Читать книгу Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer - Alfred Bekker - Страница 21

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SHEA MCBAIN HATTE DIE Gestalt eines breitschultrigen Mannes. Sein Bart war dunkel. Die Augen wirkten ruhig. Eines war grün, das andere strahlend blau. Das war eine genetische Besonderheit, die damit zu tun hatte, dass bei einem seiner Vorfahren eine damals noch nicht ganz ausgereifte Methode genetischer Optimierung angewendet worden war.

Aber so war das ja meistens.

Nachfolgende Generationen zahlten den Preis für die Fehler ihrer Vorgänger.

Das würde sich vermutlich bis in alle Zukunft so oder so ähnlich wiederholen.

Abgesehen davon, dass Shea McBain einmal eine Mission auf einem Planeten hatte durchführen müssen, deren Bewohner mehrheitlich der Überzeugung waren, dass verschiedenfarbige Augen ein Zeichen für dämonische Besessenheit waren, hatte ihm dieses Erbe kaum irgendwelche Schwierigkeiten bereitet.

Shea McBain gähnte.

Er hatte eine Regenerationsphase hinter sich.

Jetzt betrat er die Brücke seines Raumschiffs.

Eine nackte Frau stand in der Nähe der großen Holoprojektion.

"Wir haben unser Ziel fast erreicht", sagte die Frau. Die Holoprojektion veränderte sich. "Der Hyperraum wurde verlassen. Wir fliegen jetzt im Linearantrieb und werden den Schwarm des Vagabunden in Kürze erreichen." Die Projektion zeigte jetzt den Schwarm, von dem die Rede gewesen war. Er bestand aus Abertausenden von Raumschiffen, Raumstädten, Weltraumhabitaten und Objekten, die Mischung aus all diesen Dingen waren. Dieser Schwarm hatte viele Milliarden Bewohner. Und der sogenannte Vagabund war auch zu sehen.

Das war ein Gasriese, der, ohne Teil eines Sonnensystems zu sein, durch das All vagabundierte. Der Anteil von Helium-3 in seiner Atmosphäre war extrem hoch. Und da Helium-3 wichtig für jegliche Art von Fusionsreaktoren war, konnte es auch niemanden wundern, dass sich all diese Sternenstädte hier angesiedelt hatten.

So hatte der Vagabund zusätzlich zu seinen 110 natürlichen Monden noch all diese ungezählten künstlichen Begleiter. Ein Schwarm eben.

Und genau hier hatte Shea McBain seine Mission zu erfüllen.

Er war beauftragter des Sternenreichs von Axarabor. Und es schien so zu sein, dass seine Mission im Wesentlichen darin bestand, dafür sorgen, dass dieses Sternenreich an seinem äußersten Rand nicht auszufransen begann.

"Dann übernehme ich jetzt die Steuerung", sagte Shea McBain.

Er nahm in dem Schalensitz Platz, der plötzlich aus dem Boden herausgewachsen war. Ein Schalensitz aus purer Formenenergie, der sich seinem Körper perfekt anpassen würde.

"Die Kontrolle über das Schiff liegt jetzt bei dir, Shea", sagte die Frau.

"Ach, noch was."

"Ja?"

"Zieh dir was an."

"Warum?"

"Wir werden gleich über die taktische Vorgehensweise bei unserem Angriff sprechen müssen."

"Gewiss, Shea."

"Dabei könnte ich abgelenkt werden."

Im nächsten Moment trug die Frau ein Gewand, das nur die Augen freiließ. Aber genau genommen war sie keine Frau, auch wenn sie so aussah, sondern der holografische Avatar der Schiffs-KI.

Shea McBain sah sie an.

Und das Augenpaar, das die Vollverschleierung freiließ, erwiderte diesen Blick.

Sie hatte Humor. Das mochte Shea.

"Man kann es auch übertreiben", sagte er.

"Mein Ziel ist es, im Interesse einer möglichst erfolgreichen Mission dafür zu sorgen, dass alle Abläufe so reibungslos wie möglich sind."

Shea grinste. "Schon klar."

Der Beauftragte setzte sich in den Schalensitz.

In seinem blauen Auge veränderte sich jetzt etwas. Ein blassblauer Datenlichtstrahl schoss daraus hervor und traf eine Stelle an der nahen Konsole.

Jetzt war Shea verlinkt.

Der implantierte Erweiterungsspeicher des Gehirns war nun aktiviert.

Shea konnte mit gutem Gewissen sagen, dass er im Vergleich zur Schiffs-KI ein weitaus besserer Pilot war. Und insofern machte es auch Sinn, dass der Beauftragte in kritischen Situationen die Steuerung selbst übernahm. Das auf Quantenbasis funktionierende Erweiterungsimplantat für sein Gehirn war der Schiffs-KI in jeder Hinsicht bei weitem überlegen. Aber trotzdem war Shea jeglicher Hochmut, der sich auf diese unbestreitbare Überlegenheit hätte gründen können, völlig fremd.

Schließlich war er ja kein Maschinenhasser.

Die Anhänger dieser Bewegung wurden in manchen Teilen des Sternenreichs von Axarabor immer stärker.

Shea spürte, wie er eins mit dem Schiff zu werden schien. Ein einziger Gedanke von ihm hätte nun ausgereicht, um dem Flug eine neue Richtung zu geben, zu beschleunigen, abzubremsen oder irgendwo zu landen.

Aber da diese Mission äußerst kritisch war, war es besser, wenn er das selbst tat.

Man konnte nie wissen, wie die andere Seite reagierte.

Und Shea McBain hasste es, sein Schicksal in einer Kampfsituation in die Hände einer KI zu legen, von der er wusste, dass sie ihm nicht ebenbürtig war.

Zumindest, was die rein technischen Daten anging. Shea war in jeder Hinsicht so optimiert, wie es ganz bestimmt nur auf sehr wenige Bewohner des Axarabor-Sternenreichs zutraf. Eine Synthese aus lebendigem und technischem Spitzen-Equipment.

Shea wusste, dass er etwas Besonderes war.

Aber wichtig war nur, dass man das an höherer Stelle auch wusste.

Dass es bei seinen Gegnern hinreichend bekannt wird, dafür würde er schon selbst sorgen. In dieser Hinsicht machte er sich die wenigsten Sorgen.


Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer

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