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Siebzehn

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Neben den großen Dingen, die in diesem Jahr anstanden, galt es auch ganz banale Probleme des Alltags zu lösen. Eines dieser Probleme betraf die Frage: Wie kriegen wir unsere aktuelle Wohnung warm? Denn vor dem Umzug in die Philipp-Müller-Straße stand dort erst noch die Renovierung an und die würde sich vermutlich bis weit ins nächste Frühjahr erstrecken, soviel war mir schnell klar geworden. Und unser erster Winter in Halle stand vor der Tür. In der Übergangszeit hatten Horst und ich uns bislang mit zwei Ölradiatoren beholfen, doch das sollte nicht ganz unproblematisch sein, wie wir bald feststellten.

Eines Abends saßen Horst und ich noch auf ein Bier bei ihm im Zimmer. Seine Stehlampe vermochte den großen Raum nur partiell zu erhellen und so unterhielten wir uns weitestgehend im Dunkeln. Deswegen fiel mir wahrscheinlich irgendwann dieses Leuchten im Zimmer auf. Hoch über der Tür leuchtete im Dunkel des Raumes ein orangefarbenes Licht. Ich hatte da gleich eine ungute Vorahnung, so stand ich auf und näherte mich der Stelle. Über der Tür lag eine offene Verteilerdose in der Wand und daraus kam der Lichtschein. Scheiße, da glühen die Kabel, schoss es mir durch den Kopf.

Schnell war ich an dem Radiator und beugte mich zu dem Thermostat hinunter. Das stand auf Stufe zwei. Und siehe da, als ich den Regler zurück auf Stufe eins drehte, hörte prompt das Leuchten in der Verteilerdose auf. Kaum hatte ich den Regler wieder auf die Zwei gedreht, fing es in der Verteilerdose wieder an zu glühen. Horst kommentierte das Geschehen mit seinem bekannten, aber nun inhaltlich diesmal völlig deplatzierten »Cool«. Puh, das war nicht ungefährlich. Am nächsten Tag besahen wir uns die Angelegenheit einmal bei Tageslicht. Die Verteilerdose war bereits angeschmort und die ehemals stoffummantelten, uralten Kabel lagen blank. Wir beschlossen, die Radiatoren nur noch einzuschalten, wenn wir uns auch im Raum befanden, und sie nur noch auf Stufe eins zu betreiben.

Um die Wohnung zu heizen, wäre es am einfachsten gewesen, sich Kohlen liefern zu lassen, denn Öfen gab es ja. So kannte ich das auch noch aus meiner WG-Zeit in Hannover. Aber welcher Kellerraum gehörte zu uns? Damit fing es ja schon an. Keine Ahnung. Im Keller war sowieso noch keiner von uns gewesen, außer Malte. Dazu kam, dass unsere beiden Mitbewohner kein Geld für Kohle ausgeben wollten, weil sie es wohl auch gar nicht hatten. Horst war ohnehin chronisch knapp bei Kasse und die WG über uns wollte ich mit Kohlen im Keller nun auch nicht in Versuchung bringen, da die auch immer an chronischem Geldmangel litten. So wurde die Möglichkeit einer ganz normalen Bestellung beim Kohlenhandel gedanklich von mir nicht weiter verfolgt.


Da kam dann Malte mit einer Idee.

»Gommt mal mit«, forderte er uns auf und wir folgten ihm daraufhin in den Untergrund des Gebäudes. Glücklicherweise hatten wir Taschenlampen mitgenommen, denn die Beleuchtung im Keller war sehr spartanisch. Viel zu sehen gab es nicht. Rabenschwarze Nacht und altes Gerümpel vor geschwärzten Wänden in uralten Kellerabteilen. Dann zeigte uns Malte auf der linken Seite des Kellers einen Verschlag, ordentlich mit einem Schloss gesichert. Allerdings war die Lattung der Trennwand ziemlich desolat. Und was sahen wir im Schein der Taschenlampe hinter der Trennwand? Einen ganzen Berg Braunkohle.

Da würde er sich hin und wieder mal einen Eimer abfüllen, erklärte Malte verschmitzt und begann bereits, seinen mitgebrachten Eimer zu füllen. Der Keller würde wohl zur Kammer für Außenhandel gehören, die den ersten Stock des Hauses belegt hatte. Eine solche Kammer vermutete man eigentlich eher in einem wohlsituierten Gebäude und nicht in einem solch heruntergekommenen Altbau. Komisch fanden wir das schon mit dieser Kammer.

Keiner von uns hatte bislang gesehen, dass jemand die Räume im ersten Stock betrat oder verließ. Es brannte nie Licht und man hörte nie Geräusche daraus. Wir haben damals angenommen, dass es sich bei der Kammer für Außenhandel um eine Tarnfirma der Stasi handelte. Aber egal, hier gab es Kohlen und scheinbar niemanden, der darüber wachte. Und bei dem großen Berg Kohle fiel der eine oder andere fehlende Eimer in der Dunkelheit des Kellers auch gar nicht auf. So gab es nun doch plötzlich Kohlen. Aber Horst und ich sind nie alleine in diesen Keller hinuntergestiegen. Immer nur gemeinsam. Das war uns doch irgendwie zu gruselig da unten.

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