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Kapitel 3

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Als ich endlich fertig gekotzt hatte, öffnete ich die Augen.

Verwundert rieb ich mir mit beiden Händen über mein Gesicht.

Es war heller Tag und ich saß in der Hintergasse auf dem Boden, mit dem Rücken gegen eines der alten Häuser gelehnt. Neben mir lag mein Rucksack, das Buch und das Päckchen mit dem Tintenfass lagen in meinem Schoß. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und wischte mir umständlich den Mund mit meinem T-Shirt ab.

Oh, verdammt, ich hatte eine Gehirnerschütterung – ganz bestimmt. Ich musste so schnell wie nur möglich nach Hause und mit Mama zum Arzt.

Diesmal würden Tom und seine Halbaffen nicht so glimpflich davon kommen, das schwor ich. Das würde eine Anzeige geben bei der Polizei. Vielleicht würden sie ja sogar von der Schule fliegen. Oder in den Jugendknast kommen. Da würde das halbe Ringelnatz-Gymnasium aufatmen – ganz sicher.

Mühsam richtete ich mich auf. Ich bückte mich vorsichtig, um meinen Rucksack aufzuheben und lief los. In meinen Schuhen schmatzten die nassen Strümpfe.


„Wer weiß, was du dir am Nachmittag in der Stadt mal wieder in den Magen geschoben hast, mein Lieber. Los, rück schon raus mit der Sprache, ich sag es deiner Mutter auch nicht.“ Dr. Bentwart zwinkerte mir fröhlich zu. „Ärztliche Schweigepflicht – du verstehst?“

„Ich habe gar nichts gegessen – nur den Fraß in der Schulmensa heute Mittag. Wurde ja endlich mal Zeit, dass sich jemand damit vergiftet. Vielleicht stellen die dann mal einen richtigen Koch ein.“ Ich zog mir mein Shirt über und schlüpfte wieder in die Schuhe.

„Alles klar, Nathanael.“ Dr. Bentwart, unser alter Kinderarzt, schlurfte zum Schreibtisch und setzte sich in seinen Ledersessel. „Eine Gehirnerschütterung hast du jedenfalls nicht“, murmelte er und kritzelte dabei irgendwelche Hieroglyphen auf einen Zettel. „Und es gibt auch keinerlei Anzeichen dafür, dass dich irgendwer verprügelt hat.“

Ich sah ihn mit großen Augen ungläubig an. „Aber ... aber ich war bewusstlos und hatte so einen komischen Traum. Und ich musste tierisch kotz … ähm, mich übergeben.“

Dr. Bentwart schob sich aus dem Sessel hoch, kam auf mich zu und reichte mir die Hand zum Abschied. „Geh einfach früher ins Bett. Dann schläfst du auch am nächsten Tag nicht wieder im Sitzen ein.“ Er drückte mir einen rosafarbenen Zettel in die Hand. „Und gegen die Übelkeit holst du dir das hier aus der Apotheke.“ Damit schob er mich aus dem Behandlungsraum.

Mama empfing mich im Wartezimmer mit ihrem besorgten Mütter-Blick. Als ich wieder vor ihr stand und Dr. Bentwart sagte, dass mit mir alles in Ordnung sei, streichelte sie mir über den Kopf. Ich spürte, wie mein Gesicht von einer auf die andere Sekunde feuerrot wurde. Wie peinlich! Mama wusste doch ganz genau, dass ich es absolut nicht ausstehen konnte, wenn sie das in aller Öffentlichkeit tat. Und das auch nicht erst seit gestern.

Hinter mir hörte ich es leise kichern. Ich drehte mich um und sah in das grinsende Gesicht von Julie Tharan, der Oberzicke aus meiner Klasse. Na, toll! Dann wusste ich schon jetzt ganz genau, über wen morgen in der 8 d am meisten gelacht wurde. Danke, Mama.

Zuhause legte ich mich auf Mamas Befehl hin gleich ins Bett. Irgendwie schlief ich auch sofort ein. Doch mein Traum war voll mit allen Erlebnissen des vergangenen Tages. Sie mischten sich, als hätte sie jemand in den Mixer geworfen. Tom und seine Halbaffen jagten mich bis in die Praxis von Dr. Bentwart, wo mich der fette Comissario und Oskas erwarteten. Oskas hielt mir ein altes zerfleddertes Buch entgegen und grinste mich dämlich an. Ich kotzte den beiden den Schulmensafraß vor die Füße und wanderte dann mit einer kleinen Laterne in der Hand nach Hause, wo mich Mama schon mit Julie Tharan erwartete und mir über den Kopf streichelte.

„AUFWACHEN!“, schrie es wieder in mir, doch es dauerte bis zum nächsten Morgen.

Die Macht des jungen Magiers

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