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SHEA MCBAIN HATTE SICH der Weltraumstadt Acan in einem gewagten Zickzackkurs genähert.

Die Flotte der Verteidiger reagierte darauf und nahm eine neue Formation ein. Immer eine größere und ein Dutzend kleinere Einheiten bildeten dabei einen klar erkennbaren Verband.

"Selbst die stärkste Flotte des bekannten Universums könnte nicht verhindern, dass ich mein Ziel erreiche", sagte Shea McBain.

"Darf man erfahren, was dein Plan ist?", fragte die KI.

"Du könntest es selbst erraten und damit beweisen, dass du lernfähig bist", lächelte Shea McBain.

Der Avatar der KI erwiderte das Lächeln auf eine kühle, zurückhaltende Art. "Die mir zur Verfügung stehenden Daten deuten darauf hin, dass du den Hyperraumantrieb dazu benutzen wirst, in die Weltraumstadt einzudringen. Dafür spricht die Aktivierung der entsprechenden Teilsysteme und der zugehörigen Energieressourcen."

"Eine gute Analyse", lobte Shea McBain.

"Ich darf darauf hinweisen, dass eine direkte Materialisierung aus dem Hyperraum innerhalb der Weltraumstadt erhebliche Risiken birgt und zur Vernichtung des Schiffs führen kann."

"Jede taktische Option hat in diesem Stadium der Mission erhebliche Risiken", hielt Shea McBain ihr entgegen.

"Wenn ich direkt aus dem Hyperraum inmitten der Weltraumstadt materialisiere, kommt es zu einer abrupten Materie-Verdrängung."

"Du hast >ich< gesagt. Nicht >das Schiff<", stellte Shea McBain fest.

"Ich bin das Schiff", sagte die KI.

"Nun ..."

"Wenn Materie, z.b. Atemluft, durch einen aus dem Hyperraum materialisierendes Objekt verdrängt wird, könnte es zu einer Explosion kommen, die zwar die Weltraumstadt vernichtet, uns aber ebenfalls. Der Effekt ist vergleichbar mit einem schnell eindringenden Wuchtgeschoss dessen Dichte üblicherweise höher ist, als die der verdrängten Materie. Ein physikalisch gut vorhersagbares Phänomen, sofern die Ausgangsdaten bekannt sind."

"Du hältst es tatsächlich für möglich, dass ich unsere eigene Vernichtung in Kauf nehme?", wunderte sich Shea McBain mit einem leicht spöttischen Unterton.

Das ebenmäßige Gesicht des KI-Avatars veränderte sich leicht. Eine Augenbraue hob sich.

"Eigentlich halte ich das für unmöglich", sagte die KI.

"Wenn du es für unmöglich hältst, wird die andere Seite es auch für unmöglich halten."

"Und genau deswegen wirst du es trotzdem tun? Um die andere Seite zu verblüffen?"

"Genau", bestätigte Shea McBain.

"Es bleibt das Problem der eigenen Vernichtung", gab die KI zu bedenken.

"Dafür habe ich eine Lösung", erklärte Shea.

"Und die wäre?"

"Lass dich überraschen."

"Du willst meine Fähigkeiten der Analyse auf die Probe stellen."

"Möglich."

"Und du scheinst der Ansicht zu sein, dass du auf meine Hilfe bei der Durchführung dieser Operation nicht angewiesen bist. Denn andernfalls würdest du mich über deinen Plan informieren."

"Das klingt etwas beleidigt", meinte Shea McBain.

"Ich darf dir versichern, dass derartige Emotionen während der Durchführung einer Mission keine Rolle spielen. Das würde nicht meiner Programmierung entsprechen."

Shea McBain zuckte mit den Schultern.

"Dann ist es ja gut."

"Shea?"

"Ja?"

"Über eine Sache müssen wir noch sprechen."

"Worüber?"

"Ich habe Anzeichen dafür, dass Lord Manager Arc Wegu vielleicht noch existiert. Es gibt ein kurzes Zeitintervall, innerhalb dessen unsere Sensoren-Biozeichen registriert haben, die von Arc Wegu stammen könnten."

"Seine Vernichtung wurde bestätigt", erinnerte Shea McBain.

"Die Vernichtung seiner Implantate wurde bestätigt", kritisierte die KI.

"Und die Implantate haben kurz zuvor die Beendigung sämtlicher vitalen Funktionen seines Körpers registriert. Wir können davon ausgehen, dass diese Informationen zuverlässig war. Die uns bekannten Daten deuten außerdem darauf hin, dass Arc Wegu von einem seiner eigenen Leute mit einem Energieschuss getötet wurde, um eine Systemübernahme durch unser Schadprogramm zu verhindern."

"Wir wissen, dass man auf Acan in der Lage ist, Bewusstseinsinhalte und Erinnerungen nach dem physischen Tod eines biologischen Organismus zu sichern und in einen Klon zu transferieren. Und es gibt zuverlässige Informationen darüber, dass dies mit dem Lord Manager in der Vergangenheit schon unzählige Male geschehen ist. In gewisser Weise ist er dadurch unsterblich."

"Selbst wenn das geschehen wäre, wofür es keinen Anhaltspunkt gibt, dann müssten wir die Implantate des Lord Managers anpeilen können. Die könnte man niemals verbergen, denn ihre Signaturen sind sehr typisch. Aber ohne Implantate wäre auch ein Klon des Lord Managers nicht mehr derselbe."

"Ich wage keine Schlussfolgerung", sagte die KI. "Ich weise nur auf die für einen kurzen Zeitraum aufgezeichneten verdächtigen Sensoren-Daten hin."

"Rein biologisch basierte Daten."

Der Avatar nickte. "Biozeichen", bestätigte die KI.

"Also keine Speichersignatur eines Implantats?"

"Nein."

"Dann können wir diese verdächtigen Biozeichen vernachlässigen."


Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer

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