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Fünfzehn

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Das mit unserer neuen Wohnung zog sich leider hin. Wir hatten zwar von Klaus-Peter Sack, der bereits woanders wohnte, einen Schlüssel bekommen, nur die Wohnung war noch nicht leer. Bei Weitem nicht. In der Wohnung stapelten sich neben etlichen gammeligen Sofas und Sesseln, Stühle, alte Schränke, klapprige Tische und Tischchen, es sah aus wie beim Sperrmüll. Das wären alles nicht seine Sachen, damit könnten wir machen, was wir wollten, meinte Klaus-Peter in seiner unbekümmerten Art. Dass sich vielleicht die anderen ehemaligen Vormieter des Sperrmülls annahmen, sprich sich an dessen Entsorgung beteiligten, erwies sich als ein rein theoretischer Gedanke. Wir würden nicht umhin kommen, die Wohnung selber zu räumen und den ganzen Krempel zu entsorgen. Klaus-Peter selbst zeigte sich immerhin dazu bereit, sich an einem Räumungseinsatz zu beteiligen. Na, wenigstens.

Ursprünglich hätte unser Mietvertrag zum 1. November beginnen sollen, das war ohnehin Zukunftsmusik gewesen. Der neue Termin für die offizielle Wohnungsübergabe, Anfang Dezember, verstrich ebenfalls. Jetzt mussten wir uns schon ranhalten, damit es in diesem Jahr überhaupt noch etwas wurde. Frau Kurtz weigerte sich hartnäckig, uns die Wohnung zu übergeben, solange diese noch so voll stand. Daher beschlossen wir, die Sache jetzt endgültig in die eigenen Hände zu nehmen. Eduard und Malte hatten versprochen, zu helfen, und Klaus-Peter natürlich. Dann würde das ja alles halb so wild, dachten wir zumindest.

Sylvie kam extra für die Entrümpelungsaktion angereist und wollte uns unterstützen. Sie hatte ja immer gesagt, dass sie erst nach Halle käme, wenn ich auch eine Wohnung für uns hätte. Sicher, es handelte sich nicht um eine fertige Wohnung im westlichen Standard, wo man nichts mehr machen musste und einfach einziehen konnte. Hier galt es noch eine Menge zu machen und Sylvie wusste, dass ab jetzt auch ihr Engagement gefordert war. Tatsächlich eröffnete sie Horst und mir, dass sie ihren Job in Hannover zum 31. Dezember 1990 gekündigt hatte. Da war ich erst sprachlos und dann glücklich. Damit stand unserer Zukunft in Halle nichts mehr entgegen.

Mit Frau Kurtz gelang es uns, für Montag früh, einen Termin zur Wohnungsübergabe zu vereinbaren. Für den Freitag davor bestellten wir einen Container. Die vorausschauende Sylvie hatte extra einen Großen, teureren genommen, damit alles reinging. Als wir dann Freitagfrüh vor dem Haus ankamen, sahen wir den Container sofort. Aber auch noch etwas anderes, etwas, das aus dem Container herausragte. Dieses etwas entpuppte sich als alter Schrank. Und damit nicht genug. Der Container war bereits halb voll. Das ist doch nicht wahr, dachte ich. Aus dem Nachbarhaus schaute jemand aus dem Fenster und sprach mich an. Ich wäre wohl nicht von hier, mutmaßte der Bewohner. Wie er denn darauf käme, fragte ich. Na, weil ich dann wüsste, dass man einen leeren Container nicht alleine lassen darf. Nein, wusste ich nicht. Aber ich war ja auch nicht von hier.


Schon hielt ein Auto mit zwei Männern am Straßenrand und ich sah ein paar alte Zinkwannen mit Schrott auf dem Rücksitz. Die hatten wohl im Vorbeifahren mitbekommen, dass hier ein einsamer Container stand, luden schnell zu Hause ihren Müll ein und wollten den jetzt hier entsorgen. Die Männer saßen noch im Wagen, da stand Horst schon vor ihnen und machte deutlich, dass sie mal gleich weiterfahren und ihren Müll anderweitig entsorgen sollten.

Na, das fing ja gut an. Wir richteten es so ein, dass immer einer von uns unten beim Container blieb und sozusagen Wache hielt. Doch wir, das hieß leider nur Horst, Sylvie, Eduard und ich. Malte und Klaus-Peter ließen sich nicht sehen. Tapfer widmeten wir uns zuerst einmal dem Inhalt des Containers. Eduard und ich stiegen mit einer Axt hinein und zerkleinerten den alten Schrank, zwei rostige Bettrahmen und andere sperrige Gegenstände, die hier bereits entsorgt worden waren. Jetzt nahmen sie deutlich weniger Platz ein und wir hofften, vielleicht doch unseren ganzen Schrott noch im Container unterbringen zu können.

Glücklicherweise mussten wir »nur« runtertragen. Aber da es sich im Haus um schöne, hohe Altbauräume handelte, kamen bis zum dritten Stock locker an die achtzig Treppenstufen zusammen. Die liefen wir nun beladen runter und unbeladen wieder rauf. Es wurde ein harter Kampf. Gegen Mittag tauchte tatsächlich noch Malte auf, der sich entschuldigte, dass er nicht aus dem Bett gekommen sei. Er packte dann aber wenigstens kräftig mit an. Und so, peu à peu, leerte sich die Wohnung tatsächlich.

Da, wo die großen Dinge aus dem Zimmer verschwunden waren, fiel die Lücke erfreulicherweise sofort auf. Aber bei den tausend Kleinteilen sah die Sache anders aus, vor allem bei der immensen Größe der Wohnung. Da spielte ein Teil mehr oder weniger optisch gar keine Rolle. Eduard hatte im wahrsten Sinne des Wortes eine zündende Idee: Bretter und alles, was aus Holz und nicht lackiert war, sollte oben bleiben. Das konnten wir prima verfeuern. Und wir lernten nun auch den Vorteil von Zinkwannen kennen, von denen uns unsere Vormieter ja auch ein paar hinterlassen hatten. Da konnte man jede Menge Kleinteile hineinwerfen und die dann hinunter tragen und in den Container kippen.

Letztlich haben wir es geschafft und die Wohnung leer bekommen. Und vor allem bekamen wir doch noch alles in den Container hinein. Sogar aus dem Keller haben wir noch Schrott rausgeholt. Und da es sich um einen Kohlenkeller handelte, galt es noch Unmengen an Kohlenstaub zu beseitigen. Wir hatten das Gefühl, den Kohlenstaub, der sich über Generationen angesammelt hatte, in Eimer zu füllen und rauszutragen. Das hat dann Horst und mir den Rest gegeben. Wir sahen aus wie die Schornsteinfeger und waren fix und alle. Sylvie fuhr uns dann nach Trotha, wo wir erst einmal gründlich badeten. Danach fühlten wir uns zwar immer noch groggy, aber wenigstens wieder sauber. Klaus-Peter hat sich an diesem Tag nicht mehr sehen lassen, wohl auch besser für ihn.

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