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SHEA LENKTE SEIN SCHIFF geradewegs in den Schwarm hinein, dieses unübersichtliche Gewimmel aus Abertausenden von raumtauglichen Vehikeln und Habitaten.

Er sandte das Identifikationssignal des Hochadmirals von Axarabor.

Dieser Autorität hatte sich der Schwarm des Vagabunden bisher immer unterworfen.

Bisher ...

Mit einer Ausnahme.

"Uns erreicht eine Nachricht der Schwarmverwaltung", meldete die Schiffs-KI. Ihr Avatar hatte immer noch die Gestalt eines grimmigen Cyborg-Kriegers.

"Sprich du mit denen", sagte Shea.

"Sie wünschen mit dem Kommandanten der Mission zu sprechen."

"Der hat jetzt Wichtigeres zu tun. Und im Übrigen ..."

"... möchtest du, dass ich eine diplomatisch kompatiblere Gestalt annehme?"

"Wäre nicht schlecht."

"Gut."

"Aber was ich noch sagen wollte: Richte der anderen Seite aus, dass sie mir vermutlich auch nur ein AKIS als Gesprächspartner anbieten. Also ist es gerechtfertigt, wenn ich das auch tue."

AKIS war die Abkürzung für "Autonomes KI-System".

Dabei war der Begriff Autonomie allerdings ein dehnbarer Begriff.

AKIS war nicht gleich AKIS.

Aber es kam häufig genug vor, dass man ein AKIS nicht von einer natürlichen Person unterscheiden konnte. Und vielleicht bestand da letztlich auch auch gar kein klarer Unterschied.

Aber das waren Fragen, über die Shea McBain jetzt nicht weiter nachdenken wollte.

Er musste sich konzentrieren.

Die Mission war heikel.

Der Holo-Avatar der Schiffs-KI hatte unterdessen die Gestalt einer adrett gekleideten Frau angenommen. So wirkte sie diplomatisch korrekt.

Auf einem Bildschirm erschien zunächst ein Symbol der Verwaltung des Vagabunden-Schwarms, dann das Gesicht und der Oberkörper einer ebenso adrett gekleideten Frau.

Wahrscheinlich auch ein AKIS.

Aber es gab leider bei den fortgeschritteneren KI-Systemen keinen Algorithmus, der dies mit hinreichend großer Sicherheit diagnostizieren konnte. Es war einfach unmöglich.

Shea McBain hingegen verließ sich in solchen Dingen einfach auf seinen Instinkt.

In diesem Fall legte er sich fest.

Über den telepathischen Emitter seiner Implantate sandte er der Schiffs-KI eine entsprechende Einschätzung. Kurz, knapp und vermutlich zutreffend.

>Roboter. Mit Sicherheit!<, lautete die Botschaft.

>Algorithmische Einschätzung nicht eindeutig möglich.<

>Tja, da hat der Mensch der Maschine etwas voraus.<

>Die Rechnerfähigkeiten deiner Implantate übersteigen die meinen. Insofern ist dies ohnehin ein unfairer Wettbewerb, sollte es denn überhaupt einer sein!<

>Ach, komm schon!<

>Du bezeichnest dich als Mensch. Aber in Wahrheit bist du mehr Computer als ich.<

Aus irgendeinem Grund gefiel es Shea McBain nicht, was über den telepathischen Datenstrom in sein Hirn gelangte. >Konzentrieren wir uns auf die Mission.<

Shea McBain ließ vor seinem INNEREN AUGE (so nannte er selbst die Datenschnittstelle, die er in diesem Fall benutzte) eine Suche ablaufen.

>Suche Gehirnmuster und Zugangscodes der Implantat-Erweiterungen von Arc Wegu, Lord Manager von Acan<, erreichte Shea die dazugehörige Information. >Codes aktiv. Übernahme möglich, sobald Kontakt hergestellt wurde.<

>Warum ist bisher kein Kontakt hergestellt worden?<, wollte Shea wissen.

>Zielobjekt wird noch durch den Vagabunden verdeckt. Sollen wir warten?<

>Nein, ich werde den Kurs ändern und in eine Position gehen, die einen schnelleren Zugriff erlaubt<, erwiderte Shea mit einem Gedankenstrom.

Das KI-System des Schiffs meldete sich.

Mit akustisch hörbarer Stimme.

Das bedeutete, dass es wichtig war.

"Shea, wir haben ein Problem: Die Schwarm-Verwaltung erkennt unsere Autorität nicht an und fordert uns auf, das Gebiet um den Vagabunden zu verlassen", erklärte die KI.

Shea sah den Avatar an.

Das weibliche Gesicht war der Situation gemäß hinreichend besorgt.

"Damit war irgendwann zu rechnen."

"Offenbar glaubt man auf der anderen Seite tatsächlich, damit durchkommen zu können."

"Aber nicht mit mir", warf Shea McBain ein.

"Uns wurde dringend geraten, das Manöver abzubrechen und eine Mindestdistanz vom Vagabunden-Schwarm einzuhalten."

"Das werden wir ignorieren."

"Wir werden mit Kampfhandlungen rechnen müssen, Shea."

"Kampfhandlungen?" Shea lachte auf. Gleichzeitig kontrollierte er über sein INNERES AUGE den Verlauf der Suche, die er in Auftrag gegeben hatte. "Wer sollte denn für den Schwarm kämpfen? Oder gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse darüber, dass der Schwarm neuerdings eine Raumflotte unterhält."

"Der Schwarm unterhält seit jeher Sicherheitskräfte, Shea."

"Ich weiß. Aber die sind kein Gegner für uns. Und der Schwarm beziehungsweise seine Administratoren wissen das."

"Möglicherweise sind unsere diesbezüglichen Fakten nicht mehr auf dem neuesten Stand", sagte die Schiffs-KI. "Es ist schließlich schon eine ganze Weile her, dass hier ein Vertreter der Zentralgewalt mal nach dem Rechten gesehen hat."

Shea McBain nickte leicht.

"Ja, vielleicht etwas zu lange, wenn du mich fragst."

"Ich nehme nicht an, dass diese Bemerkung so gemeint war, dass du jetzt tatsächlich genauere Angaben darüber zur Verfügung gestellt haben möchtest, wann welche Beauftragten der Zentralgewalt hier gewesen sind?"

"Nein. Das ist im Moment nicht vonnöten", entschied Shea.

"Uns erreicht ein Funkspruch der Schwarm-Administration", meldete die Schiffs-KI.

"Schon wieder?"

"Es ist der Hauptadministrator. Und er möchte dich sprechen, Shea. Dich persönlich."

Shea seufzte. "Na gut", sagte er. "Auf den Holoschirm mit ihm."

"Nicht ins INNERE AUGE?"

"Das wäre mir zu ... nahe."

"Wenn du das sagst."

"Ich sage es."

"Das bedeutet nicht, dass deine Worte für mich irgendeinen Sinn ergeben, Shea. Dein INNERES AUGE und der Holoschirm sind nur zwei verschiedene Zugriffsmöglichkeiten für denselben Datenbestand."

"Vergiss es einfach."


Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer

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