Читать книгу Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer - Alfred Bekker - Страница 9

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Sein Name war Delroq. Er stammte von einer der Randwelten des Noroofen-Reichs. Dieser Planet war längst von den Hegriv erobert worden. Von der noroofischen Bevölkerung hatte so gut niemand überlebt. Eine von vielen Welten, die dem Imperium in der letzten Zeit verloren gegangen waren.

So lange Delroq sich erinnern konnte, kämpfte er schon gegen die Hegriv.

Die Ehre, die ihm nun zuteil werden sollte, hatte er sich daher seiner Überzeugung nach verdient.

Delroq war zur Hauptwelt des Imperiums beordert worden, um vom einfachen Krieger zum Hüter aufzusteigen.

Darüber, dass er dafür eigentlich nicht begabt genug sein könnte, machte er sich keine Gedanken. Auch nicht darüber, dass seine mentale Präsenz vielleicht nicht ganz so groß war, wie es bei den Hütern vergangener Zeiten der Fall gewesen war.

Aber die Verluste waren hoch.

Auch unter den Hütern der Noroofen.

Irgendwie mussten diese Verluste ausgeglichen werden und ein probates Mittel dafür war die Beförderung und Weihe verdienter Krieger.

Zusammen mit anderen, die an diesem Tag zu Hirten befördert wurden, betrat Delroq die große Halle. Zahllose Noroofen verfolgten die Zeremonie live in der Halle. Milliarden weiterer Noroofen sahen die Übertragung. Auf allen Welten, die dem Noroofen-Reich noch geblieben waren, konnte man dieses Ereignis verfolgen. Es sollte den Noroofen Mut machen.

Wenn sie gewusst hätten, dass das Imperium längst verloren war und selbst die Hohen Sieben nicht mehr daran glaubten, dass man es erhalten konnte...

Wenn sie gewusst hätten, dass sie nicht mehr als Blasterfutter für einen hinhaltenden Widerstand waren, dessen einziges Ziel die Implementierung der Hinterlassenschaft war - und nicht mehr die Erhaltung des Reiches.

Vielleicht ahnte der eine oder andere, wie es wirklich um das Noroofen-Imperium stand.

Aber diese wenigen wollten sich das vielleicht selbst nicht wirklich eingestehen und davon abgesehen herrschte im Noroofen-Reich eine strenge Zensur. Der gegenwärtige Herrscher hätte derartige Äußerungen sofort unterbunden. Von wem auch immer.

Ob er selbst so naiv war, noch an den Sieg gegen die Hegriv zu glauben, wusste niemand so genau. Vielleicht sah er keine andere Möglichkeit, als den Status Quo so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, auch wenn dieser Krieg objektiv aussichtslos war.

Die Hohen Sieben um Ozobeq hatten ihn jedoch in ihren Plan ganz bewusst nicht einbezogen.

Vielleicht hätte er den Plan abgelehnt.

Aber das ganze hatte auch noch einen anderen Hintergrund.

Die Hohen Sieben hatten längst faktisch die Macht übernommen.

Der Krieg hatte das mit sich gebracht.

Macht fiel in erster Linie jenen zu, die noch am ehesten in der Lage waren, irgendwem Schutz zu versprechen.

In dem Neuen Reich, das irgendwann aus der Hinterlassenschaft erwachsen würde, gab es für den Herrscher keinen Platz mehr.

Ozobeq sah für diese Zeit jemand anderen an dessen Stelle.

Ihn selbst.

*



Delroq trat vor, als er schließlich an der Reihe war. Er trug die Nano-Rüstung eines Kriegers, die wesentlich weniger Leistungsfähig als die eines Hirten war. Die Rüstung löste sich in einen Schwarm von insektenartigen Nanoteilchen auf und entschwand dann in den Boden. Der Nanoschwarm seiner neuen Hüter-Rüstung schwebte bereits von der Hallendecke herab. Die Nanoteilchen umschwirrten ihn und bildeten schließlich eine dunklen Schicht, die ihn vollkommen umgab.

>Ich werde dir dienen<, meldete sich das Pseudobewusstsein der Rüstung.

Dieses Pseudobewusstsein war einer der wesentlichen Unterschiede zwischen der Rüstung eines Kriegers und der eines Hirten. Und natürlich auch die zur Verfügung stehende Energie. Selbst Transitionen waren mit dieser Rüstung möglich.

“Von nun an bist du ein Hüter des Noroofen-Reichs”, sagte Ozobeq. Er sprach nicht nur auf akustische Weise (was er ohnehin selten tat), sondern begleitete seine Worte mit einem Gedankenstrom und seiner eindrucksvollen Präsenz.

“Du wirst alles versuchen, um den Feind aufzuhalten, Delroq.”

“Das werde ich”, versprach Delroq.

“Du wirst die Geheimnisse der Hüter wahren und nichts von dem nach außen dringen lassen, was nicht dazu bestimmt ist.”

“Ich werde die Geheimnisse wahren”, versprach Delroq.

Neben Ozobeq stand Oziroona, seine Gefährtin. Auf der anderen Seite der Herrscher, der zum Schluss noch die eigentliche Weiheformel aussprach.

Jeder, der es spüren will, kann es bemerken, dachte Delroq. Der Herrscher hat nicht einmal den Bruchteil der Präsenz, die Ozobeq ausstrahlt!

*



Delroq kommandierte von nun an einen Verband von Raubvogelschiffen. Im Laufe der Zeit wurde der Verband immer kleiner. Die Angriffe der dreizackförmigen Kriegsraumer der vielbeinigen Hegriv wurden immer häufiger und heftiger.

Immer öfter traf man jetzt auf ihre sogenannten Stöcke, in denen ihre Brut heranwuchs und von denen immer neue Angriffswellen ausgingen. Ein Hegriv-Stock glich einer gigantischen Raumstation, die nur einem einzigen Zweck diente: der Aufzucht des Nachwuchses. In gigantischen Raumwerften wurden im gleichen Tempo große Flotten von Dreizack-Raumschiffen gefertigt. Die Kapazitäten dieser Anlagen schienen keine Grenzen zu kennen.

Schon jetzt waren die Hegriv den Noroofen um ein Vielfaches überlegen.

Und die Waage würde sich weiter zu ihren Gunsten senken.

Das schien unvermeidlich zu sein.


Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer

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