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Ungezählte Lichtjahre entfernt kreiste der Planet Axarabor um seine Sonne.

Der Hochadmiral empfing den neuen Botschafter der Yroa.

Der Botschafter senkte leicht den haarlosen, blaugrauen Kopf.

“Mein Name ist Fairoglan. Ich wurde nach Axarabor gesandt, um die Interessen der lokalen Yroa-Kolonien zu vertreten.”

“Seien Sie gegrüßt, Botschafter”, sagte der Hochadmiral.

“Es ist mein erster Aufenthalt auf Axarabor - und ich muss sagen, ich bin beeindruckt.”

“Ich bin etwas irritiert”, gestand der Hochadmiral. “Ihr Vorgänger trug denselben Namen wie Sie. Und er sah auch so aus wie Sie...”

“Wir haben einen anderen Begriff von Individualität, als er bei Ihnen üblich ist, Hochadmiral.”

“Ja, ich weiß. Sie handeln mit Gen-Daten, die als allgemeines Zahlungsmittel gelten. Die Yroa gelten als die größten Sammler von Gen-Daten im gesamten... ja man muss ja wohl Multiversum sagen, denn Sie siedeln ja auch in Paralleluniversen.”

“Es trifft zu, was Sie sagen, Hochadmiral.”

“Und Sie vermehren sich üblicherweise durch Klonen.”

“Auch das trifft zu.”

“Was, wenn das keine zu persönliche Frage ist, unterscheidet Sie also Ihrem Vorgänger, Fairoglan?”

“Um ehrlich zu sein: Nicht viel. Ich teile mit meinem Vorgänger die genetische Ausstattung und alle Erinnerungen bis zum Zeitpunkt der Gen-Daten-Abgabe. Von diesem Zeitpunkt an, haben wir uns unterschiedlich entwickelt.”

“Ich habe mit Ihrem Vorgänger auch oft über Persönliches gesprochen”, sagte der Hochadmiral. “Es bietet sich ja einem nicht oft die Gelegenheit, mit jemandem zu sprechen, der bereits parallele Universen bereist hat. Aber für Yroa ist das anscheinend nichts Besonderes.”

“Es spricht nichts dagegen, dass sich das offenbar gute Verhältnis zu meinem Vorgänger mit mir fortsetzt”, erklärte Fairoglan.

“Ihr Vorgänger berichtete davon, wie er mit seinem Klonbruder Shafor durch die Weiten verschiedener Raumzeiten reiste...”

“Diese Erinnerungen teile ich”, bestätigte Fairoglan. “Mein Klonbruder Shafor hatte Zeit seines Lebens eine immense mentale Stärke und eine besonders ausgeprägte Psi-Fähigkeit. Es war schwer für mich, mich gegen ihn zu behaupten. Und wenn wir auf irgendeiner Yroa-Kolonie etwas zu bezahlen hatten, weil das Raumschiff repariert werden musste oder dergleichen, dann wurde zumeist mit meinen Gen-Daten bezahlt.”

“Mit anderen Worten: Sie existieren sehr häufig, Fairoglan.”

“Ich würde sagen: Es existieren relativ viele Yroa-Klone von mir, die alle einen mehr oder minder großen Teil meiner Erinnerungen und meiner Persönlichkeit teilen und mir sehr ähnlich sehen.”

“Und das beunruhigt Sie nicht?”

“Ich weiß, dass ich nicht einmalig bin. Aber das Multiversum ist weitläufig genug, dass wir uns kaum je begegnen.”

“Sie haben auch nie daran gedacht, einen anderen Namen zu tragen?”

“Nein. Wie gesagt, unsere Vorstellungen von dem Begriff Individualität sind etwas anderes, als die Ihren, Hochadmiral. Wobei ich bemerken möchte, dass die Vorstellungen, die in Ihrer Zivilisation dazu kursieren weitgehend auf Illusionen beruhen.”

“Wie meinen Sie das?”

“Auch Sie sind nicht so einzigartig, wie Sie vielleicht glauben. Zumindest, wenn man die Gesamtheit des Multiversums betrachtet.”

Der Hochadmiral schwieg eine Weile. Er hatte die Unterhaltungen mit dem Vorgänger des Botschafters genossen. Und es schien so, als würde sich dies mit seinem Nachfolger fortsetzen.

“Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Hochadmiral?”

“Natürlich dürfen Sie”, versicherte der Hochadmiral.

“Es soll einen bedrohlichen Zwischenfall gegeben haben.”

“So?”

“Es kursieren Gerüchte darüber, dass es es ein Attentat auf den Hochadmiral gegeben haben soll!”

Der Hochadmiral zögerte, ehe er antwortete. Kann ich ihm vertrauen? Das war die unausgesprochene Frage, die im Augenblick unbeantwortet zwischen ihnen stand. Der Yroa musterte den Hochadmiral ruhig. Fairoglans schlanke, humanoide Gestalt stand vollkommen regungslos da. “Wenn die Gerüchte schon bis zu Ihnen vorgedrungen sind, will ich offen zu Ihnen sein, Fairoglan.”

“Wir müssen nicht darüber reden, falls es Ihnen unangenehm sein sollte, Hochadmiral.”

“Sie wissen, was ein Nugrou ist?”, fragte der Hochadmiral.

“Eine Spezies, die in ihrer Grundform amöbenartig aussieht, aber jede Gestalt annehmen kann. Meistens nehmen sie aus praktischen Erwägungen eine quasi-humanoide Körperform an, die aber wenig strukturiert sind. Allerdings können sie die DNA eines anderen Organismus exakt kopieren. Fast exakt, denn den Yora-Messinstrumenten entgeht so etwas auch nicht. Aber auf Ihrem technischen Stand ist ein Unterschied kaum feststellbar.”

“Interessant, dass sie soviel über die Nugrou wissen...”

“In einer der Raumzeiten, die mein Klonbruder Shafor und ich durchreisten, beherrschten die Nugrou ein Sternenreich, das drei Galaxien umfasste. Nicht vergleichbar mit Axarabor, das ist mir schon klar. Aber für die dortigen Verhältnisse galt es als legendäres Riesensternenreich der Vergangenheit...”

“Zwei Nugrou haben die Gestalt wichtiger Berater angenommen, um in meine Nähe zu gelangen.”

“Was ist passiert?”

“Einer konnte getötet werden. Der andere entkam zunächst. Inzwischen habe ich die Meldung erhalten, dass er durch ein Schiff meiner Raumflotte gestellt und vernichtet werden konnte.”

“Ich nehme an, dass der Plan darin bestand, letztlich Sie zu ersetzen, Hochadmiral.”

“Ja, das ist gut möglich.”

“Wissen Sie, wer dahinterstecken könnte?”

“Wir haben das Adakoni-Kartell in Verdacht.”

“Ein kriminelles Syndikat?” Die Mimik Fairoglans veränderte sich auf eine Weise, die der Hochadmiral nur schwer zu interpretieren vermochte. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er so oft mit einem anderen Yroa gleichen namens und gleichen Gesichts gesprochen und dessen Mimik ausgiebig studiert hatte. Verstanden hatte der Hochadmiral diese Mimik nie.

“Wir haben keine weiteren Anhaltspunkte gefunden, die uns Aufschluss gegeben hätten”, erklärte der Hochadmiral dann.

“Jedenfalls freut es mich, zu hören, dass die Gefahr vorerst abgewendet zu sein scheint.”

“Das ist sie. Die Lage ist unter Kontrolle.”

“Dann besteht kein Grund, um die Stabilität des Sternenreichs zu fürchten?”

“Nein.”

“Sie müssen wissen, dass die Stabilität von Axarabor für die Koalition der Yroa-Kolonien ein wichtiger Aspekt der eigenen Sicherheit ist.”

“Ja, das ist mir bewusst. Ihr Vorgänger hat mir diesen Aspekt immer wieder mal erläutert.”

“Gut.”

“Fairoglan, Sie brauchen sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen. Das Sternenreich von Axarabor hat eine so große raumzeitliche Ausdehnung, dass es nicht besiegt werden kann. Es existiert aus sich selbst heraus immer weiter. So unzerstörbar wie die Singularität eines Schwarzen Lochs.”

“Diejenigen, die mich gesandt haben, wird Ihre Einschätzung sicher beruhigen”, gab Fairoglan zurück.

“Axarabor kann nicht fallen.”

“Gewiss, Hochadmiral.”

Aber das haben andere auch schon gedacht!, fügte Fairoglan noch in Gedanken hinzu.

––––––––



ENDE

Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer

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