griechischen Mutterland unterstützt wurde, zum Anlass, die Eroberung Griechenlands ins Auge zu fassen. Im Jahre 490 v. Chr. konnten jedoch athenische Hopliten (schwerbewaffnete Krieger) unter der Führung des Miltiades (ca. 555–nach 489 v. Chr.) die Perser bei Marathon schlagen.

Der Name „Scherbengericht“ leitet sich von óstrakon (gr. Scherbe) ab, weil die Namen derjenigen, die verbannt werden sollten, auf Tonscherben eingeritzt wurden. Beispiele von solchen Scherben sind heute im Agora-Museum oder auch im Kerameikos-Museum ausgestellt. Es tauchen dabei Namen wie der des Kimon oder des Themistokles auf.

Das Scherbengericht ermöglichte es den athenischen Bürgern, einflussreiche Mitbürger für zehn Jahre aus der Stadt zu verbannen. Sie waren damit von politischen Entscheidungen ausgeschlossen. Ein Vergehen war nicht die Voraussetzung für die Verbannung. Das Vermögen der Exilierten blieb unangetastet. Was zunächst als Mittel zur Abwehr einer neuen Tyrannis gedacht war, sollte später zum Instrument der athenischen Innenpolitik werden.

In den Jahren nach 490 v. Chr. strahlte ein neuer Stern am politischen Himmel Athens: Themistokles (525–459 v. Chr.). Dieser setzte ein großes Flottenbauprogramm durch, weil er die Zukunft seiner Heimatstadt auf dem Meer sah.

Der persische Großkönig Xerxes I. (reg. 486–465 v. Chr.) unternahm in den Jahren 480/79 v. Chr. einen neuen Eroberungsversuch. Dieser scheiterte mit dem athenischen Seesieg von Salamis und der Feldschlacht von Plataiai in Böotien.

„Nun baute er (Themistokles) den Peiraieus aus, weil er die günstige Lage der Häfen erkannt hatte, und machte so aus Athen eine wirkliche Seestadt, obwohl er damit den Grundsätzen der alten attischen Könige zuwiderhandelte. Diese hatten sich nämlich, so heißt es, alle Mühe gegeben, das Augenmerk der Bewohner vom Meer fort auf die Ausnutzung des Bodens zu lenken und sie an ein Leben ohne Schiffahrt zu gewöhnen.“

Plutarch, Themistokles 19; Übers.: W. Ax

Offenbar gehörte es zur Strategie des Themistokles, den Persern den Eindruck zu vermitteln, man erwarte eine Niederlage und würde deshalb Athen räumen. Die persischen Landstreitkräfte besetzten daher die verlassene Stadt, plünderten und zerstörten sie weitgehend.

Als die athenischen Bürger in ihre Heimat zurückkamen, fanden sie nur noch Schutt und Asche vor. Viele Kunstdenkmäler aus früheren Zeiten wurden wegen ihrer Beschädigungen abgeräumt. Themistokles, der dem Erfolg nicht so recht trauen mochte, ging daran, die zerstörte Heimat nicht nur aufzubauen, sondern umfassende Befestigungsanlagen zu errichten, so auch die Langen Mauern, die die Stadt Athen mit dem Hafen Piräus verbanden.

Heroisierte Tyrannenmörder – Erinnerungsorte der athenischen Demokratie

Zu den Denkmälern, die von den Persern verschleppt wurden, gehörte die Statuengruppe des Harmodios und Aristogeiton, den Tyrannenmördern. Die Bronzegruppe war 510 v. Chr. vom athenischen Bildhauer Antenor geschaffen worden und sollte als Staatsdenkmal ein Zeugnis der neuen Freiheit nach dem Sturz der Peisistratiden sein. Nicht nur die Heroisierung der beiden Attentäter, sondern auch der Aufstellungsort der Gruppe auf der Agora verdeutlicht dies. Umso schmerzhafter war für die Athener deren Verschleppung. Schon 477/76 v. Chr. entstand eine neue Bronzegruppe durch Kritios und Nesiotes (zwei athenische Bronzebildner), deren Aussehen durch römische Marmorkopien (heute in Neapel, Museo Archeologico) überliefert ist. Nachdem Alexander der Große Persien besiegt hatte, sorgte er aus politischen Erwägungen heraus für die Rückführung der Gruppe. So standen schließlich zwei Tyrannenmördergruppen auf der Agora.

Aber auch politisch sollten sich die Verhältnisse in Griechenland ändern. Mit dem Sieg über die Perser hatte Athen die Führungsrolle erlangt und Sparta verdrängt. Damit war die Grundlage für weitere Konflikte in der griechischen Welt entstanden. Als Instrument der neuen Machtpolitik schuf man im Jahre 477 v. Chr. den Delisch-Attischen Seebund, der die Aufgabe hatte, finanzielle und militärische Mittel für die Abwehr eines erneuten persischen Angriffes bereit zu stellen. In ihm waren die ionischen Städte und Athen vereinigt, denen später weitere Städte zwangsweise angegliedert wurden.

Zunächst war die Insel Delos als Bundessitz vorgesehen. Im Jahre 454 v. Chr. verlegte man die Institutionen des Bundes einschließlich der Kasse nach Athen.

Aber zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Personalkarussell dort mehrfach gedreht. Themistokles war 471/70 v. Chr. durch das Scherbengericht zunächst verbannt und dann sogar wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden, hatte sich aber in den persischen Hoheitsbereich retten können. Sein Gegenspieler Kimon (ca. 510–450 v. Chr.), der Sohn des Miltiades, wurde 462 v. Chr. auf Betreiben des Ephialtes (1. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr.) verbannt. Eine stabilere innenpolitische Lage entstand, als 460 v. Chr. Perikles (495/490–429 v. Chr.) zur führenden Persönlichkeit im Staate wurde. Außenpolitisch und für Athen selbst bedeutend war der „Kalliasfrieden“ im Jahre 448 v. Chr., der formell den Krieg zwischen dem Seebund und Persien beendete.

Mit Sicherheit kann man das Zeitalter des Perikles als Blütezeit Athens bezeichnen. Etwa 100.000 Menschen lebten hier. Ausdruck dieser kulturellen und politischen Hochzeit war das Bauprogramm, das ab 448 v. Chr. einsetzte. Es lohnt sich, einen Blick auf die ökonomischen Grundlagen zu werfen, die dies erst ermöglichten.

„Zusammenfassend sage ich, daß insgesamt unsre Stadt die Schule von Hellas sei, und im einzelnen, wie mich dünkt, derselbe Mensch bei uns wohl am vielseitigsten mit Anmut und gewandt sich am ehesten in jeder Lage selbst genügen kann.“

Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges 2, 41, 1; Übers.: G. P. Landmann

Der Auszug aus der berühmten Leichenrede des Perikles für die Gefallenen aus dem ersten Kriegsjahr 431 verdeutlicht, auch wenn die Rede in starkem Maße von Thukydides gestaltet und keinesfalls eine wörtliche Wiedergabe ist, dass Athen sich als Zentrum der griechischen Welt verstand. Dieses Bild sollte die Jahrhunderte überdauern.

Bei deren Betrachtung wird man sicher mehrere Bereiche unterscheiden müssen. Die Landwirtschaft bildete die wirtschaftliche Grundlage Athens, auch wenn die Anbauflächen nicht ausreichten, um die attische Bevölkerung aus eigener Kraft zu ernähren. Dazu musste Getreide importiert werden. Auf der anderen Seite war man so klug, hochwertige Produkte anzubauen und zu kultivieren wie etwa Olivenbäume, deren Öl auf den Märkten der damaligen Welt gut absetzbar war.

Ein anderer Faktor im Wirtschaftsleben Athens war der Bergbau im Lauriongebirge. Silber und Blei wurden hier gefördert.

Von Bedeutung waren auch die Einnahmen des Delisch-Attischen Seebundes. Einen guten Teil davon verwandte man für die Bauprojekte, ohne sich wirklich Gedanken über die Konsequenzen zu machen, wie etwa über die zunehmende Unzufriedenheit der Bundesgenossen mit den hegemonialen Allüren Athens. Durch die so finanzierten Bauprojekte konnten in Athen Handel und Handwerk gedeihen.

Im Zusammenspiel all dieser Faktoren gelang es Athen, zur dominierenden Wirtschaftsmacht des 5. Jhs. v. Chr. aufsteigen.

Unter den Griechen und Barbaren sind allein sie [die Athener] in der Lage, Reichtum [aus dem Seehandel] zu besitzen. Denn wenn irgendeine Stadt reich an Holz für den Schiffsbau ist, wo wird sie es verkaufen, wenn es dem Herrscher über das Meer nicht gefällt? Was aber, wenn eine Stadt reich an Eisen oder Kupfer oder Flachs ist, wo wird sie einen geeigneten Markt finden, wenn sie nicht die Zustimmung des Beherrschers der See hat?“

Pseudo-Xenophon, Der Staat der Athener 2, 11; Übers. zit. nach R. Flacelière, Griechenland (1977) 194

Zwangsmaßnahmen gegen Bundesmitglieder und das Eingehen von Bündnissen gegen Sparta führten schließlich 432 v. Chr. zur Kriegserklärung Spartas an Athen. Perikles setzte daraufhin seine Kriegsstrategie um: er ließ das attische Land räumen, evakuierte die athenische Bevölkerung hinter die Langen Mauern und setzte voll auf den Seekrieg. Diese Strategie ging aber nicht auf, weil es bereits 429 v. Chr. zum Ausbruch einer Epidemie im übervölkerten Athen kam und die eindringenden Spartaner, die ungehindert das Umland plündern konnten, dessen wirtschaftliche Grundlagen zerstörten.

Nach wechselhafter Kriegsführung und Ausdehnung des Kriegsgeschehens bis nach Sizilien und der Niederlage von Aigos potamoi (Ort auf der h. Halbinsel Gallipoli) musste Athen im Jahre 404 v. Chr. kapitulieren. Perikles, dessen Politik mit zu dem Krieg geführt hatte, erlebte das Ende des Konfliktes nicht mehr; er war bereits 430 v. Chr. entmachtet und im folgenden Jahr verstorben.

Nach der Niederlage im Peloponnesischen Krieg verlor Athen seine Befestigungen und musste das von Sparta aufgezwungene politische System der 30 Tyrannen akzeptieren. Das Terrorregime ließ schnell Widerstand in der Stadt aufkommen. Verbannte und Emigranten unter der Führung des Feldherrn und Politikers Thrasybulos (spätes 5.–4. Jh. v. Chr.) gingen militärisch gegen den verhassten Gegner und damit auch gegen die Spartaner vor. Letztendlich brachte der spartanische Einsatz einen Ausgleich zwischen den Konfliktparteien, der 403 v. Chr. zur Wiedereinführung der Demokratie führte. Die im Konflikt gefallenen Spartaner sollten ihre Grabstätte auf dem Kerameikos finden.

Wie tief aber die Wunden waren, welche die Herrschaft der 30 hinterlassen hatte, zeigt der Fall „Sokrates“. Hatte man noch 404/3 v. Chr. eine Amnestie versprochen, wurde der Philosoph Sokrates, den man im Umfeld der Tyrannen gesehen hatte, 399 v. Chr. angeklagt und zum Tode verurteilt.

Athen mochte zwar den Krieg verloren haben, jedoch konnte man schon bald die Befestigungen wieder herstellen. Allerdings unterstützte der alte Erzfeind Persien die Athener, weil man die Macht Spartas beschneiden wollte. In verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen gelang es Athen, die Spartaner zu besiegen. Als Resultat entstand 377 v. Chr. der zweite Delisch-Attische Seebund, der Athen aber nicht mehr den Einfluss zubilligte als im ersten Seebund.

Mit der verringerten militärischen und politischen Macht im 4. Jh. v. Chr. ging eine andere Entwicklung einher. Athen entwickelte sich zu einem der bedeutendsten kulturellen Zentren, vor allem der Philosophie mit Vertretern wie Platon, Aristoteles, Epikur und Zenon oder der Rhetorik mit Demosthenes, Aischines oder Isokrates.

Während sich Athen im neuen Glanz sonnte, veränderte sich die politische Landkarte Griechenlands massiv. Makedonien hatte unter seinem König Philipp II. (reg. 359–336 v. Chr.) seinen Einfluss ausgedehnt und nach der Schlacht von Chaironeia alle griechischen Staaten – so auch Athen – mit Ausnahme Spartas in den Korinthischen Bund gezwungen, den Philipp II. als Bundesfeldherr dominierte. Ziel des Bundes war der „Allgemeine Friede“ und die künftige Durchsetzung makedonischer Interessen in Griechenland. Versuche Athens, sich davon zu lösen, scheiterten. Nach dem Tode Philipps versuchte man erneut den Aufstand gegen Makedonien, doch warf Alexander der Große (König 336–323 v. Chr.) diesen ebenfalls nieder.

Nach dem Tod Alexanders in Babylon wurde Athen zum Spielball seiner unmittelbaren Nachfolger, den Diadochen. Aus dem Riesenreich Alexanders entstanden große Territorialstaaten, deren Herrscher in der Folgezeit um die Gunst der mutterländischen Griechen wetteiferten. Zudem sorgten die Makedonen 322 v. Chr. für das definitive Ende der demokratischen Ordnung in Athen.

In das Blickfeld der hellenistischen Herrscher war Athen gerückt, weil es sich in den Jahrhunderten zuvor als das kulturelle Zentrum der griechischen Welt etabliert hatte. Durch große Bauprojekte versuchten die hellenistischen Könige hier miteinander zu konkurrieren. Heute ist die Attalos-Stoa auf der Griechischen Agora (s.u.), die der pergamenische König Attalos II. (reg. 159–138 v. Chr.) errichten ließ, das prägnanteste Beispiel für diesen Wettkampf.

„König Attalos, Sohn des Königs Attalos und der Königin Apollonis, baute die Stoa […] für den Demos der Athener.“

Widmungsinschrift auf der Attalos-Stoa; Agora Inschriften I 6135

Das 2. Jh. v. Chr. sollte für Athen neben den Geschehnissen im griechischen Umfeld noch andere nachhaltige Veränderungen mit sich bringen. Rom hatte seine Macht auf weite Teile Griechenlands ausgedehnt und dabei auch Einfluss in Athen ausgeübt, wenngleich die Stadt frei blieb.

Um die Geschichte Athens in römischer Zeit umfassend zu beschreiben, fehlen die Quellen. Dies liegt daran, dass die schriftlichen Quellen vor allem Kaiserbesuche erwähnen und Athen als Kulturstadt sowie Ausbildungsstätte der römischen Oberschicht darstellen. Auch die archäologischen Quellen schweigen weitgehend, weil besonders die Gebiete, die für diese Zeit von Bedeutung sind, noch heute unter einer dichten Bebauung liegen. Punktuell sind wir aber über das Aussehen der Stadt im 2. Jh. durch die Beschreibungen des Pausanias informiert, der allerdings Bauten und andere Denkmäler nur dem Namen nach oder in ihrer Lage zueinander erwähnt.

Besonders bezeichnend für das Verhältnis zwischen Athen und Rom mag aber der Besuch des Lucius Aemilius Paullus, des Siegers von Pydna und Bezwinger Makedoniens im Jahre 167 v. Chr. gewesen sein. Obwohl es sich sicherlich um einen Aufenthalt mit diplomatischem Hintergrund handelte, zeigte er großes Interesse an den Sehenswürdigkeiten der Stadt, die auch später von Besuchern aus Rom besichtigt wurden.

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