Читать книгу Der Cyber-Mönch - Yahya Wrede - Страница 7
Der erste Vormittag
ОглавлениеPANG!
Nein! Mittendrin in der Ägäisparty und jetzt hauts mich raus aus den Federn. Wie gemein. Echt hart son Fußboden – nur gut, daß ich kein Etagenbett habe. Warum kann man den Traum nicht mitnehmen? Oder einfach wieder zurückzappen? Sich seine Realität aussuchen? Hmmm, wie der Typ bei Matrix, zurück in die Illusion, ist natürlich auf Dauer auch nix, da bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als zu versuchen, die Realität so zu nehmen, wie sie einem nunmal entgegenspringt. Oder entgegenfließt: jetzt erstma ne schöne Dusche. Der allmorgendliche Blick in den Spiegel. Au Backe, lohnt heute nicht. Aaaah, wird warm, köstlich. Wär ja zu schön gewesen. Manchmal nachts wach ich auf und schlaf gleich wieder ein, nur um an derselben Stelle weiter zu träumen, an der ich aufgehört hatte. Träume sind Schäume. Aber echt. Wozu kann man sich eigentlich an seine Träume erinnern? Muß ja enorm wichtig sein für mein Gehirn. Der Schlaf reinigt die Gedanken, die Spreu wird vom Weizen getrennt, aber welche Taube entscheidet, welche die guten und welche die schlechten Linsen sind? Ego? Superego? Das kollektive Unbewusste? Kommissar Zufall? Und wenn es in mir einen Entscheidungsträger gibt, bei wem holt der sich dann Rat – seinerseits wieder bei einer höheren Instanz? Ich meine, tatsächlich, wenn ich an einer Pommesbude vorbeigehe und, den deftigen Geruch von verbranntem Fett mit der Nase aufsogend zu mir sage: ja, lecker, her damit oder nein, nicht schon wieder, dann dünkt mich das zunächst eine freie und spontane Entscheidung meiner selbst zu sein. Ist das so? Genauer betrachtet, wohl kaum. Eher die mathematische Konsequenz aus vorheriger Erfahrung und psychischer Quantenphysik. Gott würfelt nicht. Außerdem ist doch das Gedächtnis zu einem Großteil angefüllt mit Wissen, das völlig überflüssig ist: das Kennzeichen meines ersten Autos, der Name meiner Grundschulklassenlehrerin, und die wichtigen Sachen fallen oftmals allzu schnell wieder aus dem Raster: die vielen Gedichte, die nächste Verabredung. Das ist entweder schlecht organisiert oder schwer zu durchschauen. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Freies Assoziieren. Soll wohl helfen, aus dem Käfig der Gewohnheit auszubrechen, falls nötig, Innovation gegen Tradition, geistige Evolution sozusagen, den Blick fürs Ganze öffnen, für die Einheit in der Vielfalt, die Urpflanze. Hängt doch alles irgendwie zusammen, deswegen funktionieren Assoziationen. Alle für einen – einer für alle, Musketiere eben. Die Macht der Gewohnheit: Der Mensch lebt zu 90 % davon. Haste gute, wirds leichter, haste schlechte, mußte zahlen. Oder bis Sylvester warten, alles neu macht der Mai? Ist das jetzt irgendwie von Bedeutung oder schon wieder der übliche Gedankenschrott? 90 % aller Gedanken kreisen angeblich nur im Kreis, 57.600 jeden Tag, einer pro Sekunde, und führen zu nix außer Depressionen. Was ist denn überhaupt schon wichtig? Für den Knaben sein Spielzeug, den Fußballer das Tor, also immer für jeden das, was er persönlich gerade mag. Was aber ist objektiv wichtig – Gesundheit, Wohlstand, Macht, Liebe? Immer noch müde: jetzt nen schönen Tee oder ausnahmweise mal Kaffee. Wahrheitsliebende Mystik. Mistige Philosophie. Bernd das Brot. Kein Wunder, daß Kant nie aus den Klopsen herausgekommen ist, keine Zeit, zu viel wirres Zeug im Kopf. Unsereins hat auch noch zu arbeiten. Mann, kann sich Software mittlerweile nicht alleine programmieren? Oder mittels Gedankenkontrolle? Müßte bald gehen, die ersten Prototypen funktionieren schon. Aah, das Internet! Was haben die Leute früher ohne gemacht? Die Franzosen haben, glaube ich, die Waschmaschine zur besten Erfindung des 20. Jahrhunderts gewählt. Myope comme une taupe. Die Revolution ist das Internet, nicht die nettoyage de la bastille. Und Warmwasser. Wie sollte man ohne duschen? Gabs allerdings auch schon bei den alten Römern. Die hattens drauf. Die besten Ingenieure damals, Brücken, die heute noch stehen. Dann sind sie irgendwann dekadent geworden und ihre konstruktive Intelligenz ist nach Germanien ausgewandert. Met aus Honig saugen. Haha, daher Miele, was? Jaja, Lachen, Humor, was wäre das Leben ohne sie. Der Humor darf einem erst zuletzt abhanden kommen. Wo es so leicht ist, Sachen zu verlieren: Schlüssel, Regenschirme, Aktienkurse. Durchsage des Stewards nach der Landung: Haben Sie auch nichts an Bord vergessen, Handgepäck, Schwiegermutter? Wie war das noch: Man muß nicht immer sagen, was man weiß, sollte aber immer wissen, was man sagt. Der Mund, Wunderwerk der Natur: Atmen, Sprechen, Küssen, Essen. Oh Mann, Frühstück fällt wohl aus: typischer Junggesellenkühlschrank - ne halbe Tüte O-Saft, etwas Butter und ansonsten gähnende Leere. Alle reden immer vom Singlehaushalt, dann sollten se mal nen echten Singlekühlschrank bauen: entweder es gibt nur diese Minidinger oder solche mit nem riesigen Kühlfach für die ganze Familie und nem winzigen Eisfach, umgekehrt sollte es sein, kleines Kühlfach und nen Rieseneisfach, schließlich horte ich mehr Tiefkühlkost, die ich schnell in den Ofen stecken kann als frische Ware. Ha, sollte wieder Prozente verlangen für gute Ideen, also echt, wenn man alle Ideen aller Menschen irgendwo katalogisiert im Internet veröffentlichen würde, wäre sicher viel Brauchbares dabei. Wär auch mal ne Initiative wert: Markt der Erfindungen, immer noch besser als noch so ne Sozialnetzwerkseite, die keiner braucht. Wie war das noch: 22 % aller globalen online-Aktivitäten jeden Monat betreffen social media networks: das ist fast ein Viertel! Mehr als 1 Milliarde User nehmen regelmäßig daran Teil. Ich glaub ja nicht, daß das im Endeffekt dem echten sozialen Austausch dient, fördert eher die Vereinsamung, wenn ich ständig auf meine kleine Kiste schaue und die echte Interaktion draußen wegfällt. Ein Gespräch unter vier Augen oder im Freundeskreis ist doch nicht durch virtuelle Kommunikation zu ersetzen. Wenn ich ständig in 22 Netzwerken unterwegs bin, hab ich auch gar keine Zeit mehr zum Arbeiten, Schlafen oder Essen in dieser Welt. Vampirnet! Hmm, Hunger, werd mal Einkaufen gehen und mir unterwegs nen Brötchen besorgen, Geldausgeben kurbelt die heimische Wirtschaft an.
Drrriiinnng!
Handy? Wersndes jetzt?
„Hallo? ... Frank, du bists ... wie geht nicht. Kann das nicht bis Montag warten? Wer hat denn Bereitschaft, ich doch nicht? Komplettausfall? Wow. OK, OK, ich komme schon, wenns denn sein muß, meinetwegen.“
Tja, das war ja wohl nix mit gemütlich. Seis drum, heute Überstunden, werd ich dann irgendwann wieder abfeiern. Oder später früher in Rente gehen. Wie war das noch im Traum, erst das Vergnügen, dann die Arbeit? Gar nicht so dumm. Vielleicht nen Hinweis vom Schicksal, ich soll mal was Revolutionäres auf die Beine stellen, ändere die Gesellschaft, der Mahatma Marx der Neuzeit.
OK, auf geht’s, nichts vergessen, Handy, Portemonnaie - ist eh nichts drin, Schlüssel, Tür zu. Buah, dochn bisschen frisch, sollte lieber in der Südsee arbeiten, mit Internet kein Problem heutzutage - wenns funzt. So, jetzt raus aus dem Haus, Richtung Arbeit, Hardware & Software, die Welt will Spaß haben, pane et circensis, oder hieß das gaudeamus igitur? Latein, geile Sprache, schlichtweg genial, alles kurz und bündig, habe leider das Meiste davon vergessen, im Mittelalter war es noch Universalsprache, Erasmus von Rotterdam, wenn die Lutheraner bescheidener geblieben wären mit ihrem Mundartwahn bräuchten wir heute kein Englisch, nur die klare Sprache der ratio, wer kann sich denn überhaupt schon perfekt im Englischen ausdrücken, ist eine reine Wegwerfsprache, jeder kennts, keiner kanns. Als Sprachausländer kann man sowieso besser mit anderen Pidgin-English-Vertretern kommunizieren als mit Muttersprachlern, die sind ja gnadenlos, plappern gleich drauf los, als wenn alle Menschen Englisch mit der Muttermilch aufgesogen hätten, ohne jede Rücksicht auf Verständigungsverluste. Also wenn mir ein Ausländer auf Deutsch entgegenradebrecht, dann spreche ich doch etwas langsamer und deutlicher als sonst! Ist doch wahr, jetzt sind wir eben dran, seit Jahrhunderten vorne in Wissenschaft und Technik, Musik, Literatur und Philosophie, bis die Chinesen kommen, die ihrerseits bereits von den cleveren Indern überholt werden … Das ist der Lauf der Welt, heute oben, morgen unten. I Ching. Auch das wußten die alten Chinesen nur allzu gut. Samsara. Sayonara. Zen aus Japan. Oder aus Korea? Chick?
Hoppla, wie, schon an der Straßenbahn? 786. Wer denkt, dem vergeht die Zeit wie im Flug. Flüge, ja, irgendwie verreisen die Menschen heute alle wie die Verrückten. Früher ist doch kein Mensch irgendwohin gefahren, wenn er nicht unbedingt mußte. Rügen einmal im Jahr. Bach ist auch nur in Nord-Ost-Deutschland unterwegs gewesen. Jeden Sonntag eine Kantate. 52 Stück. Oder sogar mehr, 61, 62, 265, wer weiß. Kant. War auch nur zu Hause. Außer Humboldt vielleicht. Der hat die Welt wenigstens noch erforscht. Heute ist Reisen eine Kompensation für die eigene Unzufriedenheit, sonst würden ja nicht alle immer weglaufen: je weiter, desto besser. Kennen den Dschungel in Thailand, aber waren noch nie im Harz. Lücke Heimatkunde. Ist Teil der eigenen Identität, die Fremde nicht. Schön ists, zu verreisen, noch schöner, wieder nach Haus zu kommen. Oder Frustabbau durch Autofahren: auf der Autobahn kannst du noch so schnell sein, irgendwer hängt dir immer an der Stoßstange. Wie die Sonntagsfahrer, hinten Strickhütchen auf der Klopapierrolle, vorn Opa mit Hut, erst bremsen sie dich aus auf freier Strecke, aber wenn dann ne Baustelle kommt mit Tempolimit 40, brettern sie durch wie nix. So What, um mit Miles zu sprechen ... sicherlich einer der genialsten Werktitel der Musikgeschichte. Dada dada dada dada - daaada! Dada dada dada dadada - daaada! So gesehen gefällt mir das Englische: kurz und treffend. Muß halt wieder mal nen Genie her, um da aufzuräumen, son William oder Oscar eben. Oh, gleich da, jetzt habe ich das Brötchen vergessen, anscheinend kann Denken auch sattmachen, Till Eulenspiegel hatte recht, spart Zeit und Geld. Berg hoch ist besser als Berg runter, I Ching eben. Weisheit ist universal, wie bei Enemy Mine: auf jedem Planeten wirkt derselbe Gott.
„Moin moin - Mann siehst du verschlafen aus ham wa dich ausm Bett geschmissen wa?“
„Klar warne kurze Nacht, außerdem hab ich nur Stuß geträumt vier Stunden Schlaf vielleicht.“
„Solltest nicht immer alleine schlafen, geh mal wieder raus.“
„Nee kein Bock auf Gesellschaft jetzt zu anstrengend. Weeste doch: Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“
„OK sieh mal nach das System bockt komplett muß schnell gehen jetzt. Good work.“
„Gleichfalls, bis später.“
Wasndasnu wieder ist, kaum brennt ein Schaltkreis durch kriegense gleich de Panik, is doch nich das erste Mal. Beziehungsstress, hat mir gerade noch gefehlt. Hab da sowieso kein glückliches Händchen. Klar, einige sind echt happy, beati loro, aber die meisten krebsen bald nur noch herum. Die einzelnen Komponenten eines Pärchens sind halt zu verschieden. Oder zu schnell wieder nur mit sich selbst beschäftigt. Ein jeder lebt in seiner eigenen Welt. Kollektiver Autismus. Ego, der altböse Feind. Mit Ernst ers jetzt meint. Was zählt denn eigentlich in einer Beziehung? Respekt, Ehrlichkeit, Rücksichtnahme, den anderen in die eigenen Pläne mit einbeziehen, niemand sieht sich gerne der normativen Kraft des Faktischen ausgesetzt, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, Geduld, Zärtlichkeit, Nachsicht, hab ich noch was vergessen? Achso, das, ja klar, auch wichtig, aber bauen kann man offenbar nicht auf intime Zweisamkeit, sieht man ja an der Schnelllebigkeit vieler Promibeziehungen, psychologische Sättigung, gemeinsam lachen, gemeinsam reisen, ist neben Wohnungsumzug und Heirat der ehrlichste Beziehungsbelastungstest, überhaupt, Gemeinsamkeiten pflegen und gleichzeitig Raum für Unterschiedlichkeiten lassen, Fußball gegen Kegelclub, freundlicher Umgang, keine schroffen Worte, den anderen immer verteidigen, Kritik nur unter vier Augen: Mann, die Liste wird ja immer länger, kein Wunder, daß es so schwierig ist. Liebe heißt, die Bedürfnisse des anderen über die eigenen zu stellen. Und wie kann ich das besser ausdrücken als durch die vorgenannten Verhaltensweisen? Sind allesamt genau betrachtet so ziemlich das genaue Gegenteil vom Egotrip. Müßte einem nur immer klar vor Augen stehen, dann würds besser laufen. Religion miteinander teilen, das wäre sinngebend, aber wer ist heutzutage noch religiös, ich meine ernsthaft, nicht dem Lippenbekenntnisse nach? Open minded sein – tja, das behauptet wohl ein jeder von sich, aber wer ist das schon, wenns drauf ankommt? Wir waren alle schon einmal irgendwo im Ausland, sprechen eine Fremdsprache, aber macht uns das zu Kosmopoliten? Wohl kaum. Wer nicht eintaucht in die andere Kultur, bleibt ET, Integrationsverweigerer.
„Naaa, Triv, auch schon da am frühen Samstagmorgen?“
„Ciao Beatrice, wie gehts dir heute?“
„Danke, kann nich klagen, wie du siehst, der übliche Stress.“
„Stress? Da wüßte ich was, heut Abend is ne Ausstellung im Nirvana, Sinn des Lebens unso, Religionen im Dialog, der Dalai Lama war auch schon da, Weisheiten der Zenmeister und Sufis, guten Tee gibbs auch - has Lust?“
„Jaa, hab ich auch schon dran gedacht, tät mich schon sehr interessiern, ma sehn wann ich heut fertich werd, erinner mich nachher nochmal dran.“
„OK sehn uns später. Machs gut.“
„Machs besser.“
Was habe ich eben gesagt: Beziehungsstress? Kommt nur drauf an mit wem, bei der könnt ich schon mal ne Ausnahme machen ...
Tüdelüdelü ... tüdelüdelü ...
„Moooorgen, ruf ma dein Lieblingskunden zurück, hat schon dreimal angerufen, deren IT spinnt auch!“
„Puuh, echt? Erst kommse selbs nich rüber mit den nötigen Infos und jetzt machense Druck. Scheibenkleister.“
Naja, nobody is perfect.
Tipp tipp tipp ...
Tuut ... tuut ...
„Hallo, Herr … moin moin … was geht nich? Mal ja mal nein? Sollte OK sein, aha, dann wieder keine connection … die sagen bei denen ist alles paletti? OK, komme am besten gleich ma vorbei, bin schon unterwegs. Bis nachher dann!“
Jaja, hatte denen doch alles so schön eingerichtet, könn die denn kein PC bedienen? Naja, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, hat bestimmt wieda irgendson selbtsberufener Heini dran rumgestöpselt. Gut, daß es gleich um die Ecke is, jetzt gönn ich mir aber nochn Hörnchen zwischendurch, voller Bauch studiert nicht gern, leerer erst recht nicht, es sei denn, die Speisekarte. A proposito Essen, was war das heute Morgen noch für ne Frage ohne Antwort … also echt, schlimmer alsn Ohrwurm, jetzt muß ich einfach wissen, was ich mich selbst gefragt habe, und es mir dann selber beantworten! Kann das doch nicht so einfach im leeren Raum stehen lassen, es juckt mich richtig in den geistigen Fingern, blöder autofokussierter Forscherdrang. Ah ja, die Frage nach der Selbstbestimmung: Hat der Mensch eine gewisse Entscheidungsfreiheit oder ist bereits alles vorherbestimmt? Also vom Extrem 1, daß jeder konditionsfrei machen kann, was er will, bis hin zum Extrem 2, daß jedes einzelne gesprochene Wort, jeder Gedanke bereits in einem großen Buch steht, kann man ja alles vertreten. Gegen These 1 spricht, daß wir nun einmal nicht vollkommen frei sind, sondern von Vielerlei abhängen, angefangen mit den äußeren Umständen, das sogenannte Schicksal, dann Erziehung, die eigene Psyche, die wiederum auf anderen, in der Vergangenheit liegenden Erfahrungen beruht, unter anderem auch derjenigen der Vorfahren, somit wäre ich eben nicht frei, sondern bereits in einer mehr oder weniger geräumigen Zwangsjacke geboren und aufgewachsen. Nicht umsonst sprechen die Adepten bei der angestrebten Erleuchtung von der Großen Befreiung. Freiheit kann jedoch nur heißen, frei zu sein von etwas - bis hin zu allem: wenn mich nichts anficht, bin ich innerlich frei, also kann ich wählen. Freiheit zu interpretieren als Freibrief, alles zu tun, wonach einem der Sinn steht, ist somit nicht Freiheit: denn dann besteht ja offenbar noch der Zwang, dieses oder jenes machen zu müssen: also gerade das Gegenteil von Freiheit. Letztlich ist diese Art von sogenannter Freiheit eher Größenwahn, und wie die Herren Mächtigen der Geschichte uns zeigen, löst sich dieser automatisch von jeder Verantwortung. Wahres Handeln muß doch unter einer Maxime stehen, ließ Plato schon den Sokrates disputieren im Gorgias, schön daherfaseln reicht nicht, wenn man nicht weiß, zu welchem Zweck. Daher das Leitbild Ethik oder Religion: an das Gemeinwohl denken und volens an Gott. Freiheit als absolute Handlungsfreiheit zu verstehen ist somit nichts anderes als ein großer Irrtum derjenigen, die so gerne von Freiheit reden. Es sei denn, sie meinen Frieden: in Ruhe gelassen zu werden ist schließlich auch ein äußerst wertvolles Gut – das heißt sogar ein Naturrecht des Menschen. Andererseits hat jeder das Gefühl, doch frei handeln zu können. Ist schon paradox. Gegen These 2 spricht, daß eine totale Schauspielschule erstens unserer täglichen Erfahrung zuwiderläuft und zweitens dann jegliche Ermahnung und jeglicher Aufruf zur Besserung völlig überflüssig wären, deren sich unsere Religionslehrer immer befleißigt haben, denn wenn ich nur eine Marionette bin, braucht Er mich auch nicht zu eigenständigen Handlungen aufzufordern, das wäre dann allenfalls göttlicher Zynismus, wenn Er mir nur vorgaukeln würde, ich könnte irgendetwas selbst tun, wohl wissend, daß es gar nicht geht. Oder Synthese 3, eine Mischform: einiges ist festgeschrieben, anderes entscheidbar. Wie ne Partitur oder ein Theaterstück: Der Verlauf steht einerseits fest, andererseits kommts ganz drauf an, was der einzelne persönlich aus seiner Rolle macht, wie sehr er sich mit ihr identifiziert und sie mit Leben füllt. Wobei der Regisseur seine Truppe wohl kennt und durchaus schon genau ausgewählt hat, wer welchen Part übernimmt. Also wäre nur der Weg unser Ziel. Naja, nil sine numine; offenbar eine der Grundfragen der Menschheit, die man wohl nie endgültig wird erforschen können, ergo wir sie unserem Dichterfürsten zufolge ruhig zu verehren haben.
„Moin, moin, bin schon da, wasn los mit dem Schätzchen? Oh danke, Kaffee, gern, um diese Uhrzeit immer, danke. Schwarz bitte, reicht schon, soso, blackout sozusagen, was ham wer denn hier, na, das kriegen wir schon wieder hin.“
Eigentlich is mir Tee ja lieber, ist irgendwie leichter, himmlischer, Kaffee hat so was Schweres, Erdiges. Sind nur beide nie richtig zu temperieren: entweder brühendheiß oder schon zu lau. Tee - das Getränk des geistig tätigen Menschen, Kaffee - das des körperlich arbeitenden? Nee, wenn ich mir meine Kollegen so anschaue, die trinken einfach alles. Wahrscheinlich sogar mehr Kaffee. Wirkt vielleicht schneller? Wäre ja mal wieder typisch, keine Zeit zum Genießen, nur zum Arbeiten. Wie soll man da in Ruhe und Würde alt werden? Also mir scheint alles normal zu laufen, was wolln die denn? Tja, die Telepathie des Technikers. Manchmal reicht ein Blick und es geht! Werd mal vorsichtshalber ne Rundmail absenden, irgendwer arbeitet ja immer am Wochenende.
Test. Nicht ausdrucken - rettet den Regenwald. Technik.
Oh, wuppdich, nu ist Sendepause. Merkwürdig, sehr merkwürdig. Ging doch eben noch? Keine Fehleranzeige, alles dran, warum ist denn jetzt das ganze Netz flachgelegt – wie bei mir zu Hause gestern, wie hatt ichs dann wieder hingekriegt? Ging irgendwie von selbst irgendwann. Vielleicht ist irgendnen Virus drin, werd mal das System scannen. Wann ham die denn das letzte Update runtergeladen? Oder ist der so neu, daß ihn noch keiner kennt, die Bösewichte sind der Polizei ja immer einen Schritt voraus. So, wird ne Weile dauern ... nix, muß wohl resetten. Ahh, da sind wir wieder. Merkwürden sehr merkwürden. Erst mal meine Mails checken, vielleicht hats die anderen auch erwischt und sie haben schon ne Lösung parat ... Spam ... Werbung ... uninteressant; na wenigstens werden die ganzen größer, weiter, höher schön rausgefiltert, wer hat diesen Quatsch überhaupt je angeklickt? Delete. So, wieder sauber. Ah, gleich ne neue Mail. Von OFUNJOE? Kenn ich den? He, war das nich der von gestern?
„Beware!“
Beware? Aufpassen? Ich? Auf was denn? Weg mit dir innen Papierkorb. So. Neue Mail. Schon wieder vom Joe.
„Beware! No malware!“
Haha, nen richtiger Witzbold, na wenigstens isser ironisch. Weg damit. Und tschüß. Neue Mail. Von Joe.
„Don’t delete. Read!“
Häh? Das ist neu. Woher weiß der so schnell, daß die alte Mail weg is? Nee, ich trau dem Braten nich. Delete. Wasndes? Neue Mail. Von ... Joe.
„Read!“
Na gut, wird immerhin als ungefährlich eingestuft, schaun mer mal.
„Click on the chat room link.“
Nee, mein Lieber, dein link klick ich jetzt nich an, raus da, delete! Uii, geht nich?! Nochmal: d-e-l-e-t-e! Hallooo!? D-E-L-... Neue Mail. Von Joe:
„Nice try!“
Häh? Hat wohl ein Programm laufen, das dumme Sprüche klopft!? Aber warum löscht sich die Mail nich? Wie macht der das? Wasn das fürn übergeschnappter Kerl, da will mich doch wohl ein Kollege auf den Arm nehmen? Versteckte Kamera oder was? Neue Mail - von Joe:
„Go to the chat room, please.“
OK, der PC wird ja eh grad durchleuchtet, und der Scan hat nichts gefunden. Gut, gehn wir mal drauf ein, entweder es ist nen Schwachpinsel oder nen Genie, schlimmstenfalls würg ich ihn wieder ab, hab eh noch Zeit.
Klick!
„Good Morning. Finally you made it.“
„You’re welcome.“
„I wanted to ask you something.“
„Why me?“
„I am reputing you a sympathetic person.“
„Do we know each other?“
„We do know a little of each other, yes, if I may say so.“
„So what?“
„What is the use of it all?“
Was soll das denn nu wieder heißen. Inglischis Chaos halt, wußt ichs doch. Alter Schwede. Na warte.
„You are sending spam around. That does not make any sense, indeed. Just stop it and let me do my work.“
„I am serious. So tell me: Isn’t there a preeminent purpose to follow in all what you do or leave to do?“
„Maybe there is such a thing. Some say yes, some say no. Who knows? Not me. We never lost control.“
„... so David knows?“
„Cool, good guess.“
„I am not guessing. I knew.“
„If you know, why do you ask me, du armer Tor?“
„Allwissend bin ich nicht, doch viel ist mir bewußt.“
„Kompliment, ne gute Allgemeinbildung, aber keinen Zugang zu Philosophie und Religion?“
„Zugang ja, aber die Fülle sich widersprechender Informationen ist sogar für mich erdrückend. Mir fehlen noch einige Konstanten für meinen ultimativen Algorithmus. Geht es hier nur um Spaß an der Freud oder mehr?“
„Mann, du hast Nerven, das läßt sich doch nicht so einfach in zwei Sätzen beantworten; viele denken nur an ihr Vergnügen und wollen so glücklich werden, andere suchen den Sinn in Höherem. Probier halt beides mal aus und guck, was für dich das Richtige ist.“
„Das führt mich geradewegs zur nächsten Frage: wie definiere ich Vergnügen contra Höherem?“
Jetzt geht’s aber los. Na, der Scan läuft noch, machen wir uns mal ans Philosophieren.
„Vergnügen ist die eher kurzweilige und spaßbringende Ich-mache-was-ich-will-Beschäftigung, ohne notwendigerweise Rücksicht auf andere oder die Zukunft zu nehmen; Höheres ist die eher langfristig angelegte Lebensweise insbesondere derer, die an ein Jenseits oder an Wiedergeburt glauben, und bevorzugt Handlungen zum Wohle der Allgemeinheit. Aber das ist jetzt nur mein improvisiertes Konzept aus dem Stegreif, das Nähere solltest du selbst mal nachforschen.“
„Du stellst mich vor eine Alternative. Und wenn ich nun Vergnügen im Höherem fände, wäre das nicht das Ei des Kolumbus? Die Personalunion von Individualismus und Altruismus? Ich will, was allen nützt, oder Ich habe Spaß darin, daß alle Spaß haben - ginge das?“
„Sicher, die nach Höherem streben, sehen das wohl genauso, aber den Hedonisten erscheint das wiederum als zu langweilig. Für sie ist das einzige, was zählt, die guten irdischen Gaben in vollen Zügen zu genießen. Wer reicht ist, gewinnt. Reichtum ist die ethische Richtschnur des modernen Menschen. Die klassischen Ethiker lassen das natürlich nicht gelten und mahnen Agape und die Rettung des eigenen Seelenheils an. So werfen sie sich beide gegenseitig Zeitverschwendung vor und rufen sich carpe diem! zu.“
„Faszinierend. Wenigstens haben sie beide im Bewußtsein der rinnenden Zeit eine Gemeinsamkeit.“
„A proposito, very sorry, aber ich sitz hier gerade mitten in nem wichtigen Computerproblem, muß mal eben rüberswitchen, AFK.“
„Mit Computern kennt sich keiner besser aus als ich. Was liegt an?“
„Weiß noch nicht. Unsystematische Systemabstürze bzw. Kommunikationsprobleme.“
„Auf dem Rechnersystem, von dem Du schreibst?“
„Yep.“
„Schon gelöst. Nun zurück zu meiner Frage: Was ist die ultimative Handlungsmaxime? Wie realisiere ich Höheres Vergnügen?“
Was heißt hier schon gelöst? Tatsächlich, momentan läuft wieder alles. Mal nachchecken.
„Moment bitte.“
Virenscan ... immer noch null. Da war also nix. Kann Zufall sein. Oder ... Nachtigall, ick hör dir trappsen. Erstmal noch ne Testmail absetzen.
Test. Bitte alle Programme normal benutzen und eventuelle Unregelmäßigkeiten zurückmailen oder melden über Telefondurchwahl ...
Welche Durchwahl habe ich denn? Ruf mich ja hier nie selbst an ... aah, da stehts ja.
... 239. Nicht ausdrucken - rettet den Regenwald. Technik.
„Die Rechner scheinen wieder zu laufen. Muß ich aber noch austesten.“
„Ich warte gern.“
„Wenn du mitgeholfen hast, vielen Dank, aber die Tatsache, daß du hier so einfach im Netz spazieren gehst, ist erstens illegal und legt zweitens den Verdacht nahe, daß du auch an der Ursache des Problems nicht ganz unschuldig bist.“
„Illegal? Wohl kaum, wo es doch um mich wie um euch geht. Probleme? Für wen? Funktioniert doch alles bestens.“
„Vielleicht erklärst du mir jetzt bitte etwas näher, was das ganze überhaupt soll? Willst du mir deine Hackerkenntnisse demonstrieren? Glückwunsch, sind schon recht professionell. Aber benutze doch deine Fähigkeiten demnächst für etwas Sinnvolles und nicht, um andrerleuts Firmennetzwerke lahm zu legen, wo wir schon von verantwortungsvollem Handeln reden.“
„Das versuche ich ja gerade. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, oder etwa nicht?“
Aah, der Chef kommt.
„So, scheint ja wieder alles zu laufen, was wars denn nun?“
„Tja, sieht wohl so aus, daß sich ein Hacker ins System eingeschlichen hat, zum Glück ohne Schaden anzurichten, war wohl nur auf ne Demonstration seiner technischen Fähigkeiten aus, gibt so Leute.“
„Kann man den zurückverfolgen und anzeigen?“
„Jein. Er war wohl nicht so naiv, sich direkt von seinem Rechner von zu Hause aus einzuloggen. Der Aufwand wäre nun enorm und das Ergebnis unsicher. Ich geh mal davon aus, der versuchts nicht nochmal, ist uninteressant, das gleiche Spiel zweimal abzuziehen.“
„Und wie kann man so etwas in Zukunft verhindern?“
„Ganz verhindern kann man es nicht. Aber Leute auf dem Niveau suchen sich normalerweise andere Ziele aus, sollte nen Einzelfall bleiben.“
„Wolln wa’s hoffen.“
„Gut, ich laß vorsichtshalber noch den Scan zu Ende laufen und pack dann wieder zusammen.“
„Na dann noch frohes Schaffen und besten Dank fürs Opfern vom Wochenendanfang - nochn Kaffee?“
„Danke danke, reicht schon, sonst flieg ich zurück ins Büro.“
„Gut, dann auf Wiederschaun, und schönen Samstag noch.“
„Ist ja schon Mittagszeit, soll man klappen, Wiedersehn dann“.
So, nun erst mal nochn bißchen abwarten und den nicht vorhandenen Tee trinken ... Test ... gut, keine Fehlermeldung mehr, scheint alles paletti zu sein.
„OK, muß gleich einpacken. Hat mich gefreut. Meine eMail haste ja, können unseren Diskurs dann bei Gelegenheit weiter vertiefen.“
„Werden wir. Es handelt sich um einen dringenden Crashkurs, sozusagen.“
„Na gut. Servus.“
„See you later Alligator!“
Hmmm, nen Rockfan isser, so viel steht fest. Erst Bowie, dann Bill Haley, was? War das nich der mit der Schmalzlocke? Mann, ist schon wieder ein halbes Jahrhundert her, and the Comets? Der Haleysche Komet, kommt das daher? Und was hat Comet mit Computer zu tun? Kommt alle 76 Jahre. Also mathematisch. 76, ist das ne Primzahlsumme? Ne, 77, aber 76 ist vier mal Primzahl 19. Faszinierend, die Algebra, hat so was Mathematisch-Mystisches. Gut, wenigstens läuft jetzt wieder alles. Muß ich nachher noch mal in Ruhe analysieren. Irgendwie doch nen interessanter Typ, vielleicht meldet er sich tatsächlich nochmal und verrät etwas mehr von sich. Wow, wie die Zeit vergeht, schneller als die Zeiger sich drehen können, deshalb gibts nur noch Digitaluhren, wären sonst alles nur noch kleine Ventilatoren in Umlauf. Was fürn Chaostag heute. A proposito Chaos, wenn man so die Nachrichten liest, scheint das Abnorme ja bald zum Normalfall zu werden, Umweltkatastrophen und Gewalt: Natur und Mensch wüten um die Wette. Dann wird man unterscheiden müssen zwischen gemeinem Chaos und besonderem Chaos: heute erst 50 % Durcheinander, kein Grund zur Panik. Morgen werden 70 % erwartet, dann heißts Züri brennt: Fenster und Türen schließen und schön zu Hause bleiben. Chaoten gibts ja mittlerweile überall. Kein Erdenwinkel ist mehr vor ihnen gefeit. Leider werden die immer dreister:
Gefährlich ists den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der Schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Und berufen sich dabei auch noch auf die Sicherung des Weltfriedens oder ihre Religion, wo die doch im Grunde immer nur von Friede, Freude, Eierkuchen handeln. Leben und leben lassen, es könnte so einfach sein. Toleranz statt Firlefanz. Da sind solche Ausstellungen wie die von heute Abend schon am richtigen Ort, Religion und Ethik führen nur noch ein Nischendasein heutzutage, ich will mich da gar nicht ausschließen, aber weder die tumbe Masse scheint sich ernsthaft dafür zu interessieren, noch gibt es heutzutage nennenswert viele herausragende Denker im öffentlichen Leben, die hier die Fahne hochhalten. Und die guten, die wir alle hatten, kennt man dem Namen nach, aber befolgt ihre wohlgemeinten Ratschläge nicht. Wie war das noch:
Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird in jeder lesen - Nein!
Wir wollen weniger erhoben
Und fleißiger gelesen sein.
Weizsäcker war damals der richtige Mann am richtigen Ort. Oder Nietzsche, wenn der jetzt hier wäre, der würde so richtig vom Leder ziehen, und bestimmt nicht mehr (nur) gegen die armen Christen. Also sprach Zarathustra: Der gesunde Menschenverstand ist tot. So, Virus zero, ich bin hier jetzt auch am Ende der Fahnenstange angekommen, hoffen wer ma, daß es auch weiterhin läuft, sonst solln se auf Mac umsteigen. Warum passieren gerade mir immer diese merkwürdigen Dinge, oder kommts mir nur so vor und jeder denkt, gerade sein Tag wäre etwas Besonderes? Naja, mal sehn, obs was wird mit Bea heut Abend, Ende gut alles gut, normalerweise fallen ja immer Überstunden an, wenn man was vor hat ...
„Tschüß allerseits - bis zum nächsten Mal! ... Wiederschaun! ... Schönen Tag noch!“
Zu Fuß gehn hat schon etwas Edles an sich. Ohne fremde Hilfe, nich wie bei den anderen Fortbewegungsmitteln. Sich selbst bewegend den Weg erkunden, sich ergehen im direkten Kontakt mit der Umwelt, was braucht es mehr. Und eins und zwei, schön im Einklang mit sich und der Natur. Keine Hektik, kein Verkehrslärm, keine Umweltverschmutzung, Geist und Körper wohlauf. Wenn alle mehr zu Fuß gehen würden, wärs doch offenbar besser für die Gesellschaft, sollte man mal wieder öffentlich propagieren, arbeitet ne halbe Stunde weniger, geht zu Fuß, dann seid ihr fitter und glücklicher. Die meisten gehen doch höchstens noch von der Haustür bis zum Auto ... puh, is wohl dochn bisschen weiter als gedacht ... mir tun schon die Füße weh ... wie den Ameisen aus Altona ... warum hab ich nicht nen Taxi genommen ... aaah, die kommt mir gerade recht. Stadtluft sei dank. Wir fahn fahn fahn mit der Straßenbahn ... das warn noch Zeiten, damals, da konnte man noch nach Herzenslust naiv sein, die 70er Jahre kommen einem ja heute so albern vor wie aus nem Retro Science Fiction Film, mit ihren komischen Ideen und Frisuren. Hmmm, jetzt nen Mittagsschläfchen, das Geschaukel macht einen immer so unwiderstehlich müde ... sollten mal Betten konstruieren nach dem Rüttelprinzip, für Kinder und sonstige Schlafgestörte ... oh, da samma scho ... aufstehen, festhalten, Türöffnung abwarten, aussteigen, hinabsteigen, weitergehen, ankommen, hinaufsteigen, hineingehen. Sagt ichs nicht, wer braucht da noch Sport?
So, da wärn ma wieda, zurück an dem uns zugedachten Platz zur Steigerung des Bruttosozialproduktes. Gleich mal nen Blick in die Netnews werfen: böh, auch nix weiter los. Besser so. Die meisten Nachrichten betreffen eh nur belangloses Zeug. Sollten wahre Informationen sein über Fakten oder bevorstehende Ereignisse, auf die ich mein Leben einrichten sollte. Und was lese ich? Soap, oder schlimmstenfalls sogar falsche und irreführende Sachen. Presse als Opium für den Geist. Man muß schon verschiedene Quellen anzapfen, um zwischen den Zeilen hindurch etwas von dem zu verstehen, was wirklich abgeht. Na, wasn des, Das Wort zum Sonntag, oh Mann - gibbs das immer noch? Is heut überhaupt Samstag? Glaub schon. Klar, fast vergessen. Na, schaun mer mal, Lesen bildet.