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Am nächsten Tag ging es dann gleich wieder in die neue Wohnung. Wir haben gefegt und uns alles mal etwas genauer angesehen. Jetzt, so völlig leer, sah man, wie heruntergekommen sie war. Aber auch wie riesig, mit tollen, schönen Räumen, teilweise Eichenparkett und in zwei Zimmern prangte auch noch Stuck an der Decke in knapp drei Meter achtzig Höhe. Das mittlere der drei Zimmer zur Straße besaß dazu noch einen Erker und drei riesige, doppelflügelige Holztüren. Eigentlich eine ehemals hochherrschaftliche Wohnung.

Aber der Lack war schon länger ab. Die Holzfenster befanden sich in schlechtem Zustand, ebenso wie die Elektroinstallation. Auch die Dielenböden wirkten heruntergekommen. Die Wände sahen ähnlich aus. Erste kleine Tests bestätigten unsere Befürchtung, dass beim Abziehen der Tapete auch der Putz gleich mit herunterkam. Die Wohnung verfügte über insgesamt vier Kachelöfen, die mehr oder weniger undicht sein sollten, dazu einen Badeofen. Letzteren hatten wir nicht vor zu nutzen. Aus Erfahrung wusste ich, wie lange es dauerte, bis man mit einem solchen Kohleofen ausreichend warmes Wasser zum Duschen oder Baden erhitzt hatte. Wie ein großer Tauchsieder, nur mit Kohle statt mit Strom betrieben. In meinen allerersten Studententagen, als ich auf einer Matratze in der Küche von zwei Freunden hauste, hatte ich schon einmal die Bekanntschaft mit solch einem Badeofen gemacht. Dies wollte ich jetzt nicht auffrischen. Aber die großen Kachelöfen brauchten wir schon, um die hohen Zimmer warm zu bekommen.

Ja, und die Sanitärinstallation sprach Bände. Das kleine Klo war so eklig, dass ich es am liebsten einfach zugemauert hätte. Die Küche verfügte über eine uralte Spüle, eher einen Spülstein aus Keramik, wo es nur kaltes Wasser gab. Wie sollte es auch anders sein. Als einzige Wärmequelle diente ein alter Gasherd. Im Bad sah der Zustand nicht besser aus: ein schwer lädiertes Waschbecken, eine versiffte Badewanne und der besagte Badeofen. Nee, damit fangen wir nicht wieder an, entschied ich.

Wohl wissend hatten wir auch unseren Nachbarn Eduard mit in die neue Wohnung genommen. Er war ja »Gas-Wasser-Scheiße«-Monteur und kannte sich zusätzlich mit Elektroinstallation aus. Hier musste richtig Hand angelegt werden, wenn wir es uns nett machen wollten. Und das wollten wir. Aber erst mussten wir die Wohnung einmal offiziell übernehmen. Am Tag der Wohnungsübergabe, dem 17. Dezember 1990, trafen Sylvie, Horst und ich pünktlich ein. Wenig später vernahmen wir schwere Schritte auf der Treppe und hörten gleich darauf unsere Frau Kurtz vor der Wohnungstür schnaufen. Die Treppe war nichts für Leute mit Übergewicht. Einen Kollegen hatte sie noch als Schriftführer dabei.

Sie blickte erwartungsvoll in die Wohnung und zeigte sich sichtlich überrascht, auf einen leeren Flur zu treffen. Und erst als sie den Rest sah. Da hatte sie nicht mit gerechnet, dass wir es tatsächlich geschafft hatten, diese vollgemüllte Wohnung leer zu bekommen.

»Nu, wie ham Se das denn jeschafft?«, fragte sie ungläubig. Wie sich herausstellte, war sie fest davon ausgegangen, dass die Wohnung doch mehr oder weniger so vollgerümpelt aussehen würde wie vorher. Und dann hätte sie uns die Wohnung letztlich nicht zu geben brauchen. Das sah nun anders aus. Jetzt kam sie gar nicht darum herum, uns als neue Mieter zu akzeptieren.

Und wir trafen noch eine wichtige Vereinbarung. Die Wohnung bekam den Status einer sogenannten Reko-Wohnung, wobei Reko für Rekonstruktion stand. Nur über diesen Weg konnte sie uns Dreien eine solch riesige Wohnung überlassen. Ich besaß ja nur einen Wohnberechtigungsschein für eine Zweiraumwohnung, nämlich für Sylvie und mich. Und Horst hätte allein sogar wahrscheinlich nur eine Einraumwohnung bekommen. Das mit der Reko hatte noch einen anderen Vorteil. Es war so üblich, dass der Mieter eine solche Wohnung teilweise in Eigenregie »rekonstruierte« und die Materialrechnungen bei der Genossenschaft einreichte. Das Geld erhielt er dann ganz oder teilweise von ihr zurück. Dieses vereinbarten wir nun auch mit Frau Kurtz.

Die Wohnung war besenrein, da gab es nichts dran zu deuteln. So setzten wir unser Treffen im Anschluss in dem Büro von Frau Kurtz fort, mit dem Ergebnis, dass am Ende Sylvie und ich einen Mietvertrag für die Wohnung in der Philipp-Müller-Straße 14 unterschrieben. Der Vertrag begann offiziell zum 1. Januar 1991. Es wurde ein Mietzins von hundertundzwei DM und ein paar Pfennigen vereinbart. Das war für den Osten viel Geld. In Hannover hätte man allerdings, trotz des heruntergekommenen Zustands der Wohnung, über diesen Preis nur gelacht.

Hurra, endlich hatten wir eine eigene Wohnung. Und was für eine. Überglücklich gingen wir nach dem Termin alle drei schön gemeinsam Mittagessen und feierten den Triumph hinterher in unserer Schwarzwohnung, mit Malte und Mia, Eduard, Ralf und noch dem einen oder anderen, der gerade vorbei kam.

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